Gegendarstellung von Krisztian Ungvary zum Artikel von Thomas Schmitz vom 13.12.1999

Hintergrund ist ein kritischer Artikel von Krisztian Ungvary (Titel: Echte Bilder - problematische Aussagen. Eine quantitative und qualitative Analyse des Bildmaterials der Ausstellung "Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" (GWU 50, 1999, S. 584-595)), der im Oktoberheft 1999 der Zeitschrift "Geschichte in Wissenschaft und Unterricht" zur sogen. 'Wehrmachtsausstellung' des Hamburger Institutes fuer Sozialforschung erschienen ist.

Sehr geehrter Herr Schmitz,

vor einigen Tagen hatte ich Gelegenheit , Ihre Ausführungen über meinen GWU-Artikel zu lesen. Vorausschicken möchte ich, daß wir nicht einer Meinung über die Wehrmachtsausstellung sein müssen, aber ich möchte auf manche falsche Angaben verweisen, die Sie verwenden.

1. Ich habe in meiner statistischen Auswertung weder die Buchtitel, noch die Plakate, noch die 60 Paßbilder eingezogen. In meinen statistischen Angaben sind diese nicht inbegriffen. Falls Sie Zeit haben, können Sie dies auch nachvollziehen, indem Sie alle übrigen Bilder im Katalog zusammenrechnen. Deshalb bitte ich Sie, diese wahrheitswidrige Behauptung in der Zukunft zu unterlassen.

2. Ich habe in keinem Satz behauptet, eine Ausstellung dürfte nur Exponate zeigen, die unmittelbar auf ihre Titel verweisen. Es ist allerdings bei einer Ausstellung über Wehrmachtsverbrechen höchst bedenkenswert, wenn von circa 90% der Bilder nicht nachweisbar ist, daß sie 1. Kriegsverbrechen zeigen und/oder 2. daß diese Kriegsverbrechen von Wehrmachtssoldaten begangen worden sind.

3. Ich möchte nochmals darauf verweisen, daß im Konzeptpapier der Ausstellung wie auch durch zahlreiche Äußerungen von Hannes Heer eindeutig belegt ist, daß es Ziel der Ausstellung sei, Kriegsverbrechen des "einfachen Mannes", des "Durchschnittsoldaten" usw. zu zeigen. Einsatzgruppe, SS-Kommandos, Hilfswillige, Feldgendarmerie und Geheime Feldpolizei zählen nicht dazu, auch wenn sie der Wehrmacht unterstellt waren, oder wie im Falle der Feldgendarmerie und GFP selbst Wehrmachtsmitglieder waren. Darauf habe ich übrigens auch im meinem GWU-Artikel hingewiesen. Deshalb sind die Einwände von Herrn Streit mir gegenüber unberechtigt. Er konnte bis zum heutigen Tag nicht beweisen, daß Bilder, die ich nicht als Wehrmachtsverbrechen IM SINNE DER AUSSTELLUNG (!) qualifizierte, Wehrmachtsverbrechen sind.

Es zeugt nicht von politischer Toleranz und liberaler Denkweise, wenn Sie mir vorwerfen, ein Interview der mir als Ausländer zuvor unbekannten 'Junge Freiheit' gegeben zu haben. Anstatt mit dem Hammer zu argumentieren, wäre es besser gewesen, meinen Text zu lesen: in diesem finden Sie kein rechtes, geschweige denn rechtsradikales Gedankengut. Es würde der Diskussion enorm Vorschub leisten, wenn Sie sich nicht mit meiner vermeintlichen Gesinnung, sondern mit meinen Worten und Taten auseinandersetzen würden.

Mit freundlichen Grüßen

Krisztian Ungvary


Quelle = Email <H-Soz-u-Kult>

From: "Ungvary Rudolf" <zungvary@mail.datanet.hu>
Subject: Gegendarstellung: Schmitz - Wehrmachtausstellung/Ungvary
Date: 21.01.2000


   

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