Das Historische Buch 2004
Julia Angster | Josef EhmerOrdentlicher Universitäts-Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien AusbildungGeboren am 7.11.1948 in Gschwandt (Oberösterreich), verheiratet 1955-1959 Volksschule Gschwandt (Oberösterreich) 1959-1968 Bundesrealgymnasium Gmunden 1968-1976 Studium der Geschichte und Germanistik an der Universität Wien 1977 Dr. phil. (Universität Wien) 1978-1984 Forschungsassistent, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Univ. Wien 1987-1989 Universitäts-Assistent, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Univ. Wien 1989 Habilitation (Lehrbefugnis für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Universität Wien) 1989-1993 Universitäts-Dozent, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Univ. Wien 1993-2005 O.Universitäts-Professor für Allgemeine Neuere Geschichte, Universität Salzburg Forschungsstipendien und Gastprofessuren im Ausland:Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) an der Universität München (1974-1975) Gastwissenschaftler am Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen; an der Cambridge Group for the History of Population and Social Structure; an der Estnischen Akademie der Wissenschaften in Tallinn (mehrmonatige Forschungsaufenthalte in den Jahren 1978-1989) Stipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stifung (Bonn-Bad Godesberg) am Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen (1984-1986) Gastprofessor am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin (Vertretung des Lehrstuhls für Neuere Geschichte und Methodologie der Geschichtswissenschaft, 1990-1991) Gastprofessor am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz (Fellow of the European Forum on International Migrations, 1997-1998) Gastprofessor am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz (Visiting Professor at the Department for History and Civilization, 2002 - 2003) Preise und Auszeichnungen:Dr. Theodor-Körner-Preis zur Förderung der Wissenschaft (Wien, 1980) Heinz-Maier-Leibnitz-Preis des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft der Bundesrepublik Deutschland für Veröffentlichungen junger Wissenschaftler auf dem Gebiet der Historischen Jugend- und Familienforschung (Bonn, 1984) Victor Adler-Staatspreis für die Geschichte sozialer Bewegungen (Wien, 1995) (Mit-)Herausgeber: Mitwirkung in wissenschaftlichen Beiräten: Leitungsfunktionen in wissenschaftlichen Vereinigungen: ForschungForschungsschwerpunkte in der Sozialgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts im europäischen Vergleich, darunter insbesondere Geschichte der Familie, der Arbeiter und Handwerker, der Migrationen, des Alters, sowie Bevölkerungsgeschichte und Historische Demographie. Veröffentlichungen u.a.Monographien
Herausgabe von Sammelbänden oder Sondernummern von Zeitschriften
Fragen zur historischen Forschungslandschaft und zu aktuellen Debatten2. a) Wie kamen Sie zur Geschichtswissenschaft? Was hat Sie motiviert, Geschichte zu Ihrem Beruf zu machen? Eine Kette von glücklichen Zufällen. (Wie man auf derartige Fragen interessante Antworten erhält, zeigt Pallares-Burke in meinem Favoriten - siehe unten!) 2. b) Die Geschichtswissenschaften haben in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche Erweiterungen und Neuorientierungen der Frageansätze und Forschungsperspektiven erfahren. Welche halten Sie für die interessanteste und folgenreichste? Die Ausweitung des thematischen und methodischen Spektrums, die wachsende methodische Sensibilität und Selbstreflexion, das Überschreiten traditioneller Grenzen zwischen Fächern, Subdisziplinen, Methoden und Epochen, sowie die ersten - zu zögerlichen - Schritte über die immer noch dominante nationale Fixierung der Geschichtswissenschaft hinaus. 2. c) Sehen Sie Forschungsfelder, denen man künftig mehr Aufmerksamkeit widmen sollte? Historiker/innen haben dank ihrer geschichtswissenschaftlichen Kompetenz die Chance, empirisch fundierte und kritische Beiträge zur Geschichtskultur zu leisten und zu einer differenzierten und rationalen Wahrnehmung des sozialen Wandels beizutragen. Eine derartige Verbindung zwischen historischer Forschung und politisch-gesellschaftlichen Diskursen ergibt und erhält sich aber nicht automatisch, sondern muss immer wieder auf's Neue hergestellt werden. Gegenwärtig gibt es eine Reihe von Diskursen über langfristige gesellschaftliche Entwicklungen, in denen die Geschichtswissenschaften nahezu nicht präsent sind, wie zum Beispiel Diskurse über den demographischen Wandel und den Wandel der Arbeit. 2. d) Mit der im Juni 1999 in Bologna verabschiedeten "Gemeinsame Erklärung der Europäischen Bildungsminister" wurde ein Reformprozess initiiert, der die Hochschulreformdebatten und -planungen nicht nur in Deutschland, sondern in den meisten europäischen Ländern bestimmt. Im Rahmen von "Bologna" werden seither Harmonisierungs- und Koordinierungsstrategien vor allem hinsichtlich eines koordinierten Systems vergleichbarer und transparenter Abschlüsse, der Qualitätssicherung bzgl. der Studienabschlüsse und -organisation, aber auch eine Förderung der "europäischen Dimension" in inhaltlicher Hinsicht (Hochschulcurricula und Forschungskooperationen) verfolgt. Sechs Jahre nach "Bologna" entfalten die Reformen an den Universitäten und in den Studiengängen ihre eigene Dynamik und Wirkungsmächtigkeit. Wie beurteilen Sie vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen diesen Reformprozess und welche Folgen erwarten Sie für die historische Ausbildung an Ihrer Universität? Ich möchte zwei Ebenen der Reformen unterscheiden: Zum einen die Angleichung der Hochschulcurricula und die Förderung der Mobilitätund des Austauschs von Studierenden und Lehrenden, was mir mir sinnvoll zu sein scheint. Auch eine stärkere Europäisierung der Forschungsförderung halte ich für dringend notwendig. Die zweite Ebene umfasst das Verhältnis zwischen Universitäten und Staat und die inneren Struktur der Universitäten. Hier laufen die Reformen in Richtung weniger staatlich reglementierter und "marktförmiger" Universitäten und hierarchischer Leitungs- bzw. "Managment"strukturen. Dies bietet durchaus Chancen, aber auch große Risiken. Die Chancen sehe ich in potentiell größeren Handlungsspielräumen der Universitäten insgesamt und auch ihrer Angehörigen, wenn demokratische Mitentscheidungs- und Kontrollmöglichkeiten gewahrt oder geschaffen werden. Die Risiken liegen darin, dass sich autokratische Leitungsstrukturen herausbilden können und dass vordergründig nicht als martkgängig angesehene Disziplinen - Grundlagenforschung und Geisteswissenschaften - an Gewicht, Ansehen und Ausstattung verlieren. Gegenwärtig scheint die Tendenz in Richtung der skizzierten Risiken stärker zu sein, was durch knappere staatliche Mittel zusätzlich gefördert wird. Trotzdem halte ich den Prozess noch für offen. 3. Stellen Sie bitte Ihren persönlichen Favoriten unter den historischen Büchern des Jahres 2004 kurz vor und erläutern Sie Ihre Wahl. (15-20 Zeilen.) Pallares-Burke, Maria Lucia
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