H. Braun: Die Familie von Wattenwyl

Cover
Titel
Die Familie von Wattenwyl. La famille de Watteville..


Autor(en)
Braun, Hans
Erschienen
Murten 2004: Licorne
Anzahl Seiten
Preis
ISBN
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Christoph Zürcher

Die 1943 von Hans Albert von Wattenwyl publizierte, 1986 und 2000 nachgeführte Genealogie der von Wattenwyl erwähnt über acht Jahrhunderte hinweg rund 1150 Namen. Der Berner Historiker und Mitarbeiter der Burgerbibliothek Hans Braun erhielt 1998 von der Wattenwylschen Familienkiste den Auftrag, eine Geschichte der heute in allen Kontinenten lebenden Familie von Wattenwyl zu verfassen. Das Ergebnis liegt seit 2004 in einem stattlichen und sehr gelungenen Band vor, der vollständig zweisprachig gehalten ist (ein englischer Sonderdruck ist ebenfalls geplant), da die Familie neben den zwei Berner Linien zu Pfi stern und zum Distelzwang auch eine heute erloschene burgundische Linie aufweist, die sich etwa ab 1600 entfaltete.

Das im Entstehen begriffene Historische Lexikon der Schweiz sieht neben einem Familienartikel die hohe Zahl von 46 Einzelbiografien für die Familie von Wattenwyl vor, was deren Bedeutung illustriert. Sie gehörte zu den wichtigsten unter den regierenden Familien Berns: Bis 1798 stellte sie 16 Mitglieder des Kleinen Rates, 10 Venner, 6 Seckelmeister und 4 Schultheissen. Im Rat der 200 war sie häufig mit der grössten Anzahl Familienmitglieder vertreten.

Moderne Genealogien bernischer Patriziergeschlechter existieren nur für die
Diesbach, die weissen Steiger, die May, Graffenried, Erlach und Tscharner. Hingegen fehlen eigentliche Familiengeschichten, welche die Familien in allgemeine sozialgeschichtliche Zuammenhänge stellen. Ausnahmen sind die Geschichte der Effinger von Bruno Meier und Felix Müller sowie die Dissertation von Denise Wittwer Hesse über die Fellenberg und die Schulen von Hofwyl. Umso erfreulicher ist das Vorliegen der Wattenwyl-Geschichte. Dass der Ansatz ein völlig anderer ist als derjenige des 19. Jahrhunderts, als die deprivilegierten Berner Patrizier reihenweise nostalgisch-historische Rückschau auf eine grosse Vergangenheit hielten, zeigt sich anschaulich an der Gewichtsverteilung im Werk von Braun. Den 500 Jahren Familiengeschichte bis zum Untergang des bernischen Ancien Régime sind 168 Seiten gewidmet, den 200 Jahren der Moderne 123 Seiten.

«Warum eine Geschichte der bernischen Familie von Wattenwyl? Weshalb eine Geschichtsschreibung über ein Geschlecht, dessen Angehörige sich heute fast ausnahmslos weder durch herausragenden politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Einfluss oder besonderes Ausstrahlungsvermögen noch anderweitig bewirkte Aufmerksamkeit und Medienpräsenz auszeichnen?», fragt der Präsident der Herausgeberkommission, Richard von Wattenwyl, in seinem Vorwort. Als Hauptgrund nennt er das traditionelle Zusammengehörigkeitsgefühl der Familie, das sich im erwähnten Beschluss der Familienkiste äusserte. Der Band soll also vorab den Familienmitgliedern «Einblick in die Zusammenhänge im Leben und Überleben der Familie und deren Einbettung in die allgemeine und besonders in Berns Geschichte vermitteln. Es versteht sich somit auch als Kommentar zur bestehenden Genealogie und Schlüssel zum Verständnis der aus dieser hervorgehenden Einzelschicksale.» Diese Vorgaben der Herausgeber werden im Werk von Hans Braun ausgezeichnet erfüllt. Es liefert eine umfassende Bibliografie, sammelt die bisher sehr verstreut erschienen Personenbiografien der Familie und erschliesst die Forschungsergebnisse durch ein Personenregister. Die Bildnachweise sind ergänzt mit Literaturangaben zu den Bildlegenden. Selbstverständlich fehlen auch die kompletten nachgeführten Stammtafeln nicht. So wird das Werk für die bernische personengeschichtliche Forschung zu einem äusserst wertvollen Hilfsmittel. Zu erwähnen ist auch der hochwertige Druck in gewohnter Stämpfli-Qualität.

Zitierweise:
Christoph Zürcher: Rezension zu: Braun, Hans: Die Familie von Wattenwyl. La famille de Watteville, Murten, Verlag Licorne, 2004. 336 S., Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 68, Nr. 4, Bern 2006, S. 249f.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 68, Nr. 4, Bern 2006, S. 249f.

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