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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch

"Das Historische Buch 2003" - des Wettbewerbs dritter Streich

Unser Wettbewerb "Das Historische Buch" hat in diesem Jahr die dritte Runde absolviert. Er sollte eigentlich "laufen gelernt", d.h. infolge kontinuierlicher Optimierung einen Reifegrad in den inhaltlichen und technischen Verfahren erreicht haben, der Transparenz und vor allem fachliche Zuverlässigkeit garantiert. Und doch ist einiges neu und bedarf einiger Worte vorab. Optimierung bedeutet für uns das Beibehalten bewährter Elemente und die Umsetzung der vielfältigen Anregungen, die uns nach dem letztjährigen Wettbewerb vonseiten der Jury und der H-Soz-u-Kult-Subskribenten erreichten. Geblieben sind die tragenden Säulen des Projekts: Geblieben sind die tragenden Säulen des Projekts:

  1. eine vielköpfige und vielfältig kompetente Fachjury, die für die Qualität der Ergebnisse mit dem wissenschaftlichen Renommee ihrer Mitglieder einsteht;
  2. das schier unerschöpfliche geschichtswissenschaftliche Potenzial unserer mehr als 9.000 Subskribenten;
  3. das zweigliedrige Verfahren, das eine Nominierungsphase vorsieht, in der herausragende Publikationen zusammengetragen werden, und eine Bewertungsphase, in der aus dieser Vorschlagsliste von den Juroren und den Listenteilnehmern individuell die bedeutendsten Titel benannt werden;
  4. die Aufgliederung der Jury-Ergebnisse in Epochen und thematische Bereiche, neben die auch diesmal der Publikumspreis der Subskribenten tritt.
Aber auch Änderungen hat es gegeben! Die folgenreichste ist die kurzfristige Vorverlegung der Ergebnispräsentation vom Mai in den März. Ausschlaggebend hierfür war der Wunsch, dem Wettbewerb "Das Historische Buch" ein weiteres öffentliches Forum zu verschaffen. Erstmals sind daher die Ergebnisse des Rankings vorgestern im Rahmen der Leipziger Buchmesse vorgestellt worden. Dies ist ein Pilotversuch, und er hat - das sei an dieser Stelle offen eingestanden - zu nicht unerheblichen organisatorischen Umstellungen geführt, sowohl in der Redaktion als auch bei den Juroren. Manche Ziele, insbesondere eine nochmalige Verstärkung der Jury, konnten dadurch bedingt nicht realisiert werden; wir sind optimistisch, dass dies im kommenden Jahr gelingt, wenn die zeitlichen Abläufe besser aufeinander abgestimmt werden können.

Projektvorstellung

Längst schon ist der Büchermarkt im Fach Geschichte so reichhaltig und unübersichtlich geworden, dass selbst auf engeren Themengebieten kaum noch ein Überblick zu gewinnen ist. Was für ausgewiesene Spezialisten gilt, stellt erst Recht Studierende, interessierte Laien und den Fachhistoriker, der auch jenseits des eigenen Forschungshorizonts auf dem Laufenden bleiben möchte, vor Probleme. Qualitativ hochwertige, eventuell sogar richtungweisende Neuerscheinungen aus der Flut der Publikationen zuverlässig herauszufiltern, gleicht einer Sisyphusarbeit mit äußerst ungewissem Ausgang.

Aus diesem Grund hat sich die Redaktion von H-Soz-u-Kult im Jahr 2002 entschlossen, unter dem Titel "Das Historische Buch" jährliche Übersichtsrankings zu veröffentlichen, die die wichtigsten Neuerscheinungen der jeweiligen Vorjahre umfassen sollen. Bedeutung und Rangfolge der Titel ergeben sich dabei nicht aus Verkaufszahlen, sondern aus einem Nominierungs- und Bewertungsverfahren, für dessen fachliche Zuverlässigkeit eine Jury aus renommierten Historikerinnen und Historikern bürgt.

Neben die Voten der Jury tritt seit dem letzten Jahr der "Publikumspreis" unserer Subskribenten, die dort ihren Favoriten zu küren. Der Wettbewerb "Das Historische Buch" soll die qualitative Einordnung von Fachpublikationen durch Rezensionen, wie H-Soz-u-Kult sie seit Jahren erfolgreich und in großer Zahl bereit stellt, abrunden, nicht jedoch ersetzen oder überflüssig machen.

Die Ergebnisse der letztjährigen Wettbewerbe bleiben natürlich archiviert und sind jederzeit einsehbar (Das Historische Buch 2001, Das Historische Buch 2002).

Die Jury

Die Jury soll die fachliche, methodische und epochale Orientierung und Pluralität der aktuellen Geschichtswissenschaft zumindest im Ansatz abbilden. Die meisten Juroren des vergangenen Jahres erklärten sich auch in diesmal wieder bereit, am Wettbewerb "Das Historische Buch" aktiv teilzunehmen, einige verließen die Jury auf eigenen Wunsch, andere infolge des festgelegten Rotationsverfahrens. Jede der epochalen oder regionalen Kategorien soll mit mindestens fünf Juroren vertreten, um ein ausreichend breites thematisches Spektrum der Vorschläge und eine aussagekräftige Bewertung sicher zu stellen. Um die Unabhängigkeit des Verfahrens zu gewährleisten, ist kein Juror zugleich Mitglied der Redaktion von H-Soz-u-Kult.

Der Jury gehören im Jahr 2003 vierundvierzig Historikerinnen und Historiker an, die sämtlich durch herausragende eigene Forschungen ausgewiesen sind und überwiegend an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen der drei deutschsprachigen Länder tätig sind. Um auch fremdsprachige Literatur besser einbeziehen zu können, wurde eine stärkere Internationalisierung der Jury angestrebt und auch erreicht. Die 'Exzellenz' der Jury drückt sich aus u.a. durch die Teilhabe von Preisträgern und Ehrendoktoren, von Mitgliedern wissenschaftlicher Akademien, Beiräten und Kommissionen, von Stipendiaten und Fellows wissenschaftlicher Kollegs und Forschungszentren sowie von Sprechern und Initiatoren historischer Sonderforschungsbereiche und Forschergruppen der DFG oder Gutachtern anderer Drittmittelgeber. Daneben haben wir einzelne Beiräte von H-Soz-u-Kult zur Teilnahme eingeladen sowie jüngere Autoren eingebunden, deren gelungenen Beiträge und Rezensionen für sie sprachen. Geachtet wurde zudem auf eine gleichwertige Berücksichtigung der Geschlechter, unterschiedliche Altersgruppen und einen gewissen regionalen Proporz.

Die Jury unterliegt einem Rotationssystem, nach dem jedes Jahr ein Viertel der Jurymitglieder ausscheidet und jeweils eine/n Nachfolger/in vorschlägt. Die Mitgliedschaft eines jeden Jurors endet spätestens nach vier Jahren. Die Rotationsfolge der ersten Juroren wurde per Los festgelegt.

Nähere Informationen zu den beteiligten Wissenschaftlern und Historikerinnen finden Sie auf den Seiten Jury des Jahres 2004.

Das Verfahren

Die Redaktion hatte sich entschieden, der Jury ein Schema mit 10 Kategorien epochaler, regionaler und thematischer Ausrichtung vorzugeben:

Nr.Kategoriezeitlicher RahmenAusrichtungzulässige Publikations-
jahre
1.Alte Geschichtebis ca. 5 Jh. n.Chr.Epochaler Fokus2002 / 2003
2.Mittelalterliche Geschichtebis ca. 1500
3.Geschichte der Frühen Neuzeit16. - 18. Jh.
4.Neuere Geschichte (langes 19. Jh.)1789 - 1914/18
5.Neueste Geschichte1914/18 - 1945/50
6.Zeitgeschichteab 1945
7.Europäische Geschichteohne zeitliche BegrenzungRegionaler Fokus
8.Außereuropäische Geschichteohne zeitliche Begrenzung
9.Offene Kategorie (Überblicksdarstellungen / Lehrbücher / übergreifende Abhandlungen / methodisch oder theoretisch innovative Studien)ohne zeitliche Begrenzungübergreifend
10.Wechselnder thematischer Schwerpunkt
in diesem Jahr:
a) Religion und Gesellschaft: Geschichte des Islam - Europa und Christentum
b) World history: Inter-/transnationale Geschichte - Historischer Vergleich
ohne zeitliche Begrenzungthematisch vertiefend1999 - 2003

Die Durchführung des Wettbewerbs in Kategorien hat zwei wesentliche Vorteile. Zum einen ist die Bewertung differenzierter, d.h. man kann sich besser über die wichtigsten Titel in bestimmten thematischen oder epochalen Segmenten informieren. Zum anderen wären in einer Gesamtbewertung Bücher aus den in der Jury personell schwächer vertretenen älteren Epochen ohne wirkliche Chance auf eine angemessene Platzierung gewesen. Ähnliches stand für fremdsprachige Publikationen oder Studien außereuropäischer Provenienz zu befürchten. Dies hat uns bewogen, zugunsten mehrerer "Historischer Bücher des Jahres 2003" auf den einen, publikumswirksameren Siegertitel zu verzichten. In Teilen schließt der Publikumspreis der H-Soz-u-Kult-Subskribenten diese Lücke.

Nominierungsphase

Aufgabe der Juroren war es im Februar diesen Jahres zunächst, innerhalb einer mehrwöchigen Frist Publikationen aus den beiden Vorjahren zu benennen, die sie für besonders ertragreich, methodisch innovativ, vorbildlich strukturiert, stilistisch oder anderweitig herausragend hielten. Vorgeschlagen werden konnten sämtliche frei erhältlichen oder zugänglichen Publikationen (Monographien, Sammelwerke, Editionen, Sonderhefte von Reihen oder Periodika, Websites, CD-Rom u.ä.m.) zu historischen Themen, die im Jahr 2003 erstmals oder in überarbeiteter Neuauflage erschienen sind. Zugelassen waren auch Titel des Jahres 2002, sofern diese nicht bereits im letzten Jahr auf den abschließenden Ranking-Listen des Wettbewerbs vertreten waren. Für die thematischen Schwerpunkte, die in diesem Jahr "Religion und Gesellschaft: Geschichte des Islam - Europa und Christentum" sowie "World history: Inter-/ transnationale Geschichte - Historischer Vergleich" lauteten, konnten abweichend vom sonstigen Verfahren sogar Bücher aus den letzten fünf Publikationsjahrgängen nominiert werden. Diese Option sollte sicherstellen, dass das Schwerpunktthema hinreichend breit abgedeckt wird. Ansonsten gab es weder sprachliche noch anderweitige Einschränkungen. Auch die Nennung eines Buches gleich für mehrere Kategorien war möglich. Lediglich eigene Bücher oder Publikationen, an denen die Juroren selbst maßgeblich beteiligt waren, durften von diesen nicht nominiert werden. Während eines zweiwöchigen Zeitfensters konnten sich auch die Subskribenten von H-Soz-u-Kult an der Nominierung von Büchern beteiligen. Dazu wurde ein spezielles Webformular freigeschaltet, über das pro Person bis zu fünf Publikationen vorgeschlagen werden konnten. Diese Titel ergänzten dann die Vorschlagsliste der Juroren. Am Ende der Vorschlagsphase hatten 37 Jurymitglieder und 84 Subskribenten fast 400 verschiedene Titel für vorschlagswürdig befunden, die von uns in einer Vorschlagsliste [PDF, 208 KB] mit den genannten epochalen und thematischen Kategorien zusammengestellt wurden.

Bewertungsphase

Anschließend konnte der zweite Schritt erfolgen: die Bewertung. Ab Anfang März 2003 hatten die Preisrichter in einer angemessenen Frist die Möglichkeit, die ihrer Meinung nach besten Bücher jeder Kategorie durch die Vergabe von Platzziffern von eins bis fünf auszuzeichnen; mehr als fünf Bewertungen je Kategorie waren nicht möglich. Theoretisch konnte jedes Jurymitglied 55 Titel verteilt über die elf Kategorien hervorheben. An der Bewertung beteiligten sich 37 Juroren mit insgesamt 1142 Einzelvoten. Während der Bewertungsphase wurden keine Zwischenergebnisse veröffentlicht, um das Abstimmungsverhalten anderer Jurymitglieder nicht zu beeinflussen.

Auch die Subskribenten erhielten im März die Gelegenheit, innerhalb eines zweiwöchigen Zeitfensters den "Publikumspreis" zu wählen. Grundlage hierfür war die gleiche Vorschlagsliste, die auch den Juroren zur Bewertung vorlag, allerdings wurden die Titel zu einer einzigen, alle epochalen und thematischen Kategorien vereinenden Liste zusammengezogen. Jeder sich beteiligende Subskribent konnte über Platzziffern von eins bis fünf für insgesamt fünf Titel votieren. Ein technisches Verfahren stellte hierbei sicher, dass Mehrfachvoten der stimmberechtigten Subskribenten ausgeschlossen waren. Der "Publikumspreis" wird gesondert von den Rankings der Fachjury ausgewiesen. Er besteht neben und nicht in Konkurrenz zu diesen.

Die einzelnen Platzierungen einer jeden Publikation wurden von uns in ein Punktesystem umgewandelt und schließlich daraus die Rangfolge der Titel in jeder einzelnen Kategorie ermittelt. Die Umrechnung der Voten erfolgte nach folgendem Schema:

Platz12345
Punkte pro Votum Juroren/Subskribenten (ungewichtet)54321
Punkte pro Votum Juroren (Spezialistenvoten)108642

Um der Einschätzung der Fachvertreterinnen und -vertreter in den betreffenden Epochen und Fachgebieten, insbesondere in den deutlich schwächer frequentierten älteren Abteilungen, stärkeres Gewicht zu verleihen, werden die Spezialistenvoten höher gewichtet als die so genannten Kreuzvoten: Das Votum eines von uns als Althistoriker oder als Frühneuzeitler "verpflichteten" Kollegen ging mit dem zweifachen Wert in die Berechnung der Kategorie "Alte Geschichte" bzw. in der Kategorie "Geschichte der Frühen Neuzeit" ein, das althistorische Votum eines Kollegen aus der Zeitgeschichte oder Votum des Neuzeithistorikers in der Kategorie Mittelalterliche Geschichte zählte hingegen einfach. Jede/r Juror/in konnte indessen weiterhin nach Belieben Vorschläge und Voten in allen angebotenen Kategorien anbringen.

Anzahl der sich an der Bewertung beteiligenden Juroren37
Anzahl der abgegebenen Jurorenvoten1.142
· Summe der vergebenen Punkte (Juroren)3.111
· Summe der "Spezialistenpunkte" (Juroren)506
Summe der insgesamt vergebenen Punkte (Juroren)3.617
Anzahl der sich an der Bewertung beteiligenden Subskribenten194
Anzahl der abgegebenen Subskribentenvoten801
Summe der vergebenen Punkte (Subskribenten)2.539

Nur fünf Publikationen mit der höchsten Punktzahl pro Kategorie werden nunmehr in die Veröffentlichung der Ergebnisse übernommen. Die Auswertung wurde am 20. März 2004 abgeschlossen und den Jurymitgliedern zur Kenntnis gebracht.

Im Rahmen des Bewertungsverfahrens stimmen die Jurymitglieder weiterhin über die vorab nominierten thematischen Schwerpunkte des Wettbewerbes im Jahr 2005 ab. Auch in diesem Fall konnten die Juroren für bis zu fünf Vorschläge votieren, die anschließend ebenfalls in ein Punktesystem umgewandelt und darüber ausgewertet wurden. Erwartungsgemäß haben sich fast alle Juroren an der Festlegung des thematischen Sektors für das kommende Jahr beteiligt. Mehrheitlich votierten sie dabei für das Thema "Geschichte der Geschichtsschreibung". Das vollständige Ergebnis dieser Abstimmung finden Sie auf der Seite zum thematischen Schwerpunkt.

Abschließend sei erwähnt, dass die Jury 'Das Historische Buch 2003' erneut nur virtuell 'getagt' hat, d.h. die Juroren beteiligten sich an dem Nominierungs- und Bewertungsverfahren nur über Dienste des Internets, kommunizierten per E-Mail mit den Organisatoren und bekamen die Unterlagen, Zwischenberichte und Korrekturfassungen entweder per E-Mail oder auf abgeschirmten Webseiten zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr wurden verstärkt auch Webformulare für die Abstimmungsprozeduren eingesetzt, was den Einsatz spezieller Authentifizierungsverfahren notwendig machte. Auch in technischer Hinsicht stellt diese Jury deshalb für die Teilnehmer und Organisatoren ein vergleichsweise anspruchsvolles technisches Experiment dar, das aber insgesamt als gelungen bezeichnet werden kann.

Die Ergebnisse

Das hier vorzustellende Endergebnis dieser Bewertung erlaubt eine schnelle Orientierung über die wichtigsten Bücher der einzelnen Kategorien. Schon ein flüchtiger Vergleich mit den Ergebnissen des letzten Jahres zeigt, dass das Resultat internationaler, thematisch bunter und zugleich aussagekräftiger geworden ist. Hierfür ist eine vergrößerte und in der Zusammensetzung veränderte Jury ebenso maßgeblich verantwortlich wie die Einbeziehung interessierter Subskribenten von H-Soz-u-Kult. Die Vielzahl unterschiedlicher Interessengebiete der Jurorinnen und Juroren führt zu einem insgesamt facettenreichen und vielseitig-kompetenten Gesamtüberblick über den Buchmarkt für Historiker. Die Liste ist zugleich eine Fundgrube für Lektüreanregungen breitester Art.

Das Abstimmungsverhalten der Jurymitglieder in den einzelnen Kategorien variiert erheblich, fällt in den älteren Epochen deutlich homogener als in den jüngeren Epochen aus. Dies hängt anscheinend nicht nur mit der weitaus größeren Zahl an Veröffentlichungen zur Geschichte dieser Phasen zusammen, sondern auch mit einem höheren Ausmaß an thematischer und methodischer Segmentierung. Dies hat offensichtlich zur Folge, dass der Kenntnisstand der Juroren über einzelne Studien oft sehr unterschiedlich ist. Das kann im Extremfall sogar dazu führen, dass nur ein Juror ein Buch bewertet, und dann aber gleich mit 5 bzw. 10 Punkten. Tun wir solchen Büchern folglich unrecht? Was bedeutet dies für Lektüreempfehlungen, die wir Studierenden in unseren Lehrveranstaltungen geben? In vielen Fällen werden sich aufmerksame und sachkundige Leser andererseits in ihrem Urteil bestätigt fühlen, weil sie ihre persönlichen Favoriten in den Listen wieder finden.

Den Spitzenplatz der einzelnen Kategorien belegen:

Kategorien mit epochalem Fokus:

Alte Geschichte [zeitlicher Rahmen: bis 500 n.Chr.]
Winterling, Aloys: Caligula. Eine Biographie, München: Beck 2003.

Mittelalterliche Geschichte [zeitlicher Rahmen: 500 bis 1500]
Kintzinger, Martin: Wissen wird Macht. Bildung im Mittelalter, Ostfildern: Thorbecke 2003.

Geschichte der Frühen Neuzeit [zeitlicher Rahmen: 1500 - 1800]
Blickle, Peter: Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten. Eine Geschichte der Freiheit in Deutschland, München: Beck 2003.

Neuere Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1789 - 1914/18]
Weil, Patrick: Qu'est-ce qu'un Français? Histoire de la nationalité française depuis la Révolution, Paris: Grasset 2002.

Neueste Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1914/18 - 1945/50]
Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Band 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914-1949, München: Beck 2003.

Zeitgeschichte [zeitlicher Rahmen: ab 1945]
Jarausch, Konrad R.; Geyer, Michael: Shattered Past: Reconstructing German Histories, Princeton: Princeton UP 2003.

Kategorien mit regionalem Fokus:

Europäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Raphael, Lutz: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart. München: Beck 2003.

Außereuropäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Osterhammel, Jürgen; Petersson, Niels P.: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen. München: Beck 2003.

Offene Kategorie und thematische Schwerpunkte:

Offene Kategorie [Überblicksdarstellungen / Lehrbücher / übergreifende Abhandlungen / methodisch oder theoretisch innovative Studien - ohne zeitliche Begrenzung]
Raphael, Lutz: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart. München: Beck 2003.

Thematischer Schwerpunkt 2004: Religion und Gesellschaft: Geschichte des Islam - Europa und Christentum [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 1999-2003]
Haupt, Heinz Gerhard; Langewiesche, Dieter (Hg.): Nation und Religion in der deutschen Geschichte. Frankfurt am Main: Campus 2000.

Thematischer Schwerpunkt 2004: World history: Inter-/transnationale Geschichte - Historischer Vergleich [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 1999-2003]
Osterhammel, Jürgen: Geschichtswissenschaft jenseits des Nationalstaates. Studien zu Beziehungsgeschichte und Zivilisationsvergleich. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2001.

Wahl des Thematischen Schwerpunkts 2005

Sonderkategorie:

Publikumspreis der Nutzer des Internetforums H-Soz-u-Kult [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 2002-2003]
Berg, Nicolas: Der Holocaust und die westdeutschen Historiker. Erforschung und Erinnerung. Göttingen: Wallstein 2003.

Es wäre es freilich zu wenig, wie in den aktuellen Hochschulrankings der Illustrierten nur Namen und Zahlen zu bieten. Soweit verfügbar sind die Spitzentitel der jeweiligen Kategorien mit Rezensionsseiten von H-Soz-u-Kult und denen anderen Anbieter elektronsicher Besprechungen verlinkt, so dass Sie bequem zu mehr inhaltlichen Information vordringen können.

Der Mehrwert: Persönliches aus der Jury

Im Februar baten wir die Jurymitglieder nicht nur darum, innovative und lesenwerte Bücher des Vorjahres zu nominieren, sondern übermittelten ihnen auch einen 'persönlichen Fragebogen', der Fragen zum akademischen Werdegang und zu Forschung und (Hochschul-)Politik enthielt. Zugleich baten wir die Juroren, Ihr ganz persönliches historisches Lieblingsbuch 2003 kurz vorzustellen - quasi eine persönliche Leseempfehlung unabhängig vom Bewertungsverfahren abzugeben. Die folgenden Fragen, deren in Teilen tagesaktueller Bezug sinnfällig ist, legten wir den Juroren jeweils mit der Bitte um kurzgefasste Antworten vor:

  1. Kurzer Lebenslauf mit den wichtigsten akademischen Stationen.
  2. Fragen zur historischen Forschungslandschaft und zu aktuellen Debatten:
    1. Wie kamen Sie zur Geschichtswissenschaft? Was hat Sie motiviert, Geschichte zu Ihrem Beruf zu machen?
    2. Die Geschichtswissenschaften haben in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche Erweiterungen und Neuorientierungen der Frageansätze und Forschungsperspektiven erfahren. Welche halten Sie für die interessanteste und folgenreichste?
    3. Sehen Sie Forschungsfelder, denen man künftig mehr Aufmerksamkeit widmen sollte?
    4. In den Medien werden seit längerem unterschiedliche Zukunftsdiskurse geführt, die Lösungen und Wege zur Bewältigung der gegenwärtigen Krisen- und Umbruchserfahrungen (Umbau des Sozial- und Leistungsstaates, Krise der europäischen Verfassungsentwicklung, Terrorismus und Terrorismusbekämpfung, Auflösung überkommener Lebensformen und Werte u.a.m.) aufzeigen sollen. Historiker sind an diesen Debatten kaum beteiligt. Lassen sich aus historischen Krisen- und Umbruchsphasen keine Lehren ziehen, Erfahrungen und Einsichten vermitteln? Müssen wir Historiker die öffentliche Diskussion Juristen und Verwaltungsexperten, Wirtschaftswissenschaftlern und Militärs überlassen?
    5. Elite oder Eliten? Das Vertrauen in die Rolle und Prämierungsmodelle der Eliten moderner Gesellschaften scheint zu schwinden. Ist die Aufspaltung unsere Gesellschaft in funktional spezialisierte, oft aber unverbundene Hochleistungsbereiche (Wirtschaft, Politik-Verwaltung, Technik-Medizin-Wissenschaft) unvermeidlich? Oder bieten die gegenwärtigen Umbruchsszenarien die Chance zu einer Neudefinition auch dessen, was Bildung sein soll und wie Elitenrekrutierung und Bildung zusammenkommen?
    6. Deutschland begibt sich auf die Suche nach Spitzen-Universitäten. Verträgt sich Geschichtswissenschaft über die bloße fachliche Professionalität hinaus überhaupt mit dem Elitegedanken?
  3. Stellen Sie bitte Ihren persönlichen Favoriten unter den historischen Büchern des Jahres 2003 kurz vor und erläutern Sie Ihre Wahl.
Erfreulicher Weise brachten fast alle Juroren Verständnis dafür auf, dass sich die Mitglieder der Jury angemessen mit Informationen zum akademischen Werdegang im Internet vorstellen müssen. Der überwiegende Teil der Jurymitglieder stellte sich auch den ergänzenden Fragen zur Entwicklung der Forschung und zu aktuellen (hochschul-)politischen Debatten in Deutschland. Redaktionell haben wir in diese Seiten nur gestalterisch, jedoch kaum standardisierend oder kürzend eingegriffen. Sie finden deshalb ein ausdifferenziertes Spektrum von Antworten vor, dass vom kurzen stichwortartigen CV bis zu kurzen Essays zu einzelnen Fragen reicht.

Während sich aus den Einzelvoten kumulativ ein facettenreiches Gesamtbild der wichtigen Literatur des Faches zusammensetzt, wird in den Antworten auf die genannten Fragen über die 'vermissten' und wünschenswerten Bücher und Themen reflektiert. Dabei wird auf Desiderate oder wünschenswerte Perspektiverweiterungen der Forschung hingewiesen. Vor allem aber küren die Juroren jeweils ihren persönlichen Buchfavoriten - ein hochinteressanter Fächer von Leseempfehlungen ausgewiesener Spezialisten!

Die Perspektiven

Während der Wettbewerb in den beiden Vorjahren für die Redaktion von H-Soz-u-Kult und für die Jury jeweils eine Art erster Testlauf darstellte, ging es in diesem Jahr um eine Optimierung der organisatorischen wie technischer Abläufe. Die stärkere Publikumsbeteiligung sowie die Ausweitung und Internationalisierung der Jury, die im vergangenen Jahr intensiv betrieben wurden, um die Basis unserer Rankings weiter zu verbreitern, haben in diesem Jahr nicht die erhofften Fortschritte gemacht. Die Ursache hierfür liegt wohl in der terminlichen Umstellung. Durch das Vorziehen der Ergebnispräsentation in den März (s.o.) ist erheblicher Zeitdruck entstanden, der auch manches Jurymitglied infolge individueller Planungen daran gehindert haben dürfte, auf unsere Wünsche einzugehen. Auch manch potenzielle Neu-Jurorin dürfte das enge Zeitfenster, das für Nominierung und Bewertung in diesem Jahr zu Verfügung stand, geschreckt haben. Wir sind zuversichtlich, dass nach der Umstellung der Abläufe im kommenden Jahr wieder ein Breiten- und Kompetenzzuwachs zu verzeichnen sein wird.

Nach drei Jahren muss das Konzept im Kern erprobt sein, so meinen wir. Das heißt aber ganz und gar nicht, dass es nichts Kritikwürdiges und Verbesserungsfähiges mehr an unserem Projekt gibt. Deshalb interessiert uns Ihre Meinung jetzt, nach dem Abschluss der Pilotphase, ganz besonders! Verbliebene Defizite zu beheben, ist das eine Ziel, das andere, wichtigere noch, ist in Erfahrung zu bringen, ob unsere Erwartungen durch die Resultate erfüllt werden. Letztlich können nur die Leser von H-Soz-u-Kult den Gebrauchswert des Wettbewerbs für ihre Arbeit beurteilen. Deshalb unsere Bitte: teilen Sie uns mit, ob unser Wettbewerb "Das Historische Buch 2003" eine sinnvolle Orientierungshilfe für Sie darstellt, um im immer weiter sich verzweigenden Fach Geschichte den Blick für Forschungsimpulse und lesenswerte Literatur nicht zu verlieren.

Zuletzt und überaus wichtig: Möglich wurde diese Übersicht nur durch die engagierte unentgeltliche Mitarbeit der Jurorinnen und Juroren, die sich nicht gescheut haben, ihre persönlichen Voten und Ansichten öffentlich und breit nutzbar zu machen. Ihnen danken wir an dieser Stelle besonders und hoffen, auch künftig auf sie zählen zu können. Fehler und Schwächen des Projekts lasten dagegen allein auf den Schultern der Initiatoren, die sich herzlich auch bei all jenen bedanken, die dieses Buchranking mit ihrer tatkräftigen Unterstützung bis zur Publikation begleitet haben.

Berlin, im März 2004

Daniel Burckhardt
Harald Müller
Rüdiger Hohls
Vera Ziegeldorf