H. Schmutz: Die Feuerspritzenbauer

Cover
Titel
Die Feuerspritzenbauer. Die Geschichte der Firma Schenk, Worblaufen, 1817–1957


Autor(en)
Schmutz, Heinz
Erschienen
Thun 2003: Ott Verlag
Anzahl Seiten
144 S.
Preis
€ 36,00
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Christoph Zürcher

Der Autor kam durch Zufall «auf die Schenks». Er war seit 1987 Wegmeister der Gemeinde Bolligen und gleichzeitig einer der Materialverwalter der Feuerwehr. So entdeckte er im alten Spritzenhäuschen die Schenksche Handdruckspritze von 1878. Später fand sich im Magazin Bantigen eine Schenk-Motorspritze von 1929. Der Gegenstand packte ihn, und er begann mit Kollegen die Restaurierung der Objekte und den Aufbau eines kleinen Museums. Im Selbststudium eignete sich Schmutz ein beeindruckendes Wissen über die Entwicklung von Feuerspritzen und insbesondere über die Firma Schenk in Worblaufen an, die wichtigste Feuerspritzenbauerin des Kantons Bern. Das Resultat ist dieser ausgezeichnete Band. Exemplarisch traten dabei die Schwierigkeiten zutage, die der Beschäftigung mit Industriegeschichte heute entgegenstehen. Ferdinand Hermann Schenk (1893–1969), der letzte Inhaber der Firma, verkaufte diese 1957 an die neugegründete Contrafeu in Münsingen. Diese wurde von der Securitron in Zollikofen übernommen. Der Feuerspritzenbau wurde ausgegliedert und an die Firma Hauser in Wiedlisbach verkauft. Bei diesen Transaktionen ging ein guter Teil des Archivmaterials verloren. Der Rest erlitt durch einen Wasserschaden eine weitere Einbusse. Schmutz konnte ab 1991/92 verdienstvollerweise die Reste sichern und auswerten.

Am Anfang der Geschichte stehen die Brüder Schenk aus Signau, der «Mechanikus» Christian (1781–1834) und der «Physikus» Ulrich (1786–1845). Der unermüdliche Erfindergeist Christian baute neben Spinnmaschinen und optischen Instrumenten auch die ersten Modelle der revolutionären Saugspritze, die das Füllen des Pumpenkastens mit Eimern überfl üssig machten. Da Schenks Genie sich nicht aufs Wirtschaftliche erstreckte, überliess er schliesslich die Geschäftsführung seinem Bruder Ulrich, dessen Spezialität der Bau von Präzisionstheodoliten war. Als er auch in den Feuerspritzenbau einstieg, wurden die Brüder direkte Konkurrenten. 1817 verselbständigte sich Ulrich. Damit begann die wechselvolle Geschichte der Firma, die über weitere drei Generationen – Ferdinand Ulrich (1813–1884), Ferdinand Karl Niklaus (1852–1944), die Brüder Ferdinand Hermann (1893–1969) und Paul Ferdinand (1894–1963) – bis 1957 dauerte. Die Firmengeschichte ist kenntnisreich eingebettet in weitere Kapitel über die Entwicklung von Handdruck- und Kreiselpumpen, über die Motoren- und Getriebelieferanten, die Schenk-Patente sowie die Produkte der Firma (Drehleitern, Feuerwehrautos, Motorspritzen). Dazu kommt eine anschauliche Schilderung von Andreas Nägeli über die Worblaufener Werkstätten und ausgezeichnetes Bildmaterial. Man liest das Buch mit Interesse und Vergnügen und ärgert sich ob des Versagens von Redaktion und Lektorat im Ott Verlag. Es gibt gewisse anerkannte Grundsätze, wie man ein Literaturverzeichnis anlegt, etwa das Prinzip der alphabetischen Reihenfolge. Das gilt auch für ein Personenregister und für Abbildungs- und Quellennachweise, auf die gleich verzichtet wird. Schade.

Zitierweise:
Christoph Zürcher: Rezension zu: Schmutz, Heinz: Die Feuerspritzenbauer. Die Geschichte der Firma Schenk, Worblaufen, 1817–1957, Thun, Ott Verlag, 2003. 144 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 66, Nr. 4, Bern 2004, S. 238.

Redaktion
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 66, Nr. 4, Bern 2004, S. 238.

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