Das Historische Buch 2002
Thomas Angerer | Jan C. BehrendsHerder-Institut, Marburg Ausbildung1986/87 Austauschschüler an der Greece Arcadia High School, Rochester, NY 1990 Abitur am Gymnasium Horn, Bremen 1992 Studium der Geschichte und Germanistik an der Freien Universität Berlin 1994/95 Stipendiat der Freien Universität Berlin an der University of Wisconsin 1996-2000 Arbeit als Studentische Hilfskraft am Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF), Potsdam, Projektgruppe "Herrschaft und Eigen-Sinn in der Diktatur" (Dr. Thomas Lindenberger). 1996/97 Stipendiat der Humboldt-Universität zu Berlin an der Moskauer Staatlichen Lomonossow Universität (MGU). Studium und eigene Forschungen in Moskau. 2000 Erstes Staatsexamen in Geschichte und Germanistik 2000 Erstes Staatsexamen in Geschichte und Germanistik 2000-2003 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bielefeld Seit März 2003 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Herder-Institut Marburg Dissertationsthema: "Erfundene Freundschaft. Studien zur Propagandageschichte der DDR und der VR Polen (1944/45-57). Ein historischer Vergleich". InteressengebieteDDR-Geschichte, Geschichte Deutschlands, Polens und Rußlands im 20. Jahrhundert, Nationalismus, Theorie der Geschichtswissenschaft. Vorträge, Konferenzen
Artikel, Aufsätze
Herausgeberschaft
Rezensionen, Tagungsberichte, Übersetzungenu.a. in Bohemia, H-Soz-u-Kult, Potsdamer Bulletin für Zeithistorische Studien, WerkstattGeschichte, Zeitschrift für Ostmitteleuropaforschung. Fragen zur historischen Forschungslandschaft und zu aktuellen Debatten2. a) Wie kamen Sie zur Geschichtswissenschaft? Was hat Sie motiviert, Geschichte zu Ihrem Beruf zu machen? Als früh politisch sozialisierter Mensch waren für mich die sowjetische Perestroika und der anschließende Umbruch in Mittel- und Osteuropa sowie persönliche Reisen durch die historischen Landschaften Ostdeutschlands, Polens und Rußlands der Anstoß zur Beschäftigung mit der Geschichte dieser Region. Ich hoffe, daß es mir gelingt, Geschichte auch in der Zukunft zu meinem Beruf zu machen. 2. b) Die Geschichtswissenschaften haben in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche Erweiterungen und Neuorientierungen der Frageansätze und Forschungsperspektiven erfahren. Welche halten Sie für die interessanteste und folgenreichste? Mich persönlich hat die Auseinandersetzung mit neueren kulturgeschichtlichen Ansätzen, mit denen ich erstmals während meines Studienaufenthalts in den USA Mitte der neunziger Jahre konfrontiert wurde, am nachhaltigsten beeinflußt. Dabei möchte ich jedoch keine der einzelnen Strömungen dieses weiten Feldes hervorheben. Entscheidend scheint mir vielmehr, daß sich in der Geschichtswissenschaft jenseits überkommener Orthodoxien eine produktive Methodenvielfalt durchzusetzen beginnt. Verschiedene Perspektiven auf eine Epoche ermöglichen so ein zunehmend vielschichtigeres historisches Arbeiten und sollten sich gegenseitig ergänzen und kritisieren. 2. c) Sehen Sie Forschungsfelder, denen man künftig mehr Aufmerksamkeit widmen sollte? Zunächst würde ich mir wünschen, daß Leitdebatten in Zukunft verstärkt transnational geführt werden - so kann es vielleicht gelingen, weitere Nabelschauen und "Sonderwege" zu vermeiden. Die spannende Herausforderung der kommenden Jahrzehnte sehe ich darin, jenseits nationalstaatlicher Historiographien und die mental map des Kalten Krieges überwindend - also: beispielsweise Osteuropa mit einbeziehend - an einer histoire croisée Europas zu arbeiten, die auch die dunklen Seiten der europäischen Geschichte nicht ausspart und demnach mehr ist als eine Legitimationswissenschaft der Europäischen Union. 2. d) Sollten sich Fachhistoriker mit historischen Argumenten in aktuellen politischen Debatten zu Wort melden, wie es jüngst wieder häufiger zu beobachten ist? Braucht unsere Gesellschaft mehr historische 'Politikberatung'? In der Bundesrepublik ist die außereuropäische Geschichte noch stark unterrepräsentiert. Mittelfristig sollte die Geschichtswissenschaft versuchen, über den Tellerrand der westlichen Welt hinauszublicken und die außereuropäische Geschichte an den historischen Fakultäten und Instituten zu verankern. 3. Stellen Sie bitte Ihren persönlichen Favoriten unter den historischen Büchern des Jahres 2002 kurz vor und erläutern Sie Ihre Wahl. (15-20 Zeilen.) Schlögel, Karl: Die Mitte liegt ostwärts. Europa im Übergang, München/ Wien: Carl Hanser Verlag 2002. Die vorliegende Sammlung vereint Aufsätze und Vorträge des Osteuropahistorikers Karl Schlögel aus der Epoche zwischen dem 9. November 1989 und dem 11. September 2001.
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