H. Aeschimann u.a.: 825 Jahre Wynigen

Titel
825 Jahre Wynigen.


Autor(en)
Aeschimann, Hugo
Herausgeber
Einwohnergemeinde Wynigen
Erschienen
Burgdorf 2010: Haller + Jenzer
Anzahl Seiten
Preis
ISBN
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Daniel Weber

1985 feierte die Emmentaler Gemeinde Wynigen ihr 800 - jähriges Bestehen. Zur Erinnerung an die Jubiläumsfeier und an die erstmalige urkundliche Erwähnung durch Papst Lucius III. im Jahr 1185 veröffentlichte die Gemeinde damals die Dorfgeschichte 800 Jahre Wynigen. 25 Jahre später liegt nun der Nachfolgeband 825 Jahre Wynigen vor, erarbeitet und herausgegeben von einer fünfköpfigen Arbeitsgruppe unter der Leitung von Hugo Aeschimann. Der schmale und sorgfältig illustrierte Band umfasst 23 Beiträge, die lose aneinandergereiht aus der Geschichte und aus dem Alltag von Wynigen erzählen.

Im Zentrum steht die Entwicklung der Gemeinde im letzten Vierteljahrhundert. Ausführlich dargestellt werden die zwischen 1982 und 2002 realisierte Gesamtmelioration im Dorfgebiet und ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Entwicklung im Schulwesen mit der Einführung des Herbstschulbeginns 1989 und die Anstrengungen der Gemeinde im Bereich der Alterspolitik. Auch die Sanierung der kommunalen Wasserversorgung (1999 – 2001) und die Renovation der Dorfkirche aus dem 12. Jahrhundert, die 2001 nach achtjähriger Bauzeit abgeschlossen werden konnte, werden vor dem Hintergrund ihrer historischen Entwicklung erläutert. Ein dramatisches Stück Zeitgeschichte schildert Josef Poffet in seinem Beitrag über das Hochwasser 2007. Nach starken Regenfällen trat der Chappelenbach über die Ufer und überflutete Teile des Dorfgebiets. Beschädigt wurden Schulhäuser, die öffentliche Infrastruktur und eine Vielzahl von privaten Liegenschaften. Umgehend nach dem Einsatz der Feuerwehr wurden die Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten aufgenommen. Die Gemeinde realisierte dabei erste kurzfristige Hochwasserschutzmassnahmen im Umfang von mehr als 1 Mio. Franken und plant nun gemeinsam mit der Schwellenkorporation und dem Kanton die Umsetzung von langfristigen Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung.

Die neue Dorfgeschichte von Wynigen widmet sich aber nicht nur aktuellen Themen. Aus historischer Sicht interessieren besonders die Kapitel zur Eisenbahn und zur «Franzosenzeit». In Wynigen war die Anfangszeit der helvetischen Republik wie in vielen anderen Berner Gemeinden geprägt durch die Einquartierung französischer Truppen. 1799 wurde die Gemeinde durch die neue «Munizipalität» ersetzt, die aber bereits 1803 wieder den früheren Organen weichen musste. Ein halbes Jahrhundert später setzt die Geschichte der Eisenbahn in Wynigen ein. Das Dorf liegt seit den Anfängen des nationalen Eisenbahnbaus an der Strecke nach Bern und träumte davon, «sich als Verkehrszentrum des oberen Oberaargaus und des unteren Emmentals zu positionieren» (S. 36). Die Erstellung einer Zufahrtsstrasse von Mühleweg nach Wynigen mit Geldern der Centralbahn scheiterte allerdings 1864 und die verkehrspolitische Bedeutung Wynigens blieb gering. Ergänzt wird der Beitrag zur Eisenbahngeschichte mit den Ausführungen zu den historischen Verkehrswegen gemäss Bundesinventar von 2003, die mit einem separaten Faltplan illustriert sind.

Reizvolle Einblicke in die Dorfgeschichte geben auch die historischen Postkartenansichten aus der Sammlung von Andreas Nyffenegger, welche die Leserin und den Leser durch das Buch führen. Daneben sorgen aktuelle und historische Fotos für eine abwechslungsreiche Gestaltung der Buchbeiträge. Inhaltlich stützen sie sich teilweise auf amtliche Quellen und frühere Publikationen, auf die in der Regel nur summarisch verwiesen wird. Auf eine Bibliografie wurde gänzlich verzichtet. Dies mag damit zusammenhängen, dass fast alle Aufsätze von ehrenamtlichen Autorinnen und Autoren ohne wissenschaftlichen Hintergrund verfasst wurden. Die Ergebnisse ihrer Arbeit bieten aber nicht nur der ortsansässigen Bevölkerung, sondern allen lokalhistorisch Interessierten einen spannenden und lesenswerten Einblick in die Geschichte Wynigens.

Zitierweise:
Daniel Weber: Rezension zu: Einwohnergemeinde Wynigen (Hrsg.): 825 Jahre Wynigen. Burgdorf: Haller + Jenzer 2010. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 75 Nr. 4, 2013, S. 61-63.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 75 Nr. 4, 2013, S. 61-63.

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