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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2003

Alte Geschichte
Mittelalterliche Geschichte
Geschichte der Frühen Neuzeit
Neuere Geschichte (langes 19. Jh.)
Neueste Geschichte
Zeitgeschichte
Europäische Geschichte
Außereuropäische Geschichte
Offene Kategorie
Religion und Gesellschaft
World history
Thematischer Schwerpunkt 2005
Publikumspreis

Offene Kategorie

1. Rang (26 Punkte, 9 Voten)

Raphael, Lutz: Geschichtswissenschaft im Zeitalter der Extreme. Theorien, Methoden, Tendenzen von 1900 bis zur Gegenwart. München 2003.

Es ist ein wichtiger Impuls, die "moderne" Geschichtswissenschaft als internationales Projekt zu beschreiben, das zwar ein "westliches Modell" globalisiert, heute aber mit neuen politischen und kulturellen Erfahrungen auf uns zurückkommt. Die "neue Kulturgeschichte", die heute betrieben wird, ist in ihren leitenden Forschungsmotiven, -fragestellungen und -methoden internationalisiert, ob sie davon weiß oder nicht. Zwar gibt es keine imperiale Supertheorie mehr, deren Annahme schon das akademische Erfolgskalkül gebietet. Dennoch antwortet die Diskursgeschichte des Faches auf kollektive und globale Erfahrungen. Raphael schreibt zwar keine Paradigmengeschichte historiografischer Supertheorien, lässt aber eine kleine Mentalitätsgeschichte des Faches anklingen, die Internationalisierung im Rücken der Akteure entdeckt. Reinhard Mehring für H-Soz-Kult

Dieses kleine Buch bietet eine bislang einzigartige Überblicksdarstellung, die allen Studierenden und Geschichtsinteressierten nur empfohlen werden kann. Wer sich rasch über die Entwicklung neuer Tendenzen und Methoden in der internationalen Geschichtswissenschaft informieren will, bekommt hier einen ausgezeichneten, problemorientierten Einstieg. http://www.zeit.de/2003/51/P-Raphael

In seinem besonnenen Revisionismus ragt dieses Buch deutlich aus der Menge der Konkurrenten hervor. Es informiert zuverlässig über den Konsens der Forschung (soweit es ihn beziehungsweise sie gibt) oder sagt zumindest, wo die Gräben zwischen den Parteien verlaufen. Es verzichtet auf lautes Gesinnungspathos und komprimiert seine vielen, komplexen Informationen so klug, daß dennoch kaum Verkürzungen entstehen. Gerade Studierenden kann man es als ein gleichrangiges Pendant zu Georg G. Iggers' "Historiography in the Twentieth Century" (1997) empfehlen, dem bislang besten Überblick dieser Art.
Gerrit Walther in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.11.2003, Nr. 256 / Seite L10


 

2. Rang (21 Punkte, 7 Voten)

Osterhammel, Jürgen; Petersson, Niels P.: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen. München 2003.

Was diese Darstellung hervorhebt, sind zwei verhältnismäßig lange einleitende Kapitel, in denen der Begriff der Globalisierung von mehreren Seiten ausgeleuchtet und kontextualisiert wird. Die Autoren argumentieren, dass dieser Begriff die Chance bietet, eine semantische Lücke zu füllen und verschiedene historische Entwicklungen unter einem neuen Dachbegriff zu beleuchten: "Es gäbe dann eine Stelle, an der alles Inter-Kontinentale, Inter-Nationale, Inter-Kulturelle (usw.) untergebracht werden könnte, das gegenwärtig zwischen den etablierten 'Diskursen' der Historiker heimatlos herumvagabundiert". Mark Spoerer für H-Soz-Kult


 

3. Rang (19 Punkte, 5 Voten)

Schlögel, Karl: Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik. München 2003.

Die Wiederentdeckung des Raums als Paradigma der Historiographie ist nichts Brandneues, und sie ging nicht von der deutschen Geschichtsschreibung aus. Doch nirgends ist sie in deutscher Sprache so grundsätzlich, programmatisch, phantasievoll und inspirierend formuliert worden wie bei dem Osteuropahistoriker Karl Schlögel in seinem Buch "Im Raume lesen wir die Zeit" (ein Zitat des Geographen Friedrich Ratzel). Einmal mehr überwindet Schlögel die räumlichen Grenzen Osteuropas zwischen Ost und West, 'Alter' und 'Neuer' Welt, um die verdrängte, vergessene, schließlich tabuisierte Bedeutung des Raums für geschichtliches Denken und Geschichtsschreibung in das - räumlich sehende - Auge des historischen Betrachters zurückzuholen. Dieter Gosewinkel

Das Buch gehört nicht zu denen, die man im Zuge der Recherche zu einem bestimmten Thema liest, sondern von denen man sich inspirieren läßt, deren Lektüre Freude bereitet, zum Nachdenken anregt und nebenbei ein ästhetischer Genuß ist. In rund fünfzig Stationen kreist Karl Schlögel um den Gedanken, was geschieht, wenn man Orten und Räumen bei der Betrachtung von Geschichte mehr Augenmerk schenkt als das gemeinhin der Fall ist. Vieles, was er schreibt, ist nicht wirklich neu, sondern bloß in einen neuen Kontext gestellt, manches wirkt unausgegoren nebeneinandergestellt oder einfach nur assoziativ dahinerzählt, dennoch: Schlögel schärft den Blick für die Wahrnehmung von Raum und Zeit, weckt den Sinn für Schauplätze und macht deutlich, wie viel es aus dieser Perspektive zu entdecken gibt: Landkarten, Kursbücher, Adreß- und Telefonbücher werden über ihre engere Zweckbestimmung hinaus zu Quellen für die Konstruktion und Repräsentation von Räumen, treten in Beziehung zu historischen Ereignissen, Entwicklungen und Mentalitäten. Dietmar Neutatz

Also doch "spatial turn"? Schlögel geht es erklärtermaßen nicht darum, ein neues geschichtswissenschaftliches Paradigma auszurufen und mit großem Echo eine neue Theoriedikussion anzufachen. Das ist seine Sache nicht. Mit kaum kaschierter Geringschätzung bekundet er in Richtung theoriegeleiteter Geschichtswissenschaft, 'turns' seien Moden und etwas für Epigonen. Sein Anliegen ist die Erweiterung des geschichtlichen Erkenntnisspektrums um die so wichtige Raumkomponente, mithin eine veränderte Wahrnehmungsweise, die besondere Beschreibungskünste erfordert. [..] Nur schwer gelingt es, sich seinem souveränen Narrativ zu entziehen. Denn insbesondere seine literarischen Darstellungsfähigkeiten sind es, die von diesem Autor jenseits von disziplinimmanenten Theoriediskussionen noch manch spannendes Lektüreerlebnis bei der Fährtenlese im weiten Raum der Historie erwarten lassen. Albrecht Weisker für H-Soz-Kult


 

4. Rang (16 Punkte, 4 Voten)

Foucault, Michel: Schriften, Bd. 3. Frankfurt/M. 2003.


 

5. Rang (15 Punkte, 5 Voten)

Kaelble, Hartmut; Schriewer, Jürgen (Hg.): Vergleich und Transfer. Komparatistik in den Sozial-, Geschichts- und Kulturwissenschaften. Frankfurt 2003.


 

5. Rang (15 Punkte, 4 Voten)

Groh, Dieter; Kempe, Michael; Mauelshagen, Franz (Hg.): Naturkatastrophen. Beiträge zu ihrer Deutung, Wahrnehmung und Darstellung in Text und Bild von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Tübingen 2003.

Der vorliegende Band geht auf eine Tagung mit dem Titel "Naturkatastrophen und ihre Wahrnehmung in der Geschichte des Menschen" an der Universität Konstanz im November 2000 zurück. Die Organisatoren hatten einen denkbar breiten Zugriff auf das Thema gewählt: Vom Erdbeben in Kampanien im Februar 62 n. Chr. bis zur Oderflut des Jahres 1997 und von Messina bis zum Yangzi-Strom in China reicht das chronologische bzw. geografische Spektrum der Themen. [..] Dennoch ist man beim Lesen der Beiträge überrascht, dass sich überraschend häufig erhebliche Schnittmengen ergeben. Frank Uekötter für H-Soz-Kult