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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2009

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Geschichte der Öffentlichkeit / Medien- und Kommunikationsgeschichte
Thematischer Schwerpunkt 2010
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Geschichte der Öffentlichkeit / Medien- und Kommunikationsgeschichte

Essay von Christoph Classen für H-Soz-Kult

1. Rang

Hodenberg, Christina: Konsens und Krise. Eine Geschichte der westdeutschen Medienöffentlichkeit 1945 - 1973. Göttingen 2006.

Es ist ein mutiges Unterfangen, zur längst nicht flächendeckend erforschten Geschichte der westdeutschen (Medien-)Öffentlichkeit eine Überblicksdarstellung vorzulegen. Christina von Hodenberg ist für eine solche Unternehmung aber schon deshalb gut gerüstet, weil es ihr dankenswerterweise nicht um eine introvertierte Mediengeschichte geht, sondern um die breiteren „Wandlungsprozesse in Staat und Gesellschaft Westdeutschlands“. […] Die zugrunde gelegten Konzepte – von der politischen Kulturforschung über Bourdieus Feldbegriff bis hin zu neueren generationengeschichtlichen Überlegungen – werden erfreulich zwanglos und pragmatisch gehandhabt; überhaupt herrschen eine angenehm unprätentiöse Sprache und ein unaufgeregter Duktus vor, ohne dass auf klare Urteile verzichtet wird. […] [Eine] überaus lesenswerten Forschungs- und Darstellungsleistung, die für jede künftige Beschäftigung mit der westdeutschen Medien- und Öffentlichkeitsgeschichte als Referenz heranzuziehen sein dürfte. Die Befunde und Deutungen, die von Hodenberg in einer imponierenden Leistung zusammengetragen hat, werden dabei weiter ergänzt und präzisiert, wohl aber nicht mehr grundsätzlich in Frage gestellt werden. Marcus M. Payk für H-Soz-Kult

Natürlich ist Ihre Studie keine Geschichte "der" westdeutschen Medienöffentlichkeit bis 1973. Die Tagespresse, das Zweite Deutsche Fernsehen, die Nachrichtensendungen, die Publikumsreaktionen und das Kino bleiben weitgehend unberücksichtigt. Im Mittelpunkt stehen Wochenblätter, Magazine und Illustrierte (Stern und Quick) sowie die politischen Fernsehmagazine, insbesondere Panorama. Zudem bietet die Autorin ein schönes ideengeschichtliches Kapitel zur Diskussion um den Begriff und die normative Bedeutung von Öffentlichkeit um 1960
Peter Hoeres (sehepunkte)
http://www.sehepunkte.de/2006/09/10792.html

Das überaus lesenswerte Buch zeigt auf jeder Seite, daß der Stoff der Pressegeschichte das Gegenteil vom Stoff der Presse ist: die Nicht-Nachricht, das schon Dagewesene
Patrick Bahners (FAZ vom 15.03.2006, Nr. 63 / Seite L21)
http://www.faz.net/s/RubC17179D529AB4E2BBEDB095D7C41F46...html


2. Rang

Daniel, Ute (Hg.): Augenzeugen. Kriegsberichterstattung vom 18. zum 21. Jahrhundert. Göttingen 2006.

Insgesamt hinterlässt dieser Band einen positiven Eindruck. [Er] bietet […] eine interessante und lehrreiche Lektüre, die zum Weiterdenken anregt und deutlich zeigt, wie leicht Journalisten/innen zu willfährigen Sprachrohren von Politik und Militärs werden können. Der Band verdeutlicht aber auch, welche Hybris den Medien bisweilen innewohnt: Die Wahrnehmung der Kontrollfunktion geht immer mehr mit der Erkenntnis einher, dass aus dieser Funktion reale Macht erwächst – wobei die Selbstsicht der Medien, pazifizierend zu wirken, oft im Widerspruch zur Medienrealität steht. Philipp Fraund für H-Soz-Kult

Wertvoll ist das vorliegende Buch aber allemal, denn als "Einstiegshilfe konzipiert", erfüllt der Sammelband diese Funktion voll […]. Knapp und kompakt wird dem Leser ein erster Überblick präsentiert, der die Relevanz der Thematik verdeutlicht. Da das Konfliktverhältnis zwischen Medien und Militär älter ist als CNN, gilt Karl Prümms Forderung, "die Historiographie des neuen Krieges muss eine kritische Historiographie der Medienrealität sein", eben nicht nur für die "Neuen Kriege", sondern für die gesamte moderne Militärgeschichte.
Tim C. Richter (sehepunkte)
http://www.sehepunkte.de/2006/09/10612.html

Insgesamt lohnt das Buch aber die Lektüre. Es macht Entwicklungen sichtbar. Man versteht den Einsatz der Medien und die Reaktionen des Militärs und der Politik besser.
Gerd Roellecke (FAZ vom 12.06.2006, Nr. 134 / Seite 45)
http://www.faz.net/s/RubC17179D529AB4E2BBEDB095D7C41F46...html


3. Rang

Geppert, Dominik: Pressekriege. Öffentlichkeit und Diplomatie in den deutsch-britischen Beziehungen (1896 - 1912). München 2007.

Brillant ist deshalb die augenscheinliche Lücke, die Geppert zum Kriegsausbruch lässt, denn die beiden letzten Jahre vor dem Krieg waren in Sachen Pressebeziehungen „von ungewöhnlicher Harmonie und Friedfertigkeit geprägt“. Gepperts Pressekriege sind somit kein Beitrag zur Kriegsursachenforschung, sondern eine hervorragende, international vergleichende historische Arbeit zur Rolle der Medien in der internationalen Politik vor der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Thomas Birkner für H-Soz-Kult

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Dominik Geppert mit dem vorliegenden Band den überzeugenden Nachweis geliefert hat, dass die politische bzw. die Diplomatiegeschichte, wenn sie offen sind für die oben genannten methodischen Erweiterungen, keineswegs zu den randständigen Teilbereichen der Geschichtswissenschaft gehören. Sie sind vielmehr geeignet, um es auf die Thematik des besprochenen Bandes zu fokussieren, unser Bild der internationalen Beziehungen im frühen 20. Jahrhundert und damit letztlich auch die Debatte um die tieferen Ursachen des Kriegsausbruchs 1914 um wichtige neue Erkenntnisse zu erweitern.
Matthias Stickler (sehepunkte)
http://www.sehepunkte.de/2008/06/13293.html

Am Beispiel des britisch-deutschen Antagonismus vor dem Ersten Weltkrieg untersucht Dominik Geppert die zwischen beiden Ländern hin und her wogenden "Pressekriege", die durch Wettbewerb, Abgrenzung, Gewalt und Feindschaft geprägt waren. Anschaulich beschreibt er nicht nur die jeweilige nationale Öffentlichkeit, sondern darüber hinaus auch deren "mediale Interaktionen". Dabei geht er von der Annahme aus, dass die Analyse internationaler Beziehungen seit dem Zeitalter des Hochimperialismus nicht nur das Regierungshandeln in den Blick nehmen dürfe. Vielmehr seien auch Journalisten als "wichtige Mitspieler" in Rechnung zu stellen.
Gottfried Niedhart (FAZ vom 12.03.2008, Nr. 61 / Seite L21)
http://www.faz.net/s/RubC17179D529AB4E2BBEDB095D7C41F46...html


3. Rang

Kohlrausch, Martin: Der Monarch im Skandal. Die Logik der Massenmedien und die Transformation der wilhelminischen Monarchie. Berlin 2005.

Auf teilweise sehr hohem Abstraktionsniveau und unter Einbeziehung einer Fülle neuer Quellen herausgearbeitet zu haben, was dies für den Monarchiediskurs in Deutschland über annähernd drei Jahrzehnte bedeutete, ist eine große Leistung. Michael Epkenhans für H-Soz-Kult

"[...] die Gesamtleistung des Autors [ist], sowohl der Diskussion um das demokratische Potenzial und die Entwicklungsfähigkeit des monarchischen Konstitutionalismus als auch der Debatte um die Fundamentalpolitisierung in inhaltlicher wie methodischer Hinsicht neue Impulse verliehen zu haben."
Dominik Petzold (sehepunkte)
http://www.sehepunkte.de/2005/06/6277.html


5. Rang

Paul, Gerhard: Bilder des Krieges - Krieg der Bilder. Die Visualisierung des modernen Krieges. Paderborn [u.a.] 2004.

„Wer aber Frieden will, der rede vom Krieg“: Diese Forderung Walter Benjamins erfüllt der Flensburger Historiker und Sozialwissenschaftler Gerhard Paul ebenso ambitioniert wie kompetent. Er legt ein Buch vor, das mit klarer Argumentation und großer Materialfülle zu fortgesetzter interdisziplinärer Forschungsarbeit anregt. Die Bedeutung der Wechselbeziehung von Medien und Krieg kann für die Neuzeit sicherlich gar nicht überschätzt werden, dennoch ist hier die Forschungsliteratur bislang dünn gesät. Eine umfassende Untersuchung des Bildes vom Krieg anhand einer Analyse der Bilder vom Krieg, wie sie Pauls Buch bietet, war längst überfällig. Heidi Mehrkens für H-Soz-Kult

Wenn Historiker ihre Monografien mit Bildern vom Krieg illustrieren, fragen sie selten danach, was diese genau zeigen und wie sie genutzt worden sind. Die Studie des Flensburger Historikers Gerhard Paul erhebt nun den Anspruch, die Bilder selbst, ihre Funktion im Krieg und im Krieg der Erinnerungen analytisch zusammenzuführen. Über einen Zeitraum von 150 Jahren, vom Krimkrieg, dem Amerikanischen Bürgerkrieg über die Weltkriege und den Vietnamkrieg bis zum 11. September und dem Krieg in Afghanistan geht Paul dem Verhältnis von Krieg, Kameraobjektiv und Zuschauerauge nach. […] Pauls Suche nach der „authentischen Spur des Realen” und seine Kritik an der gegenwärtigen Betäubung durch Bilder verhalten sich zueinander wie die eingangs skizzierte reflexive Medienkritik zur Bildpolitik der Kriegsparteien, wie Bildersturm und Bildersucht: Es müssten nur die richtigen sein. Der nächste Schritt - die Verschränkung von Repräsentation und Repräsentationskritik zum Gegenstand einer historischen Analyse zu machen - steht deshalb weiterhin aus
Cornelia Brink (SZ vom 27.12.2004)
http://www.faz.net/s/RubC17179D529AB4E2BBEDB095D7C41F46...html