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Mittelalterliche Geschichte

C. Gut: Jegenstorf, Kirchgasse

 

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Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 75 Nr. 4, 2013, S. 71-72.
Autor(en):
Titel:Jegenstorf, Kirchgasse. Eine früh- und hochmittelalterliche Siedlung im Berner Mittelland
Ort:Bern
Verlag:Erziehungsdirektion des Kantons Bern
Jahr:
ISBN:978-3-907663-39-4
Umfang/Preis:143 S.

Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Peter Lüps
E-Mail: </>

Ein Team des Archäologischen Dienstes unter der Leitung von Urs Liechti und Kathrin Glauser hat 2006/07 in einer Rettungsgrabung in Jegenstorf die Strukturen mittelalterlicher Bauten dokumentiert, Artefakte geborgen, dokumentiert und konserviert. Cecilie Gut nahm die Aufgabe wahr, die Daten als Masterarbeit (Universität Basel) aufzuarbeiten, in einen räumlich und zeitlich grösseren Zusammenhang zu stellen und sie als Publikation der Leserschaft vorzulegen. Minutiös analysiert liegen nun Pläne der Siedlungen in zeitlicher Folge, solche der als Wohn- und Lagergebäude zu interpretierenden Pfostenhäuser sowie der handwerklich genutzten Gruben und Grubenhäuser in allen Einzelheiten vor. Beschreibungen der Objekte und zahlreiche Abbildungen vermitteln ein sehr anschauliches Bild der verschiedenen Bauphasen.

Die archäozoologischen Befunde fassen M. A. Nussbaumer und A. Rehazek als diejenigen einer «typischen, unspektakulären und unspezialisierten mittelalterlichen Siedlung des Schweizer Mittellandes» zusammen. Dabei sind lediglich Knochen von Rind (nach Anzahl 60 %), Schwein, Pferd, Schaf / Ziege und Hund in abnehmender Häufigkeit vorhanden. Solche von Wildtieren fehlen. Die Jagd scheint demnach keine Rolle gespielt zu haben, was das Vorhandensein einer adeligen Oberschicht weitgehend ausschliesst.

Ein ähnliches Bild vermittelt auch die Analyse der Pflanzenreste. Die Archäobotanikerin P. Vandorpe konnte in erster Linie Getreide (> 40 % Roggen) und die übliche Ackerbegleitflora nachweisen.

Die Bewohner der Siedlung scheinen wenig spezialisierte Metallbearbeiter gewesen zu sein. Dies schliesst V. Serneels aus den spärlich vorhandenen und schlecht erhaltenen 2,6 kg Schmiedeabfällen. Aufgrund der Schlacken ist mit einer (durch Wanderschmiede temporär genutzten?) Werkstatt allerdings zu rechnen.

Wie die Autorin zeigt, müssen manche Fragen rund um den Platz an der Kirchgasse offenbleiben. Bestand eine zeitliche Verbindung von einem in Jegenstorf nachgewiesenen römischen Gutshof zur Siedlung ab dem 8. Jahrhundert? Welches waren die Gründe für die Aufgabe des Platzes im 13. /14. Jahrhundert? Gab es Bezüge zu den nahe gelegenen Vorgängerbauten der heutigen Kunstdenkmäler Kirche und Schloss?

Zitierweise Peter Lüps: Rezension zu: Gut, Cecilie: Jegenstorf, Kirchgasse. Eine früh- und hochmittelalterliche Siedlung im Berner Mittelland. Bern: Erziehungsdirektion des Kantons Bern 2013. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 75 Nr. 4, 2013, S. 71-72. <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/infoclio/id=23088>
 
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