Plurale Protestantismen. Religiöse Gruppenbildungen im 17. und 18. Jahrhundert

Plurale Protestantismen. Religiöse Gruppenbildungen im 17. und 18. Jahrhundert

Organisatoren
Sebastian Kühn / Alexander Schunka, Freie Universität Berlin
PLZ
10099
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Fand statt
In Präsenz
Vom - Bis
17.02.2023 - 18.02.2023
Von
Julian Pfau, Friedrich-Meinecke-Institut, Freie Universität Berlin

Der internationale Workshop am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin nahm Gruppenbildungsprozesse innerhalb des mitteleuropäischen Protestantismus im 17. und 18. Jahrhundert in den Blick. Damit knüpfte er an die Historiografie der vergangenen Jahre an, die der Heterogenität religiöser Überzeugungen im Europa der Frühen Neuzeit viel Aufmerksamkeit widmete. Bislang standen allerdings häufig Fragen nach den Mechanismen des Zusammenlebens zwischen Menschen verschiedener Konfessionen im Vordergrund. Demgegenüber war die Forschung zu binnenkonfessioneller Vielfalt vor allem durch Kategorisierungen („Lutherische Orthodoxie“, „Pietismus“, etc.) gekennzeichnet, die aufgrund ihrer oft zeitgenössischen, polemischen Herkunft problematisch sein können. Ziel der insgesamt elf Vorträge von Expert:innen aus fünf Ländern war es, diese älteren Denkmuster und Kategorisierungen durch meist fallstudienartige Zugriffe auf intrakonfessionelle Gruppenbildungsprozesse aufzubrechen. Die Veranstaltung stand im Zusammenhang mit dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt „Plurale Protestantismen. Korrespondenzkultur und religiöse Gruppenbildung im frühen 18. Jahrhundert“ am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin.1

Zentrale Anliegen der Tagung wurden eingangs von SEBASTIAN KÜHN (Berlin) vorgestellt. Er hob einerseits das Sichtbarmachen der Vielfalt religiösen Lebens innerhalb vermeintlich homogener Konfessionskulturen und die sich daraus ergebenden kommunikativen Praktiken hervor. Andererseits offenbarten insbesondere die Prozesse der Bildung subkonfessioneller Gruppen Mehr- und Uneindeutigkeiten als wesentliche Strukturelemente religiöser Lebenspraxis jenseits vorgeschriebener Dogmen. Interessant sei in diesem Zusammenhang die Frage, wie in verschiedenen Kontexten Zugehörigkeiten erzeugt und religiöse Gruppenidentitäten konstruiert wurden.

Für die Entstehung religiöser Gruppen in der Frühen Neuzeit waren binnenkonfessionelle Kontakte von zentraler Bedeutung. ALEXANDER SCHUNKA (Berlin) stellte exemplarisch fünf „Begegnungsräume“ vor, in denen Menschen verschiedener innerprotestantischer Milieus aufeinandertrafen. Eine solche Kontaktzone bildeten demnach erstens multikonfessionelle Fürstenhöfe wie in Berlin, wo reformiert-lutherische Pluralität zwar nicht angestrebt, aber dennoch allgegenwärtig war. Ein weiterer Begegnungsraum waren Waisenhäuser wie die 1698 von August Hermann Francke gegründete Einrichtung in Halle. Über ganz Europa verteilten sich drittens Minderheits- und Fremdengemeinden, die sich zudem oft in direkter Nachbarschaft mit Kirchengemeinden anderer Gruppierungen befanden. In außereuropäischer Perspektive trafen viertens in Missionsgebieten Protestanten unterschiedlicher Milieus aufeinander, wo sie häufig miteinander konkurrierten. Zeitlich begrenzte Begegnungsräume eröffneten schließlich Verkehrsmittel wie Kutschen und Schiffe, die Chancen für das Kennenlernen von Gleichgesinnten boten. Innerprotestantische Pluralität war somit in der Heimat und in der Fremde gleichermaßen präsent, was einerseits dazu beitrug, binnenkonfessionelle Grenzen zu konturieren, andererseits aber auch irenische Projekte zur Einebnung von Differenzen förderte.

Um die Analyse von Körperpraktiken als Ausdruck konfessioneller, sozialer und politischer Deutungszusammenhänge ging es im Beitrag von XENIA VON TIPPELSKIRCH (Frankfurt am Main). Sie untersuchte die Rezeption religiöser Ekstaseerlebnisse in verschiedenen Regionen, wobei der Fall der Hugenottin Isabeau Vincent 1688 und dessen Wahrnehmung im niederländischen und im Schweizer Refuge im Fokus standen. Die fünfzehnjährige Vincent verkündete im Schlaf Prophezeiungen, u.a. über den nahenden Untergang Roms, welche von körperlichen Zeichen wie dem Ausstrecken und Schütteln ihrer Arme begleitet wurden. Während die Hugenotten in Rotterdam die Wahrhaftigkeit der Erlebnisse verteidigten, bezweifelten die Glaubensgenossen im Schweizer Refuge das Vorliegen einer göttlichen Ekstase. Bedeutsam war für beide Argumentationen die körperliche Reaktion der Ekstatikerin während des Ereignisses und danach. Der in Rotterdam lebende Theologe Pierre Jurieu ordnete medizinische Untersuchungen an, um durch den Ausschluss körperlicher Ursachen die Echtheit der Ekstase nachzuweisen. Demgegenüber stellten die Hugenotten in der Eidgenossenschaft die körperliche Unempfindlichkeit Vincents in Frage. Die Einordnung dieses prominenten Falls in größere Zusammenhänge veranschaulicht, dass frühneuzeitliche Ekstatiker:innen religiöse Debatten auslösten, in denen menschliche Körper als Beweismittel zur Bestätigung von Transzendenzerfahrungen eingesetzt wurden und damit als Akteure in einem religiös, sozial bzw. politisch brisanten und binnenkonfessionell pluralen Feld wirkten.

Innerprotestantische Konflikte des 18. Jahrhunderts werden oft an der vermeintlichen Gegenüberstellung zwischen Pietismus und lutherischer Orthodoxie festgemacht. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Religionsgespräch zwischen dem Dresdner Superintendenten Valentin Ernst Löscher und August Hermann Francke, das 1719 in Merseburg stattfand. SEBASTIAN KÜHN machte auf die historiografisch bisher unzureichend reflektierte Mittlerposition der Adeligen Magdalena Elisabeth von Hallart in diesem Konflikt aufmerksam. Diese war Teil lokaler und überregionaler protestantischer Netzwerke und hatte guten Kontakt zu Francke in Halle, welchen sie nutzte, um im theologischen Streit mit Löscher zu vermitteln. Hallart verfolgte allerdings eine eigene Agenda: In einer Reihe von Treffen versuchte sie, ihren Gesprächspartner Löscher unter geschicktem Einsatz ihrer sozialen Stellung zum „wahren Christentum“ zu bekehren. Die Auseinandersetzung zwischen Francke und Löscher kann somit nicht als rein theologisch-gelehrte Debatte zwischen Pietismus und lutherischer Orthodoxie gedeutet werden. Stattdessen muss sie als Teil innerprotestantischer Dynamiken verstanden werden, bei denen soziale und geschlechtsspezifische Faktoren zu berücksichtigen sind.

Dass nicht nur einzelne Personen und ihre Kontakte, sondern auch größere Gruppen als innerprotestantische Mittelsleute fungieren konnten, lässt sich an den ungarischen Exulanten des ausgehenden 17. Jahrhunderts nachvollziehen. Im lutherischen Mitteldeutschland fanden diese zwar Zuflucht, dennoch waren sie immer wieder Anfeindungen durch die einheimische Bevölkerung ausgesetzt. EVA KOWALSKÁ (Bratislava) schilderte die Prozesse, in denen eine konfessionelle Identität dieser Gruppe erst in der Fremde geschaffen wurde. Das ambivalente Verhältnis der deutschsprachigen Lutheraner zu den Exulanten bestärkte Theologen wie Philipp Jacob Spener in ihrer Kritik an den moralischen Zuständen der lutherischen Kirche. Die Exulanten dienten somit als Inspirationsquelle für neue Vorstellungen von Frömmigkeit. Durch ihre Kontakte zu Spener und den sich entwickelnden pietistischen Ideen wurden Teile des geistlichen ungarischen Exils außerdem selbst zu religiösen Vermittlern. Die intensive Pflege von Kontakten in die Heimat sowie die Rückkehr einiger Exulanten nach Ungarn Ende der achtziger Jahre sorgten dafür, dass die neuen Frömmigkeitsvorstellungen über räumliche und sprachliche Grenzen hinweg verbreitet wurden.

Einen Blick auf die vielschichtige Bedeutung von Lektüre in Prozessen protestantischer Vergemeinschaftung warf ANDREAS PIETSCH (Münster). Insbesondere Erbauungs- und Unterweisungsschriften übten in der Frühen Neuzeit einen großen Einfluss auf die Formierung religiöser Gruppen aus, da sie praktische Anleitungen für das religiöse Leben boten und damit nicht nur theologisch Gelehrten zugänglich waren. Kritische Zeitgenossen wie Johann Adam Raab, Gottfried Arnold oder Friedrich Breckling beschäftigten sich intensiv mit der Frage, welche Literatur als hilfreich und welche als problematisch gelten sollte. Besonders augenfällig ist die damit verbundene Segregation religiöser Anschauungen in den Wahrheitszeugenkatalogen von Arnold und Breckling. Diese Kataloge eigneten sich in besonderer Weise zur religiös-konfessionellen Differenzmarkierung sowohl durch Kanonisierung als auch durch Ausschluss von Werken aus einem Repertoire erbaulicher Literatur. Ein Vergleich der Zuordnungsschemata von Werken und ihren Autoren gewährte einen Einblick in die oft sehr differenzierten und teilweise paradox scheinenden Positionen Gelehrter gegenüber religiöser Lektüre. Letztlich erlaubt demnach eine diachrone Untersuchung solcher Kommentare, die Praktiken und Taxonomien des Ordnens von religiöser Vielfalt im historischen Wandel nachzuzeichnen.

MARKUS FRIEDRICH (Hamburg) ergänzte die Beiträge des Workshops durch einen Abendvortrag über die konfessionelle „Gegenseite“ – namentlich zu frühneuzeitlichen „pluralen Katholizismen“. Bereits seine Betrachtung der Organisationsstrukturen der römisch-katholischen Kirche machte deutlich, dass es sich auch beim Katholizismus keineswegs um ein monolithisches Glaubenssystem handelte. Obwohl eine universale Ämterhierarchie mit dem Papst als unangefochtener Spitze bestand, gab es im Spannungsfeld von Welt- und Ortskirche eine große Pluralität sich wandelnder institutioneller Instanzen. Aus dem Gegensatz von lokalem und universalem Katholizismus ergaben sich unterschiedliche Bedürfnisse und Perspektiven. Regionale Praktiken der Heiligenverehrung wurden oftmals nicht kanonisiert und hatten daher nur eine örtlich begrenzte Bedeutung. Auch in den Bereichen der Frömmigkeit und Liturgie ließen sich unzählige Uneindeutigkeiten erkennen. Zudem kam es wiederholt zu Konflikten um dogmatische Positionen, wobei die Grenze des theologisch Akzeptablen vielschichtigen Aushandlungsprozessen unterlag. Vielfalt wurde sowohl durch veränderte Denkmuster im Wandel der Zeit als auch durch die lokale Aneignung des Katholizismus außerhalb Europas erzeugt. Obwohl die Kurie Mittel zur Bekämpfung abweichender Lehren und Praktiken kannte, reagierte sie in vielen Fällen mit Schweigen und ließ damit Raum für die Entwicklung unterschiedlicher katholischer Glaubensformen.

Am zweiten Tag des Workshops widmete sich zunächst JULIANE ENGELHARDT (Kopenhagen) der vom Alten Reich ausgehenden Verbreitung radikalpietistischer Ideen und Praktiken in Dänemark und Norwegen im frühen 18. Jahrhundert. Dabei hob sie gemeinsame Charakteristiken wie Chiliasmus und die Befürwortung von Frauen als Predigern hervor. Anhänger:innen radikalpietistischer Glaubensvorstellungen trennten sich von der dominanten lutherischen Kirche, der sie einen moralischen Verfall unterstellten. Ihre Absonderung hatte Konflikte mit der Institutionskirche zur Folge, die sich in der Ausprägung distinkter Emotionsregimes ausdrückte. Während sich die Separatisten vor Ächtung und Verfolgung fürchteten, waren lutherische Kirchenfunktionäre besorgt, dass die polarisierenden Positionen von Außenseitern einer Verbreitung von Häresie Vorschub leisten könnten. Entlang dieser Konfliktlinien lasse sich somit die Verwendung von „Emotiven der Intoleranz“ nachvollziehen, welche gegenseitige Abgrenzungsprozesse dokumentieren.

LENNART GARD (Berlin) beschäftigte sich in seinem Vortrag mit Mechanismen nonkonformistischer Gemeinschaftsbildung um 1700. Anhand des Eheverständnisses der sogenannten Engelsbrüder – der Anhängerschaft Johann Georg Gichtels und Johann Wilhelm Überfelds – demonstrierte er, wie vor dem Hintergrund des Ideals einer Gemeinschaft der wahren Frommen mit sozialer Vielfalt umgegangen wurde. Die Historiografie hat diese Gruppe bisher vor allem mit Ehefeindlichkeit und sexueller Abstinenz assoziiert. Eine Auswertung der Korrespondenzen Gichtels und Überfelds zeigt dagegen, dass die beiden im Sinne der Sophienlehre Jakob Böhmes einen erweiterten Ehebegriff vertraten, der auch eine geistige Heirat zwischen Männern erlaubte. Zudem ermöglichte ein weites Keuschheitsverständnis, dass auch Verheiratete in die Ehe mit der himmlischen Jungfrau Sophia eintraten. Nichtsdestoweniger provozierte die kirchliche Trauung von Mitgliedern der Gruppe ebenso wie die Geburt von Kindern Konflikte. Aus der Zusammenschau geht jedoch hervor, dass weder formelles Ledigsein und sophiologische Heirat noch klassische Trauung und Keuschheit einander ausschließen mussten. Der Vortrag stellte dadurch auch die bis heute gängige Vorstellung in Frage, dass die nonkonformistische Suche nach Gleichgesinnten in tendenziell monolithischen Gemeinschaften mündete.

Die große Bedeutung personaler Netzwerke für die Bildung religiöser Gruppen wurde von den Referierenden wiederholt demonstriert. ADELISA MALENA (Venedig) schloss hieran an, indem sie den gelehrten Vermittler Heinrich Wilhelm Ludolf und sein Projekt einer christlichen Universalkirche vorstellte. Seine Pläne trieb Ludolf über eine umfangreiche, mehrsprachige Korrespondenz mit Angehörigen der deutschen protestantischen Kirchen, des Halleschen Pietismus, der Church of England, des religiösen Nonkonformismus und auch mit Anhängern des römischen Katholizismus sowie der Ostkirchen und des Islams voran. Die intensiven Briefkontakte Ludolfs können als inhärenter Teil seiner religiösen Überzeugungen verstanden werden, da es sein Anspruch war, Verbindungen zwischen „wahren Gläubigen“ unabhängig von ihren nominellen Konfessionszugehörigkeiten herzustellen. Sprachlich griff Ludolf immer wieder auf eine Strategie demonstrativer konfessioneller Unparteilichkeit zurück, um die Provokation von Konflikten zu vermeiden. Diese zeitgenössisch häufig beschworene, spezielle Form von „Unparteilichkeit“ diente ihm zur Bildung einer imagined community von Gläubigen einer Universalkirche nach seinen Vorstellungen.

JONATHAN STROM (Atlanta/Berlin) eröffnete eine transnationale und transkonfessionelle Perspektive auf protestantische Bekehrungsberichte (conversion narratives). Seinem Vortrag zufolge boten Bekehrungsgeschichten mustergültige Modelle zur Verbreitung eines „wahren Christentums“. Diese zunächst in England verschriftlichten autobiografischen Erzählungen fanden durch Übersetzungen in die deutsche Sprache, u. a. von Theodor Undereyck, ihren Weg in frühe pietistische Kreise, wo ihre Bewertung ambivalent ausfiel. Die englischen Bekehrungsberichte entstammten verschiedenen konfessionellen Milieus wie dem Puritanismus oder dem Täufertum. Philipp Jacob Spener stand der Lektüre solcher Erzählungen skeptisch gegenüber, da er die Verbreitung unerwünschter religiöser Positionen fürchtete. In den dreißiger Jahren des 18. Jahrhunderts wurden Bekehrungsberichte im deutschsprachigen Pietismus erneut stärker rezipiert. Ihre Perspektive wurde jedoch nun häufig verändert, indem sie in der dritten Person wiedergegeben wurden. Dies eröffnete den Theologen den nötigen Spielraum, die Erzählungen stärker zu überarbeiten und ihren eigenen Überzeugungen anzupassen.

In ihrem abschließenden Kommentar zum Workshop stellte VERONIKA ALBRECHT-BIRKNER (Siegen) einige Verbindungslinien zwischen den einzelnen Vorträgen heraus. Demnach konnten die Referierenden zeigen, dass die dargestellten Gruppenbildungsprozesse durch Machtfaktoren und soziale Rahmenbedingungen sowie theologische Standpunkte bestimmt und sowohl diskursiv als auch lebenspraktisch verwirklicht wurden. Zugleich boten Abschlusskommentar und -diskussion wertvolle Hinweise zu inhaltlichen Desideraten und zum Bedarf einer weiteren konzeptionellen Schärfung zentraler Begriffe wie „Pluralität“ und „Gruppe“ in religions- und sozialgeschichtlicher Perspektive, die von den Organisatoren des Workshops bewusst relativ offengehalten worden waren. Übergreifend wurde festgestellt, dass weitere Überlegungen zum Umgang mit traditionellen Kategorisierungen religiöser Gruppen notwendig sind. Die Beiträge des Workshops machen deutlich, dass Bezeichnungen wie „Pietismus“ oder „Orthodoxie“ den in der Praxis oftmals fluiden Zugehörigkeiten sowie der Dynamik und Offenheit von personalen Netzwerken häufig nicht gerecht werden.

Der von der Friedrich-Meinecke-Gesellschaft geförderte internationale Workshop hat ein Licht auf die innerprotestantischen Dynamiken Mitteleuropas in der Umbruchszeit des ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhunderts geworfen und unterschiedliche empirische Ansätze bzw. Forschungspositionen in einen kreativen Dialog miteinander gebracht. Die Beiträge der Vortragenden und zahlreich anwesenden Diskutant:innen konnten eindrücklich die Uneindeutigkeiten und scheinbaren Widersprüche von Gruppenbildungsprozessen und religiösen Selbst- und Fremdzuschreibungen aufzeigen. Hieraus lassen sich Anregungen dafür gewinnen, die historischen Kontinuitäten von konfessionellen Kategorisierungen zu hinterfragen und ihre Verwendung in der modernen religions- und kulturgeschichtlichen Forschung angemessen zu reflektieren.

Konferenzübersicht:

Alexander Schunka (Berlin) / Sebastian Kühn (Berlin): Begrüßung und Einführung

Alexander Schunka (Berlin): Protestantische Begegnungsräume im 17. und 18. Jahrhundert

Xenia von Tippelskirch (Frankfurt am Main): Ekstatische Körper unter Beobachtung im Schweizer Refuge

Sebastian Kühn (Berlin): Lokale Religiosität, überregionale Netzwerke und die gelehrte Produktion von religiösen Gruppengrenzen. Die Generalin von Hallart zwischen Francke und Löscher

Eva Kowalská (Bratislava): Die ungarischen Exulanten als kulturelle Vermittler und Quelle von Streitigkeiten

Andreas Pietsch (Münster): Vergemeinschaftung durch Lektüre. Zu Praktiken der Selbst- und Fremdkategorisierung anhand von Autoren und Werken

Markus Friedrich (Hamburg): Plurale Katholizismen in der Frühen Neuzeit (Abendvortrag)

Juliane Engelhardt (Kopenhagen): Radical Pietism in Germany, Denmark, and Norway, 1690–1745

Lennart Gard (Berlin): Von keuschen Eheschwestern und Ehegemeinschaften unter Brüdern. Ehe und Sexualität in Korrespondenzen des heterodoxen Protestantismus um 1700

Adelisa Malena (Venedig): Building an “Imagined Community.” Networks, Forms of Communication and Shared Projects in Heinrich Wilhelm Ludolf's Ecclesia Universa. A Case Study

Jonathan Strom (Atlanta/Berlin): Conversion Narratives and the Transnational Protestant Imagination

Veronika Albrecht-Birkner (Siegen): Kommentar

Anmerkung:
1 Homepage des Projekts: https://www.geschkult.fu-berlin.de/e/fmi/bereiche/ab_schunka/Forschungsprojekte/Projekt_Plurale_Protestantismen (09.06.2023).

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