Abonnement | Beitrag einreichen | Impressum
deutsch | english | français
H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2008

Alte Geschichte
Mittelalterliche Geschichte
Geschichte der Frühen Neuzeit
Neuere Geschichte (langes 19. Jh.)
Neueste Geschichte
Zeitgeschichte
Europäische Geschichte
Außereuropäische Geschichte
Lehrbücher / Überblicksdarstellungen
Offene Kategorie
Political History in Cultural Perspective / Kulturgeschichte des Politischen / neue Politikgeschichte
Thematischer Schwerpunkt 2009
Publikumspreis

Alte Geschichte

Essay von Udo Hartmann für H-Soz-Kult

1. Rang

Diefenbach, Steffen: Römische Erinnerungsräume. Heiligenmemoria und kollektive Identitäten im Rom des 3. bis 5. Jahrhunderts n. Chr. Berlin [u.a.] 2007.

Diefenbach gelingt es, die in der Alten Geschichte seit mittlerweile fast zwei Jahrzehnten präsente Thematik „Erinnerung und kollektive Identitäten“ auch für seine Untersuchung des Heiligenkultes fruchtbar zu machen. Er trägt die Leitfragen der Erinnerungsforschung an bislang unter diesem Aspekt nicht analysierte Quellen heran und tut mit der Untersuchung der christlichen Sakraltopographie im spätantiken Rom neue und bisher nicht untersuchte Orte der Identitätsstiftung auf, an denen die bekannten Kausalbeziehungen nachgewiesen werden können. Die Entwicklungen und Strukturen der christlichen Totenkommemoration werden gut begründet an ausgewählten Beispielen aufgezeigt. Die Betrachtung des Heiligengedenkens aus ganz verschiedenen Perspektiven, die bislang weniger im Fokus althistorischer Forschung standen, gibt den Blick frei auf spannende und die Forschung weiterführende Facetten der Thematik. […] Die Stärken der Arbeit liegen in einer sorgsamen methodischen Grundlegung, der auf hohem Reflektionsniveau erfolgten Verortung des eigenen Ansatzes in der kulturwissenschaftlichen und mediävistischen Erinnerungsforschung und einer detailreichen und tiefgehenden Darstellungsweise mit großer Überzeugungskraft. Monika Schuol für H-Soz-Kult


2. Rang

Drinkwater, John F.: The Alamanni and Rome 213 - 496 (Caracalla to Clovis). Oxford [u.a.] 2007.

Dies schmälert jedoch nicht das Verdienst Drinkwaters, nicht nur für den englischsprachigen Raum ein Standardwerk geschaffen zu haben, das bei aller Informationsfülle flüssig zu lesen ist und durch die neue Sicht auf spätrömische Barbaren weit über die eigentliche Alemannenforschung hinaus Akzente setzen wird. Dass dennoch erstaunlich unklar bleibt, wer die Alemannen eigentlich waren, liegt keineswegs an der beachtenswerten Leistung des Autors, sondern an den schütteren Informationen der Quellen, die nur durch neue archäologische Forschungen zur Entwicklung Südwestdeutschlands im 3.–5. Jahrhundert bereichert werden können. Philipp von Rummel für H-Soz-Kult

In conclusion, Drinkwaters' book immediately takes its place as one of the most focused and detailed analyses of the Alamanni in existence, certainly the best available in English. With regard to the broader applicability of the paradigm illustrated for the Alamanni as a case-study in the workings of the Roman frontier, the findings of future studies on other frontier peoples will be crucial. In the meanwhile, Drinkwaters has given anyone contemplating such an undertaking a valuable point of departure, and a laudable example to follow.
Hendrik Dey (Bryn Mawr Classical Review, 2007.06.24)
http://ccat.sas.upenn.edu/bmcr/2007/2007-06-24.html

Mit seiner ebenso umfangreichen wie beachtenswerten Studie, die zudem sehr viele archäologische Neuentdeckungen der letzten Jahre berücksichtigt, hat Drinkwater für die englischsprachige Forschung für die kommenden Jahrzehnte zweifellos "das" grundlegende Werk zur Frühgeschichte der Alamannen vorgelegt.
Marcus Reuter (plekos, 28.04.2008)
http://www.plekos.uni-muenchen.de/2008/r-drinkwater.pdf


3. Rang

Weber, Gregor (Hg.): Kulturgeschichte des Hellenismus. Von Alexander dem Großen bis Kleopatra. Stuttgart 2007.

Wenn der Verleger eines Hauses wie Klett-Cotta das Fehlen einer Kulturgeschichte des Hellenismus auf dem deutschsprachigen Markt bemängelt[1], darf man von ihm eine Initiative erwarten. Michael Klett hat diese Initiative ergriffen und den hier zu besprechenden Band angeregt, der unter Federführung von Gregor Weber aus einem Augsburger Kolloquium vom Februar 2006 hervorgegangen ist. Es sei vorab bemerkt, dass die Publikation dem Anspruch einer "modernen Kulturgeschichte des Hellenismus" (S. 495) in vollem Umfang gerecht wird. […] Indem er sich Fragen wie diese erlaubt und auf eine Vielzahl weiterer Fragen glänzende Antworten gibt, zeigt der vorliegende, verdienstvolle Band – und dessen ist sich Gregor Weber in seinem Schlusswort bewusst – das große Potential auf, das in neuen Herangehensweisen an bekanntes Material liegt. Eike Faber für H-Soz-Kult


4. Rang

Erdkamp, Paul (Hg.): A companion to the Roman army. Malden, Mass. [u.a.] 2007.

Kaum ein Themenbereich der antiken Welt erfreut sich seit Jahrzehnten eines derart breiten und ungebrochenen Interesses wie die Beschäftigung mit der römischen Armee. Unter der Vielzahl an Publikationen sticht das unlängst in der Reihe der „Blackwell Companions to the Ancient World“ erschienene „A Companion to the Roman Army“ heraus. Um es gleich vorweg zu nehmen: Hier gelingt das Meisterstück, die Geschichte der römischen Armee samt der mit ihr verbunden sozio-politischen Aspekte und religiösen Facetten in eine Publikation zu integrieren, die den Balanceakt zwischen Faktenfülle einerseits und praktischer Lesbarkeit anderseits ohne eine inhaltliche Verwässerung schafft, welche sich leider all zu oft in Gesamtdarstellungen mit einer zu geringen Beachtung der einzelnen Entwicklungsphasen des exercitus Romanus findet. Es handelt sich um einen aus 29 Aufsätzen in englischer Sprache zusammengestellten Sammelband, der die Thematik im klassischen Sinne althistorisch aufarbeitet und dessen Zielsetzung nicht im Bereich der Military Equipment Studies oder der Schlachtenanalyse angesiedelt ist. […] Abschließend darf festgehalten werden, dass es sich beim Sammelband „A Companion to the Roman Army“ um die bislang umfassendste Überblicksdarstellung zur Geschichte der römischen Armee handelt. Das klar strukturierte companion liefert dem Leser den aktuellsten Stand der Forschung und bietet Dank seiner Indices (Stichwort-Index und Index locorum) den schnellen Zugriff auf Teilaspekte. Dankenswerterweise lassen die Aufsätze keine Schwächen durch Übersetzungen ins Englische erkennen. Die gelungene Publikation kann ohne weiteres auch Studierenden zur Examensvorbereitung empfohlen werden. Josef Löffl für H-Soz-Kult

Il est peut-être prétentieux de porter un jugement de valeur sur un livre pareil; mais, puisqu'il est attendu, nous dirons que ce «Companion» est un très bon compagnon pour aller sur la voie de la connaissance de l' armée romaine.
Yann Le Bohec (sehepunkte 7, 2007, Nr. 7/8).
http://www.sehepunkte.de/2007/07/10975.html


5. Rang

Howe, Tankred: Vandalen, Barbaren und Arianer bei Victor von Vita. Frankfurt am Main 2007.

Somit hat Howe einen wertvollen Beitrag zu einem differenzierteren Bild des vandalischen Afrika und darüber hinaus der spätantiken Mittelmeerwelt des 5. und 6. Jahrhunderts geleistet. Mit der vorliegenden Analyse der Historia ist dieser Text nicht nur wesentlich besser als bisher erschlossen und verständlich, die Ergebnisse können auch gewinnbringend in weitere Arbeiten einfließen. Roland Steinacher für H-Soz-Kult

Howes Untersuchung begnügt sich nicht mit der Deutung der Historia persecutionis Africanae provinciae Victors von Vita im Kontext des nordafrikanischen Vandalenreichs. Die Interpretation ist verknüpft mit bedenkenswerten Schlußfolgerungen hinsichtlich der reichsweiten Kirchenpolitik und infolgedessen mit Ergebnissen, die die selbstbewußte und selbständige Politik des Vandalenreichs gegenüber der römischen Reichszentrale unterstreichen. So läßt sich im Zusammenhang mit Howes Beobachtungen zur Notitia provinciarum (vgl. vor allem S. 89 f. mit Anm. 107) Victors äußerlich apologetische, mit barbarentopisch ausgerichteten Zuschreibungen arbeitende Darstellung durchaus als Beleg für eine erfolgreiche Religionspolitik der Vandalenkönige lesen. Diese Deutung erlaubt zugleich eine Einordnung der Schrift Victors als konkrete Aufforderung an die Katholiken, derartigen Anfechtungen zu widerstehen. Howe interpretiert Victors Werk also in umfassender Weise: hinsichtlich der Intentionen des Verfassers ebenso wie in bezug auf die aus dieser Darstellung nur indirekt ableitbaren – daher hohe Analysefähigkeit unter Beweis stellenden – innen- und außenpolitischen Interessen der Vandalenkönige. Jede weitere Beschäftigung mit Victor von Vita wird damit von dieser Untersuchung ausgehen müssen.
Ulrich Lambrecht (plekos, 18.04.2008)
http://www.plekos.uni-muenchen.de/2008/r-howe.pdf


5. Rang

Wilker, Julia: Für Rom und Jerusalem. Die herodianische Dynastie im 1. Jahrhundert n. Chr. Frankfurt am Main 2007.

Angestrebtes und in vollem Umfang erreichtes Ziel der vorliegenden Berliner Dissertation von Julia Wilker ist es, "die herodianische Dynastie und ihren Einfluss als (bisher unterschätztes) Element in die historische Analyse der jüdisch-römischen Beziehungen in der Zeit des frühen Prinzipats einzubeziehen" […] Wilker wird also ihrem Anliegen, die herodianische Dynastie als Vermittler zwischen "Rom und Jerusalem" zu präsentieren, in vollem Umfang gerecht. Die Lektüre wird durch regelmäßige Zusammenfassungen und die Verbannung vieler quellenkritischer Detaildiskussionen in den Anmerkungsapparat erleichtert. Ganz besonders erfreulich sind die klare, unprätentiöse Sprache und das gute Lektorat. Das Buch ist mit dem Friedrich-Meinecke-Preis 2006 ausgezeichnet worden. Helga Botermann für H-Soz-Kult

This large volume is the result of a 2005 dissertation written at the Freien Universität Berlin. It is an impressive and thorough study of a subject that continues to grow in scholarly interest and impact. Herod and the Herodian family have been the subject of a spate of popular and scholarly literature over the last number of years. Wilker makes extensive use of the leading scholarly voices working on Herodian and Judean history in the first century. There is a lively engagement with contemporary scholarship on Herod, Josephus, and the first Jewish revolt against Rome, all of which are fundamental features of any critical inquiry into the life and influence of the Herodian dynasty. […]Wilker has provided a thorough and sweeping tour of the history, influence, and fate of the Herodian dynasty in the first century of the Common Era. We see in this work a full depiction of one of the most important and effective power brokers in the eastern empire. […]This is a most worthy subject for a book, whether one is interested in Second Temple Jewish history, the first Jewish revolt, or Roman imperial politics in the East and Wilker's work provides us with a most satisfying outcome.
J. Andrew Overman (Bryn Mawr Classical Review, 2008.07.63)
http://ccat.sas.upenn.edu/bmcr/2008/2008-07-63.html