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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2003

Alte Geschichte
Mittelalterliche Geschichte
Geschichte der Frühen Neuzeit
Neuere Geschichte (langes 19. Jh.)
Neueste Geschichte
Zeitgeschichte
Europäische Geschichte
Außereuropäische Geschichte
Offene Kategorie
Religion und Gesellschaft
World history
Thematischer Schwerpunkt 2005
Publikumspreis

Europäische Geschichte

1. Rang (36 Punkte, 9 Voten)

Raphael, Lutz: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart. München 2003.

Es ist ein wichtiger Impuls, die "moderne" Geschichtswissenschaft als internationales Projekt zu beschreiben, das zwar ein "westliches Modell" globalisiert, heute aber mit neuen politischen und kulturellen Erfahrungen auf uns zurückkommt. Die "neue Kulturgeschichte", die heute betrieben wird, ist in ihren leitenden Forschungsmotiven, -fragestellungen und -methoden internationalisiert, ob sie davon weiß oder nicht. Zwar gibt es keine imperiale Supertheorie mehr, deren Annahme schon das akademische Erfolgskalkül gebietet. Dennoch antwortet die Diskursgeschichte des Faches auf kollektive und globale Erfahrungen. Raphael schreibt zwar keine Paradigmengeschichte historiografischer Supertheorien, lässt aber eine kleine Mentalitätsgeschichte des Faches anklingen, die Internationalisierung im Rücken der Akteure entdeckt. Reinhard Mehring für H-Soz-Kult

Dieses kleine Buch bietet eine bislang einzigartige Überblicksdarstellung, die allen Studierenden und Geschichtsinteressierten nur empfohlen werden kann. Wer sich rasch über die Entwicklung neuer Tendenzen und Methoden in der internationalen Geschichtswissenschaft informieren will, bekommt hier einen ausgezeichneten, problemorientierten Einstieg. http://www.zeit.de/2003/51/P-Raphael

In seinem besonnenen Revisionismus ragt dieses Buch deutlich aus der Menge der Konkurrenten hervor. Es informiert zuverlässig über den Konsens der Forschung (soweit es ihn beziehungsweise sie gibt) oder sagt zumindest, wo die Gräben zwischen den Parteien verlaufen. Es verzichtet auf lautes Gesinnungspathos und komprimiert seine vielen, komplexen Informationen so klug, daß dennoch kaum Verkürzungen entstehen. Gerade Studierenden kann man es als ein gleichrangiges Pendant zu Georg G. Iggers' "Historiography in the Twentieth Century" (1997) empfehlen, dem bislang besten Überblick dieser Art.
Gerrit Walther in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.11.2003, Nr. 256 / Seite L10


 

2. Rang (34 Punkte, 7 Voten)

Mitterauer, Michael: Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs. München 2003.

Wer immer den Titel dieses Buches ersonnen hat, dem ist ein Treffer geglückt. Europa, die Sonderwegdebatte und sogar das Mittelalter als (Umfragen zufolge) populärste Geschichtsepoche überhaupt: All das, so verheißt C.H. Beck, findet man in dem neuen Buch des soeben emeritierten Wiener Sozialhistorikers Michael Mitterauer. Dies sei mit allem Respekt gesagt, denn „Warum Europa?“ ist gewiss unter den wichtigsten Fragen, die zu beantworten in die Kompetenz von Historikern fällt. Und Berufshistoriker, die wichtige Fragen stellen, sind nicht eben zahlreich in einer Zeit besorgter Verschanzung in den Forts des Spezialistentums, wartend auf die Barbaren. Jan Rüdiger für H-Soz-Kult

Welcher Historiker hätte schon Europas grandiosen Aufstieg und seine technischen Revolutionen an "Roggen und Hafer", die Grundnahrungsmittel für Mensch und Pferd seit dem früheren Mittelalter, rückgekoppelt? Welcher Chinas seit derselben Epoche einsetzende Rückschrittlichkeit an seinen so erfolgreichen Reisanbau? Reis statt Roggen bedeutete eine kulturelle Weichenstellung, deren Folgen heute weltweit und auf vielen Ebenen, nicht zuletzt in der Politik, zu greifen sind. Mitterauer lehrt selbst den erfahrenen Historiker sehen. "Warum Europa?" wird auf diese Weise ein Buch, das weit über Europa hinaus Grundprobleme der Globalisierung erörtert; und manch ein Politiker von heute wäre klug beraten, dieses Buch zur Hand zu nehmen und es gründlich zu studieren.
Johannes Fried in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.06.2003, Nr. 148 / Seite 39


 

3. Rang (27 Punkte, 5 Voten)

Frevert, Ute (Hg.): Vertrauen. Historische Annäherungen. Göttingen 2003.

Der Band folgt der von Ute Frevert anderswo formulierten Forderung, Vertrauen als historische Kategorie in ihrer zeitlichen, räumlichen und gesellschaftlichen Bestimmtheit sichtbar zu machen. Kein Lehr- oder Handbuch, eher Bericht über ein Projekt, Dokumentation im Sinne von work in progress. Anregende Lektüren vor allem für werdende Politologen, Historiker, Sozial- und Kulturwissenschaftler. Auch für ein breiteres Publikum, das sich von monografischer Diskursstrenge weniger angezogen fühlt und das darauf neugierig ist, ein für gewöhnlich eher der Privatheit und der Intimität zugeordnetes Phänomen als Agens in vielgestaltigen sozialen, politischen, gesellschaftlichen Prozessen zu sehen. Manfred Schluchter für H-Soz-Kult


 

4. Rang (26 Punkte, 5 Voten)

Baberowski, Jörg: Der Feind ist überall. Stalinismus im Kaukasus. München 2003.

Vor fünf Jahren hat Jörg Baberowski einen vielbeachteten Artikel publiziert, in dem er einen grundlegenden Wandel seiner Teildisziplin einforderte, um die Osteuropa-Historie aus ihrem Randdasein zu befreien. In seiner Habilitationsschrift hat er seine Ansprüche eindrucksvoll eingelöst. Sie ist nicht nur für die Stalinismus-Forschung ein Meilenstein, denn sie weist Wege, wie sich von Themen her, die den meisten Allgemeinhistorikern als peripher erscheinen mögen, mittels intensiver Archivrecherchen und einer produktiven Theoriediskussion Geschichte neu schreiben läßt. Klaus Gestwa

Die Historiografie über den Stalinismus hat bereits jetzt eine kaum noch zu übersehende Dimension angenommen. Baberowskis Arbeit gebührt aber eine Ausnahmestellung. Es ist eine aus den Quellen gearbeitete Grundlagenforschung, und dies ist vor allem zu würdigen. Auch ist es nicht üblich, dass sich ein Russlandhistoriker mit der Geschichte eines nichtrussischen Volkes des Russischen Reiches/der Sowjetunion beschäftigt, woran es anderen Forschern mangelte, war sicherlich nicht das Interesse, wohl aber an Sprachkenntnissen. Lothar Kölm für H-Soz-Kult


 

4. Rang (26 Punkte, 7 Voten)

Eley, Geoff: Forging Democracy. The History of the Left in Europe, 1850-2000. Oxford 2002.

Geoff Eley's admirable tome on the history of the European Left since 1850 is not easy to categorize. Although the book's coverage is comprehensive and its approach systematic and chronological, it cannot be accurately labeled as a textbook. The narrative assumes a great deal of previous knowledge, and the uninitiated would have a difficult time sorting through the bounty of ideas suffusing Eley's account of the rise and fall of European socialism. More aptly, the book can be described as an interconnected series of extended historical essays that are lucid, erudite, and provocative. http://www.historycooperative.org/journals/ahr/108.3/br...html