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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch

Editorial: Das Historische Buch 2004

Liebe Leserinnen und Leser,

sechs Monate später als im vergangenen Jahr präsentieren wir Ihnen heute die Ergebnisse unseres Wettbewerbs "Das Historische Buch 2004". H-Soz-u-Kult hat für Sie wieder die herausragenden geschichtswissenschaftlichen Publikationen des Vorjahres zusammengestellt. Zum nunmehr vierten Mal möchten wir Ihnen mit unserem Ranking eine Orientierungshilfe in der Vielzahl der historischen Neuerscheinungen anbieten. Eine mehr als 50-köpfige internationale Jury aus renommierten Fachkolleginnen und -kollegen hat sich der Mühe unterzogen, innovative und richtungweisende Publikationen in ihren jeweiligen Arbeitsgebieten ausfindig zu machen und zu bewerten. Herausgekommen ist einmal mehr ein repräsentativer Querschnitt durch den wissenschaftlichen Büchermarkt.

"Das Historische Buch 2004" schlägt nicht nur Schneisen in den nahezu unüberschaubar gewordenen Publikationsdschungel, es benennt die Titel, die man nicht verpassen darf, wenn man auf der Höhe des Faches bleiben möchte! Aber auch wer es gelassener angehen möchte, kommt auf seine Kosten: Das nach Epochen und Themen geordnete Ranking bietet eine kleine, aber feine Auswahl an Lesevorschlägen - versehen gewissermaßen mit dem Gütesiegel einer internationalen Spezialistenkommission.

Geblieben sind die tragenden Säulen des Projekts: 1.) eine vielköpfige und vielfältig kompetente Fachjury, die für die Qualität der Ergebnisse mit dem wissenschaftlichen Renommee ihrer Mitglieder einsteht.; 2.) das schier unerschöpfliche geschichtswissenschaftliche Potenzial unserer mehr als 11.000 Subskribenten; 3.) das zweigliedrige Verfahren, das eine Nominierungsphase vorsieht, in der herausragende Publikationen zusammengetragen werden, und eine Bewertungsphase, in der aus dieser Vorschlagsliste von den Juroren und den Listenteilnehmern individuell die bedeutendsten Titel benannt werden; 4.) die Aufgliederung der Jury-Ergebnisse in Epochen und thematische Bereiche, neben die der Publikumspreis der Subskribenten tritt.

Auch Sie als Nutzer unseres Forums hatten also Gelegenheit, Vorschläge zu unterbreiten und sich an der Abstimmung zu beteiligen; immerhin 65 Subskribenten nahmen ihr Nominierungsrecht wahr, 155 gaben ein Votum für den so genannten Publikumspreis ab. Damit ist das Interesse an dieser Rubrik leider leicht rückläufig.

Im letzen Jahr haben wir die Vorverlegung der Ergebnispräsentation in den März erprobt. Ausschlaggebend hierfür war der Wunsch, dem Wettbewerb "Das Historische Buch" eine größere Öffentlichkeit zu verschaffen, indem wir die Ergebnisse im Rahmen der Leipziger Buchmesse präsentierten. Trotz einer sehr gelungenen Veranstaltung in Leipzig haben wir uns entschlossen, den Weg des vergangenen Jahres nicht weiter zu verfolgen. Das allenfalls geringe Plus an öffentlicher Wirkung vermochte die Schwierigkeiten der Juroren nicht aufzuwiegen, bereits im Februar eine ausreichende Zahl von Neuerscheinungen in den jeweiligen Universitäts- und Institutsbibliotheken auftreiben zu können.

Das hier nun unter dem Label "Das Historische Buch 2004" publizierte Endergebnis nennt die Erstplatzierten der jeweiligen Kategorien. Die Juroren konnten aus einer Gesamtvorschlagsliste von über 400 Titeln, die insgesamt 361 verschiedene Bücher auswies, bis zu fünf Titel je Kategorie benennen und mit Punkten von 1-5 bewerten. Die Siegertitel bilden gewissermaßen die crème de la crème des Publikationsjahrgangs 2004.

Den Spitzenplatz der einzelnen Kategorien belegen:

Publikumspreis der Nutzer des Internetforums H-Soz-u-Kult [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 2003-2004]
Marx, Christoph: Geschichte Afrikas. Von 1800 bis zur Gegenwart, Paderborn [u.a.] 2004.

Kategorien mit epochalem Fokus:

Alte Geschichte [zeitlicher Rahmen: bis 500 n.Chr.]
Hahn, Johannes: Gewalt und religiöser Konflikt. Studien zu den Auseinandersetzungen zwischen Christen, Heiden und Juden im Osten des Römischen Reiches (von Konstantin bis Theodosius II.), Berlin 2004.

Mittelalterliche Geschichte [zeitlicher Rahmen: 500 bis 1500]
Groebner, Valentin: Der Schein der Person. Steckbrief, Ausweis und Kontrolle im Europa des Mittelalters, München 2004.

Geschichte der Frühen Neuzeit [zeitlicher Rahmen: 1500 - 1800]
Burschel, Peter: Sterben und Unsterblichkeit. Zur Kultur des Martyriums in der frühen Neuzeit, München 2004.

Neuere Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1789 - 1914/18]
Hirschfeld, Gerhard; Krumeich, Gerd; Renz, Irina (Hgg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2003.

Neueste Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1914/18 - 1945/50]
Paul, Gerhard: Bilder des Krieges, Krieg der Bilder. Die Visualisierung des modernen Krieges, Paderborn [u.a.] 2004.

Zeitgeschichte [zeitlicher Rahmen: ab 1945]
Jarausch, Konrad H.: Die Umkehr. Deutsche Wandlungen 1945 - 1995, München 2004.

Kategorien mit regionalem Fokus:

Europäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Reinhard, Wolfgang: Lebensformen Europas. Eine historische Kulturanthropologie, München 2004.

Außereuropäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Bayly, Christopher Alan: The birth of the modern world 1780 - 1914. Global connections and comparisons, Malden, Mass. [u.a.] 2004.

Offene Kategorie und thematischer Schwerpunkt:

Offene Kategorie [Überblicksdarstellungen / Lehrbücher / übergreifende Abhandlungen / methodisch oder theoretisch innovative Studien - ohne zeitliche Begrenzung]
Reinhard, Wolfgang: Lebensformen Europas. Eine historische Kulturanthropologie, München 2004.

Thematischer Schwerpunkt 2005: Geschichte der Geschichtsschreibung [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 2000-2004]
Daniel, Ute: Kompendium Kulturgeschichte. Theorien, Praxis, Schlüsselwörter, 4. verb. Aufl. Frankfurt am Main 2004.

Wahl des Thematischen Schwerpunkts 2006
Bildgeschichte - Geschichte der Bilder

Erwartungsgemäß haben sich fast alle Juroren auch rege an der Festlegung des thematischen Sektors für das kommende Jahr beteiligt. Mehrheitlich votierten sie dabei für das Thema "Bildgeschichte - Geschichte der Bilder"

Selbstverständlich belassen wir es auch in diesem Jahr nicht bei der bloßen Ergebnispräsentation. Soweit verfügbar sind die Spitzentitel der jeweiligen Kategorien in der Web-Präsentation mit unseren Rezensionsseiten verlinkt, so dass Sie bequem zu mehr inhaltlichen Information vordringen können; wir bemühen uns, eventuelle Lücken schnell und kompetent zu schließen. Auch haben wir die Jurymitglieder wieder gebeten, einige persönliche Fragen zu beantworten. Sie geben Auskunft über ihren ganz individuellen Weg zur Geschichtswissenschaft, aber auch zu aktuellen (wissenschafts-)politischen Themen. So haben wir die Jurorinnen und Juroren in diesem Jahr um eine Einschätzung des vor sechs Jahren eingeleiteten "Bologna-Prozesses" gebeten - die Frage lautete: "Wie beurteilen Sie vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen diesen Reformprozess und welche Folgen erwarten Sie für die historische Ausbildung an Ihrer Universität?" Zudem küren die Jurorinnen und Juroren jeweils ihren persönlichen Buchfavoriten des zurückliegenden Jahres. So bieten die Juryseiten ein informatives Panorama europäischer Historikerinnen und Historiker unterschiedlichster Prägung und einen hochinteressanten Fächer von Leseempfehlungen ausgewiesener Spezialisten!

Last not least haben wir einige Kolleginnen und Kollegen aus der Redaktion von H-Soz-u-Kult gebeten, durch kurze Kommentare die kategorialen Ergebnislisten zu begleiten. Sukzessive werden wir daher in den nächsten Wochen kurze Essays veröffentlichen, ergänzt jeweils um die Ergebnislisten in den einzelnen Kategorien. Die Autoren haben sich jeweils um konkrete Leseempfehlungen bemüht, einige gehen nur auf das erstplatzierte Buch ein, andere streifen auch die weiteren Titel, um aktuelle Themenfelder, Methoden oder Darstellungsformen hervorzuheben.

Wir hoffen, dass unser Wettbewerb auch diesmal eine Orientierungshilfe für alle ist, die im immer weiter verzweigenden Fach Geschichte und angesichts eines reichhaltigen und unübersichtlichen Büchermarktes den Blick für Forschungsimpulse und lesenswerte Literatur nicht verlieren möchten. Möglich wurde diese Übersicht nur durch die engagierte unentgeltliche Mitarbeit der Jurorinnen und Juroren, die sich nicht gescheut haben, ihre persönlichen Voten und Ansichten öffentlich zu machen. Ihnen danken wir an dieser Stelle besonders und hoffen, auch künftig auf sie zählen zu können. Allen Subskribentinnen und Subskribenten von H-Soz-u-Kult, die mit Vorschlägen zur Verbreiterung der Vorschlagsliste und mit ihren Voten zum "Publikumspreis" erheblich zum Gelingen beigetragen haben, gilt ebenfalls unser Dank.

Berlin, im September 2005

Daniel Burckhardt
Harald Müller
Rüdiger Hohls
Vera Ziegeldorf