Titel
Die Bamberger Apokalypse. CD-ROM der Virtuellen Bibliothek


Herausgeber
Deutsches Historisches Museum Berlin; Staatsbibliothek Bamberg
Erschienen
Bamberg 2002: Faksimile Verlag
Anzahl Seiten
Preis
€ 20,00
ISBN
Rainer Atzbach, Universität Bamberg

Summary:
The so-called "Bambergian Apocalypse" was written in Latin at about 1000 AD in the scriptorium on the island Reichenau. The original codex consists of two books on 106 folio pages with 57 miniature-paintings: John's revelation and an evangelistar, i.e. a compilation of bible texts to be read in the passing of the ecclesiastical year. In 1020 AD, emperor Heinrich II. gave this unique manuscript to the St. Stephen's foundation in Bamberg. Until today, it has been sheer impossible to inspect this beautiful book. After having done a high quality reprinted version, the Faksimile Verlag Luzern and the Staatsbilbliothek Bamberg enabled a digital reproduction together with the Deutsches Historisches Museum. This easy to handle virtual
facsimile does not allow only the study of texts and miniatures, but offers additional functions in German and English as well: As far as the revelation is concerned, now it is possible to compare the manuscript words with their transcription or the modern oecumenical translation. Moreover, short explanations to all pictures and indices to the bible references are available. It is a pity, that the mentioned text based functions do not refer to the evangelistar. Although detailed information on the time, production and importance of this codex is lacking on the CD completely - apart from a brief introduction -, it provides a useful and refined kind of facsimile, which is worth the money.

Die "Bamberger Apokalypse" als virtuelles Faksimile

Die "Bamberger Apokalypse" (Staatsbibliothek Bamberg Ms. Bibl.140) entstand um das Jahr 1000 im Skriptorium der Reichenau. Der originale Codex enthält auf 106 Folioseiten in lateinischer Sprache die Offenbarung des Johannes und ein Evangelistar, also eine Zusammenstellung von Bibelpassagen zur Lesung an Festtagen. Die mit insgesamt 57 Miniaturen reich ausgestattete Handschrift kam 1020 als Geschenk Kaiser Heinrichs II. in den Besitz des Bamberger Stiftes St. Stephan. Seitdem war dieses prächtige Werk nur ein einziges Mal öffentlich zugänglich: anlässlich des Nachdrucks durch den Faksimile Verlag Luzern wurden die Miniaturen um den Jahreswechsel 1999/2000 in Bamberg gezeigt. Auch bei der dortigen Bayerischen Landesausstellung 2002 sind nur einzelne Blätter zu sehen.

Das aufwändig gestaltete, gedruckte Faksimile wird sicherlich den Weg nur in finanzkräftige Bibliotheken oder die Bücherregale weniger Bibliophiler finden, deshalb ist es außerordentlich erfreulich, dass sowohl die Eigentümerin, die Staatsbibliothek Bamberg, als auch der beteiligte Verlag die zusätzliche Veröffentlichung als CD-ROM ermöglichten.

Das digitale Faksimile präsentiert sich als virtuelles Buch, d.h. im fast
auf Bildschirmgröße aufgeschlagenen Codex kann mit Hilfe einer
Navigationsleiste geblättert werden. Die Bedienung erschließt sich rasch, ist aber auch unter dem Hilfebutton erläutert. Über die reine Reproduktion der Buchseiten hinaus bietet die CD nützliche Unterstützungsfunktionen, die vollständig auf Deutsch und Englisch zur Verfügung stehen: Neben einem knappen Einführungstext mit Informationen zu Entstehung und Aufbau der Handschrift enthält ein Pop-Up-Menü ein Register mit dem Verzeichnis aller Miniaturen und der Bibelstellen der Offenbarung, die von dort gezielt angesteuert werden können. Der Text der Offenbarung kann nicht nur im Original betrachtet, sondern auf Anklicken in einer "Balkenlupe" wahlweise
mit der Transkription oder der modernen Einheitsübersetzung überblendet werden. Leider fehlt diese Funktion im Evangelistar, dessen Register ausgesprochen "stiefmütterlich" behandelt wurde. Erfreulich ist hingegen, dass für das detaillierte Studium aller Miniaturen jeweils begleitende Erläuterungen sowie Vergrößerungsmöglichkeiten aufrufbar sind.

Die hohe Bildqualität und die leichte Handhabung machen das Blättern im virtuellen Codex für Laien und Fachleute zum Genuss. Gemessen daran mögen die Kritikpunkte kleinlich wirken: So ist die CD-ROM zwar bewusst als Faksimile und nicht als kritische Edition gestaltet, dennoch wäre sie durchaus der rechte Ort für eine ausführlichere Erläuterung zur Entstehung und kunsthistorischen Bedeutung der Handschrift gewesen - hier bleibt nur der Verweis auf den Aufsatz der CD-Mitautorin im Katalog der Bayerischen Landesausstellung.1 Auch die Möglichkeiten des Mediums wurden nicht ganz ausgeschöpft: neben der konsequenten Ausdehnung aller textbasierten Funktionen auch auf das Evangelistar wäre eine Volltextsuche nicht nur für Mediävisten ein großer Gewinn. Wirklich bedauerlich ist die fehlende Option, Abbildungen oder Textpassagen in andere Programme zu exportieren. Dies wurde wohl aus Gründen des Urheberschutzes unterlassen - dennoch bleibt für erfahrene Windowsbenutzende der Weg über den Screenshot (Druck-Taste kopiert Bildschirm in Zwischenablage). Nur diese können übrigens parallel zur CD-ROM auch andere Programme starten: das Steuermodul unterdrückt das Desktop, hier hilft aber der Task-Manager weiter.

Fazit: Die "Bamberger Apokalypse" ist eines der schönsten Bücher des Abendlandes, die vorliegende CD-ROM bietet ein im besten Wortsinne preiswertes und auch qualitativ ernstzunehmendes Faksimile, das in der CD-Box keines Bilderfreundes fehlen sollte.

Anmerkung:
1 Gude Suckale-Redleffsen: Prachtvolle Bücher zur Zierde der Kirchen, in: Josef Kirmeier u.a. (Hgg.): Kaiser Heinrich II.1002 - 1024. Herausgegeben vom Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg 2002, 52-77.

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