Handelsunternehmen und die Konstruktion von Märkten

Handelsunternehmen und die Konstruktion von Märkten

Veranstalter
Arbeitskreis kritische Unternehmens- und Industriegeschichte e.V. (AKKU) & Seminar für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität zu Köln
Veranstaltungsort
Neuer Senatssaal, Uni Hauptgebäude
Ort
Köln
Land
Deutschland
Vom - Bis
21.11.2008 - 22.11.2008
Deadline
15.10.2008
Website
Von
Reckendrees, Alfred

Handelsunternehmen stellen in modernen, ökonomisch differenzierten Gesellschaften die Beziehung zwischen Produzenten und Konsumenten her. Produzierende Unternehmen sind für die Beschaffung der Rohstoffe und Vorprodukte sowie den Absatz (und das Marketing) auf Handelsunternehmen angewiesen, die Konsumenten wegen der Bereitstellung des Warenangebots und der Warenauswahl. Produktmärkte werden durch den Handel erst konstruiert. Er internalisiert einen Teil der Nutzungskosten des Marktes (Transaktionskosten) unternehmerisch und bietet diese Leistung als ein eigenes „Produkt“ an. Handelsunternehmen besitzen daher für Marktökonomien eine konstitutive Funktion.
Dennoch sind Handelsunternehmen die großen Unbekannten für die historische Unternehmensforschung in Deutschland. Dies gilt in einem noch stärkeren Maße als für den Einzelhandel, für den sich die Forschungslage in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verbessert hat, für den Rohstoffhandel und den Großhandel. Die historische Unternehmensforschung in Deutschland ist durch eine bemerkenswerte Produktionslastigkeit gekennzeichnet, die vermutlich durch die industrielle Basis der deutschen Ökonomie zu erklären ist. Für die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung wurde dem Handel in der Regel eine der Produktion nachgeordnete, eine gleichsam dienende, seltener eine spezifische, ökonomisch nützliche unternehmerische Funktion attestiert. - Diese Wahrnehmung wurde in der Neusprache des Nationalsozialismus, die das „schaffende“ („arische“) und das „raffende“ („jüdische“) Kapital unterschied, diffamierend zugespitzt. Doch noch heute werden Handelsunternehmen, ihre Geschäftspraxis und ihre Gewinne oft skeptisch betrachtet.
Die Ausrichtung der historischen Unternehmensforschung an der Produktion und dem Finanzsektor ist aber nicht die einzige Ursache für den unbefriedigenden Forschungsstand, sondern Handelsunternehmen haben wenig archivalische Spuren hinterlassen. Sie waren und sind häufig zurückhaltend mit ihren öffentlichen und veröffentlichten Infor-mationen und wählten bis in die jüngste Vergangenheit in der Regel die Rechtsform nicht veröffentlichungspflichtiger Gesellschaften. Handelsunternehmen mit Archiven, bzw. Archivzugang, sind selten und wissenschaftlich fundierte Unternehmensgeschichten die Ausnahme. Für den Einzelhandel und insbesondere die Warenhäuser hat sich diese Lage in den letzten beiden Jahrzehnten zumindest etwas verbessert.
Dennoch beschäftigt sich die aktuelle Forschung für das 19. und 20. Jahrhundert und insbesondere für die frühe Neuzeit intensiv mit dem Handel und Handelsunternehmen bzw. mit Handelspraktiken und –techniken.
Die Tagung "Handelsunternehmen und die Konstruktion von Märkten" des Arbeitskreises für kritische Unternehmens- und Industriegeschichte und des Seminars für Wirtschafts- und Sozialgeschichte beabsichtigt eine Bestandsaufnahme aktueller Forschungen zur Geschichte von Handelsunternehmen und die theoretisch fundierte Analyse der spezifischen Funktionen der Handelsunternehmen bei der Konstruktion von Marktgesellschaften.

Veranstaltungsort: Neuer Senatssaal, Universität zu Köln (Uni-Hauptgebäude).
Albertus Magnus Platz
50923 Köln

Teilnahmegebühren werden nicht erhoben, doch wegen der begrenzten Teilnehmerzahl wird um eine Anmeldung gebeten.

Anmeldungen bis zum 15. Oktober
-> Hendrik Fischer (fischer@wiso.uni-koeln.de), 0221-470-2871

Übernachtung
Es ist ein Zimmerkontingent in einem einfachen Hotel reserviert (40-55 €); Reservierung ist bis zum 20. September erforderlich; näheres nach der Anmeldung

Programm

Freitag, 21. November

13,30
Toni Pierenkemper (Köln)/ Alfred Reckendrees (Kopenhagen): Begrüßung
Alfred Reckendrees (Kopenhagen): Einführung. Die Geschichte von Handelsunternehmen. Eine Black-Box?
14,00
1. Sektion: Globaler Großhandel
Alexander Engel (Göttingen): Bunte Geschäfte. Der Strukturwandel von Farbstoffhandel und -aufbereitung im 19. Jahrhundert
Julia Laura Rischbieter (Göttingen): Die institutionelle Basis globalen Handel(n)s: Kaffeegroßhandel und Händler in Hamburg
Kommentar: Christian Kleinschmidt (Paderborn)
Diskussion

16,15
2. Sektion: Handel und Massenproduktion
Richard Vahrenkamp (Kassel): Automobilhandel in Deutschland, 1920-30. Teil des „Systems Automobil“ und Anstoß für die Dienstleistungsgesellschaft
Karsten Linne (Hamburg) - angefragt: Die Handelsorganisation der bundesdeutschen Automobilindustrie
Kommentar: Dieter Ziegler (Bochum)
Diskussion

18,15 Verleihung des AKKU-Nachwuchspreises
18,30 AKKU – Jahreshauptversammlung 2008
20,00 Gemeinsames Abendessen

Samstag, 22. November
9,15
3. Sektion: Gewerbliche/Industrielle Produktion und internationaler Handel – eine diachronische Betrachtung
Stefan Gorißen (Bielefeld): Differenzierung und Spezialisierung im Fernhandel des 17./18. Jh. Zur Bedeutung des Kommissions- und Speditionshandels
Christof Dejung (Konstanz): Maschinen für Asien. Das Importgeschäft der Handelsfirma Gebrüder Volkart mit elektrotechnischen Anlagen (1880er-1950er Jahre)
Michael Wortmann (Berlin): Hersteller, Einzelhändler und Importeure. Zur Entwicklung des global sourcing im Bekleidungssektor
Kommentar: Werner Plumpe (Frankfurt)
Diskussion

14,30
4. Sektion: Entwicklungstendenzen im Einzelhandel
Nils Busch-Petersen (Berlin): Warenhausunternehmem und Unternehmer (Arbeitstitel)
Lydia Nembach-Langer (Köln): Selbstbedienung. Amerika - Deutschland
Ralf Banken (Frankfurt): Die Konzentration der Warenhäuser in der Bundesrepublik
Kommentar: Jan-Otmar Hesse (Göttingen)
Diskussion

Schluss der Veranstaltung ca. 17,00

Die Tagung wird durch die Kaufhof Warenhaus AG finanziell unterstützt.

Kontakt

Hendrik Fischer
Arbeitskreis kritische Unternehmens- und Industriegeschichte
Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Universität zu Köln
0221-4702871
0221-4705092
fischer@wiso.uni-koeln.de


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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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