G. Althoff (Hg.): Heinrich IV

Cover
Titel
Heinrich IV.


Herausgeber
Althoff, Gerd
Reihe
Vorträge und Forschungen 69
Erschienen
Ostfildern 2009: Jan Thorbecke Verlag
Anzahl Seiten
380 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Eberl Immo

In der Reichenau-Tagung 2006 stand anlässlich des 900. Todestages Heinrichs IV. derselbe im Mittelpunkt. Gerd Althoff legt in der Einleitung den Weg des Bandes fest, in dem die Vorwürfe gegen Heinrich IV. neu untersucht werden sollen. Die Frage nach der Mitverantwortung der Fürsten nimmt einen umfänglichen Platz ein. Die sich daraus ergebenden Fragen sollen neues Licht auf das Herrschaftssystem des 11. Jahrhunderts und die Rahmenbedingungen seines Funktionierens, aber auch die Persönlichkeit Heinrichs IV. werfen. Mit insgesamt elf Beiträgen soll die Gesamtthematik erfasst werden. Christel Meier stellt den rex iniquus in der mittelalterlichen Dichtung vor. Diese hatte ihren eigenen Spielraum, der nicht an die historischen Quellen gebunden war und daher Probleme direkter und grundsätzlicher ansprechen konnte. Matthias Becher geht auf die Kritik am Herrscher und an seiner Gemahlin im Spiegel der zeitgenössischen Historiographie vom 6. Bis 11. Jahrhundert ein, wobei er auch zur Kritik an Heinrich IV. Stellung bezieht. Rudolf Schieffer behandelt das Bild Heinrichs IV. in den Jahrbüchern Gerold Meyers von Knonau. Das immense Werk des Schweizer Historikers hat im Endeffekt wenig Neues erbracht, sondern die Ergebnisse der Forschung vor und nach in ihm aufgenommen und in gleicher Form wiedergegeben. Claudia Zey hat die Vormünder und Berater Heinrichs IV. im Urteil der Zeitgenossen (1056–1075) vorgestellt. Der Atmosphäre am Hof war die an klassischen Anstössen geschulte Führungsriege ausgesetzt, die Prestige verlor, aber auch wirtschaftliche Einbussen erlitt und politischen Einfluss verlor. Zunächst richtete sich die Kritik gegen die Vormünder und Berater des Königs, später gegen diesen selbst. Sie ist also schon in der Zeit der Vormundschaft entstanden und dann als «Meinungsmache» in die politisch einflussreichen und bestens vernetzten Kreise vorgedrungen. Ludger Körntgen untersucht das «sakrale Königtum» und die «Endsakralisierung» in der Polemik von Heinrich IV. Er kann dabei nachweisen, dass im Konflikt unter Heinrich IV. die Vorstellungen anders waren als in den Zeiten davor und danach, die nicht unter dem Druck der Ereignisse standen. Tilmann Struve zeigt den «guten» Kaiser Heinrich IV. im Licht der Verteidiger des salischen Herrschaftssystems. Das Bild des guten Kaisers sollte den von der gregorianischen Partei verbreiteten Verdächtigungen begegnen. Claudia Garnier zeigt die Instrumentalisierung der Bitte im Ausgang des 11. Jahrhunderts. Hinter der Behandlung der Bitten an den Herrscher sieht die Verfasserin die Frage nach seiner Eignung. Auch verwirrte Heinrich IV. durch sein Verhalten das integrative Potential der Herrscherbitte, die langsam verloren gegangen war. Steffen Patzold behandelt die Last des Herrschers in Bedeutung und Verbreitung als politischen Vorwurf. Spätestens in den Jahren nach 1076 ist es dem Herrscher bei einem Teil der Grossen nicht mehr gelungen, einen Ruf zu wahren, sein Ansehen zu erhalten und Anerkennung zu finden. Die Geschichte über sein Eheleben und seine Ausschweifungen zeigte ihn wahlweise als Schwächling, Sünder, Tyrannen oder sogar Häretiker. Sie haben zu der Entwickung einen nicht zu unterschätzenden Anteil beigetragen. Gerd Althoff fasst die Vorwürfe gegen Heinrich IV. noch einmal zusammen. Hubertus Seibert geht dem Verhältnis Heinrichs IV. zum Mönchtum nach. Er zeigt ihn als Missachter der Mönche, da er das spirituelle Potential der Klöster gering schätzte. Stefan Weinfurter betrachtet das Ende Heinrichs IV. und die neue Legitimation des Königs in einer neuen Reichsordnung. Dabei bildeten die Fürsten den Kern des Reiches und bildeten den Bestand desselben. Hermann Kamp fasst die Beiträge am Ende des Bandes unter der Überschrift «Die Vorwürfe gegen Heinrich IV.» zusammen. Er kann die Herrschaft und den Charakter der Vorwürfe, deren Bedeutung und Konstruktion ebenso zeigen wie deren Verbreitung und Funktion. Über die Fehler Heinrichs IV. kommt es zur Aussage, dass der Rückzug des Königtums aus Sachsen die langfristige Wirkung der Vorwürfe gefördert hat.

Zitierweise:
Immo Eberl: Rezension zu: Gerd Althoff (Hg.): Heinrich IV. (Vorträge und Forschungen, Bd. 69). Ostfildern, Jan Thorbecke Verlag, 2009. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 60 Nr. 3, 2010, S. 387-388.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 60 Nr. 3, 2010, S. 387-388.

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