D. Schnell: Rettet die Altstadt!

Titel
Rettet die Altstadt!. Bern – vom Sanierungsfall zum Weltkulturerbe


Autor(en)
Schnell, Dieter et al.
Erschienen
Bern 2005: Berner Heimatschutz, Regionalgruppe Bern
Anzahl Seiten
160 S.
Preis
ISBN
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Anna Bähler

Seit hundert Jahren gibt es in der Schweiz den Heimatschutz, auf schweizerischer wie auch auf lokaler Ebene. Anlässlich dieses runden Geburtstags gab die Regionalgruppe Bern mit einer Ausstellung im Kunstmuseum Bern Einblick in die Baugeschichte der Berner Altstadt im 20. Jahrhundert. Der Abbruch des Christoffelturms und seine Folgen, die Sanierung von Nydegg und Badgasse, der Umbau des Casinoplatzes, die Utopien des selbst ernannten Stadtplaners Reinhold Rosner, die Diskussionen um das Klösterliareal sowie die Demonstration gegen den Abbruch der Ischi-Häuser 1954 waren zentrale Themen der Ausstellung. Zudem zeigte sie die Entstehung des Stadtmodells aus den 1950er-Jahren, das heute im Historischen Museum zu sehen ist. Auch die Restaurierung des Rathauses und das gescheiterte Projekt eines «Kultur- und Gemeinschaftszentrums Predigergasse» fanden ihren Platz.

All diese Themen vertieft eine sehr schön gestaltete, reich bebilderte und gut
lesbare Begleitpublikation. In den Gründungszeiten des Heimatschutzes sprach noch niemand von einer Berner Altstadt. Wie Dieter Schnell – der Hauptautor der Publikation – in der Einleitung aufzeigt, wandelte sich der Stadtkern in den Köpfen der Bernerinnen und Berner erst allmählich während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vom Sanierungsfall zur schützenswerten «Altstadt». In verschiedenen Beiträgen stellt Schnell die Themen der Ausstellung dar. Dabei gelingt es ihm, anhand verschiedener Beispiele wie des Neubaus des Konservatoriums (1937–1940) oder der Restaurierung des Berner Rathauses (1940–1942) den Wandel in der Wahrnehmung der Altstadt aufzuzeigen. Ein Zeitdokument ist der Text über die Ischi-Häuser zwischen Gerechtigkeits- und Junkerngasse und die Demonstration zu deren Erhalt auf dem Münsterplatz vom 6. März 1954, verfasst von Hermann von Fischer 1956. Dieter Schnell ordnet dieses Ereignis in die Stadtgeschichte ein und würdigt dessen Einfluss auf die Bauordnung von 1955. Ausserdem gibt er einen fundierten Überblick über die Projekte zur Altstadtsanierung der 1930er- bis 1950er-Jahre.

Der Beitrag von Martin Fröhlich zur Berner Stadtentwicklung in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts ist hingegen oberfl ächlich geraten. Wohl in der Absicht, unterhaltend zu bleiben, schleichen sich hier undifferenzierte Werturteile ein. So schreibt der Autor zur Standortwahl des Bahnhofs: «Den Entscheidungsträgern in dieser fatalen Planung hätte längst ein Denkmal für die ‹Dümmsten Berner› errichtet werden müssen.» Es ist etwas einfach und billig, 150 Jahre später der Klügere zu sein.

Selbstverständlich fehlt in der Jubiläumsschrift nicht der Blick auf die gefeierte Institution. Der Beitrag von Esther Wetli zur Entstehung der Denkmalpfl ege im Kanton Bern ist kurz gehalten und beschränkt sich auf die Darstellung der wichtigsten Etappen in der Institutionalisierung der Denkmalpfl ege. Interessant sind die Beiträge von Thomas Telley über die Aufnahme der Berner Altstadt in die Welterbeliste der Unesco 1983 sowie zur Sanierung und Restaurierung der Häuser an der Junkerngasse, die im Januar 1997 bei einem Grossbrand stark beschädigt wurden. Die Vorstellungen von Michael Locher zum «Embellissement», einer städtebaulichen Aufwertung durch gezielt platzierte Neubauten am Rand der Altstadt, runden den Band ab.

Zitierweise:
Anna Bähler: Rezension zu: Rettet die Altstadt! Bern – vom Sanierungsfall zum Weltkulturerbe, Bern, Berner Heimatschutz, Regionalgruppe Bern, 2005, 160 S. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 67, Nr. 4, Bern 2005, S. 76.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 67, Nr. 4, Bern 2005, S. 76.

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