Michael Praetorius – Vermittler europäischer Musiktraditionen um 1600

Michael Praetorius – Vermittler europäischer Musiktraditionen um 1600

Veranstalter
Herzog August Bibliothek; Leitung: Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann (Hannover) und Arne Spohr (Wolfenbüttel)
Veranstaltungsort
Bibelsaal in der Bibliotheca Augusta
Ort
Wolfenbüttel
Land
Deutschland
Vom - Bis
22.09.2008 - 23.09.2008
Website
Von
Bauer, Volker

Michael Praetorius (1571/72–1621) war einer der produktivsten und vielseitigsten Musiker des 17. Jahrhunderts. Sein monumentales kompositorisches und musiktheoretisches Werk dokumentiert nicht nur seine intensive Auseinandersetzung mit fast allen um 1600 gebräuchlichen musikalischen Gattungen, es verrät auch seine umfassende Kenntnis europäischer Musiktraditionen jener Zeit, neben der deutschen vor allem derjenigen Italiens, Frankreichs und Englands. So war Praetorius einer der ersten deutschen Komponisten, die die aus Italien kommenden Stile der Mehrchörigkeit und der Monodie rezipierten und entscheidend zu ihrer Verbreitung in den deutschsprachigen Ländern beitrugen. Praetorius’ Bedeutung als musikkultureller Vermittler gründet sich jedoch nicht nur auf seine umfangreiche Publikationstätigkeit, sondern auch auf seine Rolle als Organisator deutscher Hofkapellen und als weitgereister kultureller und diplomatischer Agent in den Diensten von Fürstinnen und Fürsten.

Bislang fehlt eine umfassende Untersuchung seines Werks und seiner organisatorischen und kulturvermittelnden Tätigkeit. Das geplante Arbeitsgespräch wird der musikhistorischen Forschung einen längst überfälligen Impuls geben, diese Lücke zu schließen.

Die Untersuchung von Praetorius’ Rolle als „Vermittler europäischer Musiktraditionen“ soll auf zwei Ebenen geschehen: Zum einen wird sein Werk auf die Musiktraditionen befragt, die er rezipiert und an folgende Komponistengenerationen weitergibt. Diese Untersuchung wird anhand von Einzelwerken, Werkgruppen, bestimmten Gattungen und Stilen, aber auch anhand des umfangreichen musiktheoretischen Werks Syntagma Musicum (Wolfenbüttel 1615-1619) erfolgen. Zum anderen werden seine Tätigkeiten als Organisator und Vermittler von Repertoires und von Aufführungspraxis rekonstruiert. Dazu gehören sein Wirken als Kapellmeister am Wolfenbütteler Hof, als Kapellmeister „von Haus aus“ an den Höfen von Dresden, Bückeburg und Halle, seine Reisetätigkeit als Gutachter und Musiksachverständiger, als musikalischer Leiter bei bedeutenden politischen Anlässen wie dem Kurfürstentag von Naumburg (1614), seine Arbeit in den Diensten von Herzogin Elisabeth von Braunschweig und Lüneburg sowie als Akteur auf der politisch-diplomatischen Bühne.

Die Vorträge zu den genannten Aspekten dienen nicht nur dazu, der Bedeutung dieses Musikers für die deutsche Musikkultur des 17. Jahrhunderts schärfere Konturen zu verleihen; sie ermöglichen auch an seinem Beispiel vertiefte Einsichten in Mechanismen und Prozesse kulturellen Transfers und Austauschs in der frühen Neuzeit, die für die verschiedenen kulturwissenschaftlichen Disziplinen von grundsätzlichem Interesse sind.

Programm

Montag, 22. September 2008

09.00 Uhr Begrüßung

I. Grundlegendes

09.15 Uhr Susanne Rode-Breymann (Hannover) und Arne Spohr (Wolfenbüttel): Musiker als Agenten von Kulturtransfer in der Frühen Neuzeit

09.45 Uhr Siegfried Vogelsänger (Wolfenbüttel): Der Werdegang des Michael Praetorius zum Komponisten

10.30 Uhr Kaffeepause

10.45 Uhr Peter Hauge (København): Praetorius and politics – his connection to the Danish court

II. Michael Praetorius als musikkultureller Vermittler: Repertoire und Aufführungspraxis

11.30 Uhr Peter Holman (Leeds): Michael Praetorius as a collector of dance music

12.15 Uhr Thomas Synofzik (Zwickau): Michael Praetorius' Rezeption des italienischen Generalbasses

13.00 Uhr Mittagspause

14.30 Uhr Arne Spohr (Wolfenbüttel): Michael Praetorius und das englische Consort

15.15 Uhr Jeffery Kite-Powell (Tallahassee): Performance Forces and Italian Influence in Syntagma Musicum III

16.00 Uhr Kaffeepause

III. Michael Praetorius als musikkultureller Vermittler: Musiktheorie, Organologie

16.30 Uhr Alina Mazur (Posen): "Gloria Dei et voluptas hominum". Von der Natur der Musikinstrumente nach Michael Praetorius.

17.15 Uhr Franz Körndle (Weimar/Jena) Zu Michael Praetorius als Musiktheoretiker / Zu einem organologischen Aspekt im Syntagma musicum

Dienstag, 23. September 2008

IV. Michael Praetorius als musikkultureller Vermittler: Sein Werk

09.00 Uhr Barbara Wiermann (Leipzig): Die Sammlung „Polyhymnia caduceatrix et panegyrica“ des Michael Praetorius im Spiegel ihrer handschriftlichen Überlieferung

09.45 Uhr Ulf Wellner (Leipzig): Die Titelholzschnitte der Praetorianischen Drucke – Ein unbekannter Teil im Schaffen des MPC

10.30 Uhr Kaffeepause

V. Zur Rezeption von Michael Praetorius' Musik

11.00 Uhr Klaus-Peter Koch (Bergisch Gladbach): Die Rezeption des kompositorischen Werks von Michael Praetorius im östlichen Europa während des 17. Jahrhunderts

11.45 Uhr Steffen Voss (Hamburg): Michael Praetorius und Thomas Selle

12.30 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr Robin Leaver (Princeton, NJ): Praetorius's cantional settings of chorale melodies and their 17th century reprints as sources for J. S. Bach

14.45 Uhr Susanne Rode-Breymann, Jörg Breiding (Hannover), Peter Holman (Leeds), Manfred Cordes (Bremen): Roundtable-Gespräch: Praetorius heute aufführen / Performing Praetorius today

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr Karl-Jürgen Kemmelmeyer (Hannover): Praetorius – seine Bedeutung für das Musikland Niedersachen heute.
Impulsreferat mit anschließender Diskussion

Kontakt

Dr. Volker Bauer

Herzog August Bibliothek Postfach 1364 38299 Wolfenbüttel

bauer@hab.de


Redaktion
Veröffentlicht am
Autor(en)
Beiträger
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung