E. Eicherberger: Köniz und die Wasserversorgung der Stadt Bern

Titel
Köniz und die Wasserversorgung der Stadt Bern. Ein Essay über die historische Abhängigkeit der Stadt von der Vorortsgemeinde Köniz


Autor(en)
Eichenberger, Ernst
Erschienen
Schliern 2011: Selbstverlag
Anzahl Seiten
119 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Anna Bähler

In seiner Publikation arbeitet Ernst Eichenberger die historische Bedeutung der Wasservorkommen auf dem Boden der heutigen Gemeinde Köniz für die Stadt Bern
auf. Detailliert beschreibt er, wo sich die Quellen der Bachläufe befanden, wie das Wasser seit dem ausgehenden Mittelalter in die Stadt gelangte und wie es dort verwendet wurde. Im ersten Drittel der Publikation befasst er sich vor allem mit dem Stadtbach, dem Sulgenbach, der Gurtenleitung und der Könizleitung. Kurz geht er auch auf das Brunnhaus in der Brunnmatte ein, wo ein aus dem Stadtbach abgeleiteter Kanal die Energie lieferte, um Grundwasser in die höher gelegene Brunnstube zu pumpen, von wo aus es in die Stadt floss. Interessant sind die Abschnitte, die sich mit den Rechtsstreitigkeiten rund um die Wassernutzung befassen. Zum Beispiel stritten sich schon seit dem 14. Jahrhundert Müller und andere Wasserwerkbesitzer mit der Komturei des Deutschordens Köniz um die Nutzung des Sulgenbachs. Auch die Nutzung des Stadtbachs gab Anlass zu Rechtshändeln. Die Stadt betrachtete den Stadtbach samt seinen Zuflüssen als ihr Eigentum und berief sich auch noch im 19. Jahrhundert auf ihr Gewohnheitsrecht. Doch mit der Einführung des Zivilrechts musste eine formelle Regelung gefunden werden. Zwischen 1907 und 1926 wurden die Besitzverhältnisse in langwierigen Vergleichsverhandlungen mit den Stadtbachanstössern der Gemeinden Köniz und Bümpliz geklärt.

Als die Bevölkerung der Stadt Bern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rasch zunahm, reichte die herkömmliche Wasserversorgung nicht mehr aus. Der Aufbau der modernen Berner Wasserversorgung ist Thema des zweiten Teils der Publikation. Ernst Eichenberger beschränkt sich dabei auf die Quellfassungen und die Wasserleitungen südwestlich der Stadt, die ins Reservoir Könizberg flossen – und teilweise immer noch fliessen. Der Autor beschreibt die ersten Pläne zu einer Hochdruckwasserversorgung, die eine private Aktiengesellschaft ab 1863 erarbeitete. Anschliessend befasst er sich eingehend mit den tatsächlich realisierten Quellfassungen im Gebiet von Gasel (1868), Schliern (1896) und Scherlibach (1874) sowie mit der Erschliessung der weiter von der Stadt entfernten südlichen Quellgebiete Aeckenmatt und Schwarzenburg (1890 – 1895).

Im Zusammenhang mit der Mengestorfleitung, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Johann Brunschwyler zur Wasserversorgung von Bümpliz gebaut wurde, weist Ernst Eichenberger auf die Bedeutung dieses Unternehmers und seiner Firma für den Ausbau der Berner Wasserversorgung hin. Am Beispiel Gasel und der Quellfassungen im Einzugsgebiet des Scherlibachs zeigt er zudem auf, dass es auch hier zu Rechtsstreitigkeiten zwischen der Stadt Bern und Grundstückeigentümern kam, weil Mühlebetreibern nicht mehr genügend Restwasser zur Verfügung stand. Der Autor beschreibt allerdings auch, dass Quellfassungen und Wasserleitungen mancherorts sumpfige Gebiete entwässerten und damit die Qualität des Bodens verbesserten.

Die vorliegende Publikation behandelt vielfältige Aspekte der Wasserversorgung der Stadt Bern und die Bedeutung, welche der Gemeinde Köniz in dieser Beziehung zukam. Dank der sorgfältigen Aufarbeitung der Fakten ist das Werk eine gute Informationsquelle. Es ist etwas schade, dass Ernst Eichenberger auf ein Fazit verzichtet, in welchem er nochmals zusammenfassend die wichtigsten Elemente hätte herausstreichen können. So bleibt es der Leserin und dem Leser überlassen, die historischen Fakten zu werten und in einen grösseren Zusammenhang zu stellen.

Zitierweise:
Anna Bähler: Rezension zu: Eichenberger, Ernst: Köniz und die Wasserversorgung der Stadt Bern. Ein Essay über die historische Abhängigkeit der Stadt von der Vorortsgemeinde Köniz. Schliern: Selbstverlag 2011. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 77 Nr. 2, 2015, S. 51-52.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 77 Nr. 2, 2015, S. 51-52.

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