HT 2004: Zentralität und Raumgefüge der Großstädte im 20. Jahrhundert

HT 2004: Zentralität und Raumgefüge der Großstädte im 20. Jahrhundert

Organisatoren
Clemens Zimmermann
Ort
Kiel
Land
Deutschland
Vom - Bis
17.09.2004 -
Url der Konferenzwebsite
Von
Dieter Schott, TU Darmstadt

Wie bereits auf dem Historikertag 2002 präsentierte sich die Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU) 1 in Kiel mit einer eigenen Sektion der Historikerschaft. Der Sektionsleiter Clemens Zimmermann (Universität Saarbrücken) hatte - ausgerichtet auf das Gesamtthema des Historikertags "Kommunikation und Raum" - eine Sektion konzipiert, die Fragen des raumstrukturellen Wandels von Großstädten im 20. Jahrhundert auch im Hinblick auf die Wirkung von Medien thematisierte und die Bandbreite der im Rahmen der GSU verfolgten Fragestellungen und methodischen Ansätze demonstrierte.

In seiner Einleitung Räumlichkeit und Medialisierung der großen Städte im 20. Jahrhundert unterstrich Zimmermann zunächst, dass die Urbanisierungsdynamik sich im 20. Jahrhundert im Charakter tiefgreifend veränderte. Auf drei Untersuchungsebenen wurde dieser Wandel dann konkretisiert: Im Hinblick auf demographisches Wachstum brach der steile und lineare Wachstumstrend der Periode vor 1914 mit dem Weltkrieg abrupt ab, Großstädte stagnierten zunächst, erst Ende der 1920er und wieder Mitte der 1930er Jahre setzte eine erneutes, nun aber wesentlich auf Dienstleistungen basierendes Wachstum ein, gefolgt von einem radikalen Einbruch im Zuge des Bombenkriegs ab 1942. In der Wiederaufbauperiode manifestierte sich zunächst eine Stärkung der innerstädtischen Wirtschaft gepaart mit Bevölkerungswachstum. Seit den 1970er Jahren dominierte jedoch die Suburbanisierung, die Randwanderung von Wohnungen und Arbeitsplätzen, die zur Herausbildung großer städtisch überformter Agglomerationsräume führte anstelle der markant abgetrennten und extrem verdichteten Großstädte, die um 1900 noch dem platten Land gegenüberstanden.
Die zweite Untersuchungsebene bezog sich auf die strategische Position von Großstädten untereinander. Zimmermann unterstrich, wie hier die Industrie als "Städtebildner" ausfiel, während der tertiäre Sektor an Bedeutung gewann und langfristig auch die Städtekonkurrenz erheblich zunahm.
Als dritte Untersuchungsebene, insbesondere in den letzten Jahrzehnten relevant, verwies Zimmermann auf die Medialisierung, die Wirkung der elektronischen Publikations- und Kommunikationsmedien. Stadtraum wurde freigesetzt von ökonomisch-industriewirtschaftlicher Nutzung zu Gunsten von kulturellen und kommerziellen Inszenierungen. Als zentrale Fragestellung zur Untersuchung des raumstrukturellen Wandels in Großstädten schlug Zimmermann vor, die Dynamik der Prozesse und der an ihnen mitwirkenden Akteure genauer in den Blick zu nehmen.

Andere Entwicklungsmuster sind für DDR-Städte zu beobachten, wo die Planwirtschaft die ältere stadträumliche Dominanz der Industrie zunächst konserviert hatte. Erst nach 1989 kam es dann zu katastrophalen Zusammenbrüchen industrieller Beschäftigung, zur faktischen Umkehrung der quantitativen Urbanisierung in "schrumpfenden Großstädten". Im Hinblick auf die Forschungslage wies Zimmermann darauf hin, dass die historische Urbanisierungsforschung sich bislang auf die klassische Hochurbanisierung bis 1914 konzentriert habe, auf die Genese kultureller Urbanität. Demgegenüber sei die Periode nach 1918 noch deutlich weniger von der Stadtgeschichte erforscht. Mit diesem Postulat, das ganze 20. Jahrhundert unter urbanisierungsgeschichtlichen Perspektiven zu untersuchen, nahm Zimmermann eine bereits in Grundsatzdiskussionen der GSU auf der Mitgliederversammlung 2001 in Gelsenkirchen mehrfach artikulierte Zielsetzung wieder auf.2 Modelle und Untersuchungsansätze dazu stünden - so Zimmermann - in den Nachbardisziplinen der Stadtsoziologie, der Stadtplanungs- und Städtebaugeschichte bereit. Unter den Leitbegriffen "Deurbanisierung", "Global Cities", "Virtualisierung von Stadträumen" seien hier bereits fortgeschrittene Debatten vorhanden, die es gelte, für die Stadtgeschichte fruchtbar zu machen.

Von der Nachbardisziplin der Stadtplanungsgeschichte - die im Rahmen der GSU bereits ihren festen Platz gewonnen hat 3 - kam der erste Referent, Tilman Harlander (Universität Stuttgart). Sein bildgestützter Überblick "Zentralität und Dezentralisierung. Großstadtentwicklung und städtebauliche Leitbilder im 20. Jahrhundert" identifizierte in der systemspezifischen Suche nach der neuen Stadt das übergreifende Leitmotiv im Wandel der Leitbilder. Harlanders Sequenz städtebaulicher Leitbilder spannte für die ersten Jahrzehnte zunächst den Bogen von der Gartenstadt um 1900 bis hin zu Ernst Mays Trabantenstadtmodellen. In den 1930er Jahren konkurrierten großstadtfeindliche Leitbilder nationalsozialistischer Stadttheoretiker wie Gottfried Feder mit den Zwängen rüstungswirtschaftlicher Konzentration. Erst im Bombenkrieg erfolgte unter den Bedingungen großräumiger Zerstörungen eine zwangsweise Dezentralisierung weg von den zerbombten Großstädten. Die Erfahrung des Bombenkriegs, wo Straßenschluchten zu Todesfallen wurden, vereinte die große Mehrheit der Stadtplaner in radikaler Ablehnung der Bausubstanz der Gründerzeit. Das Leitbild der gegliederten und aufgelockerten Stadt, die auch Raum für das Auto bieten sollte, bildete de facto die Plattform für den westdeutschen Wiederaufbau.4 Während sich der westdeutsche Wiederaufbau relativ reibungslos in westeuropäische Muster eingliederte, wurden in der DDR mit den 16 Grundsätzen des Städtebaus, mit aus Traditionen sowjetischer Planstädte entwickelten industriellen Neustädten wie Eisenhüttenstadt zunächst deutlich andere Muster des städtischen Wiederaufbaus und -Ausbaus entwickelt. Harlander verwies dann auf die Desillusionierung mit den Folgen des Wiederaufbaus, auf die zunächst politisch-kulturell verstandene Forderung Edgar Salins nach "Urbanität durch Dichte", die jedoch im Zuge der ungebremsten Kommerzialisierung der Innenstädte zu einer massiven "zweiten Zerstörung" der Städte führte. Erst mit der wirtschaftlichen Krise der 1970er Jahre und dem europäischen Denkmalschutzjahr von 1975 leitete die Wiederentdeckung der historischen Stadt" eine "Stadterneuerung der kleinen Schritte" ein. Für die jüngste Vergangenheit unterstrich Harlander, dass Prognosen, die einen radikalen Bedeutungsverlust der Innenstädte durch die vermeintlich Standortfaktoren revolutionierenden neuen Informations- und Kommunikationstechnologien voraussagten, sich nicht realisiert hätten. Trotz Verlagerung routinisierbarer Tätigkeiten an periphere Standorte zeigten Innenstädte als Standorte von "tacit knowlege", urbane Milieus als Brutstätten von Innovation in Zukunftstechnologien eine bemerkenswerte Resistenz. Die Kernstadt würde daher, so Harlanders Fazit, nicht bruchlos von der "Zwischenstadt" abgelöst.5 Vielmehr sei ein Wandel in der Verteilung von Funktionen zwischen Kern und Rand zu konstatieren und neuere Ansätze zur Revitalisierung von Innenstädten, zur Stabilisierung einer sozial gemischten Bevölkerung stimmten hoffnungsvoll.

Die säkulare Tendenz zur Randwanderung von Wohnbevölkerung behandelte dann der Vortrag von Gerd Kuhn (Universität Stuttgart) "Suburbanisierung in historischer Perspektive". War Suburbanisierung zunächst um 1900 primär eine Fluchtbewegung des Bürgertums aus den umweltbelasteten und proletarisierten Großstädten auf der Suche nach Licht und Luft , so läßt sich nach dem Ersten Weltkrieg eine "Demokratisierung von Suburbia" konstatieren, vorangetrieben durch den Sozialwohnungsbau der Weimarer Republik. Dessen Leitbild erklärte das abgeschlossene Wohnen der Kleinfamilie zum Ideal und integrierte entsprechend alle zuvor halböffentlichen Funktionen (Toilette auf der Etage etc.) in den Privatraum der Wohnung. Nach diesem qualitativ hochwertigen suburbanen Wohnungsbau für die breite Bevölkerung war das "wilde Siedeln am Stadtrand" Ausdruck der Not der Weltwirtschaftskrise und zivilisatorisch zunächst ein Rückschritt. Das "Leben in Lagern", Massenphänomen des Kriegsendes und der unmittelbaren Nachkriegszeit, akzentuierte die Sehnsucht nach Rückzug in die suburbane Privatheit, die dann in der Wohnungsbaupolitik und Bausparförderung der Wiederaufbauzeit politisch und kulturell ihren Ausdruck fand. Kuhn betonte, das Vorstadtleben in der Bundesrepublik sei sozialhistorisch vergleichsweise wenig untersucht, gab dann allerdings der zeitgenössischen intellektuellen Kritik am Stumpfsinn der Vorstadt, wie sie von bildungsbürgerlichen Kritikern wie Schwagenscheit und Mitscherlich artikuliert wurde, breiten Raum. In Anlehnung an neuere angelsächsische Forschungen zur Suburbanisierung wäre zu fragen, inwieweit es fruchtbar ist, suburbanes Leben kulturell nur als Schwundstufe vermeintlich vitaler und vielschichtiger Kommunikationszusammenhänge zu begreifen.6

Muster des Stadtwachstums zweier europäischer Metropolen behandelte der Beitrag von Christoph Bernhardt (IRS Erkner/ Berlin) "Stadtwachstum zwischen Dispersion und Integration: Die Beispiele Groß-Berlin und Paris 1900-1930". Bernhardt betonte, wie sich im Falle Berlin über regionale Verkehrssysteme sowie staatliche Regulierung der Stadterweiterung über die bis 1920 existierenden Stadtgrenzen hinaus ein vergleichsweise homogenes Siedlungsmuster von mehrgeschossigen Mietshäusern herausgebildet hat, basierend auf einer guten infrastrukturellen Erschließung. Das "sanitäre Ordnungsmodell der modernen Stadt" habe sich in Berlin bereits vor 1914 flächendeckend durchgesetzt, bestimmte den Erwartungshorizont der Bevölkerung hinsichtlich sanitärer Wohnungsausstattung und wirkte sozial ausgleichend. Demgegenüber lasse sich für Paris eine krasse Differenz zwischen hochverdichteter, infrastrukturell gut erschlossener Kernstadt und der Banlieue festmachen, die ohne behördlich sanktionierte Baulinienplanung weitgehend in privater Initiative mit einfachen Einfamilienhäusern der Arbeiterschaft und des unteren Mittelstands im Zuge einer "informellen Suburbanisierung" besiedelt wurde. Die defizitäre Infrastruktur, die häufigen Überschwemmungen und schlechten sanitären Verhältnisse waren denn auch ein politisches Dauerthema in der Banlieue, dessen sich insbesondere die Kommunistische Partei annahm. Bernhardt sieht daher als Folge der Herausbildung unterschiedlicher Siedlungsmuster und Muster sozialer Segregation auch eine markant unterschiedliche sozio-politische Topographie mit z.T. langfristiger Prägewirkung entstehen. Bedauerlicherweise führte Bernhardt seinen Vergleich nicht über 1930 hinaus; allerdings hätte die politische Spaltung Berlins nach 1945 einem solchen Metropolenvergleich ohnehin enge Grenzen gezogen.

Die Debatte drehte sich einerseits um besondere Merkmalen der "europäischen Stadt", die Harlander mit Dichte, funktionale und sozial Mischung, Stadt der kurzen Wege und Qualität und freie Zugänglichkeit der öffentlichen Räume charakterisierte. Ein anderer Diskussionspunkt zielte auf nationalkulturelle Präferenzen für das Wohnen im Grünen und deren Genese. Angesprochen wurden dabei auch aktuelle Beispiele von Suburbanisierung etwa in China, wo mit Hochhaussiedlungen und Massenwohnungsbau europäische und amerikanische Vorbilder ohne Rücksicht auf chinesische Kulturformen kopiert würden. Bernhardt verwies mentalitätsgeschichtlich als Wasserscheide auf den Ersten Weltkrieg, der in breiten Schichten auch der Arbeiterschaft das Wohnen im Grünen popularisiert habe.

Der zweite Teil der Sektion fokusierte auf der Medialisierung des 20. Jahrhunderts und deren Einfluss auf das Raumgefüge der Großstädte. In seinem konzeptionell originellen Beitrag "Sichtbar - Hörbar! Radioapparat und Stadt: Knoten im vernetzten Kommunikationsraum" untersuchte der belgische Technikhistoriker Andreas Fickers (Universität Utrecht), wie mit der Entwicklung des Radioapparats zum Massenmedium die verschiedenen Sender mit ihren Städtenamen auf den Frequenzskalen präsent gemacht wurden. Er arbeitete heraus, wie sich mit der Nennung der Städtenamen der Sender gewissermaßen ein virtueller Hörraum konstituierte. Kurioserweise setzte mit Hilfe der geeichten Skalen mit Städtenamen, eine "Rückkehr des Schaudenkens" ein, eine Visualisierung der Hörerfahrung, während Radiotheoretiker zunächst von einer Aufwertung des Hörsinns, einem "Hördenken" gesprochen hatten. Die Senderskala lieferte gleichsam den "Fahrplan für die Ätherreise", die Darstellung der Sender auf der Skala reflektierte nicht die tatsächlichen Unterschiede in der Frequenz und produzierte so einen virtuellen Städteraum, ähnlich wie gleichzeitige Repräsentationen von Verkehrsnetzen, etwa der berühmte Londoner U-Bahn-Plan, von den realen Entfernungen zwischen den Stationen abstrahierten. Fickers sah in der durch das Radio erschlossenen Hörwelt eine neue Qualität, den "Wandel von der sichtbaren zur unsichtbaren Vernetzung" von Welt, die Senderskalen waren so etwas wie ein "früher Atlas der Globalisierung".

Der letzte Vortrag von Karl Christian Führer (Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg) "Stadtraum und Massenmedien" setzte sich am Beispiel der "Medienstadt Hamburg" mit Präsenz und Wirkung von Massenmedien im Stadtraum auseinander. Tageszeitungen als wichtigste urbane Massenmedien der Zwischenkriegszeit hinterließen ihren städtischen Fußabdruck insbesondere im Zeitungsviertel, wo die Verlagshäuser der wichtigsten Hamburger Tageszeitungen auf engem Raum um den Gänsemarkt konzentiert waren. Führer zeigte, wie sich Zeitungsverlage mit ihren Druck- und Verlagshäusern architektonisch in Szene setzten, wie der materielle Produktionsprozess, der auf dem Niveau herkömmlicher Drucktechnik auf den Standort Innenstadt unverzichtbar angewiesen war, zur Schau gestellt wurde, wie die Auslieferung der Zeitungen am späten Nachmittag zum städtischen Ereignis wurde, das den Verkehr im Zeitungsviertel vorübergehend fast zum Erliegen brachte. Zeitungen, ihr Produktions- und Distributionsprozess und das Zeitungsviertel wurden so zur Essenz urbanen Lebens, verkörperten Tempo, Aktualität, aber auch Schnelllebigkeit. Eine Untersuchung der Hamburger Kino-Landschaft als hierarchisches, Standorte prägendes Raummuster bildete den zweiten Teil von Führers Vortrag. Nach einer Charakterisierung von Standorttypen der 89 Kinos in Hamburg in den 1930er Jahren, die auffällig in großbürgerlichen Vierteln fehlten, häufiger in Arbeitervierteln und bei U-Bahn-Haltestellen angelagert waren, zeigte Führer, wie die Distributionsmuster der Filmverleiher die Diffusion eines neuen Films vom luxuriösen Premieren-Kino in der Innenstadt bis hin zum letzten Vorstadt-Kino die Stadt als räumlich-kulturell hierarchischen Raum produzierten. Der Film "Heimat" mit Zarah Leander, 1939 in die Kinos gekommen, brauchte 13 Wochen, um von der Binnenalster schließlich in Niendorf, im Vorstadtkino der letzten Kategorie anzukommen. Medienstandorte "dehnten" also - so die Interpretation Führers - den Stadtraum, schufen ein innerstädtisches, sich in der Zeitdimension manifestierendes Gefälle von Zentrum und Peripherie.

In der Debatte ging es zum einen um Fortschrittlichkeit und Provinzialität im Hinblick auf die Nutzung der neuen Medien, ein Gefälle, das sich z.B. in den USA deutlich anders manifestierte als in Deutschland. Zum andern wurde die Frage aufgeworfen, ob Medialisierung Urbanisierung verstärkt oder schwächt. Die Referenten sahen eine Tendenz zur Nivellierung und Einebnung von Stadt-Land-Unterschied aufgrund der Wirkung von Medien ab ca. 1960.

Während die Sektion einerseits Veränderungstendenzen im Raumgefüge von Großstädten durch Stadtplanung, Suburbanisierung und Wiederaufbau prägnant zusammenfasste, wurden andererseits die Wechselwirkungen zwischen Medialisierung und veränderten Siedlungsmustern nur beiläufig thematisiert. Dies lag zum einen daran, dass verschiedene Beiträge sich auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, teilweise nur das erste Drittel konzentrierten und daher die Wirkung der neuen Medien in der Nachkriegszeit, insbesondere des Fernsehens, auf das Raumgefüge, nicht systematisch erfasst werden konnte. Zum anderen wäre neben der "Angebotsseite" städtebaulicher Leitbilder, technischer Produkte oder von Kinofilmen auch die Rezeptionsseite, der Konsum zu untersuchen 7: Konkret, wie kam die "gegliederte und aufgelockerte Stadt" im alltäglichen Wunschdenken der bundesrepublikanischen 50er Jahre an, was bedeutete die Hamburger Kinohierarchie für die Nutzung von Stadt, von kulturellen Angeboten für die Hamburger aus Niendorf oder Blankenese? Es gilt also für die Zukunft, die Grobperiodisierung bundesrepublikanischer (und westeuropäischer) Stadtentwicklung, wie sie die Stadtplanungsgeschichte erarbeitet hat, sozial- und kulturhistorisch zu unterfüttern und kritisch zu reflektieren. Zu hoffen ist, dass die in den letzten Jahren vorgelegten und noch in Arbeit befindlichen kulturhistorischen Forschungen hier für die Kategorie Raum anschlußfähig sind. Für eine übergreifende gesamtdeutsche Perspektive wesentlich ist auch die Einbeziehung der Geschichte raumstrukturellenWandels in DDR-Städten im Sinne einer "Parallelgeschichte" (Kleßmann) gesamtdeutscher Urbanisierungsforschung.

Anmerkungen:

1 Homepage der GSU < http://www.stadtgeschichte.tu-berlin.de/GSU/GSU.htm>.
2 Die Beiträge der Grundsatzdiskussion finden sich unter <http://www.stadtgeschichte.tu-berlin.de/GSU/GSUGrundsatzdiskussion.htm>. Abgedruckt auch in: Informationen zur modernen Stadtgeschichte, H. 1 (2002), S. 54-103.
3 Vgl. Bodenschatz, Harald, Städtebaugeschichtsforschung als disziplinenübergreifende Kommunikation, in: Informationen zur modernen Stadtgeschichte, H. 1 (2002), S. 81-83. Zum Arbeitskreis Planungsgeschichte in der GSU vgl. <http://www.stadtgeschichte.tu-berlin.de/GSU/GSU_AK_PG.htm>.
4 Göderitz, Johannes; Rainer, Roland; Hoffmann, Hubert, Die gegliederte und aufgelockerte Stadt, Tübingen 1957.
5 Sieverts, Thomas, Zwischenstadt. Zwischen Ort und Zeit, Raum und Welt, Stadt und Land, Braunschweig 1997.
6 Clapson, Mark, Invincible Green Suburbs, Brave New Towns: Social Change and Urban Dispersal in Post-War England, Manchester 1998.
7 Konzeptionelle Überlegungen dazu bei Zimmermann, Clemens: Stadt und Medien. Leitartikel, in: Informationen zur modernen Stadtgeschichte, H. 1 (2002), S. 5-13.

http://www.historikertag.uni-kiel.de/
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger