HT 2004: Conventus secundus historicorum balticorum - Geschichte des Ostseeraums

HT 2004: Conventus secundus historicorum balticorum - Geschichte des Ostseeraums

Organisatoren
Hain Rebas
Ort
Kiel
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.09.2004 - 15.09.2004
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Von
Ulrike Hanssen-Decker, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Die Sektion unter Leitung von Prof. Dr. Hain Rebas, Kiel, verfolgte zwei Ziele.
Zum einen verstand sie sich als ein Nachfolgetreffen zum Conventus primus historicorum balticorum, der 1937 in Riga stattgefunden hatte. Damals war es neben dem wissenschaftlichen Austausch die Absicht der versammelten Ostseeraumhistoriker gewesen, eine eigene Abteilung für die Geschichte des Ostseeraums im Welthistorikerverband zu begründen, was vom Verband selbst ausdrücklich befürwortet worden war. Dies, durch die bekannten politischen Ereignisse schließlich verhinderte Ziel, sollte mit dem Kieler Treffen wieder aufgegriffen werden. Deshalb fand im Anschluß an die Vorträge ein Gründungstreffen für einen Conventus secundus historicorum balticorum statt, was ebenfalls von Rebas geleitet wurde. An dem Treffen nahmen neben den Referenten über 30 Wissenschaftler aus dem Ostseeraum teil. Zum anderen wollte die Sektion, im Einklang mit ihrem übergreifenden Titel und der erläuterten ersten Zielsetzung ,,einen Bogen über die vielfältigen thematischen und zeitlichen Aspekte der Geschichte des Ostseeraums spannen. Der Sektion lag insofern keine übergeordnete Fragestellung zugrunde, vielmehr reichten die Themen vom Hochmittelalter bis zur Bedeutung des historischen Bewußtseins im Ostseeraum nach 1991. Dabei wurde dem Motto des Historikertags "Kommunikation und Raum" aus verschiedener Perspektive Rechnung getragen.

Den Referaten war eine Einleitung durch den Sektionsleiter und die Verfasserin dieses Berichts vorangestellt. Rebas skizzierte Gründe, Aufgabe und Situation des Sektionsziels, die Geschichte des Ostseeraumes im Welthistorikerverband institutionell zu verankern sowie zukünftige Forschungsthemen. Als Hauptgrund nannte er die zurückgewonnene wissenschaftliche und politische Freiheit im östlichen Ostseeraum nach 1989. Sie müsse als Chance begriffen werden, die verschiedenen Nachfolgeinitiativen zum Conventus primus aus der Zeit des Kalten Krieges und der Umbruchphase zu Beginn der 1990er Jahre "auf ein gestrafftes europäisches Niveau" zu heben. Diese hätten immer im kleinen Rahmen gehandelt; daher sei es an der Zeit, das Ziel, sich im Welthistorikerverband zu etablieren, tatkräftig wieder aufzugreifen und die "Zeit der Zufälligkeiten und der Planlosigkeit der Ostseeraumforschung" zu beenden.

Im Hinblick auf die Situation des Projekts sah Rebas positive Entwicklungschancen für v.a. finanzielle aber auch ideelle Unterstützung seitens der EU und anderer auch politischer Institutionen. Voraussetzung dafür sei, wie er hervorhob, dass sich die Forschung den politischen und eben auch wirtschaftlichen Prozessen im Ostseeraum nicht verschließe sondern ihr Potential für beide Bereiche erkenne und aktiv einbringe. Abschließend ging Rebas kurz auf Themen zukünftiger Ostseeraum übergreifender Forschung ein. Er nannte an erster Stelle die "konstruktive Voraussetzung" für die Geschichte selbst, "nämlich die Ostsee..., ihre Gewässer, Schärenwelten, Küsten und ihr Klima." Auf dieser Grundlage sei es möglich, die technische Entwicklung der Kommunikation zu studieren, um die Geschichte von "Kommunikation und Raum" in der Ostseeregion zu verstehen und schließlich deren Beziehungsgeschichte bewerten zu können.

Dass der Conventus primus historicorum balticorum 1937 in Riga nicht nur eine wissenschaftlich hochrangige, sondern eine "staatstragende Angelegenheit" gewesen ist, erläuterte die Verfasserin in ihrem kurzen Vortrag über die erste große Zusammenkunft der Ostseeraumhistoriker. Sie beleuchtete das Treffen, das unter der Schirmherrschaft von Staatspräsident Karlis Ulmanis gestanden hatte, in Bezug auf die Organisation, den Teilnehmerkreis, das Programm und das Ergebnis. Die Verfasserin ging auch auf die Quellenlage ein, die Anlass gäbe zu Forschungen über den Conventus primus im Hinblick auf seine ideologische Verankerung. Sie verwies auf den Bericht des dänischen Historikers Harald Jørgensen, der in der Historisk Tidsskrift, Kopenhagen, von agitatorischen Reden der deutschen Teilnehmer, mit denen diese die deutsche Kulturmission in den baltischen Ländern zu untermauern versucht hätten, spricht. 1 Die Verfasserin machte darauf aufmerksam, dass eine ideologische Bezugnahme auf den Conventus primus in den deutschen Fachperiodika, soweit erkennbar, nicht stattgefunden habe. So fände sich z.B. in der Historischen Zeitschrift oder in den Hansischen Geschichtsblättern nicht einmal ein Hinweis auf die Zusammenkunft. Jörg Hackmann, Greifswald, gab hier zu bedenken, dass v.a. die Rezeption des Treffens in deutsch-baltischen Historikerkreisen in einer vertieften Betrachtung zu unterziehen sei.

Besonderes Augenmerk legte die Verfasserin auf das Referat des Tartuer Historikers Hans Kruus. Kruus beschäftigte sich unter dem Titel "Der Kampf um die Ostsee als Aufgabe der Geschichtsforschung" als Einziger mit der institutionellen Weiterentwicklung der Forschung über die Geschichte des Ostseeraums und damit auch mit einem Anliegen der Kieler Sektion. Die Verfasserin stellte zusammenfassend fest, dass es ein internationales Institut, wie Kruus es vorschwebte, auf absehbare Zeit wohl nicht geben werde und appellierte an die Kollegen, dass gerade deshalb, neben der geplanten Aufnahme in den Welthistorikerverband, zielgerichtet an bestehende Kooperationen angeknüpft werden müsse.

Eine Umsetzung des Plädoyers von Rebas, die Forschung möge sich auch um die Ostsee an sich kümmern, lieferte David Kirby, London, mit seinen Ausführungen "National and Regional Perspectives of the Baltic in an Age of Change". Er ging der Frage nach, warum die Versuche, eine Ostseeidentität zu definieren, sich so wenig auf die Bedeutung des Meeres selber konzentriert hätten. Dazu beleuchtete er, wie das Meer, die Küste und Küstengemeinschaften seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert umdefiniert wurden, um einem nationalen Selbstbild zu genügen. Als Quellen dienen ihm dabei literarische Werke, wie Fontanes "Effi Briest" oder Reiseberichte von Hans Christian Andersen. Seine Hauptfragestellung präsentierte Kirby, indem er auf die zahlreichen Beispiele für die Bedeutung des Meeres in den Verflechtungen historischer Einflüsse längst der Ostseeküste verwies, wie z.B. die Küstengemeinschaften in Nord-Jütland, die durch die Kommunikation über das Meer sehr viel mehr mit Südnorwegen gemeinsam hatten als mit dem eigenen dänischen Hinterland. Auch das kulturelle Leben maritimer Großstädte wie Hamburg oder St. Petersburg sei ohne den Einfluss ihrer Handelsverbindungen nicht denkbar.

Kirby erarbeitete drei Hauptgründe dafür, warum der vielfältige Austausch über die Ostsee zwar zu einem Gefühl der gemeinschaftlichen Identität beigetragen habe, aber weder zu einer maritimen Regionalität noch zu einer starken maritimen Tendenz im nationalen Selbstbild geführt habe. Er argumentierte überzeugend, dass Häfen und maritime Regionen per se Zonen der Intermission seien und weitaus aufnahmebereiter für Einflüsse von außen als von innerhalb des Landes, zu dem sie gehören. Dies habe zu einer Inter-Regionalität geführt, die schließlich inkompatibel mit den Zielen hoch zentralisierter Staaten des 19. Jahrhunderts gewesen sei. Zudem hätten die Staaten Küsten als Verteidigungslinien und Ausgangspunkte für globale Machterweiterung angesehen. Dadurch seien vorhandene Elemente einer Ostseeraumgemeinschaft geschwächt worden, wie auch durch technische und wirtschaftliche Entwicklungen sowie die Öffnung der Küsten für den Tourismus oder auch die Vereinnahmung des Maritimen im Sinne des nationalen Selbstbildes, wie z.B. in Schulbüchern, in denen beispielsweise Fischer häufig als positive Beispiele angeführt wurden, die, zufrieden mit ihrem Schicksal, ihrer Arbeit nachgegangen seien.

Die Frage nach einer Ostseeidentität, allerdings auf stärker historischer Grundlage, behandelte auch Klas-Göran Karlsson, Lund, in seinem Vortrag "Historical Consciousness in the Baltic Sea Area after 1991". Er stellte Tendenzen für die Entwicklung einer solche Identität im Zuge der Europäisierung des letzten Jahrzehnts fest, v.a. in Städten fernab der zugehörigen Hauptstadt, wie etwa in Kiel oder Danzig. Es zeige sich, dass die historische Perspektive, die sich Vielfalt und Unterschiedlichkeit widmet und nicht der Uniformität, den Menschen Antworten geben könne auf die Frage nach dem "Wir" und dem "Sie".

Ausgehend von verschiedenen Arten, Geschichte zu benutzen - existentiell, moralisch, politisch, ideologisch oder wirtschaftlich - stellte Karlsson als besondere Kategorie des ideologischen Gebrauchs den Nichtgebrauch (non-use) von Geschichte vor. Dieser Ansatz geht davon aus, "dass ein Staat oder eine Gesellschaft nicht durch Geschichte oder Tradition legitimiert wird, sondern durch gegenwärtige sozio-ökonomische und politische Beziehungen, die als günstig angesehen werden". Karlsson attestierte bezogen auf die Nachkriegszeit im westlichen wie im östlichen Ostseeraum eine Krise der Geschichte, hervorgerufen durch die Abkehr von ihr und den Nichtgebrauch (West) bzw. durch ihre Unterordnung unter die kommunistische Ideologie (Ost). Gleichwohl gäbe es ein Thema, das im gesamten Ostseeraum Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, nämlich der 2. Weltkrieg und die Vernichtung der Juden.

Den zweiten Teil seiner Ausführungen widmete Karlsson der daran angelehnten Frage, warum das Thema 2. Weltkrieg auch nach der Aufhebung der Trennung im Ostseeraum, die ja direktes Ergebnis des Krieges gewesen ist, nichts an Popularität einbüßt. Als ein Beispiel für die verstärkte Beschäftigung mit dem Holocaust stellte er das Projekt "Lebendige Geschichte" (Levande Historia) der schwedischen Regierung unter dem Aspekt des politischen Gebrauchs von Geschichte vor. Im Kern ist das Projekt, das auch nach Rußland und Lettland exportiert wurde, eine umfangreiche, staatlich stark unterstützte Informationskampagne über den nationalsozialistischen Völkermord. In seinem Fazit gelang es Karlsson eine nationale und eine europäische Ebene als Gründe für das Projekt und damit die Beschäftigung mit dem 2. Weltkrieg herauszuarbeiten. Er interpretierte es als Versuch der schwedischen Regierung, entgegen ihrer traditionell ablehnenden Haltung zur europäischen Einigung, europäische Werte zu befördern, sich zu einer Fügsamkeit gegenüber Nazideutschland zu bekennen und eine Schuld, nicht am Krieg teilgenommen zu haben, einzugestehen. In europäischer Perspektive nannte Karlsson die Funktion des Holocaust als Archetyp, um andere Völkermorde auf der Welt zu begreifen, und die Rolle von Auschwitz als Ausdruck des Bösen, die nach dem Zusammenbruch des Kalten Krieges neu besetzt werden müsse.

Der zweite Referent von der Universität Lund, Kristian Gerner, wandte sich in seinem reich bebilderten Vortrag "St. Petersburg and Moscow - a Russian Baltic Return Ticket in Time and Space?" der russischen Geschichte, konkret dem (gescheiterten) Projekt der russischen und sowjetischen Modernisierung und deren Wirkung auf den Ostseeraum zu. Gerner identifizierte die verschiedenen Stufen und Versuche der Modernisierung ausgehend von der Gründung St. Petersburgs durch Zar Peter I. 1703 und dessen Einverleibung der schwedischen Provinzen Estland und Livland, über Katharina II. bis hin zu Alexander I. Es sei Peters Ziel gewesen, westeuropäische Traditionen nach Russland zu bringen, erkennbar u.a. dadurch, dass Amsterdam als Vorbild für die neue Hauptstadt diente und Peter sich selbst als Imperator bezeichnete. Im Zusammenhang mit dem bolschewistischen Versuch, Russland durch ein neues soziales und ökonomisches System zu modernisieren, verwies Gerner auf die Pläne der Regierung aus dem Jahr 1931 zum Umbau der Hauptstadt Moskau. Man wollte einen gigantischen Sowjetischen Palast bauen, der, obwohl architektonisch an diese angelehnt, die amerikanischen Wolkenkratzer überragen sollte, um die Sowjetunion als fortschrittlichsten Staat weltweit darzustellen.

In seiner Schlußfolgerung bezeichnete Gerner sowohl das russische als auch das sowjetische Modernisierungsprojekt als fehlgeschlagen. Trotzdem seien, so Gerners paradoxe Argumentation, die Modernisierungsversuche Erfolge gewesen, und zwar für Schweden, Finnland, Estland, Lettland und Litauen. Als Argument zog er jeweils die historisch-politische Entwicklung in den Ländern heran, nach deren mindestens teilweiser (Finnland) Unabhängigkeit vom russischen und sowjetischen Einfluß. So habe sich Schweden nach dem Verlust seiner Provinzen seinem eigenen Modernisierungsprojekt zuwenden können, das in den Wohlfahrtsstaat des 20. Jahrhunderts eingemündet sei. Finnlands Status als russisches Großfürstentum habe Nationsbildende Kräfte mobilisiert, die schließlich einen souveränen Staat und ein wohlfahrtsstaatliches System hervorgebracht hätten. Die baltischen Staaten hätten nach ihrer Unabhängigkeit 1991 beginnen können, sich nach europäischem Maßstab zu entwickeln. Insofern sei die Modernisierung für Russland, das unter Putin zu einem Anti-Modernismus zurückkehrt sei, ein "Fehler" gewesen, für andere jedoch ein Erfolg, so Gerners Kernaussage.

Ein Beitrag zum Motto "Kommunikation und Raum" war in doppeltem Sinne das quellenkritische Referat "The Artlenburg Privilege 1161 and the Europeanization of the Baltic Rim" des Visbyer Historikers Nils Blomkvist. Im Artlenburger Privileg sicherte Heinrich der Löwe 1161 den Gotländern umfangreiche Rechte zu unter der Bedingung, dass seine eigenen Kaufleute die gleichen Rechte auf Gotland bekamen und dass die Gotländer regelmäßig Lübeck besuchten. Überliefert ist auch ein Befehl Heinrichs an einen gewissen Odelrich, die Deutschen zu bestrafen, die Gotländer angegriffen haben. Die Forschung hat sich v.a. auf die Frage der Reziprozität der Rechte von Deutschen und Gotländern konzentriert und auf die Rolle und Plazierung von Odelrich. Die tiefer liegende Frage war und ist diejenige nach der Machtstellung der deutschen Kaufleute auf Gotland und, nach traditionellem Verständnis, im gesamten Ostseeraum. Die gerade im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg ideologisch verbrämt geführte deutsch-skandinavische Forschungsdebatte, der es bis heute nicht gelungen ist, eine akzeptierte Interpretation des Artlenburger Privilegs zu liefern, nahm Blomkvist zum Anlass, eine eigene Interpretation vorzustellen. Dabei ging es ihm nicht nur darum zu zeigen, dass sich eine Lesart, wonach Odelrich als Vogt einer Gemeinschaft von Deutschen auf Gotland installiert worden sei (Rörig, v. Brandt, Jordan), nicht zwangsläufig aus den Quellen ergibt. Er schlug den Bogen weiter zur grundsätzlichen Herausforderung, mittelalterliche Urkunden aus dem Ostseeraum als Fundament für die Europäisierung der Ostseewelt zu erforschen. So gäbe es immer noch grundverschiedene Lesarten entscheidender Urkunden zwischen deutschen und skandinavischen Forschern, obwohl historische Entwicklungen heute anders bewertet würden als noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Blomkvist argumentierte in seinem Fazit, dass Odelrich kein Anführer von Deutschen auf Gotland gewesen sein kann, da er Vergehen bestrafen sollte, die in einer Stadt begangen worden waren, in der der herzögliche Marktfriede proklamiert worden war, was auf Gotland nie passiert sei. Das Artlenburger Privileg sei vielleicht eine Eintrittskarte für die Gotländer gewesen oder auch eine vorsichtige Strategie, um Lübeck in den Osteseehandel einzuklinken. Auf jeden Fall wird es etwas Anderes gewesen sein als "ein schnelles Rezept für eine wirtschaftliche Eroberung".

Machtpolitische Aspekte in der Geschichte des Ostseeraums behandelte Matti Klinge, Helsinki, in seinem Vortrag "Ostseewelten: Wechselspiele der großen und kleinen Mächte durch die Jahrhunderte", in dem er die "großstrategischen Verhältnisse" im Ostseeraum analysierte. Als Ausgangspunkt wählte er die bedrängte Lage Finnlands und seine politischen Optionen als kleine Macht im Ostseeraum in den dreißiger Jahren, die er anhand der Tagebücher des ehemaligen finnischen Präsidenten Paasikivi aufzeigte. Daran anknüpfend argumentierte er, "dass dieser Raum [der Ostseeraum] eine, aber fast niemals die einzige Szene der Großmachtrivalitäten gewesen ist." Dies untermauerte er mit zahlreichen Beispielen aus der Geschichte des Ostseeraums seit dem 16. Jahrhundert, die die Verflechtungen von Interessen und das Wechselspiel der Mächte deutlich werden ließen. So sei z.B. die schwedische Ostseepolitik nicht ohne die Bündnisse mit solch geographisch entfernten Mächten wie Frankreich und der Türkei verstehbar, und Dänemark müsse man auch immer wieder aus seiner Allianz mit England und Rußland, den Gegnern Schweden, heraus verstehen.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sieht Klinge Russland in einer vergleichbaren Position wie derjenigen am Ende des 16. Jahrhunderts und derjenigen von 1920. Eine militärische Bedrohung leitete er davon jedoch nicht ab. Vielmehr könne man aus der Geschichte des Ostseeraums lernen, dass die Ereignisse in der Region immer in hohem Maße durch das Geschehen in anderen Regionen verstehbar würden und dass Handel, Kultur und Zusammenarbeit ein Verständnis zwischen den Völkern fördere, das die militärische Großmachtpolitik beschränken möge, so Klinges Fazit.

Insgesamt gelang es den Vortragenden, den Zuhörern die Vielfalt historischer Forschung im Ostseeraum zu erhellen und Anregungen für zukünftige Forschungsvorhaben zu liefern. Es ist zu hoffen, dass die Impulse der Sektion in der angestrebten Zusammenarbeit im Welthistorikerverband und darüber hinaus Früchte tragen. Die Kieler Sektion sollte ein vielversprechender Anfang gewesen sein.

Anmerkungen:
1 Jørgensen, Harald: Nytt fra historisk videnskab, in: Historisk Tidsskrift 4 (1937-38), S. 470-471, hier S. 470.

http://www.historikertag.uni-kiel.de/