M. Schürpf: Fotografie in Langenthal 1857–1998

Titel
Fotografie in Langenthal. 1857-1998.


Autor(en)
Schürpf, Markus
Erschienen
Langenthal 1998: Merkur Druck
Anzahl Seiten
Preis
€ 33,00
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Christian Lüthi, Universitätsbibliothek Bern

In den letzten Jahren sind wiederholt Fotografiegeschichten bestimmter Kantone oder Regionen der Schweiz erschienen. Der Kunsthistoriker Markus Schürpf richtet seinen Fokus auf einen einzelnen Ort. Langenthals Fotogeschichte kann zwar nicht mit grossen Stars der Fotogeschichte aufwarten, Schürpfs Publikation glänzt jedoch mit sehr viel «Tiefenschärfe». Er legt nicht ein romantisierendes historisches Fotoalbum vor, sondern ein ausgezeichnet recherchiertes und gut lesbares Werk, das am Beispiel von Langenthal die Geschichte der Fotografie als Beruf und Kunst aufrollt.

Das schön gestaltete Buch enthält einen chronologischen Teil, der die Geschichte der Langenthaler Fotografen erzählt, von den ersten Wanderfotografen und Tüftlern über die ersten Ateliers bis zu den Fotofachgeschäften und Kunstfotografen der Gegenwart. In drei thematischen Kapiteln schildert der Autor anschliessend die Entwicklung der Orts- und Landschaftsfotografie, der «Fotografie für Industrie, Handel und Gewerbe» und der Kunstfotografie.

Sämtliche Teile sind durch zahlreiches, sorgfältig ausgewählte Bilder illustriert. Die Bildlegenden enthalten den Namen der Fotografin oder des Fotografen, den Titel des Bildes, die Technik, das Format und den Besitzervermerk. Eine inhaltliche Beschreibung der meisten Fotos findet man im Lauftext. Der Band umfasst zudem ein Glossar zu den fotografischen Techniken und ein Register der Fotografinnen und Fotografen mit Lebensdaten und Stichworten zum Werk.

Schürpf versucht mit seiner Publikation, die Alltagsgeschichte der Fotografie zu rekonstruieren, und zwar in einem doppelten Sinn. Einerseits geben die Aufnahmen Einblicke in das Alltagsleben Langenthals. Andererseits zeichnet der Autor den Berufsalltag der Fotografen von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schürpf beschreibt die Arbeitsvorgänge und die Beziehungen zu Auftraggebern und Kundschaft. Die Querverweise auf die technischen Entwicklungen und auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, welche für die Fotografen ausschlaggebend waren, betten die Fotografie in grössere Zusammenhänge ein.

Die Publikation überzeugt in mehrfacher Hinsicht. Zum einen basieren die Texte auf umfassenden Recherchen zu den lokalen Fotografen und ihrem Umfeld. Zum andern ist die Darstellung vielschichtig und die Bildauswahl sehr gelungen. Zu kritisieren ist nur ein Detail: Wer Genaueres über den Inhalt einer Foto wissen will, muss die entsprechende Textstelle teilweise mühsam suchen, da von der Bildlegende keine Querverweise auf den Lauftext und umgekehrt bestehen.

Die formalen und inhaltlichen Informationen zu den präsentierten Bildern sind aber in vorbildlicher Weise zusammengetragen. Damit setzt der Autor als Spezialist für Fotografiegeschichte auch Massstäbe für den Umgang mit Bildmaterial, die zwar nicht neu sind, aber leider selten so konsequent umgesetzt werden. Langenthal und der Oberaargau verfügen nun über ein Grundlagenwerk zur Fotografie, wie es im ortsgeschichtlichen Kontext nicht oft vorhanden ist.

Zitierweise:
Christian Lüthi: Rezension zu: Schürpf, Markus: Fotografie in Langenthal 1857–1998, Langenthal: Merkur Druck, 1998, 159 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 62, Nr. 3, Bern 2000, S. 120.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 62, Nr. 3, Bern 2000, S. 120.

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