Mit Fiktionen über Fakten streiten. Fake News, Verschwörungstheorien und ihre kulturelle Aushandlung

Mit Fiktionen über Fakten streiten. Fake News, Verschwörungstheorien und ihre kulturelle Aushandlung

Organisatoren
Vera Podskalsky / Deborah Wolf, DFG-Graduiertenkolleg 1767 „Faktuales und fiktionales Erzählen“, Universität Freiburg
Ort
Freiburg im Breisgau
Land
Deutschland
Vom - Bis
28.11.2019 - 30.11.2019
Url der Konferenzwebsite
Von
Shevek K. Selbert, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Graduiertenkolleg 1767 „Faktuales und fiktionales Erzählen“

Als mediales Fundament und Einstimmung diente die Filmvorführung am Abend vor dem Beginn der eigentlichen Tagung. PHILIPP BLUM (Zürich) leistete eine inhaltliche Einführung zu den Filmen Vaterlandsliebe (Regie: Nico Sommer) und Die Mondverschwörung (Regie: Thomas Frickel). Auf unterhaltsame Art und Weise kombinieren beide Werke abwechselnd oder zugleich dokumentarisch und satirisch anmutende Szenen und spielen mit faktualen und fiktionalen Geltungsansprüchen. Diese werden entsprechend auch mit formalen filmgestalterischen Mittel zum Teil widersprüchlich inszeniert, so dass nicht immer gleich klar ist, was ernst gemeint ist und was nicht, was gestellt ist und was authentisch. Die Mondverschwörung lässt auch bekannte Vertreter von Verschwörungstheorien selbst zu Wort kommen und bietet eine vergnüglich-bizarre Einführung in „Theorien“ der Mond-Gläubigkeit, Flach-/Hohlerde, Echsenmenschen, Mondnazis u.Ä.

Die Veranstalterinnen VERA PODSKALSKY und DEBORAH WOLF explizierten in ihrer Einführung die theoretischen Vorüberlegungen der Tagung. Von zentraler Bedeutung war die begriffliche Klärung, dass nicht etwa die Frage nach Wahr und Falsch im Fokus stehe, sondern Geltungsansprüche. Denn gerade die vielfältigen Beziehungen und Spannungsverhältnisse zwischen faktualen und fiktionalen Aussagen und Ansprüchen sind von besonderer Bedeutung, wenn es darum geht, mit Fiktionen über Fakten zu streiten. Konkrete Beispiele zeigen eindrücklich, wie diese Ebenen durcheinandergeraten können, wenn z.B. die Protokolle der Weisen von Zion noch heute faktual als vermeintlicher Beweis jüdischer Weltverschwörung rezipiert werden, obgleich sie schon früh als Fälschung mit diversen fiktionalen Ursprüngen entlarvt wurden. Der „Dichtergott“ Claas Relotius setzte weitreichende Darstellungstechniken der Fiktion für seine erfolgreichen „Reportagen“ ein, die Handmaid-Proteste spielten mit Kostümen an die dystopische fiktionale Buch- und Serienvorlage gleichen Namens an. Häufig werden Geltungsansprüchen absichtlich verunklart, wenn wie bei den Beispielen des Filmscreenings vom Vorabend oder z. B. bei Böhmermanns Mockumentary Unternehmen Reichspark (2017) Plausibilisierungs- und Deplausibilisierungsstrategien eingesetzt werden, indem Marker fiktionalen und dokumentarischen filmischen Erzählens auch überzeichnend und ironisch benutzt werden, um das Publikum im Unklaren zu lassen, wie die Referenz auf (vermeintliche) Wirklichkeit zu bewerten ist.

In seiner Keynote unterschied MICHAEL BUTTER (Tübingen) vier Verhältnisse von Fakt und Fiktion in Bezug auf Verschwörungstheorien und illustrierte diese mit jeweils mehreren, historisch breit gefächerten Beispielen: Die Protokolle der Weisen von Zion (1903) und die Awful Disclosures of Maria Monk (1836) ließen sich als aus eigenem verschwörerischem Motiv heraus erfundene Verschwörungstheorien verstehen (Fiktion als bewusste Lüge). Autoren wie Augustin Barruel, Nesta Webster und Paul Schreyer erprobten ihre Verschwörungstheorien zunächst in Romanen (Fiktion als Vorstufe des [vermeintlich] Faktischen), während andere Werke nicht immer als Satire verstanden worden seien, wie z. B. die Illuminatus-Trilogie von Robert Shea und Robert A. Wilson (Fiktion als faktisch missverstanden). Der vierte Typus schließlich fasst Werke, die in fiktionalem Rahmen mit der Grenze zum Faktualen spielen, z.B. Dan Browns Da Vinci Code oder Oliver Stones Film JFK (Fiktion als Ausdruck des [vermeintlich] Faktischen).

In der ersten, von Vera Podskalsky moderierten, Session lieferten drei Redner Beiträge zum Theoriehorizont. ANDREAS ANTON (Freiburg) erinnerte mit seiner wissenssoziologischen Perspektive daran, dass auch Verschwörungstheorien sozial gerahmt, hergestellt und vermittelt würden und ihr Wahrheitsgehalt maßgeblich sozial bzw. diskursiv konstruiert werde. Sinnvoller sei deshalb eine Unterscheidung orthodoxer, also von Mehrheitsgesellschaft bzw. Leitmedien anerkannter, und heterodoxer, also gesellschaftlich nicht anerkannter, Verschwörungstheorien. Eine einseitige Verurteilung und/oder Sanktionierung von Verschwörungstheorien beinhalte das Risiko antidemokratischer Maßnahmen und der Delegitimierung konkurrierender Meinungen, stattdessen gelte es im Rahmen der offenen Demokratie die diskursive Auseinandersetzung über Wahrheit in pluralistischen Gesellschaften auszuhalten.

Danach unternahm MARC HEROLD (Siegen) eine epistemologische Annäherung an den Diskurs des Postfaktischen. Es gelte eine Diskursstrategie zu finden, mit der auf dem postfaktischen Diskurs(schlacht)feld wirksam gegen Fake News, Trumpismus und „Alternative Fakten“ vorgegangen werden könne. Auf der Basis seines diskursanalytischen Dissertationsprojektes schlägt er ein kompositionalistisches Modell vor, das gleichzeitig um mehr Fakten (z.B. Faktenchecks) und mehr Fiktion (z.B. radikale Satire) bemüht ist.
Eine dritte, filmtheoretische und -analytische Perspektive brachte PHILIPP BLUM (Zürich) ein, der verdeutlichte, wie effektiv filmische Darstellungen mit fiktionalen und faktualen Geltungsansprüchen spielen können. An den Beispielen Kampf der Königinnen und Hotel Very Welcome zeigte Blum, wie eine Dokumentation das Reale fiktionalisieren kann (z.B. Schwarz-weiß-Darstellung, Superzeitlupen), während der Spielfilm die Fiktion authentisch realisiert (z.B. sehr realistisch agierende fiktive Figuren).

Die beiden folgenden Sessions wurden von Deborah Wolf bzw. Julian Menninger moderiert und bestanden aus zwei heterodoxen Fallbeispielen und zwei Fallbeispielen aus der Fiktion. CAROLIN AMLINGER (Basel) explizierte die Entwicklung der Zeitschrift Tumult, die seit 1979 mit dem Untertitel „Zeitschrift für Verkehrswissenschaft“ zunächst der Erprobung neuer Schreib- und Darstellungstechniken im Sinne Lyotards dienen sollte. 2013 erfolgte jedoch durch Herausgeber Frank Böckelmann eine Neuausrichtung unter dem Untertitel „Vierteljahresschrift für Konsensstörung“. Die nähere Analyse zeige vier dominante Narrative der Zeitschrift, die deren Rechtsausrichtung offenbare: Die Zeitschrift wehre sich gegen eine Totalität der Mehrheitsgesellschaft („Tumult reagiert auf Konsensdruck“, „machtvolle Sinnproduzenten“, „global vernetzte Wirklichkeitspächter“), simulative Hyperrealität (Kritik der Digitalität), nihilistische Hypermoral („,Refugees Welcome‘ als Gleichgültigkeit auch sich selbst gegenüber“) und die Gefährdung der Identität („Integrative Gesellschaft lebt moralisch über ihre Verhältnisse.“). Unter der Selbststilisierung des „Querkopfs“ als Wahrheitsdenker bediene die neu ausgerichtete Zeitschrift unter Nutzung von Provokation, Ironie und Intellektualismus konspirative Narrative.

SIMON SPIEGEL (Zürich) widmete sich der Zeitgeist-Filmreihe, die nicht nur die üblichen Verschwörungstheorien reproduziere, sondern auch eine utopische Vision zur Weltverbesserung durch technokratische Neuordnung zur Überwindung aller Gesetze entfalte. Die Filmreihe könne als wirkmächtiges Beispiel des Konzepts der „conspirituality“ gelten, der Strategie, eher „männliche“ und rechte Konzepte (Annahme der Kontrolle durch geheime Gruppierungen) mit eher „weiblichen“ und linken Konzepten (Annahme der Entwicklungsbedürftigkeit menschlichen Bewusstseins) zu verbinden.

STEPHANIE WILLEKE (Paderborn) eröffnete Session 3 und zeigte am Beispiel der „Wohlfühlserie für verzweifelte Trump-Gegner“ (taz) The Good Fight die Verunsicherung des Wirklichkeitsmodells. Während einerseits eingesetzte Trickfilmsequenzen als illusionsstörende Erzählstrategie ihren deutlichen Fiktionscharakter mit dem Anspruch von Erklärvideos verbinde, wirke die Rahmenhandlung anderseits insofern „realistischer als die Wirklichkeit“, als von den politischen Auseinandersetzungen zwischen Demokraten und Republikanern mehr gezeigt wird als in den Nachrichten. Die von der Serie postulierte moralische Überlegenheit der Demokraten werde jedoch im Zuge der dritten Staffel insofern relativiert, als die Demokraten der fiktiven Serienwelt zunehmend zu den Waffen des Gegners greifen und selbst politisch motivierte Fake News im Kampf um Deutungshoheit in Umlauf bringen. Dadurch kommt es zum endgültigen Bedeutungsverlust der wahr/falsch-Leitdifferenz; in der Serie selbst heißt es: „Es liegt Schönheit in der Lüge, wenn man sie gut erzählt“.

SABRINA HUBER (Düsseldorf) zeigte im Vergleich fiktionaler literarischer Erzählungen (Juli Zehs Der Kaktus u.v.m.) nach dem Vorbild Orwells und Wirklichkeitserzählungen in Form aktueller Verlautbarungen politischer Akteure eine erstaunliche Übereinstimmung von Fiktion und Realität von Überwachungsnarrativen. Schäuble, De Maizière und Seehofer würden unter Einsatz von Wissensasymmetrien („mehr darf ich heute nicht sagen“, „Teile dieser Antworten würden die Bevölkerung verunsichern“) die Fiktion einer höheren Bedrohungslage („Ich will jetzt keine Panik machen, aber …“) etablieren und das Narrativ verbreiten, Sicherheit sei höher zu gewichten als Datenschutz. Satirische Formate wie die Heute Show und das Neo Magazin Royale seien wiederum bemüht, diese Narrative der Lächerlichkeit preiszugeben und zu demontieren.

Den letzten Konferenztag eröffnete MARTIN DOLL (Düsseldorf) mit dem zweiten Keynote-Vortrag über die technischen Allmachtsphantasien von Künstlicher Intelligenz und Big Data. Bei der durch diese angestrebten automatischen Auswertung riesiger Datenmengen durch Algorithmen droht immer auch eine paranoide Deutung, insofern versteckte Wahrheiten zu Tage gefördert werden sollen, um zukünftige Überraschungen antizipieren zu können, indem frühzeitig Muster erkannt und Korrelationen als Kausalität interpretiert werden. Wie fehleranfällig solche angelernten Automatismen sind, zeigen viele unterhaltsame Beispiele, wenn die Bilderkennung den Teller Fleischbällchen für Hundegesichter hält oder eine Software auf der Basis von notwendigerweise begrenztem Input-Output-Mapping eine Hantel nicht ohne menschlichen Arm darstellen kann – amüsante Fehlleistungen einer „Intelligenz“, der allerdings auch das Steuern von Autos anvertraut würde.

Die vierte Session wurde von Simon Sahner moderiert und nahm literarische Grenzfälle der Fiktionalitätslizenz und damit verbundene Skandale in den Blick. Den Fall Robert Menasse, der mit seinen Falschdarstellungen des Europapolitikers Walter Hallstein einen Eklat auslöste, behandelten gleich zwei Vorträge. MICHAEL NAVRATIL (Potsdam) referierte auf die doppelte Autorität von Schriftstellern, die einerseits weitgehende Fiktionslizenzen beanspruchen können, andererseits aber auch natürliche Personen mit faktualem Äußerungsrecht sind, und präsentierte den Fall Menasse als Worst-case-Beispiel, das kontrafaktisch-dystopische Erzählen bei Juli Zeh dagegen als Best-case-Beispiel. Während Menasses skurrile Verteidigung seiner fiktiven Hallstein-Zitate als „höhere Wahrheit der Zitate jenseits der Wörtlichkeit“ im Rahmen literarischer Lizenzen noch legitimiert gewesen wäre, habe er mit deren Einsatz auch in faktualen Kontexten (Essay und Rede) jedoch Fälschungen begangen. Juli Zeh nutzt ihre Fiktionslizenzen als Literatin in Corpus Delicti für eine biopolitische Dystopie, um die reale Welt der Leser kontrafaktisch zu variieren. In ihren faktualen kritischen Texten zu Gesellschaftsentwicklungen beziehe sie sich dagegen erkennbar nicht als Dichterin, sondern als engagierte Bürgerin und Juristin auf die reale Welt.

VERA KOSTIAL (Duisburg-Essen) zeigte sich überzeugt, dass Menasses Verquickung von Fakt und Fiktion keine Überraschung hätte sein müssen. Schon sein Schreibprojekt Der europäische Landbote (2012) sei ursprünglich als fiktiver Roman geplant gewesen, habe sich im Rahmen der Recherche vor Ort in Brüssel jedoch zu einem Essay mit faktualem Geltungsanspruch entwickelt, wobei sich Menasse – da kein Journalist – gewisse Freiheiten erlaubt habe. In der 2018 ausgestrahlten TV-Produktion Ich und mein Brüssel ließ Menasse dann seine Recherchearbeit als Abenteuerreise inszenieren und legte damit ein gezieltes Verweben von Fakt und Fiktion durch unterschiedliche Mittel in verschiedenen Textsorten nahe.

DANIELA HENKE (Freiburg) stellte mit dem Fall Marie-Sophie Hingst eine noch jüngere Debatte vor. Die junge Historikerin hatte in ihrem prämierten Blog, aber auch in Interviews und gegenüber der Gedenkstätte Yad Vashem, von ihrer jüdischen Identität und dem tragischen Schicksal von Angehörigen in der Shoah berichtet. Schließlich enthüllte ein Spiegel-Artikel Hingsts Darstellungen als unwahr. Zunächst versuchte Hingst, ihre Kritiker in einem Blogbeitrag als Verschwörungstheoretiker darzustellen, dann den faktualen Geltungsanspruch ihrer Darstellungen zurückzunehmen, beging dann aber Selbstmord. Auch andere Fälle (z.B. Wilkomirsky) zeigten bereits die Fakebarkeit des Holocaust, die durch weitgehende (Schein-)Opfer-Lizenzen und bekannte wiederkehrende Elemente (z.B. Rampe, Tätowierung) noch erleichtert wird.

Die von Michelle Thompson moderierte fünfte Session stellte spielerische Aushandlungen in den Fokus. FREDRIK EKLUND (Freiburg) nahm mit Internet-Memes ein Phänomen sozialer Medien in den Blick, das sich durch das Spiel mit Geltungs- und Wahrheitsansprüchen auszeichnet: Mit Humor und Ironie bezögen diese ihre Relevanz durch ihre Referenz auf ein jeweils aktuelles Thema oder Phänomen. Allerdings würden dadurch vor allem soziale Zugehörigkeit und Ausschluss praktiziert, da ihre starke Community-Adressierung und dynamisch-spezifische Bedeutungskonstitution ein hohes Maß an „Meme Literacy“ beanspruchen.

MARINA JACIUK (Eichstätt-Ingolstadt) zeigte am Beispiel der spanischen, sehr populären Abendsendung Cuarto Milenio die Vorgehensweise eines „Journalismus des Unbekannten“: Durch die bewusste Erzeugung von Spannung und affektiver Anreizung solle eine unheimliche Faszination beim Publikum erzielt werden, die auch Inhalten von Verschwörungstheorien viel Raum gibt.

In der von Nikola Keller moderierten Session 6 unternahm MARCEL BUBERT (Münster) eine Historisierung der Thematik, indem er eine Geschichte des Verschwörungsdenkens entwarf: Während das religiöse Geschichtsverständnis das Leben des Menschen als Manifestation des Göttlichen begriff und zur Erklärung unverständlicher und besonderer Ereignisse noch ohne Konspirationsannahmen über menschliche Hintergrundmachenschaften auskam, sei im 14. Jahrhundert eine Zäsur festzustellen, die Verschwörungsdenken erst möglich gemacht habe. Beispiele aus dieser Zeit (Leprakranke im Pakt mit Islamführern, Prozess gegen den Templerorden durch Philipp den Schönen) zeigten, dass insbesondere die Entstehung der Schriftkultur mit der damit verbundenen Möglichkeit der Kommunikation über Abwesende und Evidenzerzeugungen dafür verantwortlich sei.

CHRISTIAN PISCHEL (Berlin) stellte die Mondlandung und die Verschwörungstheorie, sie sei in einem Studio gefälscht worden, in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Unter Bezug auf Platons Höhlengleichnis und Hannah Arendts Deutung der darin geschilderten Periagógé als Beginn des Politischen explizierte er die paradoxe Zweifelhaftigkeit von belegenden Fotos.

AMELIE MUSSACK (Freiburg) zeigte im letzten Vortrag der Tagung insbesondere am Beispiel des Denver International Airport, wie Architektur als Kommunikation, Symbol und Zeichen und als Tarnung und Vertuschung gedeutet und – im Falle von zahllosen Verschwörungstheorien zur Ausgestaltung des Flughafens – auch fehlgedeutet werden könne.

Insgesamt zeigte die Tagung eine große Bandbreite an Beiträgen aus verschiedenen Disziplinen und damit Perspektiven aus Ethnologie, Geschichte, Literaturwissenschaft, Film- und Medien(kultur)wissenschaft, Gender Studies und Soziologie auf die kulturelle Aushandlung von Verschwörungstheorien und die nicht immer eindeutige Frage nach deren Wahrheitsgehalten zwischen faktualen und fiktionalen Lizenzen und Ansprüchen. Die 17 Vorträge lieferten theoretische Annäherungen, Fallstudien und historische Perspektivierungen und öffneten damit die verschiedensten Diskursfelder zu der Thematik. Die angestrebte Publikation zur Tagung wird auch einem größeren Publikum Zugang dazu bieten.

Konferenzübersicht:

Philipp Blum: Filmscreening: Vaterlandsliebe (Regie: Nico Sommer) und Die Mondverschwörung (Regie Thomas Frickel)

Vera Podskalsky und Deborah Wolf (Freiburg): Begrüßung und Einführung

Keynote 1

Michael Butter (Tübingen): Verschwörungstheorien zwischen Fakt und Fiktion

Session 1: Theoriehorizonte

Andreas Anton (Freiburg): Verschwörungstheorien, Fake News und das Postfaktische

Marc Herold (Siegen): „Wir leben in einer Cartoonwirklichkeit“. Zur kritischen Analyse der epistemologischen Dimensionen des Diskurses des Postfaktischen

Philipp Blum (Zürich): Die Realität der Fiktion. Über Wirkung und Wirklichkeit medialer Aussagevorgänge in der Domäne des Audio-Visuellen

Session 2: Heterodoxe Diskursräume und Gesellschaftsentwürfe

Carolin Amlinger (Basel): Konsensstörung. Konspirative Narrative in den Zeitschriften der Neuen Rechten

Simon Spiegel (Zürich): Das wahre Wesen der Welt. Zur Nähe von Utopie und Verschwörungstheorie am Beispiel des Online-Films Zeitgeist: Addendum

Session 3: Umstrittene Fakten in Fiktion

Stephanie Willeke (Paderborn): „Geschichten siegen über Fakten und zwar immer“. Fake News als Erfolgsstrategie in der Politserie The Good Fight

Sabrina Huber (Düsseldorf): Literarische Überwachungsnarrative der Gegenwart – Fiktion in Debatten um Sicherheitspolitik, Prävention und Privatheit

Keynote 2

Martin Doll (Düsseldorf): Muster erkennen. Faktuale und fiktionale Datenparanoia

Session 4: Lizenzen von Fiktionalität?

Michael Navratil (Potsdam): Die Autorität der Autoren zwischen Fiktionalität und Faktualität. Die Causa Robert Menasse und Juli Zehs Dystopien

Vera Kostial (Duisburg-Essen): Robert Menasse und der Hallstein-Skandal – Zur Werkpoetik eines politischen Schriftstellers

Daniela Henke (Freiburg): Lügen erzählen Wirklichkeit. Marie-Sophie Hingst und die Fakebarkeit des Holocaust

Session 5: Spielerische Aushandlung von Geltungs- und Wahrheitsansprüchen

Fredrik Eklund (Freiburg): Playing with Fact and Fiction on Social Media: the Social and Affiliative Functions of Memes

Marina Jaciuk (Eichstätt-Ingolstadt): Geltungsansprüche und Grenzaushandlungen von Fakt und Fiktion im Rahmen journalistischer Tätigkeit, medialer Inszenierung und Fangemeinschaft: der Fall des „Journalismus des Unbekannten“ in Spanien

Session 6: Zeichen- und Medienskepsis in Verschwörungstheorien

Marcel Bubert (Münster): Mit Fake News gegen die Verschwörung. Zur Korrelation von Zeichenskepsis und Konspirationismus anhand des Templerprozesses

Christian Pischel (Berlin): Periagógé – Die dunkle Seite des Mondes

Amelie Mussack (Freiburg): Das Offensichtliche nicht sehen – sichtbar unsichtbare Zeichen und Funktionen der Architektur


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