Das Historische Buch 2006
Ronald G. Asch | Dr. Julia AngsterEberhard Karls Universität Tübingen Lebenslauf1968: geboren in Biberach/Riß 1987: Abitur in Biberach/Riß 1987-1994: Studium der Neueren und Neuesten Geschichte und Politikwissenschaft in Tübingen und Oxford 1994: Magister Artium Universität Tübingen 1999/2000: Affiliated Graduate am St. Johns College, Oxford 2000: Promotion zur Westernisierung von SPD und DGB seit Oktober 2000: Wissenschaftliche Assistentin am Seminar für Zeitgeschichte 2005/06 sechmonatiger Forschungsaufenthalt am Deutschen Historischen Institut London Laufendes Habilitationsprojekt: Die Royal Navy und der Wandel im britischen Weltbild 1805-1914. Das Projekt untersucht am Beispiel der Royal Navy im 19. Jahrhundert den Einfluß gesellschaftlicher Strukturen und Ordnungsvorstellungen auf die britische Außen- und Weltpolitik. Die Fragestellung zielt auf die Grundannahmen ab, welche die Ziele und das Handeln der Navy bestimmten, auf die Strukturen, innerhalb derer sie getroffen wurden und auf die Selbst- und Weltbilder der Protagonisten. Funktion und Aufgabenfelder der Navy, so die These, wandelten sich in Abhängigkeit von Selbstbild und Machtbegriff in der britischen Gesellschaft. Mitgliedschaften: Historikerverband; Arbeitskreis deutsche Englandforschung Auszeichnung: Promotionspreis der Eberhard-Karls-Universität 2000 (zusammen mit Dr. Thomas Etzemüller) Allgemeine ArbeitsschwerpunkteBritische Gesellschafts- und Politikgeschichte des 19. Jahrhunderts; Geschichte der Bundesrepublik Deutschland; deutsch-amerikanische Beziehungen nach 1945; deutsche und amerikanische Arbeiterbewegung; Exil- und Remigrationsforschung; Netzwerke und transnationale Beziehungen, politische Ideengeschichte Veröffentlichungen u.a.Konsenskapitalismus und Sozialdemokratie. Die Westernisierung von SPD und DGB (Ordnungssysteme, Bd. 13) Oldenbourg Verlag, München 2003. Der neue Stil. Die Amerikanisierung des Wahlkampfs und der Wandel im Politikverständnis bei CDU und SPD in den 1960er Jahren, in: Matthias Frese/Julia Paulus/Karl Teppe, Hrsg.: Demokratisierung und gesellschaftlicher Aufbruch. Die sechziger Jahre als Wendezeit der Bundesrepublik, Paderborn u.a. 2003, S. 181-204. Safe By Democracy. American Hegemony and the Westernization of West German Labor, in: Bernd W. Kubbig, Hrsg.: Toward a New American Century? The US Hegemon in Motion, in: Amerikastudien/American Studies, 46/2001, S. 557-572. Wertewandel in den Gewerkschaften. Zur Rolle gewerkschaftlicher Remigranten in der Bundesrepublik der 1950er Jahre, in: Claus-Dieter Krohn/Patrik von zur Mühlen, Hrsg.: Rückkehr und Aufbau nach 1945. Deutsche Remigranten im öffentlichen Leben Nachkriegsdeutschlands, Marburg 1997, S. 111-138. Fragen zur historischen Forschungslandschaft und zu aktuellen Debatten2. a) Wie kamen Sie zur Geschichtswissenschaft? Was hat Sie motiviert, Geschichte zu Ihrem Beruf zu machen? Anfangs war es die Faszination für Geschichten und Vergangenheit, die Neugierde auf das Fremde. Die Geschichtswissenschaft mit ihrer Kombination aus Forschung und Lehre entspricht meiner Vorstellung von einer idealen Berufstätigkeit: Sie verbindet stilles, kontemplatives Studieren in Archiv und Bibliothek mit dem wimmelnden und lauten Leben, dem Werben für Ideen bei Studenten und Kollegen und dem Streiten um Interpretationen. 2. b) Die Geschichtswissenschaften haben in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche Erweiterungen und Neuorientierungen der Frageansätze und Forschungsperspektiven erfahren. Welche halten Sie für die interessanteste und folgenreichste? Ganz allgemein die methodische und thematische Pluralisierung unseres Fachs, besonders aber die Erweiterung der Perspektive über den nationalstaatlichen Horizont hinaus, sei es durch die wachsende Bedeutung der transnationalen Geschichtsschreibung, das neue Interesse an außereuropäischen Themen oder durch die Hereinnahme gänzlich neuer Kategorien, die quer zu nationalkulturellen Einheiten liegen (wie etwa beim ‚spatial turn’). An Stelle sich gegenseitig ausschließender Betrachtungsweisen (Politik- oder Sozialgeschichte) sind mittlerweile zum Glück integrierende Zugriffe selbstverständlich geworden. 2. c) Sehen Sie Forschungsfelder, denen man künftig mehr Aufmerksamkeit widmen sollte? Im Bereich der transnationalen Geschichte, der histoire croiseé, sowie bei der Verbindung von Politik-, Gesellschafts- und Kulturgeschichte ist sicher noch einiges zu tun. |