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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2003

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Offene Kategorie
Religion und Gesellschaft
World history
Thematischer Schwerpunkt 2005
Publikumspreis

Neueste Geschichte

1. Rang (32 Punkte, 7 Voten)

Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Band 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914-1949. München 2003.

Der vierte Band seiner Deutschen Sozialgeschichte steht in einer Reihe mit drei weiteren, die ihm vorangegangen sind und die zu Recht viel Anerkennung gefunden haben. [..] Um es gleich zu sagen, die im engeren Sinn sozialgeschichtlichen Abschnitte sind – im Rahmen dessen, was die Forschungslage erlaubt, – ausnahmslos ausgezeichnet. Ähnliche Qualität erreicht er überall dort, wo er in seiner Darstellung, eng an die Forschungsliteratur anschließend, nüchtern berichtet und sich selbst wenig Spielraum zum Räsonnement lässt. Ludolf Herbst für H-Soz-Kult

"Ein wahres Bücherfest wartet auf das Publikum, auf die Rezensenten aber ein hartes Stück Arbeit - und mancher von ihnen reist in diesem Sommer mit schweren Fahnen im Gepäck", schrieb Volker Ullrich in einer Vorschau auf die Verlagsprogramme für den Herbst 2003 (DIE ZEIT, 24.7.2003). Dabei verwies er unter anderem auf Band 4 von Hans-Ulrich Wehlers "Deutscher Gesellschaftsgeschichte". Auf dieses Buch durfte man in der Tat gespannt sein, und so hat die Redaktion der "Zeithistorischen Forschungen" gleich mehreren Rezensenten schweres Gepäck aufgebürdet. Richard J. Evans hat Wehlers Gesamtprojekt der "Deutschen Gesellschaftsgeschichte" mit ,einem majestätischen Ozeanriesen'" verglichen (Frankfurter Rundschau, 8.10.2003). http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Vorw...


 

2. Rang (27 Punkte, 5 Voten)

Przyrembel, Alexandra: Rassenschande. Reinheitsmythos und Vernichtungslegitimation im Nationalsozialismus. Göttingen 2003.

Alexandra Pszyrembel zeigt in ihrer von Prof. Dr. Reinhard Rürup betreuten Dissertation "'Rassenschande'. Reinheitsmythos und Vernichtungslegitimation im Nationalsozialismus", [..], auch, wie viele zeitgenössische Juristen die ideologischen Vorgaben des NS-Regimes eifrig betrieben. Die Verfolgung des neu erfundenen Deliktes "Rassenschande" ist ein Beispiel für eine Justiz, die antisemitische und menschenverachtende Ziele umsetzt und ohne Bedenken über Jahrhunderte entwickelte Rechtsgrundsätze beiseite wischt. Wolfram Meyer zu Uptrup für H-Soz-Kult


 

3. Rang (25 Punkte, 8 Voten)

Baberowski, Jörg: Der rote Terror. Geschichte des Stalinismus. München 2003.

Im übersichtlich strukturierten und flüssig geschriebenen Buch "Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus" nähert sich der Autor in fünf thematisch und chronologisch angelegten Kapiteln dem Thema. Die neue Literatur zum Thema ist verarbeitet, die relevanten russischen Archivbestände ausgewertet. Terror und Stalinismus sind für Baberowski Synonyme, die Geschichte des Stalinismus nicht mit der Geschichte der UdSSR identisch. "Der Stalinismus war eine Zivilisation, die aus dem sowjetischen Imperium kam und mit dem Tod Stalins zugrunde ging", stellt der Autor einleitend, im Rahmen einer ebenso lesenswerten wie informativen Polemik gegen Auffassungen von Autoren des Schwarzbuches und die so genannten "Revisionisten" fest. Wladislaw Hedeler für H-Soz-Kult

Herausgekommen ist ein engagiertes Buch, dessen Autor sich nicht scheut, Stellung zu beziehen, Urteile zu fällen - und das ist gut so, selbst wenn man mitunter heftig widersprechen möchte. Baberowski liebt die dicken Striche, die kräftigen Akzente, die zugespitzten Formulierungen ([..]). Will man Baberowskis Darstellung im Streit der Schulen und Deutungsversuche zuordnen, tut man sich schwer. Obwohl seine zentralen Begriffe vom Bolschewismus als "politischer Religion", von der Partei als "Orden", vom "Terror" als Mittel der Politik und anderes mehr dem Vokabular derer entstammen, die das Gesamtsystem - mit guten Gründen - als "totalitär" beschrieben, verwirft Baberowski dieses Erklärungsmodell ebenso wie den Gegenentwurf ihrer sozialgeschichtlichen, revisionistischen Kritiker.
Helmut Altrichter in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.01.2004, Nr. 21 / Seite 7


 

4. Rang (23 Punkte, 5 Voten)

Malinowski, Stephan: Vom König zum Führer. Sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat. Berlin 2003.

Das Buch von Stephan Malinowski hat mich sehr beeindruckt. Hier wird ein Feld, das einmal als ausgeforscht und altmodisch galt, auf einer imponierenden Quellenbasis der Forschung wieder völlig neu eröffnet (zu erwähnen ist allerdings auch das kurz zuvor erschienene Werk von E. Conze). Eindrucksvoll wird die Rolle deutscher Adliger durch einen sensiblen Ansatz, der Sozial-, Kultur- und politische Geschichte zusammenführt, für die Zwischenkriegszeit verdeutlicht. Die Forschung über den Aufstieg des Nationalsozialismus wird diese wichtige Studie künftig berücksichtigen müssen. Axel Schildt

Trotz dieser Einschränkungen ist die Dissertation von Stephan Malinowski als durchweg gelungen zu betrachten. Erstmals ist der deutsche Adel und insbesondere seine Interessensvertretungen einer eingehenden Untersuchung zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus unterzogen worden. Das Klischee vom aktiven Widerstand weiter Kreise des deutschen Adels gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft dürfte von nun an als überholt gelten. Wünschenswert wären weitere regionale Studien zur gleichen Thematik, so dass ein genaueres Bild über die soziale Konstellation und die politische Haltung des Adels entstehen kann. Christoph Franke für H-Soz-Kult


 

5. Rang (20 Punkte, 4 Voten)

Bajohr, Frank: Unser Hotel ist judenfrei. Bäder-Antisemitismus im 19. und 20. Jh. Frankfurt am Main 2003.

Bajohr gelangt zu diesen überzeugenden Ergebnissen mittels einer methodischen Vorgehensweise, die ebenso vielfältig wie solide ist. Der Verfasser schafft es nicht nur, auf relativ engem Raum (233 Seiten) ein Einzelphänomen vergleichend zu behandeln, ohne den Gesamtkontext aus den Augen zu verlieren. Er schreibt auch anschaulich und zitiert ausführlich aus den Quellen, ohne dass dies auf Kosten der Analyse geschieht. Kurzum: ein rundum gelungenes Buch. Armin Owzar für H-Soz-Kult

Dieses Buch, zu Recht in der renommierten Schwarzen Reihe des S. Fischer Verlages erschienen, ist eine der wichtigsten zeitgeschichtlichen Veröffentlichungen der letzten Jahre. Es macht deutlich, dass der Antisemitismus im Kaiserreich und in der Weimarer Republik mit seiner tief ins Alltagsleben hineinwirkenden gesellschaftlichen und politischen Dynamik sehr viel ernster genommen werden muss, als dies häufig geschieht. http://www.zeit.de/2003/24/borkum