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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2008

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Political History in Cultural Perspective / Kulturgeschichte des Politischen / neue Politikgeschichte
Thematischer Schwerpunkt 2009
Publikumspreis

Europäische Geschichte

Essay von Frank Hadler für H-Soz-Kult

1. Rang

Kaelble, Hartmut: Sozialgeschichte Europas. 1945 bis zur Gegenwart. München 2007.

With this volume Kaelble documents his established reputation and position as the leading social historian of Europe. One of the many strengths of the book is the fact that it puts Europe in a global context. Kaelble goes beyond Europe as the EU and thereby discerns other patterns than those which concentrate on the political crisis of today’s European Union. In doing so he also puts the EU in perspective. However, in Kaelble’s understanding of Europe, both Russia and Turkey are obviously excluded. Bo Stråth für H-Soz-Kult

Hartmut Kaelble kommt das Verdienst zu, Aspekte und Phänomene der europäischen Entwicklung aus einem transnationalen, europäischen Blickwinkel zu betrachten. […] Das Buch stellt für Nichthistoriker zweifelsohne eine spannende Entdeckungsreise durch Europa dar, bei der einerseits die Gemeinsamkeiten verblüffend, andererseits die Unterschiede lehrreich wirken können. Viele der behandelten Themen enthalten aktuelle Fragen der politischen und öffentlichen Debatte: nach sozialen Grundkonstellationen wie Familie, Arbeit und Werten etwa, nach sozialen Hierarchien im Sinne von sozialen Ungleichheiten oder Migration und schließlich nach dem Spannungsverhältnis zwischen Gesellschaft und Staat.
Marianne Kneuer (FAZ, 11.10.2007)
http://www.faz.net/s/RubA330E54C3C12410780B68403A11F948...html


2. Rang

Bade, Klaus J.; Emmer, Pieter C.; Lucassen, Leo; Oltmer, Jochen (Hg.): Enzyklopädie Migration in Europa. Vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart. München 2007.

Bei der Konzentration auf eigene und fremde Zuschreibungen tritt im einen oder anderen Falle die Frage nach der politischen wie sozialen Agenda der jeweiligen Epoche etwas in den Hintergrund; Migrationspolitik ist nicht der Schwerpunkt der Gruppenartikel, die mit knapp 800 Seiten den Großteil des Bandes ausmachen. Die politischen Kontexte haben die Herausgeber aber nicht vergessen. Hinter die gut lesbaren Kapitel über Idee, Konzept, Realisierung (verfasst von den vier Herausgebern) sowie über Terminologien und Konzepte der Migrationsforschung (Dirk Hoerder, Jan und Leo Lucassen) haben sie einen Länderabschnitt gestellt, der in insgesamt 17 Unterkapiteln die Migrationsereignisse und Migrationspolitiken europäischer Staaten und Regionen beleuchtet. In der Kombination der Länder- und Gruppenartikel erweist sich die Enzyklopädie, deren englischsprachige Ausgabe 2008 erscheinen soll, als unentbehrliches Hilfsmittel für alle, die sich mit Migration beschäftigen – für Historiker und andere Wissenschaftler ohnehin, aber auch Politiker, Journalisten und andere Multiplikatoren sollten sich vom Umfang dieses wahrhaft großen Wurfs nicht abschrecken lassen. Jan Philipp Sternberg für H-Soz-Kult

Abgesehen davon handelt es sich um ein beeindruckendes Kompendium historischer Migrationsforschung, dessen Beiträge für den interessierten Laien durchweg sehr gut verständlich sind.
Stefan Luft (FAZ, 13.05.2008)
http://www.faz.net/s/RubA330E54C3C12410780B68403A11F948...html

Sieht man davon ab, dass insgesamt die staatliche und gouvernementale Seite in der Enzyklopädie zu wenig berücksichtigt worden ist, dann haben Klaus J. Bade und seine Mitstreiter ein Werk von beeindruckender Umfänglichkeit und Gelehrtheit vorgelegt. Überall ist die Hand des Kenners sichtbar, vor allem aber bei der Auswahl der Bearbeiter der einzelnen Beiträge. Angesichts der außerordentlichen breiten Themenvielfalt ist dies wahrlich bewundernswert. Zwei weitere Aspekte sollten hervorgehoben werden: Die Artikel - ich habe natürlich nicht alle gelesen, denn immerhin ist dies kein schmalbrüstiges Lesebuch, sondern ein sehr umfängliches Werk - sind durchweg vorzüglich und verständlich gegliedert und folgen einem klaren, von den Herausgebern erläuterten Aufbau. Da wo ich mich auskenne, habe ich die präzise Darstellung und die Kenntnis der neuen Forschung geschätzt. Ebenso wichtig aber scheint mir, dass jedem Artikel die neuere Literatur natürlich in der Beschränkung auf das wichtigste beigegeben ist. Dies sichert der Enzyklopädie einen festen Platz in meiner Arbeitsbibliothek - sie verdient diesen Platz in allen Studierstuben, in denen Historiker der Neuzeit ihr Unwesen treiben. Politikern, Journalisten, Soziologen und Politologen schadet sie natürlich auch nicht.
Hermann Wellenreuther (sehepunkte 7, 2007, 11)
http://www.sehepunkte.de/2007/11/13641.html


3. Rang

Eichengreen, Barry Julian: The European economy since 1945. Coordinated capitalism and beyond. Princeton, NJ [u.a.] 2007.

Entscheidend ist vielmehr, dass Eichengreens Buch aus zwei Gründen genau zur rechten Zeit auf den Markt kommt: Zum einen zeigt es einer rein nationalstaatlich ausgerichteten Betrachtung deutliche Grenzen auf. So verlieren insbesondere die angestrengten Versuche, wirtschaftliche Erfolge oder Misserfolge der Bundesrepublik ausschließlich auf politische Programme oder nationale „Produktionsregime“ zu verrechnen, ihre Evidenz. Zum anderen platzt das Buch mitten in die derzeit im Gange befindliche Erschließung der 1970er-Jahre: Es gibt nicht nur ökonomische Anhaltspunkte für den längst breit diskutierten Umbruchcharakter dieses Jahrzehnts, sondern nach seiner Lektüre wird sich auch die methodische und forschungsstrategische Frage nach der Reintegration der Wirtschaft in die Zeitgeschichte erneut mit besonderer Dringlichkeit stellen. Und das ist gut so. Tim Schanetzky für H-Soz-Kult

Eichengreen versteht es, die Ergebnisse der von ihm in breitem Maße herangezogenen wirtschaftswissenschaftlichen Studien in einer klaren und auch für Nicht-Ökonomen verständlichen Sprache darzustellen. Als ein Manko erweist sich allerdings, dass die gesamte Darstellung lediglich auf der englischsprachigen Literatur beruht, die allerdings in einem Literaturverzeichnis auch gesondert dokumentiert ist, was bei Büchern aus dem angelsächsischen Raum inzwischen positiv vermerkt werden muss. Das ergänzende, ausführliche Register gehört dort hingegen eher zum Standard als im deutschsprachigen Raum. Natürlich ist auch diese anregende Überblicksdarstellung nicht frei von Ungenauigkeiten im Detail und einzelnen Widersprüchen im Text, die aber den Gesamteindruck nicht trüben können: Der Band stellt alles in allem eine gelungene Zusammenfassung unseres Kenntnisstandes zur europäischen Wirtschaftsgeschichte nach 1945 dar, aber nicht nur das, er bereichert ihn auch wesentlich.
André Steiner: (sehepunkte 7, 2007, 12)
http://www.sehepunkte.de/2007/12/12765.html


4. Rang

Hirschhausen, Ulrike: Die Grenzen der Gemeinsamkeit. Deutsche, Letten, Russen und Juden in Riga 1860 - 1914. Göttingen 2006.

Insgesamt betrachtet, überzeugt von Hirschhausen durch eine gut strukturierte, äußerst fundierte und überdies gut lesbare Darstellung der Mechanismen multiethnischer Koexistenz am Beispiel einer Lokalstudie. […] Von Hirschhausens Arbeit beeindruckt durch den Umfang der herangezogenen Quellen und die Bearbeitung verschiedenster Quellengattungen. Anja Wilhelmi für H-Soz-Kult


5. Rang

Stöver, Bernd: Der Kalte Krieg. 1947 - 1991. Geschichte eines radikalen Zeitalters. München 2007.

Den Kalten Krieg im Zusammenhang zu erzählen, ist nicht eben einfach – nicht nur, weil er über 40 Jahre andauerte, sondern auch, weil er so viele Dimensionen hatte, machtpolitische, ideologische, gesellschaftliche, waffentechnische, und weil er auf so vielen Schauplätzen ausgetragen wurde, tendenziell weltweit. Bernd Stöver wird der Herausforderung, die jede neue Gesamtdarstellung des Kalten Krieges bildet, grundsätzlich gerecht. Er begreift den Kalten Krieg als einen ebenso globalen wie multidimensionalen Konflikt, und er bemüht sich mit Erfolg, seine verschiedenen Dimensionen darzustellen, ohne den Zusammenhang aus den Augen zu verlieren. […] Die Motive und Überzeugungen der unterschiedlichsten Akteure werden bei aller notwendigen Kürze weitgehend zuverlässig referiert, sodass der Leser in die Lage versetzt wird, sich selbst ein über die zeitgenössische Parteinahme hinausgehendes Bild vom Gang der Auseinandersetzung zu machen. Bei der Referierung von Aspekten und Operationen, die den Zeitgenossen verborgen geblieben waren, beschränkt sich Stöver nicht, wie vielfach üblich, auf die Anprangerung kommunistischer Gewalt. Auch die Schändlichkeiten auf der amerikanischen Seite werden in aller Deutlichkeit benannt. Die besondere Stärke der Darstellung liegt in systematischen Querschnittbeschreibungen, die zusammen über die Hälfte des Textes ausmachen. Wilfried Loth für H-Soz-Kult

Stövers großer Wurf, der die Geschichtsschreibung des Kalten Kriegs »defragmentiert« und differenziert, weist trotz seiner akademischen Rest-Sprödigkeit inhaltlich wie methodisch in die Zukunft. Und er macht die Bewertung der fraglichen Epoche nicht von aktuellen Sichtweisen abhängig, sondern umgekehrt die Aktualität im Licht der Erzählungen des cold war begreiflich.
Claus Leggewie (Die Zeit, 22.03.2007)
http://www.zeit.de/2007/13/P-Gaddis?page=2