Abonnement | Beitrag einreichen | Impressum
deutsch | english | français
H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2007

Alte Geschichte
Mittelalterliche Geschichte
Geschichte der Frühen Neuzeit
Neuere Geschichte (langes 19. Jh.)
Neueste Geschichte
Zeitgeschichte
Europäische Geschichte
Außereuropäische Geschichte
Offene Kategorie
Entangled History: nationale und europäische Geschichte in globaler Perspektive
Thematischer Schwerpunkt 2008
Publikumspreis

Europäische Geschichte

Essay von Frank Frank Hadler für H-Soz-Kult

1. Rang (60 Punkte, 16 Voten)

Blackbourn, David: The Conquest of Nature. Water, Landscape, and the Making of Modern Germany. London: Random House 2006.

Trotz mancher [...] Einwände besticht an dem Buch die breite, profunde Zusammenschau von Wasserbau, Landschafts- und Gesellschaftsentwicklung, die bis in einzelne ingenieurwissenschaftliche Details hinein immer souverän, verständlich und spannend präsentiert und in einer Langzeitbetrachtung überzeugend integriert wird. Im Ergebnis plädiert Blackbourn für eine kritische Historisierung und vor allem konzeptionelle Aufwertung von Natureingriffen und Landschaftsschäden als "Schattenseite der Moderne" in der Geschichtsforschung, für die er insgesamt gesehen zahlreiche plausible Argumente und einen grundlegenden Beitrag geliefert hat. Christoph Bernhardt für H-Soz-Kult

'All history is the history of unintended consequences, but that is especially true when we are trying to untangle humanity’s relationship with the natural environment,' David Blackbourn writes, in this magnificently compelling, vivid and often pioneering book. Its subject is Germany’s struggle to subjugate its landscape, above all its waters, over the last 250 years. But its implications apply to the contemporary world, to the gigantic struggles over the future of Amazonia or the Yangtze basin as much as to penitent thinking about what 'development' has done to the lands of the Danube, Dnieper or Rhone.
Neal Ascherson (LRB 06.04.2006)
http://www.lrb.co.uk/v28/n07/asch01_.html


2. Rang (45 Punkte, 11 Voten)

Berghahn, Volker: Europe in the Era of Two World Wars. From Militarism and Genocide to Civil Society, 1900-1950. Princeton: Princeton University Press 2006.

Das Buch ist eine besonders kurze Synthese, knapp 150 Seiten lang, viel kürzer als die anderen Synthesen über Europa. Es gibt kaum etwas an ihr zu kritisieren, außer dass man es sich länger gewünscht hätte. In seiner Kürze ist es ausgewogen. In dieser Kürze kann es kein Handbuch im klassischen Sinn mit vielen Karten, Bildern, Zitaten und Literaturangaben sein, sondern hat es eher den Charakter einer essayartigen tour d’horizon über ein halbes Jahrhundert der Gewalt. [...] Es ist ein hervorragender, klarer, gut durchdachter, gedankenreicher, höchst anregender, entschiedener, spannend zu lesender, überzeugender Essay über die lange Epoche der Gewalt in Europa während des vergangenen Jahrhunderts. Hartmut Kaelble für H-Soz-Kult


3. Rang (41 Punkte, 11 Voten)

Conze, Vanessa: Das Europa der Deutschen. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag 2006.

Vanessa Conze hat mit ihrer Dissertation eine hervorragende, detailliert-subtile und prägnant formulierte Studie vorgelegt, deren Verdienst es nicht zuletzt ist, auf die nicht zu unterschätzende Rolle der Remigranten im Prozess der Westernisierung der Bundesrepublik hingewiesen zu haben. Zudem vermag es Conze deutlich darauf hinzuweisen, dass "Europa" in der unmittelbaren Nachkriegszeit zwar zu einem "Rettungsanker" wurde, gleichsam aber nur langsam zu einer Alternative zum Ordnungsmodell der "Nation" werden konnte: [...]. Andreas Schneider für H-Soz-Kult

Der Geschichte deutscher Europakonzeptionen von der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis in die späten Sechzigerjahre hat nun die Tübinger Historikerin Vanessa Conze eine gewichtige Studie gewidmet. Grundsätzlich geht Conze von einer Pluralität deutscher Europaideen aus, welche zeitweise nebeneinander existierten und ein weites Spektrum umfassten: Dieses reicht von der Westeuropaidee und "Mitteleuropa" über den "Abendland"- und Reichs-Gedanken bis hin zum nationalsozialistischen "Großraum"-Konzept. Conze versteht die differenten Ideen von Europa als "Weltbilder und Ordnungsvorstellungen", die Europa und seine "Gesellschaft(en) nach konfessionellen, ständisch-elitären, imperialen oder auch hegemonialen Vorgaben zu ordnen gedachten". Diese Vorstellungen rivalisierten miteinander, bis sich in den Sechzigerjahren die "Gleichsetzung von liberaler Demokratie, Pluralismus und 'Europa'" und ein "westliches" Selbstverständnis in der Bundesrepublik durchsetzten.
Elke Seefried (sehepunkte 2006, Nr. 5)
http://www.sehepunkte.de/2006/05/9242.html


4. Rang (39 Punkte, 9 Voten)

Frei, Norbert (Hg.): Transnationale Vergangenheitspolitik. Der Umgang mit deutschen Kriegsverbrechern in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Göttingen: Wallstein Verlag 2006.

Die interessantesten Erkenntnisse liefert der Band denn auch an jenen Stellen, an denen übergreifende Muster der innerstaatlichen Ahndung deutlich werden – auch wenn sich insgesamt große Unterschiede in Umfang und Härte der Verurteilungen zeigen, die teilweise mit den unterschiedlichen Besatzungsrealitäten erklärt werden können. Alle Staaten, die eigene Prozesse gegen Kriegs- und NS-Verbrecher durchführen wollten, hatten mit der Frage nach den juristischen Grundlagen einer solchen Aburteilung zu kämpfen: Sollte das herkömmliche nationale Strafrecht herangezogen werden – das meist weitgehend ungeeignet erschien, die Verbrechen des Zweiten Weltkrieges angemessen zu bestrafen –, sollte das Militärrecht gelten, oder musste eine neue Rechtsgrundlage geschaffen werden? Letztere Lösung brachte Schwierigkeiten mit dem Grundsatz "nulla poena sine lege" (keine Strafe ohne [vorheriges] Gesetz) mit sich. In den meisten Ländern wurde eine Kombination der drei Möglichkeiten angewandt – teils vor zivilen, teils vor Militärgerichten, teils auch vor eigens geschaffenen Sondergerichtshöfen. Dem neuartigen Charakter der nationalsozialistischen Verbrechen konnten diese Kompromissregelungen von Anfang an kaum gerecht werden. Nina Burkhardt für H-Soz-Kult

Der von Norbert Frei klug komponierte und eingeleitete Sammelband veranschaulicht auf eindringliche Weise, wie sich der strafrechtliche Umgang mit den deutschen Kriegs- und NS-Verbrechen nach 1945 zu einem zentralen Gegenstand internationaler Politik entwickelte. Was den Band besonders lesenswert macht, ist seine grenzübergreifende Perspektive. Neben dem deutsch-deutschen Beispiel, das erneut die zaghafte, oft auch zynische und widerwillige Aufarbeitung durch westdeutsche Justizbehörden dokumentiert, geht es vor allem um die Beziehungsgeschichte Deutschlands zu seinen europäischen Nachbarn: zu Polen beispielsweise, der Tschechoslowakei, Belgien, Großbritannien sowie zu den USA und Kanada.
Dietmar Süß (FR 22.11.2006)
http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medie...


5. Rang (37 Punkte, 7 Voten)

Hohls, Rüdiger; Schröder, Iris; Siegrist, Hannes (Hg.): Europa und die Europäer. Quellen und Essays zur modernen europäischen Geschichte. [Festschrift für Hartmut Kaelble zum 65. Geburtstag]. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2005.

Die Festschrift ermöglicht ein ausgesprochenes Lesevergnügen, denn alle Essays führen auf knappem Raum in einem Bogen vom jeweiligen thematischen Makrokosmos in den "Mikrokosmos" der konkreten Quelle, die wiederum mit konkreten historischen Persönlichkeiten verbunden ist. Dieses einheitliche Bauprinzip funktioniert ausgezeichnet; es ist ein Buch, das man sich griffbereit ins Regal stellt, weil man weiß, dass man sich zu einer Vielzahl aktueller Forschungsthemen mit einer Lektürezeit von 20 bis 30 Minuten Anregungen, Auffrischungen, intelligente Argumente usw. beschaffen kann. Wolfgang Schmale für H-Soz-Kult

Dass Geschichten Europas oder Europäische Geschichten nur allzu oft kontextarme Chronologien des Europagedankens sind - zumeist unter expliziter Ausklammerung von Anti-Europa-Diskursen -, ist ein Allgemeinplatz. Dasselbe gilt in der Regel für einschlägig betitelte Quellensammlungen, deren Auswahlkriterium nicht selten ebenfalls Europa-Emphase ist. Von beiden Genres hebt sich die Festschrift für den Berliner Sozial- und Europahistoriker Hartmut Kaelble deutlich ab: Zum einen liegt ihr ein integrales Verständnis der "modernen europäischen Geschichte" zu Grunde, das Europäzität nicht an Europarhetorik festmacht, sondern sowohl auf den "Container" Europa wie auf die gleichnamige "Konstruktion" abhebt und mitunter Strukturen deutlich werden lässt. Zum anderen kombiniert der Band edierte Quellen mit Analyse in Form von historisch-kritischen Essays.
Stefan Troebst (sehepunkte 2006, Nr. 9)
http://www.sehepunkte.de/2006/09/9351.html

[...] die 66 Autorinnen und Autoren, die zu Ehren des Berliner Historikers Hartmut Kaelble "Quellen und Essays zur modernen europäischen Geschichte" zum Themenfeld "Europa und die Europäer" beigesteuert haben, sind von einem Ansatz ausgegangen, den man sich für Festschriften nur wünschen kann. Dazu hatten die Herausgeber zwei Schlüsselfragen formuliert: Was sollten Europäer und Nichteuropäer über die europäische Geschichte wissen? – Was ist an der Geschichte Europas und der Europäer wichtig, typisch, überraschend, erfreulich, deprimierend...? Die Antworten sollten jeweils an Hand der Interpretation einer Quelle aus dem 19. oder 20. Jahrhundert entfaltet werden. Heraus kam dabei eine kommentierte Quellensammlung von hohem Erkenntnis- und Gebrauchswert.
Klaus Kremb (WLA 22.02.2006 )
http://www.buch-magazine.de/wla/artikel-detail.php?arti...