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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2008

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Offene Kategorie

Essay von Heike Christina Mätzing für H-Soz-Kult

1. Rang

Daston, Lorraine; Galison, Peter: Objektivität. Frankfurt am Main 2007.

Was Daston und Galison uns bieten, ist eine historisch angeleitete Therapie: Sie soll uns kurieren von der immer wieder auftretenden Versuchung, der Naturtreue verpflichtete Erkenntnis auf eine einzige Form reduzieren zu wollen und in der gegen die Subjektivität ins Felde ziehenden Objektivität das alles bestimmende Kriterium von Wissenschaftlichkeit zu sehen. […] Wir brauchen Wissenschaftsgeschichte im Stil von Daston und Galison, um diese Neuartigkeit richtig in den Blick zu bekommen. Eine Wissenschaftsgeschichte, die das Detail beherrscht und doch große Entwicklungslinien zu zeichnen weiß. Und die uns erkennen lässt, was sich alles an Bedeutungen in dem kleinen Wörtchen "objektiv" abgelagert hat, das uns so leicht von den Lippen geht.
Helmut Mayer (FAZ, 30.11.2007)
http://www.faz.net/s/RubC17179D529AB4E2BBEDB095D7C41F46...html

Vor allem besticht an dieser großzügig illustrierten und hervorragend übersetzten Untersuchung, wie die Autoren die erkenntnistheoretischen Maximen, die sie aus der Praxis der Forscher und Atlantenmacher herauslesen, auf das wissenschaftliche Selbst beziehen: Ihr Buch lehrt, dass Wissen und Wissender nie nahtlos voneinander getrennt wurden, sondern stets neue Konfigurationen eingingen. So ist diese klar geschriebene Studie zur Objektivität vor allem eines: eine beeindruckende Meditation über das erkennende Subjekt.
Michael Adrian (Frankfurter Rundschau, 12.12.2007)
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medie...


2. Rang

Beyrau, Dietrich; Hochgeschwender, Michael; Langewiesche, Dieter (Hg.): Formen des Krieges. Von der Antike bis zur Gegenwart. Paderborn [u.a.] 2007.

Ein hervorragender Sammelband zeigt: Das staatliche Monopol auf den Krieg war schon immer schwer durchzusetzen. Die „neuen Kriege” sind nicht neu. Sie sind alt. Wie alt, zeigt ein Buch, das einen hervorragenden Überblick über die Geschichte des Krieges und seiner verschiedenen Typen gibt. Der von Dietrich Beyrau, Michael Hochgeschwender und Dietrich Langewiesche herausgegebene Band„Formen des Krieges” macht in einer Vielzahl luzider Analysen deutlich, dass die oftmals als „neu” bezeichneten Kriegsformen der Gegenwart in Wirklichkeit ein historisches Déjà-vu sind.
Thomas Speckmann (Süddeutsche Zeitung, 13.02.2008)
http://www.buecher.de/shop/Militaergeschichte/Formen-de...


3. Rang

Bachmann-Medick, Doris: Cultural turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. Reinbek bei Hamburg 2006.

Doris Bachmann-Medicks Buch gibt eine hervorragende Einführung in die kulturwissenschaftlichen Debatten der letzten dreißig Jahre. Sie zeigt insbesondere, wie die "cultural turns" die Entwicklung vorantrieben. […] In Deutschland sehen die Verhältnisse anders aus. Der Integrationswillen ist auf beiden Seiten geringer. Eine einflußreiche Schicht von Intellektuellen mit Migrationshintergrund hat sich nicht herausgebildet. Solange dies nicht der Fall ist, wird bei uns an den "Cultural Studies" angelsächsischer Prägung kein Bedarf bestehen. Die von ihnen ausgehenden Anregungen sind in den bestehenden Kulturwissenschaften bestens aufgehoben. Auch das zeigt Bachmann-Medick durch ihre überzeugende Studie.
Karl-Heinz Kohl (FAZ, 03.11.2006)
http://www.faz.net/s/RubC17179D529AB4E2BBEDB095D7C41F46...html


4. Rang

Assmann, Aleida: Geschichte im Gedächtnis. Von der individuellen Erfahrung zur öffentlichen Inszenierung. München 2007.

Aleida Assmann misst in ihrem jüngsten Buch den kollektiven Puls unserer Zeit, indem sie den Verschiebungen im deutschen Geschichtsbewusstsein seit der Wende nachspürt. Ob sich mit der deutschen Geschichte wieder Staat oder Nation machen lässt, ist eine Frage, die die Autorin in Auseinandersetzung mit kulturkonservativen Kritikern wie Karl-Heinz Bohrer und prozessorientierten Philosophen wie Hermann Lübbe diskutiert. Mit gewohnter Souveränität beleuchtet Assmann ihr Thema in zwei großen thematischen Blöcken. […]Die Nation, so ihr Schlusswort, muss sich in mehreren Geschichten wiederfinden. Mit diesem Plädoyer für eine pluralisierte Geschichtsauffassung beendet Assmann eine Studie, die ein weiterer wichtiger Baustein ihrer andauernden Arbeit am deutschen Gedächtnis ist.
Anne Fuchs (Frankfurter Rundschau, 11.12.2007)
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medie...


4. Rang

Safranski, Rüdiger: Romantik. Eine deutsche Affäre. München 2007.

Rüdiger Safranski, dessen Belesenheit und Stoffbeherrschung immer ein Lob wert ist, gibt seit Jahren, seitdem er mit wachsendem Erfolg Biographien schreibt, den Deutschen zurück, was der Deutschen ureigenste Geisteskinder sind: E. T. A. Hoffmann, Schopenhauer, Nietzsche, Heidegger, Schiller. Seine Originalität besteht darin, nicht originell zu sein. Das kommt seinen Büchern zugute: Sie lassen sich ohne Krämpfe im Kopf lesen. Er rennt keinen Chimären oder Wahnsinns-Ideen hinterher - und kann sich deshalb auf die Darstellung konzentrieren. Er hat ein ausgeprägtes inszenatorisches Talent. […] Safranski ist der Liegenschaftsverwalter des deutschen Geistes. Ihm gebührt dringend ein Bundesverdienstkreuz. […] Am Ende seines Buches, das zu lesen ein Vergnügen ist, insbesondere für all jene, denen Bohrers Theorielawinen das Fürchten lehren, verbeugt sich vor dem Publikum ein in seiner Schlichtheit bei den neuen Kennern der Romantik sicherlich willkommenes begriffliches Paar, dem man die zweihundert Jahre, die hinter ihm liegen sollen, nicht mehr ansieht: das Lebbare und das Vorstellbare. […] Safranskis Zweispartenprogramm, hier Politik mit Augenmaß, dort Kultur zum Austoben, gleicht einer großen Koalition des befriedeten Geistes, mit der sich der Geist selber besser regieren lässt.
Eberhard Rathgeb (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 02.09.2007)
http://www.faz.net/s/Rub1DA1FB848C1E44858CB87A0FE6AD1B6...html