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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2002

Alte Geschichte
Mittelalterliche Geschichte
Geschichte der Frühen Neuzeit
Neuere Geschichte (langes 19. Jh.)
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Zeitgeschichte
Europäische Geschichte
Außereuropäische Geschichte
Offene Kategorie
Nationalismus und Ethnizität
Thematischer Schwerpunkt 2004
Publikumspreis

Publikumspreis

1. Rang (65 Punkte, 16 Voten)

Wildt, Michael: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamts. Hamburg: Hamburger Edition 2002.

Bereits der Titel von Michael Wildts Buch lässt aufmerken, denn "Generation des Unbedingten" ist weder eingängig noch leicht verständlich. Gleichwohl versteckt sich hinter der sperrigen Wortschöpfung eine Studie, die ihres Gleichen sucht. Auf über 900 Seiten zeichnet der Autor ein faktenreiches, komprimiertes aber trotzdem jederzeit vorzüglich lesbares Bild einer Generation, die sich "unbedingt" in den Dienst der Sache des Reichssicherheitshauptamtes und damit der Judenvernichtung stellte. Susanne Benöhr-Laqueur für H-Soz-Kult

Michael Wildt hat ein Werk geschaffen, das Maßstäbe setzt und dem man wünscht, daß es eine breite Leserschaft finden möge. Susanne Benöhr-Laqueur


 

1. Rang (65 Punkte, 20 Voten)

Reichardt, Sven: Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Squadrismus und in der deutschen SA. Köln [u.a.]: Böhlau Verlag 2002.

Die Lektüre des Buches lohnt sich nicht nur für diejenigen, die sich für eine kulturgeschichtlich argumentierende Analyse von Faschismus und Nationalsozialismus interessieren, sondern vor allem auch für diejenigen, die neue methodische Wege für den Vergleich suchen. Sven Reichardt hat den "Königsweg" souverän beschritten. Complimenti! Charlotte Tacke für H-Soz-Kult


 

3. Rang (46 Punkte, 13 Voten)

Gugerli, David; Speich, Daniel: Topografien der Nation. Politik, kartografische Ordnung und Landschaft im 19. Jahrhundert. Zürich: Chronos-Verl. 2002.

David Gugerli und Daniel Speich leisten einen bedeutenden Beitrag zu einer zur politischen Gesellschaftsgeschichte erweiterten Kartografiegeschichte. Zugleich ergibt sich daraus eine kartographiegeschichtliche Bereicherung der Nationalismusforschung. Nicht zuletzt durch die Selbstverortung der Rezipienten tritt die nationale Landkarte als ein Medium, und im Wortsinn als Unterlage des eigentlich Unfassbaren der imaginierten Gemeinschaft hervor. Eine solche komplexe „Topografie der Nation“ ermittelt zu haben, verdankt sich dem intensiven Quellenstudium wie der hohen Theoriefreude der Autoren gleichermaßen. Markus Kirchhoff für H-Soz-Kult

Gugerli und Speich sind auf der Reise in die Region, wo sich Geistesgeschichte und Naturwissenschaften begegnen. Ein im deutschen Sprachraum selten bereistes Gebiet. http://www.taz.de/pt/2002/11/12/a0162.nf/text.name,askD...n,0


 

4. Rang (44 Punkte, 10 Voten)

Rebenich, Stefan: Theodor Mommsen. Eine Biographie. München: Beck 2002.

Rebenich ist auf kleinem Raum gelungen, was eine 4 bändige, zwischen 1959 und 1980 erschienene Mommsen-Biographie nicht zustande gebracht hat. Das Buch darf getrost als ein großer wissenschaftsgeschichtlicher und biographischer Wurf gelten. Peter Funke

Wer ältere biographische Versuche zu Theodor Mommsen kennt, weiß, wie schwierig es ist, dieser schillernden Persönlichkeit auch nur annähernd gerecht zu werden. Dem Autor ist es gelungen, Mommsen als Produkt sowie als wichtigen Impulsgeber des Wissenschaftsbetriebes in der 2. Hälfte des 19. Jh. zu beschreiben. Mischa Meier

Rebenichs Buch ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie man eine Gelehrtenbiographie als spannend und vergnüglich zu lesenden Beitrag zur Kulturgeschichte des deutschen Bürgertums schreiben kann. Wilfried Nippel

Insgesamt setzt Rebenichs Biographie der Ikone der deutschen Gelehrtenrepublik ein würdiges Denkmal, und was vielleicht wichtiger ist, sie bietet eine ausgezeichnete Grundlage, um sich mit Mommsens erstaunlichem Lebenswerk im folgenden Gedächtnisjahr zu seinem hundertsten Todestag noch einmal kritisch auseinanderzusetzen. Guido O. Kirner für H-Soz-Kult


 

5. Rang (42 Punkte, 10 Voten)

Daston, Lorraine; Park, Katharine: Wunder und die Ordnung der Natur. 1150-1750. Berlin: Eichborn 2002.

Seien es nun die vierköpfigen Kälber aus der frühneuzeitlichen Prodigienliteratur, die Schwefelquellen, die toskanische Ärzte im 16. Jahrhundert entdeckten, oder die "Affenmenschen", welche die Jahrmarktbesucher des 18. Jahrhunderts belustigten: Die Objekte wie der Gestus des Betrachtens respektive Erforschens veränderten sich und damit die Vorstellung von dem, was als Wunder galt. Damit nicht genug, liefert Dastons und Parks "Wunder und die Ordnung der Natur 1150-1750" auch eine Geschichte der Naturwissenschaften. Schließlich markieren die sich verschiebenden Grenzen zwischen dem, was als natürlich gilt und was nicht, den Raum, den die Naturwissenschaft als ihren Forschungsgegenstand begriff. Daß Daston und Park überdies den sich wandelnden Habitus des Gelehrten rekonstruieren, ist ein weiterer Gewinn. Dieser wird nur dadurch geschmälert, daß in der Untersuchung neben Texten der klassischen Wissenschaftsgeschichte nicht auch andere Wissensfelder wie z.B. Mirakelberichte berücksichtigt wurden. Rebekka Habermas

[..] Daston und Park entzaubern die lineare Erzählung von der zunehmenden Entzauberung der Welt, indem sie etwa den frappierend kaltblütigen "Empirismus" des 13. Jahrhunderts gegen die "Wundergläubigkeit" des 17. ausspielen. Zudem führen sie in Wunderwelten ein, die gleich Wunderkammern alle Ordnungen des Natürlichen als höchst wunderliche Konstruktionen entlarven. Damit liefern sie gleichsam den vielleicht gelehrtesten, in jedem Fall einen der spannendsten Kommentare zu aktuellen Debatten über den Status von Naturwissenschaften. http://www.taz.de/pt/2003/02/18/a0201.nf/textdruck