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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2003

Alte Geschichte
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Europäische Geschichte
Außereuropäische Geschichte
Offene Kategorie
Religion und Gesellschaft
World history
Thematischer Schwerpunkt 2005
Publikumspreis

Außereuropäische Geschichte

1. Rang (42 Punkte, 11 Voten)

Osterhammel, Jürgen; Petersson, Niels P.: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen. München 2003.

Was diese Darstellung hervorhebt, sind zwei verhältnismäßig lange einleitende Kapitel, in denen der Begriff der Globalisierung von mehreren Seiten ausgeleuchtet und kontextualisiert wird. Die Autoren argumentieren, dass dieser Begriff die Chance bietet, eine semantische Lücke zu füllen und verschiedene historische Entwicklungen unter einem neuen Dachbegriff zu beleuchten: "Es gäbe dann eine Stelle, an der alles Inter-Kontinentale, Inter-Nationale, Inter-Kulturelle (usw.) untergebracht werden könnte, das gegenwärtig zwischen den etablierten 'Diskursen' der Historiker heimatlos herumvagabundiert". Mark Spoerer für H-Soz-Kult


 

2. Rang (27 Punkte, 7 Voten)

Kundrus, Birthe (Hg.): Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus. Frankfurt am Main 2003.

Bereits der Untertitel des von Birthe Kundrus herausgegebenen Sammelbands macht deutlich, in welchem intellektuellen Fahrwasser sich die 15 Beiträge bewegen. Sie knüpfen an die, im englischsprachigen Raum bereits seit einiger Zeit einflussreichen, postcolonial studies an und beziehen deren Konzepte auf die Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus. Damit reiht sich der Band in eine immer länger werdende Liste deutscher Neuerscheinungen ein, die sich diesem Ansatz verpflichtet fühlen. Karsten Linne für H-Soz-Kult

Insgesamt ist es begrüßenswert, dass mit diesen beiden Büchern die koloniale Erfahrung wieder stärker an die deutsche Geschichte rückgebunden wird. Es bleibt jedoch ein gewisses Unbehagen an der nahezu kompletten Ausblendung der Kolonisierten, die bestenfalls als "Projektionsfläche" vorkommen. Die eigentliche Herausforderung einer "neuen Kolonialgeschichte" besteht gerade darin, Metropole und überseeische Besitzung, Kolonisierende und Kolonisierte gemeinsam zu analysieren und zur Darstellung zu bringen. http://www.zeit.de/2003/40/P-Kundrus


 

3. Rang (24 Punkte, 6 Voten)

Kohl, Karl-Heinz: Die Macht der Dinge. Geschichte und Theorie sakraler Objekte. München 2003.

Den Verzicht auf chronologische Systematik nutzt er nicht nur für eine ausgeprägt farbige Kasuistik, sondern auch zur Verschränkung von ethnologischen, religionshistorischen und wissenschaftsgeschichtlichen Perspektiven. [...] Nicht umsonst endet Kohls phänomenologisch faszinierende, doch theoretisch ein wenig enttäuschende Studie mit der Erschliessung eines neuen Anwendungsbereichs für den unvermindert schillernden Begriff des Fetischismus: das moderne Museum. Kohls Buch, so lässt sich resümieren, zeugt weniger von der «Macht der Dinge» als von der Macht der Theorien und Begriffe. http://www.nzz.ch/dossiers/2003/buecherherbst/2003.10.0...html


 

4. Rang (20 Punkte, 5 Voten)

Potthast, Barbara: Von Müttern und Machos. Eine Geschichte der Frauen Lateinamerikas. Wuppertal 2003.


 

5. Rang (18 Punkte, 4 Voten)

Zimmerer, Jürgen; Zeller, Joachim (Hg.): Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904-1908) in Namibia und seine Folgen. Berlin 2003.

Vor 100 Jahren begann der Krieg gegen Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika, ein besonders dunkles Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte. Auf verdienstvolle Weise nutzen die Autoren des hervorragend illustrierten Buches die verstärkte Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für dieses Thema zu einer lesenswerten historischen Aufarbeitung der Ereignisse, Zusammenhänge und Folgen des wohl schlimmsten deutschen Kolonialkrieges.
[...]
Der Sammelband spiegelt den heutigen Stand der Forschung zum Krieg von 1904 wider. Er verbindet eine kritische kolonialgeschichtliche Sicht auf die Ereignisse mit dem Blick auf die afrikanische Perspektive, d.h. er erfasst auch das quellenmäßig weniger sichtbare Handeln und Sein der Herero und Nama und betrachtet ihre Rolle nicht lediglich als Objekt der Kolonialpolitik. Dabei werden sowohl soziokulturelle als mentalitätsgeschichtliche Fragestellungen eingebracht. Reserven der Darstellung des Sammelbandes bestehen – abgesehen vom letzten Kapitel – in der nur ansatzweise erfolgenden komparativen Berücksichtigung der Vorgänge und Zustände der Kolonialpolitik anderer europäischer und überseeischer Mächte zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Herausgebern und Autoren ist zu danken, dass sie mit ihrer Wortmeldung sowohl für die weitere kolonialgeschichtliche Forschung als auch für die künftige Geschichte Südafrikas – nicht zuletzt im Blick auf ein noch zu schreibendes "Schwarzbuch des Kolonialismus" - einen wichtigen Beitrag geleistet haben.
%rezension()%

Fünfzigtausend Tote: Erschossene, Verdurstete. Ein Krieg, den knapp zwei Drittel der aufständischen Hereros nicht überlebten. - War der vor hundert Jahren geführte Krieg deutscher Soldaten in Südwestafrika ein Genozid? Die Herausgeber und Autoren des Bandes «Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg (1904 bis 1908) in Namibia und seine Folgen» sehen es so. Es habe sich, so Jürgen Zimmerer, um einen «Massenmord an Männern, Frauen und Kindern, Kriegern und Nicht-Kriegern, Alten und Jungen» gehandelt; um einen Massenmord, «den auch die militärischen Verantwortlichen in Berlin (. . .) als völlig normal empfanden und den keiner zu vertuschen suchte». http://www.nzz.ch/2004/01/21/fe/page-article9C9SP.html

Wer sich, neugierig geworden, etwas ausführlicher über dieses Thema informieren will, dem sei der von Jürgen Zimmerer und Joachim Zeller herausgegebene Sammelband "Völkermord in Deutsch-Südwestafrika" empfohlen. Er bietet solides Basiswissen auf dem neuesten Stand der Forschung. Und er befasst sich mit den Kontinuitäten dieses Krieges im deutschen "Mutterland". Vieles, was die Nazis wenige Jahrzehnte später in Deutschland zur Perfektion brachten, wurde erstmals in Deutsch-Südwestafrika erprobt. http://www.taz.de/pt/2004/02/28/a0356.nf/text