Von der Klasse zum Cluster. Zum Verhältnis von Medien, Messungen und Sozialität

Von der Klasse zum Cluster. Zum Verhältnis von Medien, Messungen und Sozialität

Veranstalter
Jan-Hendrik Passoth, Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld; Josef Wehner, Fraunhofer Institut Intelligente Analyse- und Informations- systeme (IAIS) und Universität Bielefeld
Veranstaltungsort
Universität Bielefeld - Senatssaal
Ort
Bielefeld
Land
Deutschland
Vom - Bis
30.01.2009 - 31.01.2009
Deadline
15.10.2008
Von
Jan-Hendrik Passoth

Von der Klasse zum Cluster – Zum Verhältnis von Medien, Messungen und Sozialität

Tagung des Arbeitsbereichs Mediensoziologie der Fakultät für Soziologie an der Universität Bielefeld

30.1. – 31.1.2009
Einladung und Call for Papers

Das Internet hat sich zu einem komplexen Datenraum entwickelt, der zunehmend von Computerprogrammen bevölkert wird, die Daten für ganz unterschiedliche Zwecke auswerten. Es sind vor allem die neuen Teilnehmerfreiheiten, also die vielfältigen Eingriffs- und Mitwirkungsoptionen im sogenannten Web 2.0, die es sinnvoll erscheinen
lassen, das Netz pausenlos zu „monitoren". Computertechnische Programme protokollieren inzwischen die Aktivitäten von Millionen von Netzteilnehmern, werten diese aus und bereiten die Ergebnisse in Gestalt von Rankings, Profilen und anderen numerischen Repräsentationen auf.
Die Einführung, Etablierung und teilbereichsspezifische Nutzung von spezifischen Kalkulationsverfahren, Zähltechniken und statistischen Auswertungsformen war von jeher eine entscheidende Komponente der Ausbildung moderner Gesellschaft gewesen. Zunächst waren es Formen der Messung und Verrechnung von Bürgern, Konsumenten oder Zuschauern, die unter der Bedingung massenmedialer Informations- und Redundanzverarbeitung besondere Zentralität erlangt haben: nämlich Häufigkeiten, Durchschnitte, Abweichungsmaße – Verteilungsmaße also, die auf massenhafte Vollerfassung bei weitgehend akzeptierten Informationsverlusten abzielen. Es ging darum zu erfahren, was die Mehrheit der Bürger meint, was möglichst viele Konsumenten kaufen und was möglichst viele Zuschauer sehen wollen. Unter Internetbedingungen sind es nicht mehr nur Top-Listen, Durchschnittsnutzungen und Häufigkeitsmaße, die beständig berechnet werden, sondern auch in Echtzeit aktualisierte Ähnlichkeitsmaße zwischen unterschiedlichsten Merkmalen, die wiederum zu komplexen Clusterungen und Profilbildungen führen.
Die Tagung soll dazu beitragen, den quantitativen wie qualitativen Wandel der Vermessung und Klassifizierung der Mediennutzer zu erfassen. Dazu wollen wir Vertreter verschiedener Disziplinen, die sich mit der hier skizzierten Thematik bereits befassen, zu einem Ideenaustausch einladen.
Folgende Fragestellungen sollen aufgegriffen und diskutiert werden:

- In welchem Verhältnis stehen Internetnutzer zu den statistischen Auswertungen ihrer Aktivitäten? Welche Relevanz haben für sie die Rankings, Listen und anderen Vergleichssysteme der von ihnen besuchten Plattformen im Netz? Welche Orientierungspotentiale werden durch solche numerischen Ordnungssysteme erschlossen und wie stehen diese zu anderen (realweltlichen) populärkulturellen Orientierungssystemen?
- In welches Verhältnis werden die Teilnehmer untereinander gebracht? Lassen sich kollektive Effekte aufgrund der Klassifizierung und Vermessung von Teilnehmeraktivitäten feststellen? Welche Auswirkungen hat es auf die Bildung von ähnlichen Präferenzen und Zugehörigkeiten etwa, wenn aufgrund von statistischen Auswertungen Angebote für Teilnehmer mit ähnlichen Profilen gefiltert werden?
- In welchem Verhältnis stehen „Dritte" zu den hier skizzierten Klassifizierungen und Taxonomien? Für wen bieten sich welche Einsichten in die Verteilungen und Dynamiken von Aufmerksamkeitsverteilungen, Kaufverhalten etc. im Internet? Eröffnen sich möglicherweise für gesellschaftliche Funktionsbereiche neue Inklusions- und Exklusionsformen?
- Welche soziologischen Begriffe und Theorien bieten sich an, diese und angrenzende Fragestellungen konsistent zu formulieren und zu untersuchen? Welche methodologischen Konsequenzen lassen sich daraus ziehen? In welche übergeordneten gesellschaftlichen Zusammenhänge und Trends lassen sich die hier angesprochenen Entwicklungen einordnen?
Zu diesen und angrenzenden Fragen sind Vortragsvorschläge im Umfang von ein bis zwei Seiten (max. 3000 Zeichen) erwünscht. Sie sollen bis spätestens
15. Oktober 2008
per eMail eingereicht werden bei
Dr. Jan-Hendrik Passoth
jan.passoth@uni.bielefeld.de

0521 - 106 4653
Universität Bielefeld
Fakultät für Soziologie
Postfach 100131
33501 Bielefeld

und

PD Dr. Josef Wehner
josef.wehner@iais.fraunhofer.de
0521 - 106 4221
02241 - 14 2559
Universität Bielefeld und
Fraunhofer Institut Intelligente
Analyse- und Informations-
systeme (IAIS)
Schloss Birlinghoven
53754 Sankt Augustin

Programm

Kontakt

Jan-Hendrik Passoth

Universität Bielefeld
Postfach 100131 - 33501 Bielefeld
0521 106 4653
0521 106 15 4653
jan.passoth@uni-bielefeld.de

http://www.uni-bielefeld.de/soz/medien/research.html