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H-Soz-Kult
 

Das Historische Buch 2002


Thomas Angerer
Jörg Baberowski
Jan C. Behrends
Susanne Benöhr-Laqueur
John Breuilly
Susanna Burghartz
Jacques Ehrenfreund
Andreas Fahrmeir
Norbert Finzsch
Mary Fulbrook
Peter Funke
Martin H. Geyer
Rebekka Habermas
Johannes Helmrath
Hartmut Kaelble
Karl Christian Lammers
Achim Landwehr
Dieter Langewiesche
Ursula Lehmkuhl
Chris Lorenz
Ralf Lusiardi
Mischa Meier
Pierre Monnet
Igor Narskij
Wilfried Nippel
Jürgen Osterhammel
Ilaria Porciani
Christine Reinle
Luise Schorn-Schütte
Hubertus Seibert
Hannes Siegrist
Claudia Tiersch
István György Tóth
Beate Wagner-Hasel
Michael Zeuske
Susan Zimmermann

Dr. Marek Jan Olbrycht

Jagiellonen-Universität Kraków / Universität Münster

Lebenslauf

Geburtsjahr und -ort; Aufgewachsen / Schulabschluss in:

Geboren 1964 in Dukla bei Krosno, in Malopolska/Kleinpolen.

Aufgewachsen in Dukla und Rowne, wo meine Familie seit dem 15. Jh. lebt.

Abitur/Matura im Jahre 1983 in Dukla.

Studienfächer und -dauer, Studienorte:

Studium der Alten Geschichte, der mediterranen Archäologie und der Orientalistik an der Jagiellonen-Universität zu Krakow (seit 1983 bis 1989 als Student, 1990-1993 als Doktorand)

Studium der Alten Geschichte und der Vorderasiatischen Altertumskunde an der Universität zu Köln (1991/1992)

Studium der Alten Geschichte und der Orientalischen Sprachen an der Universität zu Münster (1993-1996)

Abschlüsse: (Studium, Promotion, Habilitation)

Magister Artium an der Jagiellonen Universität zu Krakow, 1989.

Promotion: 1996, an der Jagiellonen Universität zu Krakow (Doktor der Geschichtswissenschaften)

Habilitation: im Gang, voraussichtlich 2003.

Thema der Promotion: Die politischen Beziehungen zwischen dem parthischen Iran und den Nomaden der eurasischen Steppen.

Thema der Habilitation: Hellenistic Empires and Iran. Colonies, Armies and Local Populations in the Upper Satrapies from Alexander through the Seleucids.

Tätigkeiten an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen:

1990-1996 Doktorand an der Jagiellonen-Universität zu Krakow, Institut für Geschichte, Abteilung für Alte Geschichte.

Zugleich, 1993-1996, Stipendiat des DAAD an der Universität Münster.

1998-1999/2000 - Assistent am Institut für Orientalistik, Jagiellonen-Universität zu Krakow

Seit 2000 - Mitarbeiter an der Abteilung für Eurasien-Forschung, Institut für Orientalistik, Jagiellonen-Universität Krakow

Seit 1999 - Dozent am Institut für Archäologie, Universität zu Rzeszow.

Zurückliegende Forschungsschwerpunkte

Iran in arsakidischer Zeit

Geschichte der Nomaden in Zentralasien und Südosteuropa

Parthische Numismatik

Parthisch-römische Beziehungen

Aktuelle Forschungsschwerpunkte

Alexander, Diadochen und Seleukiden in Iran und Mittelasien

Griechen und Makedonen in Mesopotamien in hellenistischer und parthischer Zeit

Wichtige Monographien oder Herausgeberschaften

Parthia et ulteriores gentes. Die politischen Beziehungen zwischen dem arsakidischen Iran und den Nomaden der eurasischen Steppen, München 1998.

Wichtige Mitgliedschaften und Auszeichnungen:

2000 - Preis vom Tuduv-Verlag für das obengenannte Buch.

Fragen zur historischen Forschungslandschaft und zu aktuellen Debatten

2. a) Wie kamen Sie zur Geschichtswissenschaft? Was hat Sie motiviert, Geschichte zu Ihrem Beruf zu machen?

Schon auf dem Gymnasium habe ich mich für Alte Geschichte interessiert. Meinen Beruf habe ich mir also zielbewusst gewählt. Wichtig waren dabei manche Lektüren, vornehmlich Aufsätze von Prof. J. Wolski (Altmeister der polnischen Alten Geschichte von internationalem Ruf), aber auch Bücher von N.G. L. Hammond (Geschichte Griechenlands) und M. Jaczynowska (Geschichte Roms).

2. b) Die Geschichtswissenschaften haben in den zurückliegenden Jahrzehnten zahlreiche Erweiterungen und Neuorientierungen der Frageansätze und Forschungsperspektiven erfahren. Welche halten Sie für die interessanteste und folgenreichste?

Neue Ansätze in diesem Bereich sind meistens negativ zu beurteilen. Die Produktion an Beiträgen und Monographien wächst, ihre Qualität dagegen sinkt.

Wichtig ist, dass man mehr auf nicht-klassische Kulturen blickt (in Deutschland allerdings weniger als etwa in Frankreich bzw. in den USA). Dabei sollte man aber nicht die Errungenschaften der klassischen Welt und ihre Relevanz für die weitere Entwicklung der Kultur in Europa vergessen.

2. d) Sollten sich Fachhistoriker mit historischen Argumenten in aktuellen politischen Debatten zu Wort melden, wie es jüngst wieder häufiger zu beobachten ist? Braucht unsere Gesellschaft mehr historische 'Politikberatung'?

Die Historiker sollten an politischen Diskussionen teilnehmen. Aber sie lassen sich leider oft instrumentalisieren für unbedeutende Belange. Solche wie Alexis de Tocqueville erscheinen selten.

2. e) Die Universitäten kämpfen mit überfüllten Hörsälen und leeren Kassen, ringen um neue, kürzere Formen des Studierens (BA, MA). Welche Folgen würden Ihrer Meinung nach Studiengebühren und die Möglichkeit der Auswahl der Studenten durch die Universität für Lehre und Forschung in den Geschichtswissenschaften haben?

Das grösste Problem im Bereich der Universitätsausbildung in Deutschland lässt sich unter dem Motto „Verstaatlichung und Gleichmacherei“ formulieren. Es gibt keine richtige Konkurrenz. Studiengebühren ja, aber verbunden mit einschlägigen Steuervergünstigungen. Das Studium ist auch jetzt in Deutschland nicht kostenfrei, weil alle Steuern zahlen, auch jene, die nicht studieren.

Professoren als Beamte – das ist ein Missverständnis.

3. Stellen Sie bitte Ihren persönlichen Favoriten unter den historischen Büchern des Jahres 2002 kurz vor und erläutern Sie Ihre Wahl. (15-20 Zeilen.)

Axel Gebhardt, Imperiale Politik und provinziale Entwicklung. Untersuchungen zum Verhältnis von Kaiser, Heer und Städten im Syrien der vorseverischen Zeit, Berlin: Akademie Verlag, 2002 (Klio. Beiträge zur Alten Geschichte. Beihefte, Neue Folge, Band 4). ISBN 3-05-003680-X 413 S.
Eine Monographie über die Geschichte Syriens in römischer Zeit war lange ein Desiderat der Forschung. Mit seinem umfangreichen Buch legt jetzt Axel Gebhardt eine breit angelegte Studie zur römischen Provinz Syria vor, die die klaffende Lücke in der Erforschung des römischen Ostens schliesst.

Die Darstellung ist in fünf Kapitel gegliedert: I. Das römische Syrien: Topographisch-klimatische Grundlagen; II. Die Genese der Militärprovinz Syria von der Neuordnung des Ostens unter Pompeius bis zur Annexion des Nabatäerreiches durch Traian; III. Die Provinz Syria im vorseverischen zweiten Jahrhundert; IV. Das syrische Koinon; V. Zusammenfassung: Imperiale Politik und provinziale Entwicklung im vorseverischen Syrien. Die Studie schliesst mit einer umfangreichen Bibliographie und sorgfälltig zusammengestellten Indices.

Im Buch lässt sich eine eindeutige Konzentration auf die Zeitspanne zwischen Vespasian und dem Ende der Antoninenzeit feststellen. Mit dem Beginn der flavischen Dynastie setzten grundlegende Veränderungen in der römischen Sicherheitskonzeption im Osten ein. Erst die Herrschaft der Severer brachte wiederum tiefgreifende Neuentwicklungen im syrischen Provinzialgebiet mit sich: Durch das Ausgreifen der Römer über den Euphrat hinaus wurde die Grenzprovinz Syria in eine Binnenprovinz verwandelt. Besonders hervorzuheben sind Gebhardts Ansätze zu den römisch-parthischen Beziehungen.

Die Quellenbasis ist für Syrien im römischen Zeitalter spröde und bleibt dabei starken regionalen sowie chronologischen Schwankungen unterworfen. Sowohl literarische als auch epigraphische Quellen sind – mit wenigen Ausnahmen (wie etwa palmyrenische Inschriften im 2. Jh. n. Chr.) - lückenhaft vorhanden und meistens knapp gehalten. Gebhardts Arbeit ist nicht zuletzt dadurch gekennzeichnet, dass sie den Versuch unternimmt, angesichts der z.T. spärlichen literarischen sowie epigraphischen Quellen das numismatische Material für eine Rekonstruktion der Ereignisse in besonderer Weise zu nutzen. Dabei steht der numismatische Befund in den nordsyrischen Städten im Mittelpunkt. Methodisch überzeugt Gebhardts Prämisse, aus z.T. engen Zusammenhängen zwischen den Rhytmen und Volumina der syrischen Städteprägungen einerseits und der Präsenz römischer Truppen (bzw. des Kaisers) andererseits Rückschlüsse auf die römische Politik auf provinzialer und imperialer Ebene zu schliessen. Gebhardt knüpft dabei an die Untersuchungen von P. Weiss und R. Ziegler zu solchen Phänomena in Kilikien an, die sich in vielfacher Hinsicht als gewinnbringend erwiesen hatten. Insgesamt zeichnet sich das besprochene Buch aus durch eine sorgfältige und umfassende Analyse der für die Geschichte Syriens relevanten Zeugnisse, und lässt dabei eine sichere Beherrschung des Quellenmaterials erkennen.

Die meist gut begründeten Schlüsse und Erklärungen machen – auch wenn man ihnen nicht immer folgen wird – das Buch nicht nur für sein engeres Thema einschlägig, sondern bieten auch all denen zahlreiche Anregungen, die sich mit der römischen Politik im Osten befassen. Insgesamt ist dem Verfasser eine inhaltsreiche und sachkundige Monographie gelungen, die als bis dahin beste Darstellung der Geschichte Syriens im römischen Zeitalter uneingeschränkt empfohlen werden kann.