E. Lang Jakob: Der Architekt Hector Egger 1880–1956

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Titel
Der Architekt Hector Egger 1880–1956.


Autor(en)
Lang Jakob, Evelyne
Erschienen
Bern 2001: Stämpfli Verlag
Anzahl Seiten
72 S.
Preis
€ 23,00
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Christoph Zürcher

Kaum einer hat das bauliche Gesicht des Oberaargaus, insbesondere Langenthals, im 20. Jahrhundert so geprägt wie Hector Egger, der Architekt und Baumeister zwischen Heimatstil und Neuem Bauen. Kaum ein Langenthaler Industrie- oder Bürobau, der nicht von seinem Unternehmen gebaut oder mindestens umgestaltet worden ist (Porzellanfabrik Langenthal, Tuchfabrik Gugelmann, Elektrizitätswerke Wynau, Brauerei Baumberger u.a). Er schuf eine Reihe von bemerkenswerten Garten- und Arbeitersiedlungen, die noch heute begehrte Wohnobjekte darstellen (Arbeitersiedlung der Porzi Langenthal, der Kammgarnspinnerei Derendingen, die Arbeitersiedlungen Haldenquartier, Blumenstrasse, Hintere Hardaustrasse und Hard in Langenthal). Dazu kommen rund 150 Wohnhäuser, meist für begüterte Oberaargauer Fabrikanten. Imposant ebenfalls die Reihe der Schulbauten, beginnend 1912 mit dem Primarschulhaus von Roggwil, endend 1952 mit dem Kindergarten Madiswil. Dazwischen liegen unter anderem Gebäude der Landwirtschaftlichen Schule Langenthal, das Gewerbeschulhaus Langenthal und die Schulhäuser von Aarwangen. Markante Einzelbauten sind das ehemalige Amthaus von Langenthal (1910/11), das Hotel «Bellevue», ein Heimatstilbau an der Strasse von Saanen nach Gstaad (1912), das Krematorium Langenthal (1925) und das Schwimmbad Langenthal (1931–1933, renoviert 1995), mit dem er bekannt wurde und das als ein gutes Beispiel des Neuen Bauens überregionale Bedeutung beanspruchen darf.

Den Grundstein für das Unternehmen legte Samuel Rudolf Hector Egger (1821–1884), der seine Ausbildung zum Architekten und Baufachmann in Stuttgart erhielt und 1848 eine Zimmerei (später Baufirma) in Aarwangen gründete, die er 1859 an den neuen Bahnhof Langenthal verlegte. Er erhielt Aufträge bei Projekten wie dem Rapperswiler Damm und der Gotthardbahn, war Grossrat und Oberst der Artillerie. Die Firma expandierte erst unter seinen Nachfolgern. Der Enkel Hector musste sie 1906 als 26-Jähriger nach dem frühen Tod seines Vaters übernehmen, zu einer Zeit, als er sich noch an der technischen Hochschule Stuttgart ausbildete. Er zeichnete sich durch Experimentierfreudigkeit im Technischen aus und gehörte zu den Ersten, die sich dem Eisenbetonbau zuwandten. Demgemäss sind es seine Industriebauten, die heute von all seinen Bauten den stärksten und zeitlosesten Eindruck hinterlassen.

Für das hier besprochene Werk hat die diplomierte Architektin ETH/SIA und Publizistin Evelyne Lang Jakob das Archiv des Architekturbüros Hector Egger eingehend untersucht und das Material durch Interviews und Besichtigungen ergänzt. Das grafisch und drucktechnisch ansprechende Bändchen ist ein wertvoller Beitrag zur Kulturgeschichte des Oberaargaus. Die guten Bilder – alle aus dem Archiv Egger – machen Lust, die vorgestellten Objekte in einem Architekturspaziergang aufzusuchen und zu betrachten. Leider wird dies durch das etwas summarische Werkverzeichnis erschwert, da beim grössten Teil der aufgelisteten Wohnbauten die genaue Ortsbezeichnung mit Strasse und Hausnummer fehlt. Man hätte überdies gerne noch etwas erfahren über das Schicksal all dieser Bauten, ihre heutige Verwendung und ihren Zustand.

Das Firmenkonglomerat Egger (Baugeschäft, Zimmerei, Architekturbüro), mit einer zeitweise fast monopolartigen Stellung und über mehrere Generationen hinweg tätig, ist nicht untypisch für das ausgehende 19. und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Untypisch dagegen ist die Ausbildung an der technischen Hochschule Stuttgart, was vermutlich in den Bauten Eggers durchschimmert.

Zitierweise:
Christoph Zürcher: Rezension zu: Lang Jakob, Evelyne: Der Architekt Hector Egger 1880–1956, Bern, Stämpfli, 2001, 72 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 64, Nr. 3, Bern 2002, S. 129f.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 64, Nr. 3, Bern 2002, S. 129f.

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