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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch

Editorial: Das Historische Buch 2006

Liebe Leserinnen und Leser,

wieder einmal ist ein Jahr vergangen. Wieder einmal präsentiert Ihnen H-Soz-u-Kult die Ergebnisse des Wettbewerbs "Das Historische Buch", diesmal mit Blick auf das Jahr 2005. Es ist die mittlerweile fünfte Liste der herausragenden geschichtswissenschaftlichen Publikationen, die auch diesmal wieder vorrangig eine Orientierungshilfe in der Vielzahl der historischen Neuerscheinungen sein soll. Eine mehr als 50-köpfige internationale Jury aus renommierten Fachkolleginnen und -kollegen hat sich der Mühe unterzogen, innovative und richtungweisende Titel in ihren jeweiligen Arbeitsgebieten ausfindig zu machen und zu bewerten. Herausgekommen ist einmal mehr ein repräsentativer Querschnitt durch den wissenschaftlichen Büchermarkt.

"Das Historische Buch 2006" schlägt Schneisen in den nahezu unüberschaubar gewordenen Publikationsdschungel und es benennt die Titel, die man nicht verpassen darf, wenn man auf der Höhe des Faches bleiben möchte! Aber auch wer es gelassener angehen möchte, kommt auf seine Kosten: Das nach Epochen und Themen geordnete Ranking bietet eine kleine, aber feine Auswahl an Lesevorschlägen – versehen mit dem Gütesiegel einer internationalen Spezialistenkommission.

Geblieben sind die tragenden Säulen des Projekts: 1.) eine vielköpfige und vielfältig kompetente Fachjury, die für die Qualität der Ergebnisse mit dem wissenschaftlichen Renommee ihrer Mitglieder einsteht.; 2.) das schier unerschöpfliche geschichtswissenschaftliche Potenzial unserer mehr als 13.000 Subskribenten; 3.) das zweigliedrige Verfahren, das eine Nominierungsphase vorsieht, in der herausragende Publikationen zusammengetragen werden, und eine Bewertungsphase, in der aus dieser Vorschlagsliste von den Juroren und den Listenteilnehmern individuell die bedeutendsten Titel benannt werden; 4.) die Aufgliederung der Jury-Ergebnisse in Epochen und thematische Bereiche, neben die der Publikumspreis der Subskribenten tritt.

Auch Sie als Nutzer unseres Forums hatten also Gelegenheit, Vorschläge zu unterbreiten und sich an der Abstimmung zu beteiligen. Hier mussten wir allerdings mit Bedauern feststellen, dass nur recht wenige Subskribenten von der Gelegenheit Gebrauch machten, Titel zu benennen; 51 beteiligten sich an der Nominierung – weniger als im Vorjahr! – , immerhin 181 gaben ein Votum für den Publikumspreis ab.

Das hier nun unter dem Label "Das Historische Buch 2006" publizierte Endergebnis nennt die Erstplatzierten der jeweiligen Kategorien. Die Juroren konnten aus einer Gesamtvorschlagsliste, die insgesamt 428 verschiedene Bücher auswies, bis zu fünf Titel je Kategorie benennen und mit Punkten von 1-5 bewerten. Die Siegertitel bilden gewissermaßen die crème de la crème des Publikationsjahrgangs 2005.

Den Spitzenplatz der einzelnen Kategorien belegen:

Publikumspreis der Nutzer des Internetforums H-Soz-u-Kult [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 2004-2005]
Müller, Philipp, Auf der Suche nach dem Täter. Die öffentliche Dramatisierung von Verbrechen im Berlin des Kaiserreichs, Frankfurt am Main [u.a.] 2005.

Kategorien mit epochalem Fokus [beobachtete Publikationsjahre 2004-2005]:

Alte Geschichte [zeitlicher Rahmen: bis 500 n.Chr.]
Dahlheim, Werner, Julius Caesar. Die Ehre des Kriegers und die Not des Staates, Paderborn 2005.

Mittelalterliche Geschichte [zeitlicher Rahmen: 500 bis 1500]
Jussen, Bernhard (Hg.), Die Macht des Königs. Herrschaft in Europa vom Frühmittelalter bis in die Neuzeit, München 2005.

Geschichte der Frühen Neuzeit [zeitlicher Rahmen: 1500 - 1800]
Schwerhoff, Gerd, Zungen wie Schwerter. Blasphemie in alteuropäischen Gesellschaften 1200 - 1650, Konstanz 2005.

Neuere Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1789 - 1914/18]
Hull, Isabel V., Absolute destruction. Military culture and the practices of war in imperial Germany, Ithaca, NY 2005.

Neueste Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1914/18 - 1945/50]
Koenen, Gerd, Der Russland-Komplex. Die Deutschen und der Osten 1900 - 1945, München 2005.

Zeitgeschichte [zeitlicher Rahmen: ab 1945]
Frei, Norbert, 1945 und wir. Das Dritte Reich im Bewußtsein der Deutschen, München 2005.

Kategorien mit regionalem Fokus:

Europäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Judt, Tony, Postwar. A history of Europe since 1945, New York 2005.

Außereuropäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Barth, Boris; Osterhammel, Jürgen (Hgg.), Zivilisierungsmissionen. Imperiale Weltverbesserung seit dem 18. Jahrhundert, Konstanz 2005.

Offene Kategorie und thematischer Schwerpunkt:

Offene Kategorie [Überblicksdarstellungen / Lehrbücher / übergreifende Abhandlungen / methodisch oder theoretisch innovative Studien - ohne zeitliche Begrenzung]
Esch, Arnold, Wiederverwendung von Antike im Mittelalter. Die Sicht des Archäologen und die Sicht des Historikers, Berlin 2005.

Thematischer Schwerpunkt 2006: Bildgeschichte – Geschichte der Bilder [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 2001-2005]
Burke, Peter, Augenzeugenschaft. Bilder als historische Quellen, Berlin 2003.

Wahl des Thematischen Schwerpunkts 2007
entangled history: nationale und europäische Geschichte in globaler Perspektive

Erwartungsgemäß haben sich fast alle Juroren auch rege an der Festlegung des thematischen Schwerpunktes für das kommende Jahr beteiligt. Mehrheitlich votierten sie dabei für das Thema "entangled history: nationale und europäische Geschichte in globaler Perspektive".

Selbstverständlich belassen wir es auch in diesem Jahr nicht bei der bloßen Ergebnispräsentation. Soweit verfügbar sind die Spitzentitel der jeweiligen Kategorien in der Web-Präsentation mit unseren Rezensionsseiten verlinkt, so dass Sie bequem zu mehr inhaltlichen Information vordringen können; wir bemühen uns, eventuelle Lücken schnell und kompetent zu schließen. Auch haben wir die Jurymitglieder wieder gebeten, einige persönliche Fragen zu beantworten. Sie geben Auskunft über ihren ganz individuellen Weg zur Geschichtswissenschaft, aber auch zu aktuellen (wissenschafts-)politischen Themen. So haben wir die Jurorinnen und Juroren in diesem Jahr um eine Einschätzung des vor sechs Jahren eingeleiteten "Bologna-Prozesses" gebeten - die Frage lautete: "Wie beurteilen Sie vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen diesen Reformprozess und welche Folgen erwarten Sie für die historische Ausbildung an Ihrer Universität?" Zudem küren die Jurorinnen und Juroren jeweils ihren persönlichen Buchfavoriten des zurückliegenden Jahres. So bieten die Juryseiten ein informatives Panorama europäischer Historikerinnen und Historiker unterschiedlichster Prägung und einen hochinteressanten Fächer von Leseempfehlungen ausgewiesener Spezialisten!

Last not least haben wir einige Kolleginnen und Kollegen aus der Redaktion von H-Soz-u-Kult gebeten, durch kurze Kommentare die kategorialen Ergebnislisten zu begleiten. Sukzessive werden wir daher in den nächsten Wochen kurze Essays veröffentlichen, ergänzt jeweils um die Ergebnislisten in den einzelnen Kategorien. Die Autoren haben sich jeweils um konkrete Leseempfehlungen bemüht, einige gehen nur auf das erstplatzierte Buch ein, andere streifen auch die weiteren Titel, um aktuelle Themenfelder, Methoden oder Darstellungsformen hervorzuheben.

Wir hoffen, dass unser Wettbewerb auch diesmal eine Orientierungshilfe für alle ist, die im immer weiter verzweigenden Fach Geschichte und angesichts eines reichhaltigen und unübersichtlichen Büchermarktes den Blick für Forschungsimpulse und lesenswerte Literatur nicht verlieren möchten. Möglich wurde diese Übersicht nur durch die engagierte unentgeltliche Mitarbeit der Jurorinnen und Juroren, die sich nicht gescheut haben, ihre persönlichen Voten und Ansichten öffentlich zu machen. Ihnen danken wir an dieser Stelle besonders und hoffen, auch künftig auf sie zählen zu können. Allen Subskribentinnen und Subskribenten von H-Soz-u-Kult, die mit Vorschlägen zur Verbreiterung der Vorschlagsliste und mit ihren Voten zum "Publikumspreis" erheblich zum Gelingen beigetragen haben, gilt ebenfalls unser Dank.

Berlin, im Juli 2006

Daniel Burckhardt
Harald Müller
Rüdiger Hohls
Vera Ziegeldorf