Abonnement | Beitrag einreichen | Impressum
deutsch | english | français
H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch

Editorial: Das Historische Buch 2002

Liebe Leserinnen und Leser,

hier liegen sie nun zum zweiten Mal vor, die Ergebnisse unseres historischen Buchwettbewerbes. Die H-Soz-u-Kult-Jury hat für Sie unter dem Titel "Das Historische Buch 2002" wieder herausragende geschichtswissenschaftliche Publikationen des vergangenen Jahres zusammengestellt, diese nach Epochen und thematischen Schwerpunkten untergliedert und bewertet. Ziel dieses für alle Beteiligten aufwändigen Verfahrens ist es, unter den zahlreichen Neuerscheinungen des vergangenen Publikationsjahres durch das Votum ausgewiesener Experten/innen die qualitativ besonders hochwertigen Titel ausfindig zu machen, darunter womöglich sogar die richtungweisenden Neuerscheinungen der diversen epochalen und thematischen Themenschwerpunkte.

Die Jury

Für die Zuverlässigkeit der Auswahl bürgt erneut die gesammelte Fachkompetenz einer Jury aus 37 renommierten Historikerinnen und Historikern. Darunter befinden sich junge wie arrivierte, in- und ausländische, stets durch herausragende eigene Forschungen ausgewiesene Kolleginnen und Kollegen, die zusammen die fachliche, methodische und epochale Orientierung und Breite unserer Disziplin zumindest im Ansatz repräsentieren. Die Jurymitglieder haben in einem zweistufigen Verfahren Publikationen zunächst nominiert und anschließend bewertet.

Das Ergebnis

Schon ein flüchtiger Vergleich mit den Ergebnissen des letzten Jahres zeigt, dass unser Wettbewerb internationaler, thematisch bunter und zugleich aussagekräftiger geworden ist. Hierfür ist eine vergrößerte und in der Zusammensetzung veränderte Jury ebenso maßgeblich verantwortlich wie die erstmalige Einbeziehung interessierter Subskribenten von H-Soz-u-Kult. Immerhin 65 von ihnen machten von der Möglichkeit Gebrauch, interessante Publikationen vorzuschlagen, 143 gaben ihr Votum für den neu geschaffenen "Publikumspreis" ab. Dieser Preis rangiert neben den in epochale und thematische Kategorien untergliederten Bewertungen der Jury. Er ist gleichsam die Summe des Leseinteresses unserer ständigen Leser/innen und Beiträger/innen unterschiedlichster geschichtswissenschaftlicher Prägung.

Im Folgenden finden Sie die besonders ertragreichen, methodisch innovativen oder anderweitig herausragenden Publikationen des Vorjahrs, bisweilen auch des Publikationsjahres 2001. Nur für den thematischen Jahresschwerpunkt "Nationalismus und Ethnizität" konnten Bücher aus den letzten fünf Jahren berücksichtigt werden. Die Sieger wurden aus einer insgesamt 346 Titel umfassenden Vorschlagsliste ermittelt. Die Jurymitglieder konnten dabei die ihrer Meinung nach jeweils fünf besten Bücher der einzelnen Kategorien durch Platzierungen von 1 bis 5 auszeichnen. Dabei wurden die Spezialistenvoten, etwa des Althistorikers in der Kategorie Alte Geschichte oder des Frühneuzeitlers in der Kategorie Geschichte der Frühen Neuzeit, höher bewertet als die so genannten Kreuzvoten, etwa des Althistorikers in der Kategorie Zeitgeschichte oder des Neuzeithistorikers in der Kategorie Mittelalterliche Geschichte. Insgesamt stützen sich die Ergebnisse "Das Historische Buch 2002" auf 1041 Voten von 36 Juroren, die sich in Bewertungspunkte umgerechnet zu insgesamt 3.807 Punkte summieren. Der Publikumspreis fußt auf 611 Voten, verteilt auf 210 der vorgeschlagenen Publikationen, die von 143 Subskribenten abgegeben wurden und sich zu 1.922 Punkten addieren.

Den Spitzenplatz der einzelnen Kategorien belegen:

Kategorien mit epochalem Fokus:

Alte Geschichte [zeitlicher Rahmen: bis 500 n.Chr.]
Fögen, Marie Theres: Römische Rechtsgeschichten. Über Ursprung und Evolution eines sozialen Systems, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002.

Mittelalterliche Geschichte [zeitlicher Rahmen: 500 bis 1500]
Borgolte, Michael: Europa entdeckt seine Vielfalt 1050-1250, Stuttgart: Ulmer 2002

Geschichte der Frühen Neuzeit [zeitlicher Rahmen: 1500 - 1800]
Blanning, Timothy C. W.: The Culture of Power and the Power of Culture. Old Regime Europe 1660-1789, Oxford: Oxford University Press 2002.

Neuere Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1789 - 1914/18]
Kessel, Martina: Langeweile. Zum Umgang mit Zeit und Gefühlen in Deutschland vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert, Göttingen: Wallstein 2001.

Neueste Geschichte [zeitlicher Rahmen: 1914/18 - 1945/50]
Tooze, J. Adam: Statistics and the German State, 1900 1945. The making of modern economic knowledge, Cambridge: Cambridge Univ. Press 2001.

Zeitgeschichte [zeitlicher Rahmen: ab 1945]
Wildt, Michael: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, Hamburg: Hamburger Edition 2002.

Kategorien mit regionalem Fokus:

Europäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Geary, Patrick J.: Europäische Völker im frühen Mittelalter. Zur Legende vom Werden der Nationen, Frankfurt/Main: Fischer-TB 2002

Außereuropäische Geschichte [ohne zeitliche Begrenzung]
Conrad, Sebastian; Randeria, Shalini (Hgg.): Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, Frankfurt/M.: Campus 2002.

Offene Kategorie [Überblicksdarstellungen / Lehrbücher / übergreifende Abhandlungen / methodisch oder theoretisch innovative Studien - ohne zeitliche Begrenzung]
Hobsbawm, Eric J.: Interesting times. A twentieth-century life, London: Allen Lane 2002.

Thematischer Schwerpunkt 2003: Nationalismus und Ethnizität [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 1998-2002]
Langewiesche, Dieter: Nation, Nationalismus, Nationalstaat in Deutschland und Europa, München: Beck 2000.

Wahl des Thematischen Schwerpunkts 2004

Sonderkategorie:

Publikumspreis [ohne zeitliche Begrenzung - zulässige Publikationsjahre 2001-2002]
Wildt, Michael: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamts. Hamburg: Hamburger Edition 2002.
Reichardt, Sven: Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Squadrismus und in der deutschen SA, Köln: Böhlau 2002.

Persönliche Fragen

Selbstverständlich belassen wir es auch in diesem Jahr nicht bei der bloßen Ergebnispräsentation. Soweit verfügbar sind die Spitzentitel der jeweiligen Kategorien in der Web-Präsentation mit unseren Rezensionsseiten verlinkt, so dass Sie bequem zu mehr inhaltlichen Information vordringen können; wir bemühen uns, eventuelle Lücken schnell und kompetent zu schließen. Auch haben wir die Jurymitglieder wieder gebeten, einige persönliche Fragen zu beantworten. Sie geben Auskunft über ihren ganz individuellen Weg zur Geschichtswissenschaft und ihre Ansichten zur aktuellen Situation des Faches. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen der neuen Abschlüsse BA und MA, nach Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen, aber auch nach der Rolle der Geschichtswissenschaften in der "Politikberatung". Die Jurorinnen und Juroren küren zudem jeweils ihren persönlichen Buchfavoriten des zurückliegenden Jahres. So bieten die Juryseiten ein informatives Panorama europäischer Historikerinnen und Historiker unterschiedlichster Prägung und einen hochinteressanten Fächer von Leseempfehlungen ausgewiesener Spezialisten!

In eigener Sache

Die Redaktion von H-Soz-u-Kult hat versucht, die Schwächen des ersten Wettbewerbs zu beheben, auf die wir im letzten Jahr von Lesern und Jury mit Recht hingewiesen worden sind. Ob "Das Historische Buch 2002" nun freier von unvermeidlichen Kinderkrankheiten solcher Projekte ist, wird Ihr Echo zeigen. Wir hoffen jedenfalls, dass unser Wettbewerb eine sinnvolle Orientierungshilfe für alle sein kann, die im immer weiter verzweigenden Fach Geschichte und angesichts eines reichhaltigen und unübersichtlichen Büchermarktes den Blick für Forschungsimpulse und lesenswerte Literatur nicht verlieren möchten. Möglich wurde diese Übersicht nur durch die engagierte unentgeltliche Mitarbeit der Jurorinnen und Juroren, die sich nicht gescheut haben, ihre persönlichen Voten und Ansichten öffentlich zu machen. Ihnen danken wir an dieser Stelle besonders und hoffen, auch künftig auf sie zählen zu können. Allen Subskribentinnen und Subskribenten von H-Soz-u-Kult, die mit Vorschlägen zur Verbreiterung der Vorschlagsliste und mit ihren Voten zum "Publikumspreis" erheblich zum Gelingen beigetragen haben, gilt ebenfalls unser Dank. Fehler und Schwächen des Projekts sind dagegen allein den Initiatoren anzulasten.

Berlin, im Mai 2003

Daniel Burckhardt
Harald Müller
Rüdiger Hohls
Vera Ziegeldorf