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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2004

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Offene Kategorie
Geschichte der Geschichtsschreibung
Thematischer Schwerpunkt 2006
Publikumspreis

Außereuropäische Geschichte

Essay von Andreas Eckert für H-Soz-Kult

1. Rang (51 Punkte, 9 Voten)

Bayly, Christopher Alan: The birth of the modern world 1780 - 1914. Global connections and comparisons. Malden, Mass. [u.a.] 2004.

"The Birth of the Modern World", die 2004 erschienene Globalgeschichte des ‚langen’ 19. Jahrhunderts aus der Feder des Cambridger Historikers C.A. Bayly, ist ein großer Wurf. Ambitionierte Visionen einer zukünftigen global history haben seit einigen Jahren Konjunktur, aber Baylys Buch ist eine der ersten Studien, die diese Programmatik empirisch und darstellerisch einholen. Sein Werk versucht sich an einer Analyse der übergreifenden Trends der Herausbildung der globalen Moderne, ist zugleich voller Einzelheiten und überraschende empirische Befunde; es dokumentiert überzeugend die Notwendigkeit, die Entstehung der modernen Welt als dezentralen und zugleich zusammenhängenden Prozess zu begreifen. Sebastian Conrad für H-Soz-Kult

The Birth of the Modern World is a wonderfully ambitious book that effectively demonstrates the global nature of the modern world and the need to decentre national histories and think big. It is a 'thematic history' demonstrating how 'historical trends and sequences of events, which have been treated separately in regional or national histories, can be brought together'. Bayly's emphasis is on the interdependencies and interconnectedness of political and social changes across the world in a period well before contemporary globalisation. It is in part a culmination of his own work over a long period – using his rich and detailed knowledge of Indian and South Asian history as he did previously in Imperial Meridian – as a basis from which to reflect on national, imperial and global concerns. It is an intervention in the current debates over globalisation, for he shares the insistence of A. G. Hopkins and others that the contemporary version of this is not the first; theorists must be more careful to specify the particularities of phases of globalisation given its long history. It is also an attempt to put a particular reading of connection and interdependence at the heart of the making of the modern world, thereby unseating E. J. Hobsbawm's magisterial four volumes on the long nineteenth century, The Age of Revolution, Industry and Empire, The Age of Capital and The Age of Empire with its drama of the unfolding logic of capitalism and exploitation, and providing a new account for these post-Marxist times. http://www.history.ac.uk/reviews/paper/hall.html


 

2. Rang (31 Punkte, 6 Voten)

Marx, Christoph: Geschichte Afrikas. Von 1800 bis zur Gegenwart. Paderborn [u.a.] 2004.

Die Stärken dieses Buches liegen auf drei Ebenen: die Breite der Themen erlaubt einen tieferen Einblick in das Leben der Menschen, lässt sie stärker als Handelnde und Denkende erscheinen, deren Lebensbedingungen sich verändern und deren Welt in Frage gestellt wird, und die versuchen, diesen Veränderungen aktiv zu begegnen. Eine Gegenüberstellung von "Kulturleben der Kolonialzeit" (218-221) und "Das Kulturleben am Ende des 20. Jahrhunderts" (357-365) zeigt die Veränderungen besonders augenfällig auf. Besonders gut gelungen ist der große Bogen, der in Brüchen und Kontinuitäten gespannt wird vom vorkolonialen Staat als Personenverbandsstaat und den staatlichen Reformen im 19. Jahrhundert, über den kolonialen Staat, der zunächst ein "Terrorstaat" war und stets mit einem umfassenden Herrschaftsanspruch und dem Gewaltmonopol auftrat, bis zum Patronagestaat und der Symbolik personalisierter Herrschaft im unabhängigen Afrika.
Die zweite Ebene ist die Ergänzung allgemeiner, strukturgeschichtlicher Darstellungen und Typologien durch die Skizzierung von regionalen Besonderheiten, wie dem Zusammenhang zwischen Sklavenhandel und politischer Zentralisierung in Dahomey und Oyo, oder die Präsentation von Personen. Schließlich ist die sehr flüssige und bildreiche Sprache anerkennend zu erwähnen.
http://www.sehepunkte.historicum.net/2005/01/7082.html


 

3. Rang (30 Punkte, 9 Voten)

Conrad, Sebastian; Osterhammel, Jürgen (Hg.): Das Kaiserreich transnational. Deutschland in der Welt 1871 - 1914. Göttingen 2004.

Transnational ist in: Das Adjektiv lässt sich leicht einfügen und scheint allen historischen Projekten, ob sie sich nun mit nur einem einzigen Nationalstaat oder mit mehreren befassen, eine unwiderlegbare Rechtfertigung zu verleihen. Es klingt irgendwie theoretisch und methodisch abgesichert, zudem mit Gegenwartsfragen verknüpft. Das anzuzeigende Buch wird aus diesen Gründen künftig sicher häufig in Fußnoten zu finden sein, trägt es doch das richtige Schlagwort im Titel. Damit tut man dem Sammelband allerdings unrecht, denn er regt erstens zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Begriff "transnational" an und wendet ihn zweitens, anders als zahlreiche Deklamationen, auf konkrete Gegenstände an. Johannes Paulmann für H-Soz-Kult

Entstanden ist auf diese Weise, um es gleich vorwegzunehmen, ein gelungener Diskussionsbeitrag zur Interpretation der Geschichte des Deutschen Kaiserreichs, der wertvolle und teilweise bisher wenig beachtete neue Aspekte im Rahmen eines weltgeschichtlich orientierten wissenschaftlichen Zugriffs präsentiert. Transnationalität als mögliches neues historiografisches Paradigma ist hierbei das Schlagwort, dem Herausgeber und Autoren nach vorausgegangenen Diskussionen in Fachzeitschriften nun auch in Gestalt eines programmatischen Sammelbandes Gehör verschaffen wollen. Es geht ihnen hierbei vor allem darum, die binnengeschichtlich fundierte Analyse der historischen Sozialwissenschaft ("Primat der Innenpolitik") um eine Außenperspektive zu erweitern. Der wissenschaftspolitisch lange Zeit dominierende sozialgeschichtliche Ansatz wird nach der kulturalistischen Herausforderung der 90er-Jahre, die eine Rückbesinnung auf mikrohistorische Perspektiven einforderte, nun also zusätzlich durch einen (nur scheinbar damit unvereinbaren) makrohistorischen, globalgeschichtlichen Ansatz in die Zange genommen, wobei davon ausgegangen wird, dass es sich bei beiden um zwei Seiten der gleichen historiografischen Medaille handelt (Blackbourn, 303). http://www.sehepunkte.historicum.net/2005/06/7169.html


 

4. Rang (26 Punkte, 6 Voten)

Manning, Patrick: Navigating world history. Historians create a global past. New York, NY [u.a.] 2003.

"Navigating World History" ist keine historische Darstellung, sondern ein methodologisches Werk. Wie der Titel ausdruckt, möchte Patrick Manning in seinem recht umfangreichen Buch weniger Geschichte schreiben als vielmehr durch die weltgeschichtliche Forschung und Lehre navigieren. In seiner Reise zeichnet er die Konturen des Faches nach, erklärt deren historische Entstehung, zeigt Irrwege auf und weist auf Passagen zu bislang unerkundeten fruchtbaren Forschungsfeldern hin. Dominic Sachsenmaier für H-Soz-Kult

Navigating World History is such a complete survey of the field that it raises sharply the question, where is world history going? Manning is both exhilarated by the field's successes, and uncertain that they will be sustained. [...] Graduate programs alone cannot solve these problems, for the danger is that they will merely reproduce the incoherent assortment of concepts and thought-habits from other disciplines that Manning describes so well. In addition to new programs of graduate study, world history needs to find the underlying questions and concepts that can give it more intellectual coherence. By providing such a fine survey of progress so far, Navigating World History should help clarify the institutional and conceptual challenges that face the field today. http://www.h-net.org/reviews/showrev.cgi?path=144051079...


 

5. Rang (24 Punkte, 6 Voten)

Stuchtey, Benedikt; Fuchs, Eckhardt (Hg.): Writing world history. 1800 - 2000. Oxford [u.a.] 2003.

Hatte Weltgeschichtsschreibung traditionell dazu gedient, den Anspruch auf Europas kulturelle Überlegenheit und seine zentrale Stellung in der Welt zu untermauern, so wird ihr Ziel jetzt geradezu darin gesehen, diesen Eurozentrismus zu überwinden – nicht nur durch eine Integration der Geschichte der außereuropäischen Welt, sondern auch durch die Erarbeitung einer transkulturellen Perspektive, die sich gleichermaßen den westlichen und nicht-westlichen historiografischen Traditionen verdankt.
In dem vorliegenden Band, der aus einer Konferenz des Deutschen Historischen Instituts London im Jahre 2000 erwachsen ist, versuchen Benedikt Stuchtey und Eckhardt Fuchs die Überlegungen zu diesem Thema durch einen zweifachen Zugang voranzubringen. Im ersten Teil, "Mapping the Subject", suchen die Autoren nach Themen, die es erlauben, eine künftige Weltgeschichtsschreibung zu strukturieren. [...] Im zweiten Teil des Bandes, "Rethinking and Writing World History", wird versucht, in einem Überblick über die Traditionen der Weltgeschichtsschreibung in verschiedenen Kulturen Klarheit darüber zu gewinnen, wie denn die geforderte transkulturelle Perspektive aussehen könne. Dabei gelingt es in den meisten Fällen, die Essentialisierung der untersuchten historiografischen Traditionen zu vermeiden – die Weltgeschichte der Weltgeschichtsschreibung wird damit sehr schön als Verflechtungsgeschichte deutlich gemacht.
Margrit Pernau für H-Soz-Kult