Politik und Architektur: Die Familien Liebknecht und Otto auf dem Friedhof Engesohde in Hannover

Politik und Architektur: Die Familien Liebknecht und Otto auf dem Friedhof Engesohde in Hannover

Veranstalter
Quartier e. V., Hannover-Linden, Landeshauptstadt Hannover, Bildungsverein Hannover e. V. und Stiftung Leben & Umwelt / Heinrich Böll Stiftung Niedersachsen
Veranstaltungsort
Stadtarchiv Hannover, Am Bokemahle 14-16, 30171 Hannover
Ort
Hannover
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.10.2010 - 28.10.2010
Deadline
28.10.2010
Von
Heinz-Jörgen Kunze-v. Hardenberg / Dr. Peter Schulze

Politik und Architektur:

Die Familien Liebknecht und Otto auf dem Friedhof Engesohde in Hannover

Prof. Dr. Annelies Laschitza und Fabian Ludovico

Donnerstag, 28.10.2010, Friedhof Engesohde um 16.00 Uhr
Führung zum Grab und Erläuterungen: Dr. Peter Schulze, Historiker

Programmablauf: Donnerstag, 28. Oktober 2010

16:00 Uhr Treffpunkt Friedhof Engesohde
17:00 Uhr Leibnizschule bzw. IGS List, Röntgenstraße
17:45 Uhr Ankunft Stadtarchiv
18:30 Uhr Begrüßung und Einführung: Dr. Peter Schulze
Anmerkungen zum Familiengrab Liebknecht und Otto
18:45 Uhr Vorträge von Prof. Dr. Annelies Laschitza und Fabian Ludovico
20:30 Uhr Ende der Veranstaltung

Programm

Die Liebknechts …
http://de.wikipedia.org/wiki/ Theodor_Liebknecht
Geboren 19. April 1870 in Leipzig; gestorben 6. Januar 1948 in Altendorf bei Hannover, Sohn von Wilhelm Liebknecht und Bruder von Otto und Karl Liebknecht, war Rechtsanwalt und während der Weimarer Republik – als Mitglied und letzter Vorsitzender der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und danach der SAPD – ein sozialistischer Politiker in Deutschland.
Nach seinem Jurastudium eröffnete er zusammen mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Karl und Oskar Cohn 1899 ein Rechtsanwaltsbüro in Berlin. Während des Ersten Weltkrieges war er ab 1915 Soldat, später bis zu seiner Demobilisierung Anfang 1919 Unteroffizier.
Öffentlich politisch aktiv wurde Theodor Liebknecht erst 1919 – nach dem von rechtsextremen Freikorps begangenen Mord an seinem Bruder, der zusammen mit der nahezu zeitgleich ermordeten Rosa Luxemburg als Anführer des revolutionären Spartakusbundes die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) mitbegründet hatte. Zugleich nahm er die drei Kinder seines ermordeten Bruders bei sich auf.
Theodor Liebknecht schloss sich allerdings nicht der KPD an, sondern blieb in der USPD, die sich bereits während des Ersten Weltkrieges aus Protest gegen die kriegsbilligende Haltung der SPD von der Mutterpartei abgespalten hatte. Nach der Novemberrevolution wurde die USPD bis 1922 zusehends zerrieben. Die Mehrheit ihres linken Flügels schloss sich im Dezember 1920 der Kommunistischen Internationale und damit der KPD an (vgl. auch Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands). Ein großer Teil der reformorientierten USPD-Mitglieder ging bis 1922 zurück in die SPD.
1921 unterstützte Liebknecht die Gründung einer neuen sozialistischen Internationale, nachdem die 1889 unter wesentlicher Mitwirkung seines Vaters gegründete zweite Internationale mit der Auslösung des Ersten Weltkrieges 1914 auseinander gefallen war. Theodor Liebknecht war beteiligt an der Gründung der Internationalen Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Parteien (IASP), der sogenannten „zweieinhalbten Internationalen“ (vgl. Internationale), für diese beobachtete er 1922 gemeinsam mit Kurt Rosenfeld und dem Vertreter der belgischen Sozialdemokratie, Émile Vandervelde den Prozess gegen 47 Mitglieder der Partei der Sozialrevolutionäre in Moskau.
Theodor Liebknecht lehnte eine Zusammenlegung der USPD mit der KPD ab, unter anderem, weil er deren Beitritt zur von der jungen UdSSR dominierten, 1919 in Moskau unter Federführung Lenins gegründeten Kommunistischen Internationale (Komintern) kritisierte. Er sah darin eine Spaltung der internationalen sozialistischen Bewegung. Andererseits stand er auch der SPD unter Friedrich Ebert und seinen Nachfolgern ablehnend gegenüber. Sie hatte sich in Liebknechts Augen zu stark mit den alten konservativen Kräften aus dem Kaiserreich arrangiert und demokratische Chancen während der Novemberrevolution verspielt. So lehnte er auch eine Wiedervereinigung mit der SPD ab. Zusammen mit Georg Ledebour setzte er das linkssozialdemokratische Projekt USPD fort, für welches er 1921–1924 dem preußischen Landtag angehörte.
Mit ihrer Haltung befanden sich Ledebour und Liebknecht jedoch in einer Minderheitenposition zwischen den in der breiten Bevölkerung als links betrachteten gegeneinander stehenden Polen SPD und KPD. Die USPD entwickelte sich nach 1922 zu einer marginalisierten Splitterpartei mit einer vornehmlich aus dem linksintellektuellen und pazifistischen Milieu stammenden Anhängerschaft. Liebknecht löste Ledebour 1924 von der Parteiführung der USPD ab, nachdem es zu Konflikten innerhalb der Partei über die Haltung zur Ruhrbesetzung gekommen war. Liebknecht lehnte, im Gegensatz zu Ledebour, die von der KPD stammende Parole „Schlagt Poincaré an der Ruhr und Cuno an der Spree!“ als nationalistisch ab; Ledebour verließ mit einer Minderheit die USPD und gründete den Sozialistischen Bund.

1931 ging die USPD in der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) auf. Damit vereinigte sie sich mit einer erneuten linken Abspaltung der SPD und auch einiger KPD-Abtrünniger, deren Ziel eine linke Einheitsfront gegen den erstarkenden Nationalsozialismus in Deutschland und den Faschismus in Europa war. Damit wandte sich die Partei auch gegen den von Moskau unter Stalin vorgegebenen Kurs der Komintern, der mit der Sozialfaschismusthese eine Zusammenarbeit zwischen Sozialdemokratischen und Kommunistischen Parteien gegen den Faschismus weitgehend verhinderte.
Aber auch die SAPD blieb von heftigen Flügelkämpfen nicht verschont. Parlamentarische Erfolge waren dieser Partei in den noch verbleibenden zwei Jahren der faktisch im Grunde schon gescheiterten Weimarer Republik ebenfalls nicht beschieden.
Der überzeugte Pazifist Theodor Liebknecht gehörte zusammen mit den linken Sozialdemokraten um Anna Siemsen und der Rote Kämpfer-Gruppe um Bernhard Reichenbach zum nichtleninistischen Flügel der SAPD und wandte sich gegen den verstärkten Einfluss des leninistischen Flügels in der Partei.
Nach der Machtergreifung Hitlers, und damit der Umwandlung Deutschlands in eine nationalsozialistische Diktatur ging Liebknecht 1933 nach Basel ins schweizerische Exil. Von 1936 bis 1939 war er Beschäftigter des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte (IISG) in Amsterdam/Niederlande.
Theodor Liebknecht überlebte Nationalsozialismus und Krieg. Er kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg in das von den Alliierten besetzte Deutschland zurück, und starb 1948 im Alter von 78 Jahren in Altendorf bei Hannover, das zu der Zeit in der britischen Besatzungszone lag.
Literatur: Annelies Laschitza: Theodor Liebknecht „… dass mein Kopf und mein Herz zu ihrem Recht kommen, das ist für mich das Wesentliche …“ In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. 37. Jahrgang, 4/95, S. 22–46 und in Inge Marßolek/Till Schelz-Brandenburg: Sozialistische Demokratie und sozialistische Theorie, Festschrift für Hans-Josef Steinberg zum 60. Geburtstag, S. 318-336, Bremen, 1995.
Vortrag und Lesung Prof. Dr. Annelies Laschitza: Die Liebknechts - Karl und Sophie - Politik und Familie

Karl Liebknecht, 1871 als zweiter Sohn von Wilhelm Liebknecht, dem Mitbegründer der Sozialdemokratie, geboren, ging erst nach langem Zögern in die Politik „Ich kenne kein Rätsel als mich selbst“ vertraute er 1906 seiner jungen Geliebten Sophie Ryss an. Beide heirateten nach dem plötzlichen Tode seiner ersten Frau Julia, die drei Kinder zur Welt gebracht hatte. Ihre kurze Ehe war überschattet von Liebknechts rastlosem Engagement als Rechtsanwalt und Abgeordneter. Der revolutionäre Sozialist ließ sich mit Landes- und Hochverratsprozessen nicht zum Schweigen bringen. (…)

Annelies Laschitza schildert das Schicksal seiner großen Familie, deren Lebensglück und -kampf mehr als hundert Jahre deutscher Geschichte spiegeln. Diese Biographie übertrifft bisherige Darstellungen von Leben und Werk Karl Liebknechts (1871-1919) an Prägnanz und Detailfülle. Die Historikerin stützt sich auf bisher unbekannte Dokumente - darunter Briefe, die Sophie Liebknecht nach der Ermordung ihres Mannes an die Mutter schrieb.
Literatur: Annelies Laschitza, Die Liebknechts – Karl und Sophie – Politik und Familie, Berlin, 2007 (Text aus der Verlagsankündigung entnommen)
Über die Autorin: Annelies Laschitza, geb. 1934, Historikerin, konzentrierte sich auf die deutsche Arbeiterbewegung vom Ausgang des 19. Jahrhunderts bis 1918 und speziell die Liebknecht- und Luxemburg-Forschung. 1971 zur Professorin berufen, Beraterin des Luxemburg-Films der Margarethe von Trotta, 1991/92 lehrte sie an der Universität Bremen. Weltweite Anerkennung durch die Edition der Gesammelten Briefe und Werke Rosa Luxemburgs. 1982 veröffentlichte sie "Karl Liebknecht. Eine Biographie in Dokumenten" mit Elke Keller. Im Aufbau Verlag lieferbar "Im Lebensrausch, trotz alledem. Rosa Luxemburg. Eine Biographie". (Angaben nach: Aufbau-Verlag Berlin)

Vortrag von Fabian Ludovico:

Karl Otto (1904-1975) – Ein Berliner Architekt in Hannover

Karl Otto gehörte zu einer Gruppe von Architekten, die in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts an der Technischen Hochschule Berlin studiert und das Seminar von Hans Poelzig besucht haben, was sie danach noch über Jahrzehnte miteinander verband. Sie prägten die Architektur der Nachkriegsmoderne in Deutschland. Geleitet wurden Sie von den Idealen des Neuen Bauens, des Bauhauses und des Deutschen Werkbundes.
Die erste Hälfte der fünfziger Jahre war Karl Otto in Hannover tätig, wo er zwischen 1950 und 1956 der Werkkunstschule als Direktor vorstand. Sein Ziel war es, hier das Erbe des Bauhauses an den deutschen Kunsthochschulen zu bewahren, indem er eine Einheit von freier und angewandter Kunst forderte.
Im Zentrum seines architektonischen Werkes stehen Schul- und Hochschulbauten. Die zwischen 1952 und 1954 errichteten Gebäude der Leibnizschule und der Werner-von-Siemens-Mittelschule in Hannover stehen beispielhaft für einen markanten Schulbautypus der fünfziger Jahre in Deutschland. Sie weisen nicht nur zeittypische Elemente auf, sondern erscheinen in ihrer Gesamtdisposition für ihre Entstehungszeit als ungewöhnlich fortschrittlich.
Der Vortrag gibt einen Einblick in Leben und Werk, stellt Karl Ottos Wirken in Hannover vor und zeigt ihn als typischen Vertreter einer ganzen Architektengeneration.

Literatur: Fabian Ludovico: Karl Otto (1904-1975) – Architekt und Lehrer. Dissertation Heidelberg 2010 (unveröffentlicht).

zur Person: Fabian Ludovico – 2000 bis 2007 Studium der Kunstgeschichte und der Germanistik in Karlsruhe und Heidelberg, 2010 Promotion mit der Dissertation „Karl Otto (1904-1975) – Architekt und Lehrer“ an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, seit April 2010 wissenschaftlicher Volontär im Werkbundarchiv – Museum der Dinge in Berlin.

Stadtarchiv Hannover, Am Bokemahle 14 – 16, 30171 Hannover, Tel. 0511 /168 - 43073

Ein kleiner Imbiss wird angeboten. Wir bitten um telefonische Anmeldung zu der Veranstaltung. Eine Teilnahme an einzelnen Programmpunkten ist möglich.

Eine Veranstaltung von: Quartier e. V., Hannover-Linden, der Landeshauptstadt Hannover, Bildungsverein Hannover e. V. und der Stiftung Leben & Umwelt / Heinrich Böll Stiftung Niedersachsen. Kontakt: verein@quartier-ev.de,
Tel.: 0511 / 70036642, Heinz-Jörgen Kunze-v. Hardenberg, Dr. Peter Schulze

Kontakt

Heinz-Jörgen Kunze-v. Hardenberg

Quartier e. V., Am Lindener Berge 44, 30449 Linden

0160-96754410 oder 0511-70036642

verein@quartier-ev.de

http://quartier-ev.de oder http://www.quartier-ev.de/kp.php
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