Quelle - email <H-Soz-u-Kult>

From: "Dr. Margarete Maurer, M.A." <margarete.maurer@univie.ac.at>
Submitted by: "H-ASEH@h-net.msu.edu" "American Society for Environmental History"
Subject: CFP: Naturbegriff kontrovers (x post H-ASEH)
Date: Thursday, March 20, 1997 8:37:19 MET


"Call for Papers" zum OEGPW-Symposium

"DER NATURBEGRIFF IN DER POLITISCHEN UND WISSENSCHAFTLICHEN KONTROVERSE",

gemeinsam veranstaltet von OEGPW, von OEsterreichischer UNESCO-Kommission, dem Oesterreichischen Institut fuer Internationale Politik (OEIIP) und dem Rosa-Luxemburg-Institut (RLI)

Zeit: Freitag/Samstag, den 14. und 15. November 1997
Ort: Institut fuer Hoehere Studien (IHS), Stumpergasse 56, A-1060 Wien.

Die OEsterreichische Gesellschaft fuer Politikwissenschaft (OEGPW) veranstaltet im Herbst d.J. ein internationales Symposium zum Thema "Der 'Natur'-Begriff in der politischen und wissenschaftlichen Kontroverse". Inhalt und voraussichtlicher Programmablauf werden im folgenden skizziert. InteressentInnen werden gebeten, sich direkt an die KoordinatorInnen zu wenden bzw. ihre Vorschlaege an diese zu senden (Ende der Einreichfrist fuer Vorschlaege/abstracts: Dienstag, 27. Mai 1997). Beitraege von Wissenschaftlerinnen, speziell mit feminstischer Arbeitsrichtung, sind besonders erwuenscht.

Kontaktpersonen:

Univ. Doz. Dr. Otmar Hoell
OEIIP
Schlossplatz 13
A-2361 Laxenburg
Tel. +43/2236/71 575-15
Fax +43/2236/72 514
Dr. Christian Schaller
Johannagasse 36/11
A-1050 Wien
Tel. +43/1/547 11 92
RLI, Dr. M. Maurer
Julius-Tandler-Pl. 5/26
A-1090 Wien
Fax (ab 13 Uhr) +43/1/3174929
E-mail: rli@iguwnext@tuwien.ac.at

Ausgangspunkte - Inhalte

Zu Ende des 20. Jahrhunderts wird rueckblickend gesagt werden koennen, dass die zentrale Herausforderung dieses Jahrhunderts das Grundproblem der "Natur" war. Die Konzepte von Raum und Zeit, den fundamentalen Kernbereichen der physikalischen Gesetze, die Erkenntnisse ueber die Strukturen der organischen und anorganischen Materie sowie die Auseinandersetzungen um die angemessenen wissenschaftlichen Methodologien haben staendige Umwaelzungen erfahren.

"Natur" ist dabei - ueber den naturwissenschaftlichen Rahmen hinaus - zum vorrangigen Objekt technischen und oekonomischen Handelns geworden. Sie wurde gleichermassen zum Gegenstand von Kunst und AEsthetik wie zum Objekt gesellschaftlicher Auseinandersetzung und Politik. Waehrend zunehmend mit technischen Mitteln veraendernd in sie - die "Natur" - eingegriffen wird und sie "reproduzierbar" gemacht werden soll -, ist gleichzeitig feststellbar, dass der Begriff "Natur" keine klaren oder gar eindeutigen und gesellschaftlich verbindlichen Konturen mehr besitzt.

Die Bevoelkerung oder "Menschheit" wird sich angesichts der globalen Umweltgefahren ihrer Verletzlichkeit und Eingebundenheit in die "Natur" bzw. in deren Kreislaeufe langsam und widerstrebend bewusst.

Den Herausforderungen dieser Entwicklungen sollte auch im wissenschaftlichen Diskurs vermehrt Rechnung getragen werden. Wir richten uns daher mit der Veranstaltung dieses Symposiums an ein interdisziplinaeres Fachpublikum und laden dazu ein, Fragen nach unterschiedlichen Naturverstaendnissen in den Natur- und Technikwissenschaften einerseits, in den kultur- und Sozialwissenschaften andererseits zu diskutieren und insbesondere die Kategorien des "Politischen der Natur" zu debattieren. Inwiefern und warum sind das Verstaendnis von "Natur" und der Umgang mit einem spezifischen Naturbegriff "politisch", insbesondere auch aus feministischer Sicht? Das Wort "politisch" meint hier "der Reflexion und dem Handeln von Individuen und Gesellschaften unterworfen" sowie "Denken und Handeln gleichzeitig gestaltend", und es reflektiert Macht- und Herrschaftsbeziehungen.

Ziel der Veranstaltung ist es, im Diskurs zwischen unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen - also im inter- und transdisziplinaeren Dialog - Antworten auf die oben genannten Fragen zu finden und Konsequenzen bzw. wuenschenswerte Alternativen zu vorherrschenden Paradigmen zu formulieren.

Geplantes Programm

Freitag 14.11.1997 - Eroeffnungs- und Hauptvortraege (N.N.)

Begruessung der TeilnehmerInnen und Vorstellung Motivation fuer die Veranstaltung, Vorstellung des Heftes 1996/2 der OEsterreichischen Zeitschrift fuer Politikwissenschaft (OEZP) Eroeffnungsvortrag zur Konstruktion und De-Konstruktion des Naturbegriffs (N.N.) Kommentare bzw. Gegenpositionen (Discussants, N.N.) Hauptvortrag (N.N.)

Samstag 15.11.1997 - Arbeitskreise

  1. Unterschiedliche Naturkonzeptionen in den "Natur-" und "Sozial-"wissenschaften - wissenschaftsgeschichtliche Dimensionen zum Begriffsverstaendnis von "Natur" und aktueller Naturbezug der Laborpraxis (Leitung: Dr. Margarete Maurer, Rosa Luxemburg-Institut; Dr. Matthias Weimayr, Politikwissenschaftler, Wien).
  2. "Natur" in der Biologismus- bzw. Essentialismusdiskussion: Naturkonzeptionen und deren Niederschlag in einzelnen Problem und Policy-Bereichen, wie z.B. Soziobiologie-Konzeptionen in der Migrationspolitik, Definition von "Ethnizitaet", Zusammenhang "Natur" und "Geschlecht" (Leitung: Univ.Prof. Dr. Barbara Holland-Cunz, Universitaet Giessen; Dr. Franz Seifert, Institut fuer Hoehere Studien, Wien).
  3. Zur "inneren Natur" des Menschen und zur Beherrschung / Emanzipation der "inneren Natur" (Leitung: Univ.Doz.Dr. Otmar Hoell, OEIIP, Laxenburg; Univ. Prof. Dr. Volkmar Lauber, Senatsinstitut fuer Politikwissenschaft, Universitaet Salzburg)
  4. "Natur" in OEkologie-Diskursen (Leitung: Dr. Guenther Sandner, Universitaet Salzburg).

In den Arbeitskreisen sollten insbesondere

a) kontroverse Positionen zum Naturverstaendnis und die damit verbundenen Interessen / Motivationen,
b) das "Politische" am Naturbegriff,
c) feministische Kritiken und Rekonstruktionen des Naturbegriffs bzw. von Naturkonzeptionen und
d) die Folgen und Konsequenzen des jeweiligen Naturverstaendnisses fuer die Politikwissenschaft (bzw. verwandte Disziplinen) einerseits und die Naturwissenschaften andererseits diskutiert bzw. erarbeitet werden.

Samstag 15.11.1997 - Plenum: Zusammenfassung der Arbeitskreisergebnisse und moeglicher Perspektiven

KooperationspartnerInnen
Bundesministerium fuer Wissenschaft, Verkehr und Kunst (angefragt)
Institut fuer Hoehere Studien (IHS)
Kulturabteilung der Stadt Wien/MA 7 (angefragt)
OEsterreichische UNESCO-Kommission
Rosa Luxemburg-Institut (RLI)


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