M. Schürpf: Arthur Zeller 1881 – 1931

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Titel
Arthur Zeller 1881 – 1931. Vieh- und Wanderfotograf im Simmental.. Fotografien 1900 – 1930


Autor(en)
Schürpf, Markus
Erschienen
Zürich 2008: Limmat Verlag
Anzahl Seiten
127 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Martin Stuber, Forschungsprojekt Ökonomische Gesellschaft Bern, Historisches Institut, Universität Bern

Arthur Zeller war Viehzüchter und wirkte 25 Jahre als Zuchtbuchführer der Viehzuchtgenossenschaft Weissenbach. Bei den Viehprämierungen fotografierte Zeller jeweils die schönsten Tiere für die Kataloge. So wurde er zum Viehfotografen und zum ersten Fotografen im Simmental, wobei die Einnahmen aus fotografischer Tätigkeit immerhin einen Viertel seines Gesamteinkommens ausmachten. In dieser Kombination als Züchter und Viehfotograf, noch dazu in einem führenden Zentrum der Viehzucht, gibt es in der Schweiz keine Parallele. Trotz seiner nationalen Bedeutung war die Überlieferungslage lange Zeit prekär. Das Archiv mit rund 6000 Glasnegativen wanderte nach Zellers Tod 1931 zunächst auf den Estrich und später in ein nicht mehr benutztes Waschhaus, in dem die Negative der eindringenden Feuchtigkeit schutzlos ausgesetzt waren. Die Sichtung 2004 zeigte, dass bei vielen Platten die Gelatineschicht vollständig zerstört war und fast die Hälfte entsorgt werden musste. Die verbliebenen offenbarten jedoch eine unerwartete Spannweite an Motiven aus dem Simmental Anfang des 20. Jahrhunderts. Das Büro für Fotografiegeschichte erschloss die Fotografien als «vorzügliche Archivquellen von hohem ästhetischem Wert» (S. 9) in einer Datenbank und erstellte von über 1000 Bildern Digitalisate. Die gründlich gereinigten und fachgerecht verpackten Originale wurden mit Einwilligung der Erben dem Staatsarchiv des Kantons Bern übergeben. Mit einer Ausstellung im Talmuseum in Erlenbach und der vorliegenden Publikation fand das Projekt, das die Konservierung, Erschliessung und Vermittlung des Zellerschen Nachlasses zum Ziel hatte, seinen Abschluss.

Das schön gestaltete Buch enthält zum einen nahezu 100 meist grossformatig wiedergegebene Fotografien, zum anderen fundierte Begleittexte zu Viehfotografie, Biographie des Fotografen, Simmentaler Bevölkerung, Viehfotografie und Viehzucht. Zeller zeichnete die Kühe und Stiere zuerst von Hand, später fotografierte er sie. Wichtig war neben der guten Ausleuchtung die Stellung der Hinterbeine, die das Euter nicht verdecken sollten, um dessen Form und diejenige der Zitzen gut sichtbar zu machen. Zellers Beginn der fotografischen Karriere fällt ziemlich genau mit der Durchsetzung des Sonderstatus des Simmentaler Alpfleckviehs zusammen, das für über hundert Jahre eine zentrale Bedeutung für die Wirtschaft des Kantons Bern und der Schweiz innehatte, ehe in den 1950 er- / 1960er-Jahren die Anpassung an neue Marktsituationen mittels Einkreuzung der Red-Holstein-Rasse erfolgte.

Zeller erscheint nicht nur als Vieh-, sondern auch als Wanderfotograf, der von seiner Talschaft für die Dokumentation des privaten Lebens beigezogen wurde. Er war mit den Leuten vertraut und wusste über ihre Verhältnisse Bescheid, wenn er sie als Kinder, als Ehepaar oder als Familie ins Bild nahm. Darüber hinaus fotografierte er Tätigkeiten der ländlichen Ökonomie wie Käsen, Holzen und Obstbäume Spritzen, der ländlichen Kultur wie Theatergruppe und Schwingwettkämpfe sowie Erscheinungen des modernen Verkehrs wie Abschleppdienst, Eisenbahnnetz, Motorradrennen und Strassenbau.

Zitierweise:
Martin Stuber: Rezension zu: Schürpf, Markus: Arthur Zeller 1881–1931. Vieh- und Wanderfotograf im Simmental. Fotografien 1900–1930. Zürich: Limmat Verlag / Büro für Fotografiegeschichte. 2008. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 72, Nr. 3, Bern 2010, S. 97-98.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 72, Nr. 3, Bern 2010, S. 97-98.

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