Kulturkommission: Kallnach

Titel
Kallnach.


Herausgeber
Kulturkommission Kallnach
Erschienen
Kallnach 1999: Gemeindeverwaltung Kallnach
Anzahl Seiten
Preis
ISBN
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Christian Lüthi, Universitätsbibliothek Bern

Die Gemeinde Kallnach mit 1300 Einwohnerinnen und Einwohnern hat ihre Ortsgeschichte veröffentlicht. Die Auflage von 1500 Exemplaren zeigt, dass die Seeländer Gemeinde ein breites Publikum mit ihrer Vergangenheit ansprechen will. Die von der kommunalen Kulturkommission begleitete und herausgegebene Publikation weist eine grosse thematische Breite auf. Sie streift von der Urgeschichte bis in die Gegenwart sämtliche Epochen und beleuchtet sehr unterschiedliche Themenfelder wie Geologie, Orts- und Flurnamen, Kirche, Schule, Wirtschaft, Politik, Brauchtum, Vereine, Originale und Berühmtheiten im Dorf sowie weitere Aspekte der Gemeinde. Das Dorf liegt heute abseits grosser Verkehrsströme und ist sehr ländlich geprägt. Daran haben auch der Anschluss an die Bahnlinie Lyss–Murten 1876 und der Bau einer Karbidfabrik seit 1912 nichts geändert. Um 1970 hat Kallnach kurz nationale Beachtung gefunden, als der so genannte «Airport Kallnach» von Bund und Kanton geplant wurde. Südwestlich des Dorfes sollte der Berner Regionalflughafen auf ebenem Gelände entstehen. Es stand sogar zur Debatte, diesen zum neuen Grossflughafen auszubauen. Nach einigen Jahren mit heftigen Protesten wurden diese Pläne wieder begraben.

Neben der siebenköpfigen Kulturkommission haben der Archäologische Dienst des Kantons Bern sowie zehn Einzelpersonen am Band mitgearbeitet. Die Texte sind jedoch nicht von einzelnen Autoren gezeichnet. Zahlreiche, teilweise farbige Abbildungen illustrieren die sehr klar strukturierte Publikation, so dass alle Aspekte über das Inhaltsverzeichnis leicht auffindbar sind.

Die Themenvielfalt bringt aber auch Nachteile mit sich. So sind viele Abschnitte sehr kurz und bleiben deshalb etwas oberflächlich. Vermutlich stecken auch keine grösseren Archivrecherchen hinter den Texten. Dies lässt sich leider aufgrund der Publikation nicht genau feststellen, da weder Quellen noch Literatur, die dem Werk zugrunde liegen, aufgelistet sind. Zudem ist nicht erkennbar, welche Textabschnitte Quellenzitate sind. Schliesslich fehlt auch der rote Faden, die einzelnen Themen scheinen etwas willkürlich aneinander gereiht zu sein. Innerhalb der einzelnen Kapitel stolpert man häufig über eine Auflistung von Einzelinformationen, die keine eigentliche Synthese bilden. Einzelne Teile heben sich von diesem Schema ab. So beschreibt das Kapitel zur Entwicklung der Gemeinde zwischen 1700 und 1914 (S. 29–40) die Veränderungen von Bevölkerung und Wirtschaft im Längsschnitt. Leider findet diese Darstellung keine Fortsetzung ins 20. Jahrhundert.

Alles in allem ist die Publikation weniger eine abgerundete Geschichte der Gemeinde als ein Lesebuch zur Ortsgeschichte Kallnachs, passagenweise auch ein Themensteinbruch, der zur vertieften Bearbeitung anregt.

Zitierweise:
Christian Lüthi: Rezension zu: Kulturkommission Kallnach (Hrsg.): Kallnach, Gemeindeverwaltung Kallnach 1999, 196 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 62, Nr. 4, Bern 2000, S. 193.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 62, Nr. 4, Bern 2000, S. 193.

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