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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2007

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Entangled History: nationale und europäische Geschichte in globaler Perspektive
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Alte Geschichte

Essay von Udo Hartmann für H-Soz-Kult

1. Rang (25 Punkte, 4 Voten)

Heather, Peter J.: The fall of the Roman Empire. London [u.a.]: Palgrave Macmillan 2005.

Jedem, der sich einen soliden und quellenfundierten Überblick über die politischen Ereignisse im Westen des Reiches zwischen der Schlacht von Adrianopel und der Absetzung des Romulus Augustulus auf neuestem Forschungsstand verschaffen möchte, kann das Buch als hervorragende Lektüre empfohlen werden. Aber auch derjenige, der über die Gründe für den Untergang Roms nachdenken möchte, wird in Heathers Buch – trotz oder gerade wegen der Einseitigkeit seiner These – wertvolle Anregungen finden. Durch den Akzent auf die Rolle der Hunnen bietet Heathers an sich vertrautes Untergangsszenario durchaus auch neue Sichtweisen auf eine faszinierende Phase der römischen Geschichte. Udo Hartmann für H-Soz-Kult

Heather is at heart a military historian and he does that job well. His narrative of the events of the century and a half under review is clear and direct and accompanied by 16 quite excellent maps. In English there has been nothing comparable since J.B. Bury about a century ago, and it is high time to get a better account.
James J. O'Donnell (Bryn Mawr Classical Review 2005.07.69)
http://ccat.sas.upenn.edu/bmcr/2005/2005-07-69.html


2. Rang (24 Punkte, 4 Voten)

Ward-Perkins, Bryan: The fall of Rome and the end of civilization. Oxford [u.a.]: Oxford University Press 2006.

Ward-Perkins entwirft in seiner materialreichen Studie ein plausibles Bild des Untergangs der materiellen Kultur im Westen des Römischen Reiches im 5. und 6. Jahrhundert und schildert überaus plastisch die vielschichtigen und regional sehr unterschiedlichen Niedergangsprozesse. In erfrischender und leicht verständlicher Sprache bietet er dabei einem breiten Publikum eine Zusammenschau verschiedener Momente der materiellen Kultur in der Phase des Übergangs von der Spätantike ins frühe Mittelalter. Seine These wird sehr eindringlich und mit großer Überzeugungskraft vorgetragen, auch wenn seine Polemik gegen die Forschungen zur "new Late Antiquity" doch recht überspitzt und übertrieben wirkt. Udo Hartmann für H-Soz-Kult

Ward-Perkins is an archaeologist by training and has done exemplary work on, for example, late antique building. [...] His book is shorter, better-written, more interestingly illustrated (with a fair amount of "School of Alma Tadema" luridities, archaeological artifacts and data graphs, and thought-provoking maps), and engages directly with the interpretative issues separating Reformers from Counter-Reformers. (Bryn Mawr Classical Review 2005.07.69) http://ccat.sas.upenn.edu/bmcr/2005/2005-07-69.html

Ward-Perkins hat ein kluges und über weite Strecken erfrischendes Buch geschrieben, das zudem mit seinen Vorgängern seit dem unerreichten Gibbon eine Eigenschaft teilt: Es handelt nicht allein von der letzten Epoche des Altertums. "Die hohe Entwicklungsstufe der römischen Epoche hatte, indem sie qualitativ hochwertige Güter weit in der Gesellschaft verbreitete, die lokalen Fertigkeiten und die lokalen Netzwerke zerstört, die in vorrömischer Zeit für wirtschaftliche Komplexität auf niedrigerem Niveau gesorgt hatte." Wer heute die Risiken einer globalisierten und hochgradig arbeitsteiligen Welt besser verstehen möchte, kann viel daraus lernen.
Uwe Walter, (FAZ 13.06.2007)
http://www.buecher.de/w1100485faz3806220832


3. Rang (18 Punkte, 3 Voten)

Brüggenbrock, Christel: Die Ehre in den Zeiten der Demokratie. Das Verhältnis von athenischer Polis und Ehre in klassischer Zeit. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006.

Die Dissertation von Christel Brüggenbrock (Universität Bielefeld, 2003) über die Bedeutung und Funktion von ‚Ehre‘ im klassischen Athen behandelt ein spannendes und in den letzten Jahrzehnten viel beachtetes Thema. Für ihre Untersuchung geht Brüggenbrock von der Annahme aus, dass es zwei deutlich voneinander verschiedene "Ordnungssysteme der Ehre und der Polis" gegeben habe. Da die Ehre das zeitlich früher entwickelte System von Ordnungsvorstellungen und Normen sei, habe sich die demokratische Polis in dieses Wertesystem eingefügt. Dabei stehen die beiden konkurrierenden Normen für unterschiedliche Konzepte sozialen Verhaltens: die Polis, die für Gleichheit stehe, und die Ehre, die Ungleichheit voraussetze. Marietta Horster für H-Soz-Kult


4. Rang (17 Punkte, 5 Voten)

Christ, Karl: Klios Wandlungen. Die deutsche Althistorie vom Neuhumanismus bis zur Gegenwart. München: C.H. Beck Verlag 2006.

In dem Wissen und Ermahnen, dass die "Wissenschaftlergeschichte" (etwa in Form von Biographien und Editionen von Briefwechseln) nur ein Schritt hin zu einer umfassenden Gesamtdarstellung der Geschichte der Altertumswissenschaft sein kann, liefert Christ eine Synopse der bisherigen – und wie auch deutlich wird: von im selbst und seinen Schülern geprägten – Einzelforschung. Insgesamt betrachtet bietet das Werk für den Fachmann daher eher eine Bestandsaufnahme des bisher Erreichten (und Bekannten); aufgrund seiner sinnvoll gewählten bibliographischen Nachweise in den umfangreichen Endnoten kann es einerseits als Informationsmittel und andererseits auch als Kompass für die zukünftige Forschung dienen. Katja Wannack für H-Soz-Kult

Christ hat die Wissenschaftsgeschichte der Alten Geschichte begründet und unbeirrt die Bedeutung dieser Disziplin in seiner Zunft vertreten, die allzu oft und allzu lange unkritische Hagiographie und unreflektierte Doxographie mit Wissenschaftsgeschichte gleichgesetzt hat. Durch sein Vorbild hat er jüngere Althistoriker ermutigt, sich mit der Geschichte ihres Faches zu befassen. Welche Früchte sein Werk getragen hat, zeigen die Seiten seines Buches, die der Entwicklung der Alten Geschichte in den letzten dreißig Jahren gewidmet sind.
Stefan Rebenich (SZ 07.08.2006)
http://www.buecher.de/w1100485sz340654181X

All diese Werke - so auch das hier besprochene - zeichnen sich durch einen ungewöhnlich großen gesunden Menschenverstand und dadurch aus, daß keine Pauschalurteile gefällt werden. Wenn Schlimmes zu berichten ist, was im zwanzigsten Jahrhundert oft geschehen muß, dann scheut Christ vor klaren Worten nicht zurück. Zugleich folgt er der Maxime, die gesamte Lebensleistung und nicht nur einen Ausschnitt zu betrachten und zu bewerten.
Wolfgang Schuller (FAZ 10.05.2006)
http://www.buecher.de/w1100485faz340654181X


5. Rang (15 Punkte, 5 Voten)

Brandt, Hartwin: Konstantin der Große. Der erste christliche Kaiser ; eine Biographie. München: C.H. Beck Verlag 2006.

Jeder, der sich rasch über Konstantins Kaisertum, die einschlägigen Quellen und ihre Tendenzen informieren will, wird gern zu Brandts Biografie greifen; knappe Anmerkungen und ein Quellen- und Literaturverzeichnis ermöglichen die gezielte Weiterarbeit. Ulrich Lambrecht für H-Soz-Kult

Brandt gelingt es, die bisherigen Extrempositionen der Forschung zu integrieren: Die Frage, ob Konstantin tatsächlich gläubiger Christ war oder lediglich aus politischem Opportunismus auf die Seite der Christen getreten ist, stellt sich für ihn nicht, da Religion und Machtkalkül in dieser Herrscherpersönlichkeit ohnehin nicht trennbar seien. Monarchisierung und Christianisierung seien als zwei Seiten derselben Medaille zu sehen.Brandts Konstantin-Bild besticht durch seine Nüchternheit. Es geht dem Verfasser nicht darum, mit einem Mythos abzurechnen, aber Sachlichkeit und Klarheit sind die obersten Gebote seiner Darstellung.
Mischa Meier (SZ 09.05.2006)
http://www.buecher.de/w1100485sz3406540589

Hartwin Brandt salviert seinen Versuch einer schlanken Biographie mit einer Verneigung vor Christian Meiers Reflexionen über die Schwierigkeiten, ein antikes Leben zu erzählen. Doch tastendes Umkreisen und Bestimmen eines trotz aller Bekanntheit mitnichten auf der Hand liegenden Gegenstandes sind die Sache des Bamberger Althistorikers nicht. Seine Fragen entnimmt er eher den Debatten in der gelehrten Forschung, ohne Scheu davor, im Duktus eines straff geführten Proseminars die schwierige Quellenlage und das analytische Instrumentarium des Historikers auszubreiten.
Uwe Walter (FAZ 27.03.2006)
http://www.buecher.de/w1100485sz3406540589