Theoretische Ansätze und Konzepte der Sozialen Bewegungs-Forschung in den Geschichtswissenschaften

Theoretische Ansätze und Konzepte der Sozialen Bewegungs-Forschung in den Geschichtswissenschaften

Veranstalter
Institut für soziale Bewegungen, Ruhr-Universität Bochum
Veranstaltungsort
Haus der Geschichte des Ruhrgebiets
Ort
Bochum
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.04.2009 - 04.04.2009
Deadline
20.07.2008
Von
Helke Stadtland/Jürgen Mittag

Das Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum plant, vom 2.-4. April 2009 eine wissenschaftliche Tagung zum Thema „Theoretische Ansätze und Konzepte der Sozialen Bewegungs-Forschung in den Geschichtswissenschaften“ auszurichten. Übergeordnetes Ziel der Tagung ist es, Stand und Perspektiven der historischen Bewegungsforschung mit Blick auf theoretische und konzeptionelle Perspektiven zu diskutieren. Zu diesem Zweck sollen gängige Theoreme der Bewegungsforschung einer näheren Betrachtung unterzogen werden sowie sozialwissenschaftliche Ansätze auf historische Fragestellungen und Quellen „projiziert“ und im Hinblick auf ihre analytische Tragweite analysiert werden.

Die wichtigsten Theoreme, über die auf der Tagung hinsichtlich ihrer historischen Tragfähigkeit diskutiert werden soll, sind:
1) der Structural Strains-Ansatz, der die Entstehung sozialer Bewegungen auf − äußere − sozialstrukturelle und gesellschaftliche Wandlungsprozesse und Umbruchssituationen zurückführt,
2) das Konzept der kollektiven Identität, welches einen inneren Zusammenhalt der Gemeinschaft und eine Abgrenzung nach außen als zentral für die Mobilisierung sozialer Bewegungen ansieht,
3) der Framing-Ansatz, der beschreibt, wie Deutungsrahmen von Bewegungen hinsichtlich Protestanlass, -ziel und Adressaten konstruiert werden,
4) der Ansatz der politischen Gelegenheitsstrukturen, welcher das Auftreten und die Formen von Protest vor dem Hintergrund der jeweiligen politischen Gegebenheiten erklärt, und
5) der Ansatz der Ressourcenmobilisierung, der sich auf die mobilisierbaren materiellen, ideellen und personellen Ressourcen konzentriert.
6) Des Weiteren soll die Tragfähigkeit einer Typologie von Handlungs- und Aktionsformen sowie Kampagnenformen erörtert werden.
7) Auch die Relevanz von organisationssoziologischen Überlegungen, vor allem im Hinblick auf die Frage der Institutionalisierung von sozialen Bewegungen und ihrer Dauerhaftigkeit ist angesichts des Spannungsfeldes von festen und fluiden Organisationselementen von Relevanz.
8) Schließlich geht es darum, den Nutzen von systemtheoretischen Ansätzen für die Bewegungsforschung auszuloten.

Es ist geplant, dass die hier skizzierten Theoreme jeweils mit Hilfe einer empirischen Fallstudie zu einer Bewegung erprobt und hinsichtlich ihrer Einsetzbarkeit in der historischen Forschung diskutiert werden. Zur Auswahl stehen etwa Arbeiterbewegungen, Anti-Sklavereibewegungen, Prohibitions- und Lebensreformbewegungen, Menschenrechtsbewegungen, Dekolonisations- und Eine-Welt Bewegungen, Frauen-, Umwelt- und Friedensbewegungen, die Anti-AKW-Bewegungen, Schwulen- und Lesbenbewegungen, Anti-Globalisierungsbewegungen, Hausbesetzer und Autonome, die "1848er" und die "1968er", die DDR-Bürgerrechtsbewegungen, totalitäre, faschistische und rechtsradikale Bewegungen sowie religiöse Bewegungen.

Die Tagung beabsichtigt in diesem Zusammenhang, die bisher kaum miteinander verknüpften Forschungsergebnisse von Sozialwissenschaften und Historiografie über soziale Bewegungen enger zusammenzuführen. In erster Linie gilt es zu prüfen, welche Aspekte der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung für geschichtswissenschaftliche Ansätze zu sozialen Bewegungen nutzbar gemacht werden können. Darüber hinaus soll aber auch das empirische Fundament sozialwissenschaftlicher Forschung durch den Rekurs auf historiografische Quellen erweitert werden. Mit diesem inhaltlichen und disziplinären Brückenschlag ist beabsichtigt, die Chancen für eine erweiterte theoretisch-konzeptionelle Grundlage der historischen Bewegungsforschung auszuloten.

Die Tagung wird vom Institut für soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum ausgerichtet und soll vor allem jüngere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem deutschen Sprachraum zusammenführen. Moderiert und kommentiert werden die Beiträge von einer begrenzten Anzahl erfahrener Historiker und Sozialwissenschaftler.

Reise- und Übernachtungskosten sowie die Verpflegung während der Tagung werden von den Organisatoren übernommen.
Papiere für die Tagung sollten auf einer Länge von ein bis zwei Seiten die Fallstudie und den gewählten Ansatz skizzieren. Besondere Beachtung sollte dabei den Erkenntnischancen und -grenzen des gewählten Ansatzes gewidmet werden.

Papiere sollten bis zum 20. Juli 2008 via mail an Dr. Helke Stadtland (helke.stadtland@rub.de) oder Dr. Jürgen Mittag (juergen.mittag@rub.de) gesendet werden, die seitens des Instituts für soziale Bewegungen auch für etwaige Rückfragen zur Verfügung stehen. Rückmeldungen erfolgen in der zweiten Augustwoche.

Programm

Kontakt

Institut für soziale Bewegungen

http://www.ruhr-uni-bochum.de/isb/
Redaktion
Veröffentlicht am
Beiträger
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
Sprache der Ankündigung