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Lehrstuhl fuer juedische Geschichte und Kultur, Universitaet Muenchen
Nach einer im Maerz 1968 von offiziellen politischen Machthabern entfachten antisemitischen Kampagne mussten ca. 30.000 polnische Juden - und damit fast die gesamte noch ueberlebende juedische Gemeinschaft Polens - ihre Heimat verlassen. Was vordergruendig als staatliche Ablenkung vom studentischen Aufbegehren nach mehr Demokratie aussah, wurde von Adam Michnik treffender als der "Versuch der Verbindung kommunistischer Herrschaft mit der Tradition der polnischen extremen Rechten" bezeichnet. Die Dramatik und Besonderheit dieser Geschehnisse liegt in dem damit vollzogenen praktischen Ende der juedischen Geschichte in Polen als Schlusspunkt einer Kette negativer Entwicklungen nach 1945, die mit den Pogromen 1946 und den "Saeuberungen" 1956 ihre ersten Hoehepunkte erreichten.
Die internationale Konferenz soll den dreissigsten Jahrestag der in Deutschland
vergessenen bzw. niemals richtig zu Bewusstsein gelangten Geschehnisse von
1968 zum Anlass nehmen, um die polnisch-juedische Nachkriegsgeschichte aus
unterschiedlichen Blickwinkeln wissenschaftlich zu beleuchten. Die Teilnehmer
aus Polen, England, der Tschechischen Republik, den USA und Deutschland -
darunter Zeitzeugen der Ereignisse von 1968 - werden neben der spezifischen
Problematik 1968 auch auf die allgemeinen Zusammenhaenge zwischen
Staatskommunismus und Antisemitismus, auf die Rolle des Holocaust im
Nachkriegspolen, auf Parallelen zu den Ereignissen in Prag 1968, auf die
Verbindungen zwischen Katholizismus und Antisemitismus sowie auf die heutige
Situation von Juden in Polen eingehen.
Eroeffnungsvortrag (in englischer Sprache mit Diskussion in deutscher Sprache)
Samstag, 12. Dezember 1998, 20 Uhr
Prof. Zygmunt Bauman (University of Leeds),
The Jews: Pawns in Other People's Games Once More - March 1968 in Poland
Einfuehrung: Prof. Michael Brenner (Muenchen)
Sonntag, 13. Dezember 1998
9 - 10.30 Uhr Der gesellschaftliche Hintergrund
Prof. Feliks Tych (Direktor des Juedischen Historischen Instituts
Warschau),
Die Situation der Juden in Polen nach dem Holocaust
Prof. Antony Polonsky (Brandeis University, USA),
Antisemitismus und Kommunismus
Moderation: Prof. Frank Golczewski (Hamburg)
11 - 13 Uhr Die Maerzereignisse 1968
Prof. Leonid Luks (Universitaet Eichstaett),
Die "antikosmopolitische" Kampagne in der spaetstalinistischen Sowjetunion
und die polnischen "Maerzereignisse" - ein Vergleich
Marian Turski ("Polityka", Warschau),
Die oeffentliche Meinung in Polen und die Maerzereignisse
Dr. Janusz Bodek (Warschau/Bielefeld),
Maerz 1968 in der polnischen Provinz
Moderation: Dr. Yfaat Weiss (Muenchen)
13 - 15 Uhr Mittagspause
15 - 17 Uhr Der europaeische Kontext
Adam Krzeminski ("Polityka", Warschau),
Maerz 1968 im europaeischen Kontext
Peter Brod (Prag),
Warschau und der Prager Fruehling
Prof. Norbert Frei (Universitaet Bochum),
1968 aus deutscher Perspektive
Moderation: Prof. Michael Brenner (Muenchen)
Konferenzort: Schloss Elmau (bei Garmisch-Partenkirchen)
Konferenzbeginn: Samstag, 12. Dezember 1998, 20:00 Uhr
Konferenzende: Sonntag, 13. Dezember 1998, 18:00 Uhr
Kosten fuer Konferenzteilnahme incl. Uebernachtung auf Elmau und Vollpension: DM 120.- (fuer Studenten DM 70.-)
Anmeldung und naehere Informationen:Gegen einen Unkostenbetrag steht bei genuegend Interessenten ein Bus von Muenchen nach Elmau zur Verfuegung.
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