Fußball und Krise (Fußball und Gesellschaft 2024)

Fußball und Krise (Fußball und Gesellschaft 2024)

Veranstalter
Joris Steg & Stephanie Moldenhauer
PLZ
42119
Ort
Wuppertal
Land
Deutschland
Findet statt
In Präsenz
Vom - Bis
01.09.2024 -
Deadline
31.08.2023
Von
Joris Steg, Soziologie, Bergische Universität Wuppertal Stephanie Moldenhauer, ISA Münster

Call for Articles: Fußball und Gesellschaft
Schwerpunktthema Fußball und Krisen

Fußball und Krise (Fußball und Gesellschaft 2024)

Wir leben in Krisenzeiten. Der Krisenbegriff ist derzeit allgegenwärtig und omnipräsent, er wird geradezu inflationär verwendet. Es existiert wohl kaum ein anderer Begriff, der den politisch-medialen, öffentlichen und wissenschaftlichen in der jüngeren Vergangenheit so sehr bestimmt hat und weiterhin prägt. Krisen sind fester Bestandteil des Fußballs, des Sports generell. Andauernd befinden sich Mannschaften oder Spieler:innen in einer Form- und Ergebniskrise.

Eine Krise kann zunächst ganz allgemein als Phase des Übergangs von einer als dysfunktional erkannten hin zu einem unbekannten, kontingenten zukünftigen Zustand verstanden werden. Genauer können Krisen als nicht-normale, nicht-gewollte, nicht-gewünschte und nicht-geplante Ausnahmesituationen definiert werden. Betrachtet man Fußball nicht nur als Sport, sondern als gesellschaftliches, als sozial und kulturell sowie wirtschaftlich relevantes Phänomen, können noch viele weitere Krisenphänomene des Fußballs identifiziert werden: (bisweilen existenzielle) finanzielle Krisen, Nachwuchskrisen, Imagekrisen, Identitätskrisen etc.

Weitgehende Einigkeit besteht darin, dass der Fußball aktuell nicht nur in einer Krise, sondern in gleich mehreren, multiplen Krisen steckt, die sich gegenseitig bedingen und wechselseitig verstärken. Die eine Krise bzw. die Krise der Einen hat nicht selten weitreichende Effekte auf die andere Krise bzw. auf die Krisen der Anderen. Krisen haben einen starken Einfluss auf den Fußball insgesamt und auf die fußballspezifischen sozialen Ordnungen. Krisen müssen nicht unbedingt die gesamte soziale Ordnung umstoßen oder zum Zusammenbruch führen, allerdings fordern Krisen die bestehende Ordnung massiv heraus. Krisen offenbaren Fehlentwicklungen, sodass Routinen, Regeln, Handlungsformen, Denkweisen, Strukturmuster und Ordnungssysteme zur Disposition stehen. Krisen verweisen daher stets nicht nur auf eine offene, sondern auch auf eine gestaltbare Zukunft. Krisen eröffnen Kritik-, Interventions- und Gestaltungsoptionen, sie eröffnen ein window of opportunity und ermöglichen alternative Entwicklungswege, die ohne Krise nicht denkbar wären. Das bedeutet, dass Krisen immer Risiko und Chance zugleich sind. Krisen können einerseits neue Konflikte und neue Ungleichheiten initiieren oder bestehende Konflikte und Ungleichheiten verschärfen. Andererseits aber können Krisen auch einen Möglichkeitsraum bieten, Bedingungen, Handlungsrahmen und Regeln neu auszuhandeln und eine defizitäre Lage zu überwinden.

In dieser Ausgabe der Zeitschrift „Fußball und Gesellschaft“ sind drei Schwerpunkte von besonderem Interesse:

Fußball in der Krise – Krisen des Fußballs. Geht man von der Annahme aus, dass der Fußball in einer (multiplen) Krise steckt, drängen sich zunächst gleich zwei grundlegende Fragen auf: Welcher Fußball und welche Krise sind gemeint? Ist die Rede von DEM Fußball, ist damit zumeist der Profifußball der Herren gemeint. Der große Bereich des Frauen-, Amateur- und Breitensports wird in den aktuellen Krisendebatten weitestgehend vernachlässigt. Neben Beiträgen mit Bezug auf den Profisport sind insbesondere Beiträge, die sich mit „Fußball in der Krise“ in ebendiesen vernachlässigten Bereichen auseinandersetzen, stark erwünscht. Des Weiteren ist von Interesse, von welchen Krisen die Rede ist und wie sich diese bestimmen lassen. Dies betrifft zum einen die Frage, was eigentlich das Nicht-Normale, Nicht-Gewollte, Nicht-Gewünschte und Nicht-Geplante ist, setzt es doch voraus, dass bestimmbar sei, was im Fußball „normal, gewollt, gewünscht und geplant“ ist. Die (Un-)Bestimmbarkeit der Krisen im Fußball lässt sich auf ganz unterschiedlichen Dimensionen (zeitlich, räumlich, politisch, finanziell, ökologisch, sozial) untersuchen und diskutieren. Zum anderen ist auch die Art der Krise (neue Krise, wiederkehrende Krise, gewohnte Krise, permanente Krise etc.) hier von Interesse.

Gesellschaftliche Krisen und Fußball. Die Gesellschaft ist in der Krise. Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise, Staatsschulden- und Eurokrise, die so genannte „Flüchtlingskrise“, die Krise der liberalen Demokratie, die Corona-Krise, die Rückkehr des Krieges nach Europa durch den russischen Überfall auf die Ukraine bis hin zur Klimakrise. Moderne Gesellschaften scheinen mit vermehrten und sich beschleunigenden Krisen konfrontiert zu sein. Und der Fußball ist Teil dieser Gesellschaft. Wie aber haben hängen Krisen der Gesellschaft und Fußball zusammen? Wie wirken sich gesellschaftliche Krisen auf den Fußball aus und welchen Einfluss haben sie? Und welche Relevanz und gesellschaftliche Bedeutung hat der Fußball (sowohl der Profisport als auch der Amateur- und Breitensport) in Krisenzeiten?

Umgang mit Fußball in Krisenzeiten und Krisen im Fußball. Wenn Krisen immer auch Chancen und Risiken zugleich darstellen, stellt sich zunächst die Frage, welche Chancen und Risiken sich mit welchen Krisen für den Fußball selbst und gesamtgesellschaftlich ergeben. Welche Fehlentwicklungen werden sichtbar? Welche Handlungsweisen, Denkweisen und Strukturmuster werden wie zur Disposition gestellt? Welche Möglichkeitsräume zur Aushandlung sozialer Ordnungen ergeben sich? Im Sinne eines „never let a good crisis go to waste“ schließen hier dann Fragen an, die sich mit konkreten Wissensbeständen und Praktiken beschäftigen. Wie wird im Fußball mit Krisen umgegangen? Was können, sollen, müssen wir aus Krisen lernen? Gibt es fußballspezifische Krisenpraktiken, Krisenwissen, Krisenkompetenzen? Ist von einer Erwartbarkeit von Krisen auszugehen? In diesem Zusammenhang stellen sich auch generelle theoretische Fragen: Wann lässt sich im Fußball von Krisen sprechen und wann ist es eher eine Katastrophe, ein Konflikt etc.? Gibt es spezifische theoretische Zugänge, die sich für den Fußball-Krisen-Nexus besonders eignen?

Autor:innen sind herzlich eingeladen, sich an der sozialwissenschaftlichen Erörterung des hier skizzierten Themas zu beteiligen. Erwünscht sind theoretisch-konzeptionelle und/oder empirische Beiträge aus der Soziologie, Sozialpsychologie, Erziehungs-, Politik-, Kultur-, Medien-, Sozial- und Sportwissenschaft sowie der (Sport-)Ökonomie, Beiträge aus weiteren wissenschaftlichen Disziplinen sind ebenfalls willkommen.

Einsendeschluss des Abstracts (max. 1.500 Zeichen) zum Themenschwerpunkt „Fußball und Krise“ ist der 31. August 2023 (Rückmeldung von den Herausgeber:innen erhalten Sie bis zum 8. September 2023).

Bitte senden Sie den Abstract an beide Herausgeber:innen: Stephanie Moldenhauer (stephanie.moldenhauer@gmail.com) und Joris Steg (steg@uni-wuppertal.de).

Die Ausgabe erscheint im Herbst 2024 (Einsendeschluss der fertigen Beiträge, die eine Länge von 40.000 Zeichen nicht überschreiten sollen, ist der 30. November 2023). Autor:innenhinweise finden Sie unter: http://www.budrich.de/Zeitschriften/Autor_innenhinweise_FUG.pdf.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Herausgeber:innen des Schwerpunkthefts. Allgemeine Anfragen richten Sie bitte an: redaktion_fug@budrich-journals.de.

Kontakt

Dr. Joris Steg
Bergische Universität Wuppertal
E-Mail: steg@uni-wuppertal.de

Stephanie Moldenhauer
ISA Münster
E-Mail: stephanie.moldenhauer@gmail.com

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