O. Hegg u.a.: Schynigen Platte

Cover
Titel
80 Jahre experimentelle Ökosystemforschung auf der Schynigen Platte im Berner Oberland.


Autor(en)
Hegg, Ottoq; Urs, Schaffner
Reihe
Bristol-Schriftenreihe 31
Erschienen
Bern 2012: Haus der Architektur
Anzahl Seiten
108 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Luc Lienhard

Die Publikation widmet sich einem Rekord: dem weltweit ältesten experimentellen Langzeitversuch in der alpinen Stufe, dem zweitältesten ökologischen Experiment überhaupt.

Die Geschichte dieser Untersuchung geht auf die 1920er-Jahre zurück. In dieser Zeit legte der Berner Lehrer und Botaniker Werner Lüdi auf der Schynigen Platte ob Interlaken auf 2 000 m ü. M. Versuchsflächen im dortigen, 1927 gegründeten Alpengarten und später eine grössere Versuchsweide daneben an.

Lüdi wurde bei seinem Studienaufenthalt in Montpellier mit den damals modernen Methoden der Pflanzensoziologie von Josias Braun-Blanquet vertraut und setzte sich bereits mit seiner Publikation zu der Vegetation des Lauterbrunnentales 1921 mit alpinen Pflanzengesellschaften auseinander. Seine pionierhafte Idee der Versuchsflächen war jedoch nicht nur botanische Forschung, sondern hatte primär das Ziel, Methoden der gezielten Bewirtschaftung zu entwickeln, um die Produktivität der Alpweiden zu verbessern und damit einen Beitrag zur besseren Nahrungsversorgung der Bevölkerung zu leisten.

Für die Redaktion dieses Bandes zeichnen der emeritierte Berner Botanikprofessor Otto Hegg und Urs Schaffner vom CABI Delémont, einer für die Lösung von Problemen in der Agrikultur tätigen internationalen Organisation. Hegg verfasste die beiden umfangreicheren historischen Rückblicke einerseits zu Lüdis Versuchsflächen und andererseits zum Alpengarten. Schaffner präsentiert in seinem Artikel die Resultate seiner Untersuchungen zur Kalzium-Einbindung in den Boden-Pflanzen-Kreislauf, die er dank Lüdis Flächen nach 70 Jahren analysieren konnte.

Neben den beiden Redaktoren sind am vorgestellten Werk ebenso Werner Dähler, Svenja Tidow, Thomas Spiegelberger, Pascal Vittoz und Markus Fischer beteiligt, die sich alle auch wissenschaftlich mit Lüdis Versuchsflächen beschäftigt haben und in ihren Beiträgen ihre Untersuchungen kurz präsentieren.

Dähler hat für seine Doktorarbeit 1988 – 1991 Lüdis Anlage rekonstruiert und die alte Datensammlung mit neu erhobenen Daten vereint und statistisch analysiert. Tidow legte in ihrer 2002 publizierten Dissertation den Schwerpunkt auf die Langzeitanalyse der Auswirkungen der ersten drei Jahre aus Lüdis Versuch. Spiegelberger untersuchte die Langzeitwirkung von Kalk auf Boden und Vegetation, während Vittoz das aktuelle Thema der Klimaerwärmung anhand Lüdis subalpiner Weiden analysierte. Fischer blickt als Leiter der Abteilung Pflanzenökologie am Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern und wissenschaftlicher Leiter des Alpengartens in die Zukunft und zeigt weitere Möglichkeiten der botanisch-ökologischen Forschung auf der Schynigen Platte.

Die Bedeutung der Versuchsflächen ist unbestritten, der historische Rückblick sehr gelungen, die neueren Arbeiten basierend auf Lüdis Untersuchungen gut zusammengefasst, verständlich und aufschlussreich und der Ausblick interessant. Was aber zusätzlich wünschenswert wäre, ist die Einbettung der Lüdi-Flächen in einen internationalen Kontext; ein Vergleich der vorgestellten Resultate mit anderen Langzeitversuchen fehlt.

Die Publikation ist aber sicher ein mit zahlreichen alten Fotos und neuen Illustrationen abwechslungsreich gestaltetes Werk für Botaniker, Ökologen, Agronomen und Wissenschaftshistoriker und nicht zuletzt einfach für Pflanzenfreunde, eine Bereicherung des nächsten Ausfluges auf die Schynige Platte und in den Alpengarten.

Zitierweise:
Luc Lienhard: Rezension zu: Hegg, Otto; Schaffner, Urs (Red.): 80 Jahre experimentelle Ökosystemforschung auf der Schynigen Platte im Berner Oberland. Zürich: Bristol-Siftung, Band 31; Bern / Stuttgart / Wien: Haupt 2012. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 77 Nr. 2, 2015, S. 65 -69.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 77 Nr. 2, 2015, S. 65 -69.

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