Abonnement | Beitrag einreichen | Impressum
deutsch | english | français
H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2008

Alte Geschichte
Mittelalterliche Geschichte
Geschichte der Frühen Neuzeit
Neuere Geschichte (langes 19. Jh.)
Neueste Geschichte
Zeitgeschichte
Europäische Geschichte
Außereuropäische Geschichte
Lehrbücher / Überblicksdarstellungen
Offene Kategorie
Political History in Cultural Perspective / Kulturgeschichte des Politischen / neue Politikgeschichte
Thematischer Schwerpunkt 2009
Publikumspreis

Außereuropäische Geschichte

Essay von Thoralf Klein für H-Soz-Kult

1. Rang

Greiner, Bernd: Krieg ohne Fronten. Die USA in Vietnam. Hamburg 2007.

Greiner liefert mit dieser Studie eine akribische, quellengesättigte und dabei sehr gut lesbare Arbeit. […] Diesen „Krieg ohne Fronten“ schildert und erklärt Greiner in dessen Konsequenz und Grausamkeit so beeindruckend wie überzeugend. Lars Klein für H-Soz-Kult

Dieses Buch ist ein Schock. Es erzählt von einer blutigen Tragödie, deren Dimensionen wir bislang nur erahnen konnten: Amerikas Krieg in Vietnam. […] Denn noch nie zuvor ist so eindringlich und materialreich geschildert worden, wie ein militärischer Konflikt, der mit dem Vorsatz begann, einen »Eckpfeiler der freien Welt« in Südostasien zu verteidigen, zu einem Gewaltexzess eskalierte, der alle westlichen Werte und Errungenschaften infrage stellte. […] Bernd Greiner hat ein wichtiges, ein herausragendes Buch geschrieben. Es besticht durch umfassende Quellen- und Literaturkenntnisse, durch scharfsinnige Analysen und ein Höchstmaß an Sachlichkeit und Differenzierung.
Volker Ullrich (Die Zeit, 27.09.2007)
http://www.zeit.de/2007/40/P-Vietnam

Der Terror bei Patrouillengängen war gewissermaßen das Echo des maßlosen Luftkriegs der USA, der nur vor dem Einsatz von Atomwaffen zurückschreckte. Dieser Aspekt wird in "Krieg ohne Fronten" nicht verschwiegen, aber er kommt entschieden zu kurz. Abgesehen von dieser Unwucht ist "Krieg ohne Fronten" glänzend recherchiert und ausgewogen in den Deutungen. Die augenfällige Stärke des Buchs ist die akribische, mit kühlem Kopf verfasste Nachzeichnung der Details der Kriegsführung am Boden, des fatalen Zusammenspiels zwischen einer Führung ohne moralische Maßstäbe und Fähigkeit zur Selbstkorrektur und der barbarischen Kriegsführung vor Ort.
Stefan Reinecke (taz, 19.09.2008)
https://www.taz.de/1/archiv/print-archiv/printressorts/...

Krieg ohne Fronten ist ein Buch über Täter und leistet mit diesem Fokus einen bedeutenden Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte des Vietnamkrieges, die möglichst bald durch eine englische Übersetzung auch US-Historikern zugänglich gemacht werden sollte. Wer im Übrigen vergessen hat, warum der Protest gegen diesen Krieg politisch und moralisch gerechtfertigt war, kann sein Gedächtnis durch die Lektüre dieses Buches auffrischen.
Manfred Berg (sehepunkte, 8 (2008), Nr. 1)
http://www.sehepunkte.de/2008/01/13788.html

Bernd Greiner hat ein aufrüttelndes Buch geschrieben, das die konventionellen Wege der Forschung gründlich revidiert und zu vielfachen historischen Neubestimmungen auffordert. Man mag den Vietnamkrieg zwar weiterhin abstrakt als amerikanische Glaubwürdigkeitsfalle oder globales Ereignis begreifen. Aber dieses Buch macht überzeugend deutlich, dass er vor allem eines war: ein Exzess der Gewalt, in dem der erklärte amerikanische Kampf um die "hearts and minds" der vietnamesischen Zivilbevölkerung rasch zu einer grotesken Phrase wurde.
Sönke Kunkel (sehepunkte, 8 (2008), Nr. 1)
http://www.sehepunkte.de/2008/01/13787.html


2. Rang

Hochgeschwender, Michael: Amerikanische Religion. Evangelikalismus, Pfingstlertum und Fundamentalismus. Frankfurt am Main [u.a.] 2007.

Hochgeschwenders offene Anerkennung für den Anspruch des Evangelikalismus, die Moderne mit zu gestalten, für seine Dynamik und sein gesellschaftliches und kulturelles Schaffenspotential im 19. Jahrhundert verbindet sich mit einer ebenso deutlichen Kritik an den intellektuellen Defiziten der Kreationisten, an der widersprüchlichen Verbohrtheit der Neofundamentalisten, die zwar die Abtreibung ablehnen, die Todesstrafe jedoch befürworten, und an der Bigotterie und Homophobie vieler Evangelikaler des 20. Jahrhunderts. Es ist auch diese ungeschönte politische Bissigkeit, die diesen Essay so faszinierend, inspirierend und lesenswert macht. Wer zukünftig über amerikanische Religiosität mitreden will, wird an diesem Essay nicht vorbeikommen. Uta Andrea Balbier für H-Soz-Kult

Michael Hochgeschwender, ein vor allem durch Studien zum Katholizismus in den USA bekannter Amerikanist, weiss um die hermeneutischen Schwierigkeiten, einem säkularitätsbewussten Publikum nahezubringen. Im Gegensatz zu vielen Studien über Politik und Religion in den USA, in denen das Religiöse zumeist auf rein funktionale Aspekte politischer Instrumentalität verkürzt werde, will er eine «gesellschafts- und kulturgeschichtlich ausgerichtete Religionsgeschichte» vorlegen, also die mindestens relative Autonomie religiösen Glaubens ernst nehmen.
Friedrich Wilhelm Graf (NZZ, 19.01.2008)
http://www.nzz.ch/nachrichten/kultur/buchrezensionen/im...html


3. Rang

Bender, Thomas: A nation among nations. America's place in world history. New York, NY 2006.

Thomas Bender’s book takes the American debate on transnational history to a new level: the quest for synthesis in a transnational perspective. The basic idea of A Nation among Nations is to reframe U.S. history and especially to reject “the territorial space of the nation as the sufficient context for a national history”. […] A Nation among Nations is admirable for its elegant language, its analytical depth, its empirical breadth, and its provocative argument. Finally, A Nation among Nations succeeds in demonstrating how much a synthesis of national history gains when put in a global context. Books like Bender’s are the best proof that transnational history is not simply an appendix or a passing fashion that will be discarded after the next theoretical turn or two. I do not want to claim that the design of his book offers a royal road to the transnational, but I would argue that this form of synthesis and aggregation represents a new frontier in the international debate on these issues. Kiran Klaus Patel für H-Soz-Kult

Bender has accomplished a great deal. He is convincing in his argument that the United States is not unique, but just different in the way that other nations also differ from each other. This is, however, much more than a shift in nuance. It makes all the difference in the world to see the United States as a nation among nations.
James Gilbert (H-Amstdy, February 2008)
http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=14139


4. Rang

Eckert, Andreas: Herrschen und Verwalten. Afrikanische Bürokraten, staatliche Ordnung und Politik in Tanzania, 1920 - 1970. München [u.a.] 2007.

Insgesamt versteht es Eckert über die politische Geschichte Tanzanias hinaus, innovativ kulturwissenschaftliche Fragestellungen und Methoden mit sozialhistorischen zu verknüpfen. Daher ist Eckerts „politische“ Geschichte Tanzanias viel mehr, als der Titel der Studie auf den ersten Blick vermittelt. Sie ist ein Beispiel dafür, wie weiterführend akteursbezogene Darstellungen, die Erforschung von Biographien, Erfahrungen und Wahrnehmungen in der Geschichte moderner Staatlichkeit sein können. […] So ist dieser Studie auch eine zahlreiche Leserschaft außerhalb der Fachdisziplinen zu wünschen, könnte sie doch helfen, unsere Hybris vom Scheitern der Entwicklung Afrikas, die allzu häufig geäußerten Verdachtsmomente von Korruption, Unfähigkeit und Unwillen afrikanischer Bürokraten, einmal wieder aufs Neue kritisch zu hinterfragen. Hubertus Büschel für H-Soz-Kult

Die britische Mandatsverwaltung bereitete das Land [Tansania] nicht auf die Unabhängigkeit vor; Afrikaner waren nur auf unterer Verwaltungsstufe tätig. Die Mittelschicht stellten die Inder dar, die England nach 1920 in großer Zahl für Handel, Wirtschaft und Verwaltung ins Land geholt hatte. Die Drei-Klassen-Gesellschaft führte zu erheblichen Spannungen. Ein Studium in Kenia oder Großbritannien war nur ganz wenigen Afrikanern möglich. Diese wenigen akademisch Gebildeten übernahmen mit der Unabhängigkeit schlagartig die Führungspositionen und wollten ihre Ideale eines afrikanischen Sozialismus in die Tat umsetzen. Trotz eher ungünstiger Quellenlage gelingt es Eckert, ein differenziertes Bild zu zeichnen von sozialen Strukturen, Bildungsmöglichkeiten, agrarischer Kultur und städtischem Leben, Gewerkschaften und Parteienbildung der afrikanischen Gesellschaft unter dem Joch einer zumeist überheblichen europäischen Verwaltung.
Hans Jochen Pretsch (FAZ, 20.09.2007)
http://www.faz.net/PRINT/Politik/Deutscher-Drill


5. Rang

Aydin, Cemil: The politics of anti-Westernism in Asia. Visions of world order in Pan-Islamic and Pan-Asian thought. New York 2007.

With great skill, Aydin attacks the notion that anti-Westernism and anti-Americanism in Asia are negative reactions to the liberal values of the West. By comparing Ottoman pan-Islamic and Japanese pan-Asian visions from the mid-nineteenth century to the end of World War II, he is able to show how negative views of the West first took hold.
Lucian W. Pye (Foreign Affairs, January/February 2008)
http://www.foreignaffairs.org/20080101fashortreview8715...html