Ursprünge, Arten und Folgen des Konstrukts 'Bevölkerung' vor, im und nach dem 'Dritten Reich'

Ursprünge, Arten und Folgen des Konstrukts 'Bevölkerung' vor, im und nach dem 'Dritten Reich'

Organisatoren
Veranstalter: SPP 1106 - Prof. em. Dr. Rainer Mackensen (Berlin), Prof. Dr. Josef Ehmer (Wien) und Prof. Dr. Jürgen Reulecke (Siegen/Gießen)
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.11.2007 - 24.11.2007
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Von
Michael Engberding, TU-Berlin

Wie lässt sich Ordnung und Struktur in das breite Spektrum von Ergebnissen zur historischen Erforschung der Bevölkerungswissenschaften und Bevölkerungspolitik sowie der angrenzenden Disziplinen in Deutschland im 20. Jahrhundert bringen? Eine unter vielen Fragen mit denen sich Referenten und Besucher der Abschlusstagung zu den „Ursprüngen, Arten und Folgen des Konstrukts ‚Bevölkerung’ vor, im und nach dem ‚Dritten Reich’“ konfrontiert sahen. Die Binsenweisheit, dass neue Antworten notwendig neue Fragestellungen nach sich ziehen, wurde auf der Tagung anhand der Präsentation einer Vielzahl ertragreicher Betrachtungsweisen und Forschungsergebnisse wiederholt bestätigt. Das Schwerpunktprogramm 1106 mit genanntem Titel der Deutschen Forschungsgemeinschaft – 2001 auf den Weg gebracht – läuft 2008 endgültig aus. Die Leitung des Gesamtobjekts oblag Prof. em. Dr. Rainer Mackensen (Berlin), Prof. Dr. Jürgen Reulecke (Gießen) und Prof. Dr. Josef Ehmer (Wien). Über den Projektzeitraum hinweg arbeiteten insgesamt 18 Arbeitsgruppen zur Geschichte der deutschen Bevölkerungswissenschaft und ihren Verwicklungen mit den Bevölkerungspolitiken im „Dritten Reich“. Die Themen der Projektgruppen umspannen den Zeitraum seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die 1970er-Jahre des letzten Jahrhunderts und beziehen sich auf den Wandel im Denken über Bevölkerung und auf Aspekte der Bevölkerungswissenschaft in Nationalökonomie, Soziologie, Statistik, Geschichtswissenschaft, Rechtswissenschaften und Medizin. Die Tagung, die von der DFG finanziert und von der „Forschungsgruppe für Bevölkerungsfragen“ am Institut für Soziologie der TU-Berlin im Harnack-Haus in Berlin-Dahlem organisiert wurde, diente der Vorstellung der Endergebnisse unter Rückbindung auf ihre anfänglich projektierten Zielsetzungen.

Im ersten einleitenden Panel der Tagung wurde auf die Entwicklung des Bevölkerungsbegriffs und das Verhältnis von Geschichte und Bevölkerung abgehoben. RAINER MACKENSEN stellte als ein Ergebnis der Forschungsanstrengungen des Gesamtprojekts eine Veränderung des Bildes der Bevölkerungswissenschaft für die 1920er-Jahre fest. Zweifelsohne erfuhren die gebräuchlichen Verwendungen der Bevölkerungsbegriffe in Statistik, Nationalökonomie und Sozialhygiene in den 1930er-Jahren eine konstitutive Umdeutung. An die Frage wie es dazu kam, knüpften die Einzelprojekte ihre Fragen und Erkenntnisinteressen an. Zwar glich sich die Praxis der Bevölkerungsstatistik vor, im und nach dem „Dritten Reich“ weitgehend, jedoch wandelte sich die Deutung von „Bevölkerung“ je nach populistischen, politischen, personellen oder regionalen Interessen. Als Erfolg des Schwerpunktprogramms wertete Mackensen das gestiegene wissenschaftliche Interesse an Fragen zur Wissenschaftsgeschichte der Bevölkerungswissenschaften und drückte damit seine Zuversicht aus, dass die Arbeit an diesen Problemstellungen auch nach Beendigung des Schwerpunktprogramms fortgeführt werde.

Im Anschluss daran referierte das Wiener-Projektteam um JOSEF EHMER, ALEXANDER PINNWINKLER und WERNER LAUSECKER über das Verhältnis von Geschichte und Bevölkerung zwischen 1870 und 1970. Ehmer konnte unter Rekurs auf die ursprüngliche Fragestellung eine produktive Dynamik in den Formulierungen der Zielsetzungen des Projekts in sechs Jahren Forschungsarbeit feststellen. Indes haben sich das Methodenspektrum und der Forschungskontext verändert. Verschoben hatte sich der Analysehorizont vom Verhältnis Deutschlands und Österreichs zu Deutschland im internationalen Kontext, während der Nachweis bevölkerungswissenschaftlichen Denkens in der Geschichtswissenschaft dem der historisch argumentierenden Bevölkerungskonstruktionen wich.

Pinnwinkler schlug in seinem Beitrag eine synthetisierende Schneise innerhalb der Geschichtswissenschaften und suchte damit Trends der Bevölkerungsforschung aufzuzeigen. Für die Subdisziplin Bevölkerungsgeschichte der Weimarer Republik konnte er zeigen, dass sie innerhalb der Geschichtswissenschaft eine nur marginale Rolle spielte und ihre Fortführung in der Volkstumsgeschichte der 1930er- und 1940er-Jahre aufgehoben war. Trotz beachtlicher personeller und institutioneller Kontinuitäten erfolgte nach 1945 eine Abwendung von völkischen Konzeptionen und Dogmen hin zu pluralistischen Konzeptionen, die die Bevölkerungsgeschichte unter Einschluss migratorischer Aspekte international öffnete.

Werner Conze, dem maßgebliche Relevanz für die Entwicklung der Geschichtswissenschaft in Deutschland nach 1945 zukam, widmete Lausecker eine biographische Fallstudie über dessen Bevölkerungsdenken und Antisemitismus in und nach der Zeit des „Dritten Reichs“. Lausecker konnte bei Conze antisemitische Äußerungen nicht nur vor, sondern auch noch nach 1945 auffinden. Zudem versuchte er zu belegen, dass Conze die Judenverfolgung noch in seiner Zeit als Historiker in der Bundesrepublik Deutschland rechtfertigte.

Das zweite Panel, das sich dem Denken über Bevölkerung widmete, wurde von JOSEF SCHMID eingeleitet. Er verfolgte die Ausbildung des historisch-soziologischen Bevölkerungsbegriffs in Deutschland seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur soziologischen Bevölkerungslehre Gerhard Mackenroths. Die zwei großen Trennungen von Natur- und Kulturwissenschaften und von Politik und Wissenschaft sowie der Fortschrittsglaube des Darwinismus in den wissenschaftlichen Analysen haben den Weg für die Bevölkerungssoziologie vorgegeben. In diesen Entwicklungen erst wurde das Individuum zum soziologischen und nationalökonomischen Ausgangspunkt für das Nachdenken über den Geburtenrückgang. Unbeeinflusst von den eugenischen und rassenhygienischen Forderungen seien die sozialwissenschaftlichen Theorien der Bevölkerungswissenschaft jedoch weitgehend unpolitisch verblieben.

SYLVIA KESPER-BIERMANN referierte über das Verhältnis von Staat und Bevölkerung für den Zeitraum des 19. und 20. Jahrhunderts und integrierte die Forschungsergebnisse ihrer Kollegen ESTEBAN MAURER und CAREN MÖLLER (nicht anwesend) in einem Fallbeispiel über die Ehe. Sie beleuchtete die bevölkerungspolitische Praxis auf das Heirats- und Reproduktionsverhalten der bayerischen Bevölkerung. Die Hoheit über die Ehegesetzgebung wechselte im Zeitverlauf zwischen Staat und Gemeinden, eng gekoppelt daran waren die politischen Interventionsabsichten. Widersprüchlichkeiten barg die Ehe als Steuerungsinstrument für Rassenhygiene und pronatalistischer Forderungen am Anfang des 20. Jahrhunderts.

In der dritten Vortragsrunde zu „Konstruktionen und Politiken“ referierte WOLFGANG FREUND über die französische und deutsche Rassenforschung im Elsass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der anthropologische Nachweis der elsässischen Bevölkerung von Germanen oder Kelten sollte die objektiv rassische Zugehörigkeit des Elsass zum deutschen oder französischen Nationalstaat rechtfertigen, zugleich demonstrierte er damit die ideologisch kontaminierte Wissenschaft.

Der Popularisierung der Bevölkerungswissenschaften in schulischen und außerschulischen Medien widmete sich die Studie von STEFFEN PAPPERT und REGULA STUCKI (nicht anwesend). Papperts Vortrag gründete sich auf eine empirische Analyse von Schulbüchern aus dem Kaiserreich, der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus und darin enthaltener bevölkerungswissenschaftlicher Themenfelder (Geburtenrückgang, Eugenik/ Rassenhygiene, Volkstum etc.). Die ernüchternde Bilanz geringfügigen Einfließens derartiger Themen in die offiziellen Schulbücher veranlasste, nach anderen pädagogischen Praktiken zur Einführung von Schülern und Jugendlichen in diese Themen zu suchen. Für das „Dritte Reich“ fanden die Forscher Ergänzungshefte, deren Nutzen schon seit der Zeit des Ersten Weltkriegs erprobt war. Es handelte sich um kostengünstige und kurze themenspezifische Heftchen, die als zusätzliche Materialien in Schulen und außerschulischen Organisationen und Institution Verwendung fanden. Diese Hefte eigneten sich in außerordentlicher Weise die bevölkerungswissenschaftlichen Themen der Jugend zu vermitteln.

Zusammenhänge und Wechselwirkungen von Bevölkerungswissenschaft und Politik wurden im vierten Panel behandelt. In der Projektgruppe von CARSTEN KLINGEMANN und seiner Mitarbeiter SONJA SCHNITZLER und HANSJÖRG GUTBERGER standen die unmittelbaren Beziehungen von Wissenschaft und Politik im Forschungsinteresse. Die Begriffe der „rekursiven Kopplung“ (Weingart) von Wissenschaft und Politik sowie derselben als „Ressourcen füreinander“ (Ash) sollten anhand zweier Beiträge veranschaulicht werden. Schnitzler suchte die rekursive Kopplung von Wissenschaft und Politik am Beispiel des „Archivs für Bevölkerungswissenschaft und Bevölkerungspolitik“ (Blaues Archiv) zu zeigen und rekurrierte auf Fritz Arlt, dessen sozialdemographische bzw. volksbiologische Arbeiten sie besondere Beachtung schenkte. Im Ergebnis schloss Schnitzler, dass das „Blaue Archiv“ jedoch eher der Politik von Nutzen war und somit keine erfolgreiche Institutionalisierung vorweisen konnte.

Gutberger untersuchte den Aspekt von Wissenschaft und Politik als Ressourcen füreinander am Beispiel von Ludwig Neundörfers Soziographie vor und nach 1945. Die empirische und ahistorische soziographische Arbeitsmethode diente der Durchführung verschiedener, räumlicher und die agrarische Bevölkerung betreffender Planungsvorhaben. Wegen der Spezifik der soziographischen Arbeitsmethoden und Neundörfers beruflichen Erfolgen eignete sich seine Person in besonderer Weise für eine Stilisierung eines systemnahen Forschers.

Die Zusammenhänge von soziologischer Theorie und nationalsozialistischer Germanisierungspolitik erörterte Klingemann in seinem Vortrag und suchte damit wissenschafts- und soziologiegeschichtliche Fehlschlüsse zu korrigieren. Dabei widersprach er der Meinung, dass der Volkstumsforscher Max Hildebert Böhm ein imperialistischer Experte innerhalb der nationalsozialistischen Raum- und Planungspolitik darstellte. Vielmehr widersprach Böhm den Offiziellen aus der Raum- und Planungspolitik, weil sein volkssoziologischer Ansatz den einzelnen Völkern ihre Lebensgrundlagen nicht aberkannte. Am Beispiel des Alpen-Adria Raums zeigte MICHAEL WEDEKIND die Praktiken totalitärer Bevölkerungspolitik. Zentral waren ihm die Konzepte, Umsetzungspläne und Folgen von Maßnahmen zur „Umvolkung“ der Bevölkerungen deutscher Sprachinseln nach Böhmen.

Im fünften Panel standen die disziplinären Grenzziehungen der Bevölkerungswissenschaften zur Medizin und Nationalökonomie im Vordergrund. URSULA FERDINAND referierte über die Entwicklung der multidisziplinär verankerten Geburtenrückgangstheorien in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und dem Durchbruch des erbbiologischen Paradigmas. In ihrer Untersuchung begrenzte sie sich auf die Arbeiten von Julis Wolf, Karl V. Müller und Roderich v. Ungern-Sternberg. Wie für die meisten sozialwissenschaftlichen Geburtenrückgangstheorien bedeutete der Machtwechsel 1933 für Wolfs rationalistische und sexualwissenschaftliche Theorie das Ende. Hingegen konnte K. V. Müller sich mit seiner erbbiologisch ausgerichteten Sozialtechnologie im Nationalsozialismus erfolgreich anpassen. Auch nach 1945 vermochte er im Bereich der Bildungs- und Begabtenforschung seine wissenschaftliche Karriere fortzuführen.

Die medizinische Seite der Eugenik und die Entwicklungen der Reproduktionsmedizin standen in HEIKE PETERMANNs Vortrag im Vordergrund. Ihr Beitrag beinhaltete die Reaktionen auf das Ciba Symposium „Man and his future“ 1962 und die darauf folgenden ethischen Fragen gegenüber männlichen „Reproduktionsphantasien“.

Die Bevölkerungswissenschaft und ihre disziplinären Grenzbeziehungen zur Medizin, Nationalökonomie und Statistik waren Gegenstand des sechsten Panels. Der Mensch als volkswirtschaftliches Kapital war Gegenstand des Referats von JÖRG VÖGELE und THORSTEN HALLING. Der Wandel von Konzepten zur „Menschenökonomie“ beinhaltete die Objektivierung des Menschen als volkswirtschaftlicher Produktivitätsfaktor in Wechselwirkung mit Sozialhygiene und Gesundheit.

ROBERT LEE stellte in seinem Beitrag die Bedeutung der amtlichen Statistik für die Entwicklung der Demographie im 19. Jahrhundert vor. Die „probabilistische“ Ausweitung der amtlichen statistischen Tätigkeiten führte vom Datensammeln zum Interpretieren und Auffinden sozialer Gesetze. Besonders der Statistiker Ernst Engel verfolgte deshalb das Ziel die Statistik als Wissenschaft zu begründen. Dadurch erhielt die Statistik eine wachsende wissenschaftliche Bedeutung und konnte ihre Position als Informationslieferant für soziale Gesetzgebungen weiter ausbauen. Nichtsdestotrotz war die geringe mathematische Ausrichtung der amtlichen Statistik mit ein Grund dafür, weshalb sie ihre Position in Wissenschaft und Politik nicht weiter zu festigen verstand.

Im siebten und letzten Panel wurden Untersuchungen vorgestellt, die sich mit personellen und institutionellen Entwicklungen beschäftigten. ELFRIEDE ÜNER suchte in ihrem Beitrag das bevölkerungswissenschaftliche Denken der Leipziger Schule von 1878 bis 1945 nachzuweisen, das sie paradigmatisch als kollektivsoziologisch und strukturgenetisch bezeichnete. Die Wahrscheinlichkeitstheorie hatte der Physiologe Fechner früh zur Erklärung einer Ganzheitlichkeit auf Grundlage statistischer Logik geführt, wonach statistische Gesetze keine Aussage für die Einzeltatsachen haben konnten. Ein kollektivistischer Denkansatz, der sich in Leipzig durchsetzte und sich zunehmend individualistischer und neukantianischer Kritik ausgesetzt fand. Dies veranschaulichte sie anhand der Nichtrezeption Webers durch Wundt und der am Individuen ansetzenden soziologischen Methode des Verstehens. Die Realsoziologie und Bevölkerungswissenschaft Ipsens und das politische Volk Freyers konnte Üner in die Entwicklungen der „Leipziger“ strukturgenetischen Theorie und Methode einordnen und damit den Nachweis einer tradierten Denkungsweise in Leipzig aufzeigen.

Mit der bisher völlig unbeachteten Entwicklung der Demographie in der DDR befasste sich RAINER KARLSCH. Obwohl die Bevölkerungsstatistik in Leipzig durch Burkhardt eine Schulenbildung erfuhr und damit auf eine lange Tradition zurückblicken konnte, setzte die engere demographische Forschung in der DDR erst in den 1970er-Jahren ein. Besonders wegen der Marx’schen Malthus Kritik wurde die Beschäftigung mit Bevölkerungsproblemen in der DDR lange Zeit erschwert. Die Institutionalisierung der Demographie wurde erst durch den politischen Wandel vorangetrieben, der mit Honeckers Machtantritt einherging.

Die Diskussionen der Tagung verliefen lebhaft und kollegial, auch wenn in vielen Punkten, gemessen am Breitenspektrum der Ergebnisse, nicht immer abschließende Einigungen erzielt werden konnten. Positionen, die kategorische Verantwortlichkeit von Personen und Wissenschaftlern am Holocaust konstatierten, ohne die zeitgenössischen Erfahrungen und Umstände, die Generationalität und die persönliche Entwicklungen reflektiert zu haben, wurden entschieden zurückgewiesen. Dabei gelte es zu beachten, mit welcher Art von Medien und Erfahrungen die deutsche Jugend aufwuchs, diszipliniert sowie ausgebildet wurde und wie diese das „Dritte Reich“ aktiv oder passiv gestalteten. Gleichwohl biete die akteursorientierte Wissenschaftsgeschichte neben strukturgeschichtlichen Ansätzen einen ergänzenden und unverzichtbaren Forschungsansatz, um Zusammenhänge von Wissenschaft, Ideologie und Politik zu durchleuchten. Kritische und würdigende Anmerkungen erhielten die Einzelergebnisse, weil sie teilweise unvermittelt im Gesamtzusammenhang des Schwerpunktprojekts stünden oder sich dadurch eine qualitative Produktivität in den Forschungsansätzen und -ergebnissen nachweisen ließ. Jedoch dürften in einer Gesamtbilanz keine normativen Ergebnisse artikuliert werden. Im Gegenteil, die notwendige Heterogenität der Forschungsergebnisse könne nicht durch eine künstliche Homogenität, das heißt einer Bevölkerungswissenschaft aus einem Guss erkauft werden, was in einem Forscherkollektiv auch nicht möglich wäre. Gleichfalls dürften die Leistungen des Schwerpunktprogramms nicht durch überhöhte Erwartungen überschattet werden, weil ihre Qualitäten darin liegen zunächst eine partielle Gesamtsicht geschaffen zu haben, von der aus die Forschung fortschreiten müsse. Ein Sammelband über die Gesamtschau der Ergebnisse wird 2008 erscheinen.

Konferenzübersicht:

Rainer Mackensen, Jürgen Reulecke: Eröffnung

ZUR GESCHICHTE DER DEUTSCHEN BEVÖLKERUNGSWISSENSCHAFT IM 20. JAHRHUNDERT: ASPEKTE UND ERKENNTNISSE AUS DER SPP-ARBEIT
Moderation: Robert Lee
Rainer Mackensen: Entstehung und frühe Entwicklung des Bevölkerungsbegriffs
Josef Ehmer/ Alexander Pinwinkler/ Werner Lausecker: „Geschichte“ und „Bevölkerung“ 1870-1970. Forschungserfahrungen und -ergebnisse zu einem internationalen und transdisziplinären Wissenschaftsbereich.

BEVÖLKERUNGSWISSENSCHAFT UND -POLITIK: WISSENSCHAFT UND POLITIK ALS RESSOURCEN FÜREINANDER
Moderation: Jürgen Reulecke
Carsten Klingemann / Hansjörg Gutberger / Sonja Schnitzler: Rekursive Kopplung von sozialwissenschaftlicher Bevölkerungsforschung und Bevölkerungspolitik im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit
Michael Wedekind: Totalitäre Bevölkerungspolitik im Alpen-Adria-Raum – Konzepte und Realisierungen

KONSTRUKTIONEN UND POLITIKEN
Moderation: Michael Wedekind
Wolfgang Freund: Kelten, Germanen oder was? Französische und deutsche Rassenforschung über das Elsass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Ingo Haar: Historische Konstruktionen der Vertreibungsverluste 1948-1989
Steffen Pappert: Bevölkerungswissenschaften an der Schnittstelle zwischen schulischer und außerschulischer Erziehung

DAS DENKEN ÜBER DIE BEVÖLKERUNG
Moderation: Jörg Vögele
Josef Schmid: Zwischen Naturgesetz und Kulturverstehen. Das Schisma des Bevölkerungsdenkens am Ende des 19. Jahrhunderts
Esteban Mauerer / Sylvia Kesper-Biermann: Staat und Bevölkerung im 19. und frühen 20. Jahrhundert

DISZIPLINÄRE GRENZBEZIEHUNGEN DER BEVÖLKERUNGSWISSENSCHAFT ZUR MEDIZIN, NATIONAL-ÖKONOMIE, STATISTIK – TEIL I
Moderation: Slvia Kesper-Biermann
Peter Kröner/ Heike Petermann: Eugenik und Medizinische Genetik in Deutschland, Großbritannien und den USA. Die Entwicklung bis zum Ciba Symposium „Man and his future“‹ (London, 1962) und Forum philippinum „Genetik und Gesellschaft“ (Marburg, 1969)
Ursula Ferdinand: Herausforderung Geburtenrückgangs – disziplinäre Grenzbeziehungen der Bevölkerungswissenschaft

DISZIPLINÄRE GRENZBEZIEHUNGEN DER BEVÖLKERUNGSWISSENSCHAFT ZUR MEDIZIN, NATIONAL-ÖKONOMIE, STATISTIK – TEIL II
Moderation: Josef Ehmer
Robert Lee /Michael Schneider: Official Statistics and Demography – A Research Project Review
Jörg Vögele /Thorsten Halling/Julia Schäfer: Der Mensch als volkswirtschaftliches Kapital. Theorie und Praxis ökonomischer Be- und Entwertung von Bevölkerungsgruppen

PERSONELLE UND INSTITUTIONELLE ENTWICKLUNGEN
Moderation: Peter Kröner
Patrick Henßler: Abgrenzung oder Anpassung? Gerhard Mackenroth und die NS-Rassen- und Bevölkerungspolitik
Elfriede Üner: Wirkungsgeschichte bevölkerungswissenschaftlichen Denkens der Leipziger Schule von 1878 bis 1945
Rainer Karlsch: Demographische Forschung in der DDR - Versuch einer Bilanz
Rainer Mackensen, Jürgen Reulecke: Abschlussdiskussion

Kontakt

Heike Görzig
FoGr Bevölkerungsfragen - TU Berlin
030/314 73643

goer0759@mailbox.tu-berlin.de


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