Burgerbibliothek Bern (Hrsg.): Rudolf Münger und sein Künstlerkreis

Cover
Titel
Rudolf Münger und sein Künstlerkreis. Schöne Welt im Kornhauskeller


Herausgeber
Burgerbibliothek Bern
Reihe
Passepartout 4
Erschienen
Bern 2011: Stämpfli Verlag
Anzahl Seiten
217 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Anna Bähler

Seit 2009 gibt die Burgerbibliothek Bern die Schriftenreihe Passepartout heraus, welche wertvolle Handschriften, Archivalien oder besondere Sammlungsstücke einem kulturgeschichtlich interessierten Publikum vorstellt. 2011 erschien der vierte Band der Reihe, der sich des Berner Malers Rudolf Münger (1862 – 1929) annimmt, dessen umfangreicher Nachlass sich seit rund 30 Jahren in der Burgerbibliothek Bern befindet. Zu seinen Lebzeiten war Münger als Maler eine Lokalgrösse; die Ausmalung des Kornhauskellers in Bern war einer seiner grössten Aufträge. Es ist ein Kuriosum, wie er zu dieser Arbeit kam: Als Stadtrat regte Münger einen Wettbewerb an «für die Erlangung von Entwürfen für die dekorative Behandlung von Gewölbe, Pfeiler- und Wandflächen» im Kornhauskeller. Neben zahlreichen andern Künstlern nahm auch Münger selbst am Wettbewerb teil – und er gewann ihn 1897 mit seinen als Gesamtkunstwerk komponierten Entwürfen, die vom Jugendstil und den Präraffaeliten beeinflusst sind.

Die Publikation zu Münger ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil stellt die Musikethnologin und Instrumentenkundlerin Brigitte Bachmann-Geiser, Müngers Grossnichte, das Leben und Werk des Künstlers vor. Der Text wird mit zahlreichen schönen und passenden Abbildungen illustriert und zeugt von der grossen Kenntnis der Autorin. Er erschöpft sich aber auf weiten Strecken in einer Aufzählung von Fakten, die nur wenig gewichtet, erläutert oder in einen grösseren Zusammenhang gesetzt werden. Zum Beispiel erwähnt die Autorin in einem Satz, dass Ferdinand Hodler, Cuno Amiet und Max Buri der Eröffnung des neu bemalten Kornhauskellers am 1. Oktober 1898 ferngeblieben seien. Hier stellen sich der Leserin einige Fragen: Waren diese drei Herren persönlich eingeladen? Waren sie verhindert, oder kamen sie nicht, weil sie Münger nicht als gleichrangigen Künstler erachteten? Wie ist überhaupt der künstlerische Wert von Müngers Werk aus heutiger Sicht einzuschätzen? Solche Fragestellungen beantwortet die Publikation nicht, sie ist keine kritische Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk des Künstlers.

Im zweiten Teil fasst die Historikerin Annelies Hüssy die Geschichte, die architektonische Ausgestaltung, die Nutzung und die Umnutzungen des Kornhauses und des Kornhauskellers kurz und gut lesbar zusammen. Der dritte Teil ist der eigentliche Hauptteil der Publikation. Hier stellt Brigitte Bachmann-Geiser die Figuren vor, zumeist Künstler aus Müngers Bekanntenkreis, die der Maler auf seinen Fresken im Kornhauskeller darstellte. Dank der genauen Kenntnis von Müngers Tagebüchern gelingt es der Autorin, all diese Persönlichkeiten zu benennen. Jede der 31 Figuren wird auf einer Doppelseite vorgestellt: Die rechte Seite zeigt jeweils die im Kornhauskeller dargestellte Figur; die linke Seite enthält eine kurze Biografie der Person, wenn möglich ihr Porträt und die Vorlage, die Münger allenfalls verwendete. Interessant sind die Beschreibungen der sehr unterschiedlichen und zum Teil wenig bekannten Musikinstrumente, mit denen der Maler die Figuren ausstattete. Der Autorin gelingt eine höchst unterhaltsame Darstellung des Bekannten- und Freundeskreises, in den Münger eingebettet war. Insgesamt ist das vorliegende Buch eine schön gestaltete und liebevolle Annäherung an den fast vergessenen Künstler Rudolf Münger und sein Werk.

Zitierweise:
Anna Bähler: Rezension zu: Burgerbibliothek Bern (Hrsg.): Rudolf Münger und sein Künstlerkreis. Schöne Welt im Kornhauskeller. Bern: Stämpfli Verlag 2011. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 76 Nr. 1, 2014, S. 51-52.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 76 Nr. 1, 2014, S. 51-52.

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