Evidenz und Ambivalenz des Herrenanzugs

Evidenz und Ambivalenz des Herrenanzugs

Veranstalter
Materielle und visuelle Kultur, Fakultät III: Sprach- und Kulturwissenschaften
Veranstaltungsort
Raum A09 0-018, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg; Ammerländer Heerstraße 114-118 ; 26129 Oldenburg
Ort
Oldenburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.05.2009 - 09.05.2009
Deadline
04.05.2009
Von
Lüder, Tietz

Der Herrenanzug: Kein anderes Kleidungsstück weist eine längere modische Kontinuität auf, als die schneiderische Meisterleistung aus dem 18. Jahrhundert. Während die Frauenmode jede Saison wechselt, ist der Herrenanzug beständig und blieb von Modetrends weitestgehend unberührt. Männer in Führungspositionen tragen Anzüge, Frauen haben die Wahl zwischen Kostüm und Hosenanzug. Eine Qual der Wahl: Sollen sie Frausein oder Führungsqualität betonen? Doch was sagt das über Geschlechter und ihre Rolle in Arbeitsleben, Politik und Gesellschaft aus? Der Herrenanzug ist das Paradebeispiel, wie Moderne, Männlichkeit und Macht miteinander verschränkt werden, so dass sie scheinbar natürlich evident werden.

Doch seit einigen Jahrzehnten wird die die Bedeutung des Herrenanzugs in unterschiedlichen Kontexten aufgegriffen: Die Aneignungen des Herrenanzugs von Dandys und als Künstleruniform, durch Frauen in den 1920ern und seit den 1970ern von Managerinnen und Politikerinnen, von Lesben, Drag Kings und Transmännern, in Jugendkulturen und in postkolonialen Kontexten sind bisher kaum systematisch untersucht und aufeinander bezogen worden. Diese Forschungslücke soll nun das Symposium zu schließen, das von der Fakultät III Sprach- und Kulturwissenschaften in Kooperation mit dem Masterstudiengang "Kulturanalyse: Repräsentation, Performativität Gender", dem Promotionsstudiengang Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien" und dem Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZFG) der Universität Oldenburg veranstaltet und von der Gerda-Henkel-Stiftung und der Universitätsgesellschaft Oldenburg gefördert wird.

Ziel des Symposiums ist die erstmalige systematische Anregung und Zusammenführung von kulturwissenschaftlichen, kunstwissenschaftlichen, körpersoziologischen, politischen, ethnologischen, repräsentationskritischen Forschungen aus einer von Gender und Queer Studies informierten Perspektive zur Evidenz- und Ambivalenzproduktion des Herrenanzugs. Das Symposium bringt Doktorand_innen und Post-Doktorand_innen aus deutschsprachigen Universitäten zusammen. Diese jungen Wissenschaftler_innen haben die Möglichkeit, ihre Forschungsansätze und -ergebnisse kritisch mit ausgewählten Expert_innen zu diskutieren.

Programm

PROGRAMM (Stand 1. April 2009)

Donnerstag, 7. Mai 2009

14:00 Check-in, Begrüßungskaffee
Raum A09 0-018

SEKTION I DER HERRENANZUG UND DIE
EVIDENZPRODUKTION VON MÄNNLICHKEIT
Grußworte/Einführung

15:00 „Grußwort des Dekans der Fakultät III:
Sprach- und Kulturwissenschaften“
Prof. Dr. Gerd Hentschel, Universität Oldenburg

15:15 „Der Herrenanzug in der populären Ikonographie“
Prof. Dr. Silke Wenk / Prof. Dr. Karen Ellwanger
Kunst-/Kulturwissenschaftlerinnen, Universität Oldenburg

SEKTION II GENEALOGIE DES HERRENANZUGS UND
DESSEN HYBRIDISIERUNG
Anzug, Maskulinität und Körperbild

16:00 „Bürgerliche Männlichkeit in ihrer textilen Gestalt
(mit Beispielen aus der Wiener Modesammlung)“
Gesa C. Teichert, Europäische Ethnologin, Doktorandin
Universität Marburg

16:45 Kaffeepause

17:00 „Nietzsches bürgerlicher Universalrock“
Dagmar Venohr, Kulturwissenschaftlerin, Doktorandin
Universität Potsdam

17:45 „Der lebende Frack: Männlichkeitsbilder im frühen
deutschen Kino (1910er Jahre)“
Andrea Haller, Filmhistorikerin, Universität Trier

18:45 Abendessen
Öffentlicher Abendvortrag

20:00 „Männliche Uniformität: Eine ästhetische Strategie
der zwanziger Jahre?“
Prof. Dr. Gabriele Mentges, Ethnologin, Technische
Universität Dortmund
Raum A02 3-321

Freitag, 8. Mai 2009
Maskulinität und Politik: Anzug und Uniform

09:30 „Die Staatsmacht ist männlich: Bedeutungszuweisungen
an Uniformen bayrischer Beamter
(frühes 19. Jhdt.)“
Dr. Jochen Ramming, Volkskundler, Universität Würzburg

10:15 „Die Kleider politischer Macht: Anekdoten und
Muster“
Dr. habil. Lutz Unterseher, Militärsoziologe, Berlin

11:00 Kaffeepause

11:15 „Battledress: Ästhetische Strategien militärischer
und ziviler Moden“
Dr. Thomas Oláh, Kostüm- und Bühnenbildner,
Universität für angewandte Kunst Wien

12:00 „Der Zauber der Uniform des Soldaten: Anmerkungen
zum Kontinuum eines geschlechterübergreifenden
Phänomens“
Prof. Dr. Christine Eifler, Soziologin, Universität Bremen

13:00 Mittagessen

14:30 Besuch der Begleitausstellung
Galerie Kegelbahn
(Post-)sozialistische und -koloniale Hybridisierung

15:15 „Transformation und Bedeutung des Anzugs in der
Sowjetunion“
Elena Huber, Lehrerin für Textiles Gestalten, Doktorandin
Universität für angewandte Kunst, Wien

16:00 „Postsozialistische und postkoloniale Hybridformen
des Anzugs“
Prof. Dr. Karen Ellwanger, Kulturwissenschaftlerin,
Universität Oldenburg

16:45 Kaffeepause

SEKTION III QUEER / CAREER DRESSING
Career Dressing

17:00 „Ist der Business-Anzug ein Auslaufmodell?
Einkleidungen informalisierter Arbeit“
Dr. Charlotte Giese, Kulturwissenschaftlerin, Berlin

17:45 „Relax – You’re Dressed: Der Herrenanzug im
Career Building und in Musik-Video-Clips“
Dr. Gudrun Schäfer, Medienwissenschaftlerin, Universität
Paderborn

18:45 Abendessen
Öffentlicher Filmabend

20:00 „It´s fast, it´s fierce, it´s got a mind of its own:
Per Anzug in den Spielfilm“
Patricia Mühr / Norbert Henzel, Universität Oldenburg
Raum A02 3-321

Samstag, 9. Mai 2009
Queer / Trans Dressing

09:30 „Fetischisierung des Anzugs: Praxen in der
schwulen Subkultur (2000er Jahre)“
Dr. des. Marco Atlas / Lüder Tietz, Ethnologen,
Postdoktorand / Doktorand, Universität Oldenburg

10:15 „How to wear your suit? How to wear your body?“
Mica Wirtz, Soziologin, Doktorandin Frankfurt / Main

11:00 Kaffeepause
Künstlerdress

11:15 „Zwischen Autorität und Bürgerschreck: Der
moderne Künstler und sein Anzug (1950er Jahre)“
Dr. Barbara Schrödl, Kunstwissenschaftlerin, Katholisch-
Theologische Privatuniversität Linz

12:00 „Hairy ButtonsTM als behaarte Accessoires:
Alternativen zum Künstleranzug?“
Lisa Glauer / Käthe Wenzel,
Kunstwissenschaftlerin / Künstlerin, Berlin

12:45 Abschlussdiskussion, Check-out

13:45 Mittagessen

Kontakt

Lüder Tietz

Ammerländer Heerstraße 114-118
26129 Oldenburg
0441-7982582
0441- 798-3105
lueder.tietz@uni-oldenburg.de

www.kunsttextil.uni-oldenburg.de/34247.html